Erpressung



Helena wusch sich gründlich die Hände und desinfizierte sie, bevor sie die entsprechenden Handschuhe anzog und in den OP-Raum ging. Die zwei assistierenden Krankenschwestern hatten bereits alles für die bevorstehende Operation vorbereitet. Skalpell, Nadeln, Schläuche und andere Utensilien befanden sich fein säuberlich auf einem Tisch sortiert, so wie sie es mochte. Sie hörte die Tür ein weiteres Mal aufgehen und hob kurz den Kopf, um ihren Kollegen zu begrüßen. Der jüngere Arzt würde ihr heute über die Schultern sehen. Der Eingriff war zwar nicht wirklich komplex, aber irgendwo musste man ja in der Chirurgie anfangen und die schwarzhaarige Ärztin hatte nichts dagegen einzuwenden.

"Sind wir soweit?", fragte ihr Kollege. Sie nickte. "Es fehlt nur noch unser Patient. Er verspätet sich wohl etwas.", mutmaßte Helena und sah auf die Uhr, welche über der Tür ging. Normalerweise war ihr Team immer pünktlich.

Nachdenklich besah sie sich erneut die Utensilien. Alles soweit korrekt. Als sich die Tür öffnete, hob sie nicht den Kopf. Sie hörte mehrere Schritte, der junge Arzt nahm wohl den Neuankömmlingin -

Ein markerschütternder Schrei ertönte.

Erschrocken schoss Helenas Kopf nach oben, nur um den jungen Arzt bewusstlos zu Boden fallen zu sehen. Somit hatte sie einen perfekten Blick auf die geladene Pistole, welche nun direkt auf sie gerichtet wurde.


Ihr Puls verdoppelte sich, während sie äußerlich die Ruhe zu bewahren versuchte. Ihre Augen wanderten langsam von der Pistole zum Träger der Waffe. Ihr Blick kreuzte sich mit dunkelblauen Pupillen und einer ernsten Grimasse. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass dieser Mann vor ihr alles tun würde - wirklich alles. Ein wehleidiges Keuchen lenkte ihre Aufmerksamkeit auf einen zweiten Mann. Dieser hing mehr oder weniger an der Seite des Schwarzhaarigen mit der Pistole.

Die roten Haare fielen ihm ins Gesicht, seine gesamte Körperhaltung sprach für sich. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Nachdem Helena die Blutstropfen am Boden gesehen hatte, wusste sie auch, was nicht stimmte.


"Mein Freund ist angeschossen wurden. Du wirst ihm die Kugel entfernen. Sofort. Keine Spielchen!" Die kalte Stimme lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder zu dem größeren Mann mit der Waffe. "Meine Assistenten?", fragte sie im Gegenzug. Ohne eine assistierende Hand bräuchte sie doppelt so lange und es wäre um einiges heikler. Mal davon abgesehen, dass sie unbedingt die Ruhe bewahren musste, sonst würde es ihr das Leben kosten. Zu 100 %.

"Nur du und ich. Es kommt keiner rein und keiner raus. Wenn er stirbt, stirbst du auch." Helena schluckte. Sie atmete tief ein und aus, dann nickte sie langsam. "Heißt das, du wirst mir assistieren...?" Ein Nicken war die Antwort.

Sie wusste, dass der Schwarzhaarige nichts weiter sagen würde. Außerdem lief dem Rothaarigen die Zeit davon, so schnell, wie sich die Blutlache unter ihm ausbreitete. Also entschied sich Helena innerhalb von Bruchteilen und hob ihre Hände. Sie lief auf die Beiden zu, schnappte sich die andere Seite des blutenden Mannes. Der Schwarzhaarige schaltete schnell.


So konnten sie den Rothaarigen schnell auf den schon vorbereiteten OP-Tisch wuchten. "Welche Blutgruppe?", fragte sie. Ein Blick auf die Wunde und sie atmete erneut tief ein und aus. Das würde nicht leicht werden. Vor allem nicht unter diesen Umständen. Im Augenwinkel sah sie ihren bewusstlosen Kollegen herumliegen.


Ja, so würden wohl die meisten Ärzte reagieren. Spätestens bei dieser lebensbedrohlichen Wunde.

Doch nicht sie!


Helena C. Crownwell kapitulierte nie!


"B Rhesus negativ."

Die Antwort des Schwarzhaarigen riss sie aus ihren Gedanken. Schnell drehte sie sich um, suchte im Kühlschrank die richtigen Blutbeutel. Zuerst wollte sie nur zwei herausnehmen, nach einem Blickgriff sie zum dritten. Eine Vene war schnell gefunden, genauso schnell hatte sie auch den Zugang gelegt. Zusätzlich gab sie ein Betäubungsmittel dazu. Es wäre absolut nicht gut, sollte der Mann aufwachen, während sie ihre Hände wortwörtlich tief in seinem Inneren hatte.

Geschickt schloss sie den Rothaarigen an weiteren Geräten an. Herz, Gehirnströme. Sie musste alles im Blick haben.


(Folgendes ist nichts für schwache Mägen - ja ich werde mich daran probieren und ein klein wenig ins Detail gehen. Ich bin kein Arzt, also sorry, wenn was falsch ist xD)


"Wie viele Kugeln?", erhob sie erneut das Wort, setzte ihren Mundschutz auf und griff zum Skalpell. Der Schwarzhaarige hatte das weiße Hemd des Rothaarigen bereits aufgeschnitten. "Zwei oder drei. Rippengegend. Mit etwas Glück-" "hat es nur dieRippen getroffen und keine wichtigen Organe dahinter. Ja... das wäre auch die einzige Erklärung, warum er noch lebt. Aber eine Blutader hat es auch erwischt." Sie schnitt bereits die erste Hautschicht auf, während sie redete.


Dabei war sie überrascht von sich selbst. So sehr wie ihr Puls auch in ihrer Brust hämmerte, ihre Finger zitterten keinen Millimeter.


Sobald sie die erste Hürde genommen hatte, legte sie das blutende Skalpell von sich. Beinahe hätte sie sich schon bei ihrem Erpresser bedankt, als dieser ihr das richtige Werkzeug gab, ohne dass sie ein Wort gesagt hatte. Beinahe. Routine wahrscheinlich.


Mit Fingerspitzengefühl und immer ein Auge auf die Herz- und Gehirnströme des Patienten habend, näherte sie sich dem Objekt derBegierde. Dann schob sie ihre Lupenbrille auf die Nase. Vielleicht nicht typisch im OP-Saal, aber bei solchen Eingriffen extrem praktisch. So erkannte sie die Kugel und die gebrochene Rippe. Andere wären bei dem Anblick wohl vor Erleichterung in Tränen ausgebrochen, allerdings hatte sie noch zwei Kugeln vor sich.

Die Kugel landete leise klirrend auf dem Beistelltisch und saute diesen fürchterlich ein. Helena kümmerte das nicht. Stattdessen nahm sie sich schon die nächste Kugel vor, konnte diese auch ohne Zwischenfälle entfernen. Bei der dritten Kugel tat sich dann ein blödes Problem auf. So blöd, dass sie sich auf die Lippen bis und ihre Stirn runzelte. "Scheiße", fluchte sie leise.


Helena hatte das letzte Mal vor Jahren geflucht.

Sie war immerhin die Beste in ihrem Fach - mal abgesehen vonTrafalgar Law. Der war noch einen Tick besser. Bastard.


"Was ist?", fragte der Schwarzhaarige. Lauernd? Besorgt? Sie achtete nicht auf die Tonlage. "Die Kugel hat die Blutader durchtrennt, blockiert sie aber auch gleichzeitig. Wenn ich sie entferne, fließt das Blut in Strömen. Er verliert zu viel Blut, bis ich den Blutfluss stoppen könnte." "Ein Organ ist nicht betroffen?" Die rauchige Stimme des Schwarzhaarigen klang immer noch ruhiger als sie es erwartet hätte. "Gerade wünschte ich, es wäre ein Organ und keine verdammte Ader. Aber nein. Ist nicht betroffen." Sie nagte mittlerweile an ihrer Unterlippe.

Ihr Blick glitt zu den Herzwerten. Noch sah alles relativ stabil aus... wobei was hieß relativ. Die Werte schwankten ihr zu sehr, doch unter diesen Umständen musste es einfach gehen.

Ihre Augen wanderten weiter und blieben an dem Schwarzhaarigen hängen. Hätte sie ihr Team um sich herum gehabt, hätte sie durchaus eine Lösung. Doch da wusste sie auch, dass ihr Team kompetent genug war und sie unterstützten würde....

"Ich bin mehr oder weniger auch vom Fach. Also denk nicht, sondern teile deine Lösung mit mir.",  grummelte der Mann  plötzlich. Überrascht weiteten sich ihre Augen für einen Moment, bis ein Lächeln auf ihr Gesicht trat. "Gut. Aber du musst dafür  deine hübsche Pistole weglegen. Du brauchst zwei Hände." Sie konnte seine Gedankengänge regelrecht mitverfolgen, bis er sich wohl  dazu entschied, dass das Leben seines Freundes die größere Priorität hatte. Ein lautes "Yasopp!", ertönte und die Tür öffnete sich erneut. Ein Typ mit Rasterlocken und Gewehr betrat  den OP-Raum. Verwirrt sah er sie an, dann den Rothaarigen und dann den Schwarzhaarigen. Letzterer nickte zu Helena. "Pass auf. Knall sie ab, wenn sie mich absticht."


"Na danke auch...", nuschelte sie leise, bevor sie dem Schwarzhaarigen die kommenden Schritte erklärte.

"Das Timing ist extrem wichtig!", wiederholte sie eindringlich. Mittlerweile steckten sie beide mit den Instrumenten im Inneren des Rothaarigen. Ein Nicken reichte Helena. Auf ihr Signal hin zog sie die Kugel raus, während der Schwarzhaarige gleichzeitig die Ader schloss. Blut spritze trotzdem.

So schnell wie sie konnte, übernahm Helena den Job desSchwarzhaarigen und nähte geschickt die  Wunden zu. Dann überprüfte sie die Blutwerte, die Herz-und Gehirnströme. Als alles passte und sie einen letzten Blick auf den Rothaarigen warf, stöhnte sie  erleichtert. "Okay.... das wäre wohl geschafft."

"Noch nicht ganz. Wir müssen hier raus. Und du...", er nickte ihr zu, "Kommst mit!"

Helena blinzelte. Mehrmals. Für mehr blieb keine Zeit. Schon wurde sie am Arm gepackt und herumgedreht. Als sie spürte, wie ihre Hände gefesselt wurden, schaltete sie um. "M-o-oment! Der Patient darf noch nicht bewegt werden, die Naht könnte aufgehen! Und außerdem...ahhh lass mich wenigstens die blutigen Handschuhe ausziehen, das ist ekelhaft!" Wie schnell sich ihre Prioritäten ändern konnten. Kurz stockte es in ihrem Rücken, dann wurde an den Handschuhen gezogen. Achtlos landeten sie auf den Boden und Helena wurde gefesselt herumgedreht und stolperte in Richtung des Typen mit dem Gewehr. "Knebeln und Augen verbinden. Lou soll sie tragen. Ich pack noch ein wenig was zusammen. Sie sollen sich bereit machen!" Ohne Umschweife wurde der eindeutige Befehl ausgeführt.

Helena blieb nichts anderes übrig, als die Prozedur über sich ergehen zu lassen. Das letzte, was sie sah, waren die roten Haare ihres Patienten. Da kam ihr etwas in den Sinn.


Hatte der aktuell  gefährlichste Kriminelle im Land nicht auch rote Haare und diese  charakteristischen Narben im Gesicht?


Shanks Le Roux - der Boss der RedHair-Pirates.


~°~

Hey ihr ^^

ich bin es wieder mit einer neuen FF :3 ich hoffe, es hat euch gefallen. Lasst doch sehr gerne ein Sternchen und einen Kommentar da ^^

lg tiger


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