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Oliver war manchmal wirklich dümmer, als die Polizei erlaubt - zum Beispiel da, wo ich ihm bei meiner Umarmung zum Abschied sein iPhone aus der Manteltasche gezogen und es unauffällig an mich genommen hatte, um die tracking-App drauf zu installieren. Ich hatte seine illegal verdienten Millionen nicht nötig, aber natürlich reizte mich der Gedanke an diese kleine, aber feine Finanzspritze schon sehr, vor allem wenn ich damit Oliver schaden konnte. Leider hat er sein Handy hier in der Pension vergessen, aber so wichtig war mir dieser Plan ohnehin nicht. Auch, wenn die Genugtuung sicher einen Adrenalin- und endorphinrausch wert gewesen wäre, wenn ich seine Geldscheine aus der Truhe geholt und endlich in Händen gehalten hätte. Seine psychische Zerstörung zu sehen, wenn das Geld auf einmal weg gewesen wäre und er so seine finanzstrafe nicht bezahlen hätte können und ins Gefängnis gewandert wäre, wäre natürlich noch mal eine ganz andere Sache gewesen. Seine Tränen und seine Fassungslosigkeit wären unbezahlbar gewesen - mit allem Geld der Welt. Den großen und schweren Stein mit dem ich das Schloss der Truhe aufbrechen wollte, habe ich mir sogar schon besorgt gehabt, doch das war ja bekanntlich vergebliche Liebesmüh. Andererseits hätte ich den Oliver auch einfach mal über den Kopf ziehen können, wenn er mir gröbere Schwierigkeiten gemacht hätte. Vielleicht wäre es das ja dann gewesen mit seinem jämmerlichen kleinen Leben. Naja, andererseits war ich so, wie eine Katze gewesen, die mit ihrer Beute noch eine Zeit lang spielt bevor sie sie tötet. Das hatte auch seinen Reiz und so hatte ich wenigstens länger was davon. Vernichtung folgt immer einem Ziel, was der Ewigkeit fröhnt. Wie sagt man normalerweise nicht so schön - jedes Glück will Ewigkeit?! Nun Ja, mein Glück Ja auch, nur, dass es sich dabei wohl um eine ganz besondere und bizarre Art von Glück handelt. Oliver war mir vielleicht körperlich überlegen, aber geistig spielte ich Katz und Maus mit ihm. Seine Tränen und seine Verzweiflung waren mein Lohn und meine Befriedigung, bis zum Endziel zumindest. Er würde schon noch lernen, dass Unterdrückung, Schmerz und auswegslosigkeit schlimmer waren, als etwaige körperliche Wunden. Er würde sich bald so fühlen, wie ich mich schon den Großteil meines Lebens fühlte. Er würde körperlich so sterben, wie ich es schon lang zuvor seelisch getan hatte. Er würde fallen und sinken, wie ein Stein im Wasser. Er würde zusehen, wie ich alles an mich riss - nur, um es danach zu vernichten. Ich wollte seine reichtümer nicht besitzen, denn sie bedeuteten mir nichts und waren mir nicht heilig, aber die macht sie ein für alle mal zu zerstören, war das, was mich antrieb. Mit bloßen Händen ließ sich nie so viel Unheil anrichten, als in einem Kranken und von Wahnsinn getriebenen Kopf. Mein Blick verlor sich ins leere und ich lächelte schelmisch, irgendwie war ich noch immer das kleine Mädchen vom Land, was mit ihrer hartnäckigen und frechen Art immer das bekam, was es wollte. Und ich würde als die zierliche und unscheinbare Frau in die Geschichte eingehen, die selbst den härtesten und stärksten Männern das fürchten lehrte.
Habt ihr euch schon denken können, wie Stefanie da an das Handy von Oliver gekommen ist?
Ich überarbeite derzeit übrigens meine suicide-squad Fan-fiction „Dark paradise" und fange demnächst an meinen neuen Thriller „you once belonged to me" zu schreiben
Über votes und Kommentare würde ich mich wie immer sehr freuen
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