[04]
Jisung PoV
"Jisung?!", wurde ich gerufen und zuckte zusammen, als jemand seine Hand auf meine Schulter legte. Sofort setzte ich meine Kopfhörer ab und sah erschrocken in Chan's Gesicht.
"Musste das sein?", fragte ich und realisierte erst jetzt, wie laut meine Musik eigentlich gewesen sein musste, denn ich konnte noch jedes einzelne Wort genauestens verstehen.
"Was war denn da vorhin los...? Du hast so plötzlich angefangen rumzuschreien, dass meine Kundin fast einen Herzinfarkt bekommen hat."
"Minho war los.", murmelte ich.
"Aber ist das nicht gut...? Du hast ihn doch vermisst, oder nicht?"
"Er wollte es covern lassen, Chan. Ich bin ihm egal.", schniefte ich und ließ mich von Chan in die Arme ziehen.
"Hey, Jisung... Ich bin mir ziemlich sicher, dass du ihm nicht egal bist. Sonst hätte er doch nicht versucht, es zu erklären."
"Du hast das mitbekommen?"
"Das ganze Studio hat das mitbekommen.", antwortete er belustigt. "Keine Sorge, er wird dir schon noch zeigen, dass du ihm etwas wert bist."
"Er hat mich geküsst...", meinte ich leise.
"Siehst du? Du bedeutest ihm noch etwas. Er hätte dich sonst nicht geküsst. Du kennst ihn doch."
"Ja, das dachte ich auch. Ich geh hoch. Mich ausruhen."
"Mach das."
Er wuschelte mir durchs Haar, ehe ich mich auf den Weg zu der Hintertür machte, die in den Flur führte.
Wir hatten über dem Studio eine zweite Etage, die in unsere Wohnung führte. Wir lebten hier zu dritt, was uns die Arbeitszeiten deutlich erleichterte, da wir nicht noch hierher fahren mussten. Außerdem sparten wir so Geld, da nicht jeder alleine die Miete seiner Wohnung bezahlen musste. Alles in allem hatte unsere kleine WG also nur Vorteile. Damit, wenn andere Besuch hatten, kamen wir auch ziemlich gut klar, da es eh nicht oft vorkam. Ab und zu kam Felix, einer meiner alten Freunde und Changbin's Crush, seit ich ihn kenne, oder vielleicht jemand aus der Familie vorbei, aber ansonsten hatten wir nie Besuch.
Ich kickte meine Schuhe von den Füßen und warf mich auf mein Bett, wo ich mein Gesicht im meinem Kopfkissen vergrub.
"Was machst du nur mit mir, Lee Minho?", nuschelte ich in mein Kissen und drehte mich auf den Rücken.
Es klopfte an meiner Tür und Changbin kam rein.
"Hey, Ji. Ich hab was für dich. Also nicht ich, aber das hier wurde für dich abgegeben und ich überbringe es jetzt.", meinte er, legte einen Karton und einen kleinen Blumenstrauß auf mein Bett und setzte sich auf die Bettkante.
"Von wem ist es?", fragte ich, obwohl ich es mir schon denken konnte.
"Das weißt du vermutlich am besten. Ich hab das Paket nur draußen stehen sehen und es steht dein Name drauf, also denke ich, dass du weißt, von wem es ist."
"Danke, Changbin."
Er blieb sitzen und sah mich erwartungsvoll an.
"Willst du noch irgendwas?", fragte ich irritiert.
"Ich will auch wissen, was in dem Karton ist.", gestand er. Er war ziemlich neugierig was Geschenke anging, selbst wenn sie nicht für ihn waren. In der Hinsicht verhielt er sich manchmal wie ein Kleinkind und nicht wie ein erwachsener Mann.
"Steht da 'Changbin' drauf oder 'Jisung'?", ärgerte ich ihn, woraufhin er schnell zu meinem Schreibtisch lief, einen Stift nahm und seinen Namen auf das Geschenkpapier schrieb.
"Okay, darf ich jetzt sehen, wie du es aufmachst?", grinste er. "Bitte, bitte, bitte."
"Na gut, darfst du.", gab ich nach und öffnete das Paket. Dort drinnen befanden sich ein Brief und eine Vase. Ich nahm mir den Brief und stellte den Karton beiseite.
"Uhh die Vase gleich mit zu den Blumen. Wie praktisch. Wir sollten sie unten auf den Tresen stellen, damit er nicht mehr so leer aussieht, findest du nicht?", meinte er begeistert.
"Mach damit, was du willst.", meinte ich und konzentrierte mich stattdessen darauf, mit meinen leicht zitternden Händen den Brief zu öffnen.
"Okay, sehr gut. Dann stelle ich sie nach unten.", antwortete er und verschwand mit den Blumen. Ich laß mir die Worte auf dem Papier durch, die offensichtlich von Minho kamen.
Jisungie,
ich weiß, dass ich einen sehr großen Fehler gemacht habe. Naja, eigentlich nicht nur einen sondern mehrere. Deshalb habe ich beschlossen, dass ich mich für jeden meiner Fehler entschuldigen möchte, damit du weißt, dass ich es wirklich bereue.
Heute fang ich mit dem ersten Fehler an:
Es tut mir leid, dass ich dich alleine zurück gelassen habe, um nach Japan zu gehen. Ja, das war mein großer Traum, aber ich hätte das nicht über deinen Kopf hinweg entscheiden sollen. Ich hätte mit dir darüber reden sollen und dann hätten wir zusammen eine Lösung gefunden, um es nicht so enden zu lassen, wie es jetzt ist. Es tut mir leid, dass das mit uns nicht so gelaufen ist, wie wir es uns vorgestellt haben. Ich hoffe du kannst mir das trotzdem irgendwann verzeihen.
In Liebe,
Minho.
PS: Ich weiß, dass du nicht wirklich viel dekorierst, deshalb dachte ich mir, dass du die Vase gut gebrauchen kannst.
Ich starrte weiter auf das Papier, obwohl ich bereits alles gelesen hatte. Es fiel mir einfach schwer zu realisieren, was er geschrieben hatte. Vielleicht war ich ihm doch nicht so egal, wie ich zuerst gedacht hatte.
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