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Jisung PoV

"Sehen wir uns heute Abend noch mal?", fragte Minho, als er mich bei mir zu Hause absetzte. Es war Montagmorgen und eigentlich hatte ich nicht geplant noch einmal bei ihm zu schlafen, aber es hatte sich dann halt irgendwie so ergeben. So standen wir nun vor dem Eingang des Tattoostudios. Er hatte seine Hände an meinen Hüften und ich meine an seinem Nacken.

"Das fände ich schön. Soll ich dir einfach schreiben, wann ich kann?"

"Klingt am einfachsten. Darf ich dich dann zum Abendessen ausführen?"

"Verlockeder Einfall, Herr Lee. Zu gerne."

"Warum hole ich Sie dann heute Abend nicht einfach gegen 8 Uhr ab, Herr Lee?"

"Noch nicht, Minho. Noch nicht.", lachte ich. "Erst muss geheiratet werden. Aber 8 Uhr klingt sehr gut."

"Dann haben wir ein Date."

"Ja, das haben wir.", antwortete ich und zog ihn zu mir, um ihm einen liebevollen Kuss zu geben. "Ich freue mich schon darauf. Und das nächste Mal führe ich dich aus."

"Einverstanden."

"Bis nachher, Minnie."

"Bis nachher, mein Kleiner.", erwiderte er und gab mir noch einen Kuss, bevor er ins Auto stieg und losfuhr. Ich sah ihm noch hinterher, ehe ich ins Studio ging. Eigentlich war ich schon 5 Minuten zu spät, aber das war schon mal in in Ordnung, oder nicht? Der Kunde, den ich tattoowieren sollte, war schon da und sah ziemlich genervt aus.

"Sie können mir gleich einmal folgen, dann können wir uns sofort um Ihr Tattoo kümmern.", meinte ich und bemühte mich, so freundlich zu bleiben wie möglich. Einfach an Minho denken...

"Sie wollen mich tattoowieren?", meinte der Mann.

"Gibt es ein Problem dabei...?", fragte ich unsicher.

"Ich lasse mich doch nicht von einem Schwulen an meinem Oberschenkel anfassen. Das... Einfach nein. Ich hab doch genau gesehen, wie sie mit dem anderen Typen geknutscht haben. Ist ja ekelhaft..."

"Bitte was?! Sie wollen nicht, dass ich sie tattoowiere, weil ich auf Männer stehe?"

"Richtig. Nachher rutscht Ihnen da noch die Hand ein Stück zu hoch oder so. Ihr Schwulen seid doch alle sexuell nur frustriert, weil ihr keine Frauen abbekommt."

"Was soll das denn jetzt heißen?! Falls Sie es nicht nicht mitbekommen haben sollten: Das eben war mein Verlobter. Und glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, wenn ich eins nicht bin, dann sexuell frustriert! Wir haben so oft viel besseren Sex, als Sie in Ihrem Leben jemals haben werden! Er ist ein fucking Gott, wenn es darum geht! Und jetzt bitte ich Sie darum zu gehen, ansonsten werfe ich Sie hier eigenhändig raus! Für Homophobie sind Sie definitiv am falschen Ort!"

"Ich hatte sowieso nicht vor, noch zu bleiben. Man kann ja nie wissen, was andere als nächstes tun.", meinte er und ging. Am liebsten hätte ich ihm noch eine Vase hinterher geschmissen, doch die einzige Vase, die ich besaß, war die von Minho, in der ich die Blumen mal wechseln musste, und die war mir zu wertvoll.

"ARGGH! Warum sind Menschen nur so dumm?!", rief ich, als ich in unseren kleinen Raum ging, und sah in die erschrockenen Augen von Chan, der gerade mit einer Kundin da saß und anscheinend mit ihr ihr Tattoo besprach und mich nun mehr oder weniger verstört ansah.

"Oh tut mir leid...", meinte ich ein wenig verlegen.

"Ist schon okay, Ji. Ich hätte genauso reagiert, wenn ich an deiner Stelle gewesen wäre.", meinte Chan. "Geh ruhig hoch und reg dich ein bisschen ab."

"Was hat man alles gehört?", fragte ich.

"Uhm... Alles?"

"Das tut mir so leid. Oh Gott...", entschuldigte ich mich bei Chan's Kundin. "Ich wollte nicht, dass Sie das hören. Wirklich nicht. Es ist nur so... So..."

"Ji, geh hoch und entspann dich ein wenig, ja? Du hast ja jetzt ziemlich viel Zeit. Du kannst heute Mittag auch Minho besuchen und ihm was zu essen vorbeibringen. Da freut er sich bestimmt."

"Mach ich.", antwortete ich und ging in unsere Wohnung, wo ich schnell Minho schrieb, wann er Mittagspause machte. Er hatte heute Vormittag vor zu trainieren und hatte dann heute Nachmittag selbst Unterricht, den er geben musste, deshalb konnte ich ihn zwischendurch besuchen.

Kurze Zeit später sah ich auch, dass Minho heute Morgen noch eines der Bilder von seinem Tattoo gepostet hatte, auf dem ich markiert war. Es war das Bild, auf dem ich ihm einen Kuss auf die Wange gab. Als Unterschrift hatte er ein "re-united ❤️ Love my talented boy" gewählt, was mich lächeln ließ. Ich kommentierte ein "Love you too 💕" und beschäftigte mich dann, indem ich mich an meinen Schreibtisch setzte und zeichnete.

Es klopfte an meiner Tür und Changbin kam rein.

"Jisung, kann ich mit dir reden?"

"Ja, klar. Setz dich."

Er setzte sich auf mein Bett und ich drehte mich mit dem Stuhl zu ihm.

"Was willst du mir denn erzählen, Bin?"

"Ich will dir meine Reaktion von gestern erklären, weil ich denke, dass es etwas ist, was du wissen solltest."

Ich nickte und sah ihn aufmerksam an. Er holte einmal tief Luft und setzte wieder zum Reden an.

"Jisung, ich liebe dich.", meinte er und sah mich schuldbewusst an.

"Was....? Aber-... Was ist mit Felix?", fragte ich verwirrt.

"Ich liebe dich und Felix gleichermaßen. Und ich weiß, dass du einzig und allein Minho liebst. Zwischen uns hätte sowieso nie etwas sein können und deshalb sollte ich dich nicht lieben. Es tut mir leid, Jisung... Das ist falsch."

"Also bist du eifersüchtig auf Minho...?", fragte ich, woraufhin er nickte.

"Es fühlt sich einfach so verdammt unfair an. Er taucht hier auf einmal auf und sofort macht es bei euch beiden 'Klick' und keine zwei Wochen später seid ihr verlobt und wollt heiraten, vielleicht sogar Kinder haben, während ich auf zwei Leute gleichzeitig stehe und trotzdem nichts zu funktionieren scheint. Was ist denn falsch mit mir?", fragte er und sah aus, als ob er gleich weinen musste, weshalb ich zu ihm ging und ihn umarmte.

"Es ist nichts falsch mit dir, Changbin. Wenn du mich und Felix magst, ist das doch okay. Daran ist nichts Verwerfliches... Dass ich dich nicht liebe, heißt nicht, dass du nicht liebenswert bist. Es heißt nur, dass jemand anderes für dich bestimmt ist. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser jemand Lix ist."

"Felix will jemanden, der loyal ist. Er will, dass er der einzige für seinen Partner ist. Egal wie sehr ich auch versuche, über dich hinweg zu kommen."

"Hast du denn mit ihm darüber geredet?"

"Nein..."

"Dann solltest du das tun. Vielleicht kann er es ja akzeptieren, wenn du ihm sagst, dass du nichts mehr für mich empfinden willst. Das würde ich mir jedenfalls für euch wünschen."

"Danke, Jisung..."

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