48.Strategie
LIAM
Ich sitze in der Küche und trinke einen Kaffee.
Das Gespräch von gestern mit Jess hat mir klar gemacht, dass ich ihr auch etwas bedeute.
Also darf ich jetzt auf keinen Fall weg gehen.
Nein, ich muss immer präsent sein.
"Guten Morgen.", höre ich Alex sagen der gerade in die Küche kommt.
Er nimmt sich ebenfalls einen Kaffee und setzt sich neben mich.
"Und, schon gepackt?", will er wissen.
Ich schüttle den Kopf. "Nein, ich habe es mir anders überlegt. Ich bleibe."
Alex sieht mich verwirrt an.
"Willst du mich jetzt verarschen? Geht das Ganze jetzt wieder von vorne los?", fragt er ungläubig.
"Im Gegensatz zu dem, was Jess mir gestern am Morgen gesagt hat, hat sie sich dazu entschieden Josh doch nichts von dem Kuss zu erzählen. Und was bedeutet das, wen sie es ihm nicht erzählt?", frage ich ihn mit ernstem Ton.
"Ich kann dir sagen was das bedeutet.", beginnt Alex gleich zu reden. "Das bedeutet, dass Jess die Geschichte mit dir, nicht so wichtig ist wie die mit Josh. Sonst würde sie es ihm ja sagen, logischerweise."
Ich verziehe das Gesicht. "Das Gegenteil ist der Fall.", sage ich überzeugt. "Jess empfindet noch was für mich. Deshalb sagt sie Josh nichts. Weißt du was ich meine?"
"Ach bitte.", fällt mir Alex ins Wort.
Doch ich lasse mich von ihm nicht verunsichern. Ich weiß was Tatsache ist.
"Denkst du wirklich, dass ICH für sie unwichtig bin? Ich denke nicht.", antworte ich überzeugt.
Alex schüttelt nur den Kopf.
"Hey, du glaubst wirklich was du da sagst.", sagt er als wäre ich verrückt.
Mein Gesichtsausdruck bleibt ernst.
"Du drehst dir alles so wie du es brauchst.", sagt er.
"Ich drehe überhaupt nichts! Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Jess sich ihre Gefühle für mich eingesteht und zu mir kommt."
Und wenn dass geschieht, möchte ich hier sein.
Ich selbst werde nichts tun, denn so würde ich sie nur wütend machen und von mir entfernen.
Aber ich bin überzeugt, vorallem nach unserem Kuss, dass sie sich Gedanken darüber macht.
Dass sie merken wird, dass sie für mich mehr als nur Freundschaft empfindet.
"Dir ist nicht mehr zu helfen.", sagt Alex und nimmt noch ein Schluck Kaffee.
Ach soll er denken was er will.
Wir werden schon sehen.
Jess kommt ohne ein Wort zu sagen in die Küche.
Sie ist noch im Pyjama und sieht ziemlich fertig aus.
Sie schaut keinen von uns an. Sie ignoriert uns einfach, öffnet den Schrank und holt eine Teeschachtel raus.
"Kein Tee mehr da.", sagt sie leise als sie die Teeschachtel öffnet.
Dann schmeißt sie sie auf den Tresen.
Alex und ich schauen uns überrascht an und dann wenden wir unseren Blick wieder zu Jess, die aufgebracht wieder aus der Küche läuft.
Als sie an dem Tisch vorbei geht, nimmt sie die Obstschale und wirft sie ab den Tisch.
Alle Äpfel rollen auf dem Boden.
Das war gerade ziemlich schräg.
"WOW.", kommt es von Alex. "Dein Kuss hat ihr wirklich die Augen geöffnet.", macht er sich lustig.
"Lach du nur. Ich finde es gut, dass sie aufgebracht ist. Das zeigt, dass es nicht spurlos an ihr vorbei geht.", sage ich und trinke erfolgreich meinen Kaffe leer.
Ist doch so. Wenn es ihr egal wäre, dann würde sie ganz cool mit der Situation umgehen.
Aber, dass sie so reagiert zeigt doch eindeutig, dass mein Kuss sie völlig durch den Wind gebracht hat.
"Mal was anderes.", sagt Alex und ich schaue zu ihm rüber.
"Bist du wegen dem Interview heute Abend aufgeregt? Die Sache mit dem Paparazzi wird sicher zur Sprache kommen."
Oh man, das hatte ich völlig verdrängt.
Vor einigen Tagen hatte ich eine starke Auseinandersetzung mit einem sehr aufrdringlichen Paparazzi.
So etwas wie den habe ich noch nie erlebt.
Er war richtig provokant um ein Bild zu bekommen.
Dann habe ich zum ersten Mal die Geduld verloren und habe mich in einen Streit einwickeln lassen.
Viele waren von meiner Art überrascht, da ich sonst immer der Ruhige und Vernünftige bin.
Und heute ist es eindeutig, dass dies zur Sprache kommen wird.
"Am liebsten würde ich mich davor drücken.", gestehe ich.
Alex legt seine Hand auf meine Schulter. "Du packst das, ganz bestimmt. Du brauchst dich vor nichts zu schämen.", spricht er mir Mut zu.
Er hat zwar Recht, aber trotzdem wird das eine sehr unangenehme Situation sein.
Als Star musst du einfach immer alles von dir Preis geben. Alle wissen über dein Leben Bescheid.
Klar weiß man auf was man sich einlässt wenn man diesen Weg einschlägt, aber trotzdem ist es nicht immer einfach.
JESS
Als ich merke, dass ich das ganze Haus für mich alleine habe gehe ich ins Wohnzimmer.
Obwohl ich nicht ausgehe, bin ich hübsch gekleidet. Ich hatte genügend Zeit in meinen Zimmer.
Ich mache es mir auf der Couch gemütlich und lese eine Zeitschrift.
Stille, Ruhe und kein Liam.
So entspannt war ich hier noch nie.
Normalerweise bin ich gerne mit meinen Jungs zusammen, aber nach dem was Liam gemacht hat bin ich so wütend auf ihn und möchte ihn nicht sehen.
Noch wütender bin ich aber über die Tatsache, dass sein Kuss die ganze Zeit in meinem Kopf ist.
Wieso denn nur?
Ich verstehe es einfach nicht!
Liam ist mein bester Freund, sonst nicht.
Ich blättere weiter und mich trifft der Schlag als ich einen Artikel über meinen Freund sehe.
'Josh Hutcherson im Drogenrausch?'
Ich bin erst mal erstarrt, aber ich beginne gleich damit den Artikel zu lesen.
Angeblich wurde er erwischt, wie er auf der Straße einen Joint rauchte. Aber sie können es nicht zu 100% sagen denn, man erkennt ihn nicht richtig auf dem Foto. Es war dunkel und ist sehr unscharf.
Doch diese Kappe, die kenne ich.
Auch in meiner Gegenwart hatte er sie oft auf als er nicht erkannt werden wollte.
Wenn er wieder da ist muss ich unbedingt mit ihm darüber reden!
So kenne ich ihn garnicht.
Alex stürmt durch die Tür.
"Jess...du...musst mitkommen.", sagt er völlig außer Atmen.
Ist er gerannt?
"Wo hin?", frage ich erstaunt.
"Beim Interview von Liam.-"
"Nein.", unterbreche ich ihn.
"Ich gehe da nicht hin. Ich will ihn nicht sehen.", sage ich und widme mich wieder meiner Zeitschrift.
"Jess bitte. Du weißt doch sicher von dem Vorfall mit dem Paparazzi. Und heute findet ein Interview statt."
Ich richte meinen Blick wieder zu ihm hoch. Scheint doch was Ernstes zu sein.
Er erzählt weiter. "Erst war alles ok...aber jetzt will er nicht auf die Bühne weil er sich die Demütigung ersparen will. Bald ist er dran und du bist die Einzige die ihn zur Vernunft bringen kann. Bitte.", sagt er verzweifelt.
Liam steckt in der Klemme, er braucht mich!
Ich stehe schlagartig auf.
"Worauf warten wir noch...lass uns gehen.", sage ich und wir stürmen aus dem Haus.
Als wir das Fernsehstudio betreten, bringt mich Alex vor Liam's Garderobe.
"Ich gehe lieber alleine rein.", sage ich und er nickt.
Ich klopfe sachte an und trete ein.
Dort ist er.
Er sitzt auf dem Sofa und hat seinen Kopf auf seine Hände gelehnt.
Man, sieht echt nicht gut aus.
Er richtet sich auf und schaut zu mir hoch.
Er sieht sehr verwundert aus. Hat, so wie es aussieht, nicht mit mir gerechnet.
Na ja kann ich verstehen, nach dem ich ihn die letzten zwei Tage ignoriert habe und wütend auf ihn war.
"Du bist gleich dran.", sage ich sanft.
"Ich möchte da nicht raus.", antwortet er leise.
"Liam, ich weiß es ist nicht einfach, aber du schaffst das. Geh da raus und zeig es allen.", sage ich motiviert und versuche ihm ein bisschen von meinem Optimismus abzugeben.
Aber vergebens, denn er sieht mich ziemlich gekränkt an.
"Es tut mir leid Jess, aber ich traue mich nicht."
Als er das sagt, weiten sich meine Augen. Hat er das gerade wirklich gesagt?
"Du....traust...dich nicht?", frage ich leicht stotternd.
Dann ziehe ich ihn hoch und gebe ihm eine Ohrfeige, aber meine Hand bleibt an seiner Wange.
Er sieht mich erschrocken an.
Irgendwie musste ich ihn wach rütteln.
Ich komme ihm näher und umarme ihn ganz fest.
Er schlingt ebenfals seine Arme um mich und wir stehen einen Moment lang so da.
Ich muss unbedingt die richtigen Worte finden um ihn zu beruhigen.
Ich löse mich aus der Umarmung und schaue ihm in die Augen.
"Du hast hart gekämpft um da hin zu kommen wo du jetzt bist. Wirf nicht alles hin nur wegen einem blöden Skandal. Du bist nicht der Einzige der sowas am Hals hatte."
Er schaut mich an und hört mir aufmerksam zu.
Mein Blick bleibt fest in seinen Augen.
"Ich bin für dich da. Zusammen haben wir schon viele Momente überstanden. Also werden wir auch diese Situation meistern."
"Jess....wieso...sagst du mir das und wieso...bist du extra her gekommen?", fragt er langsam und sanft.
"Wieso? Weil ich an dich glaube.", sage ich lächelnd und seine Augen beginnen zu funkeln, während sich ein Lächeln auf seinen Lippen bildet.
"Du unglaublich dickköpfige Nervensäge.", füge ich noch zu.
Als ich das sage muss er lachen und ich lache gleich mit.
"Du löschst jetzt alle schlechten Gedanken aus deinem Kopf, vergisst was passiert ist und gehst da raus.", sage ich mit einer motivierten Stimme.
"Liam, du bist dran.", wird er gerufen.
Er schaut mich an und nickt.
Dann geht er raus.
Ich bin sehr glücklich, dass ich es geschafft habe ihn zur Vernunft zu bringen.
Anfangs hatte ich Angst es würde nichts bringen.
Ich nehme meine Tasche und mache mich auf den Weg nach Hause.
Zu Hause angekommen trifft mich der Schlag.
Als das Wohnzimmer betrete, sehe ich Alex und Lucia halb nackt auf dem Sofa rumknutschen.
"Ihr beideeeee?", kreische ich aufgeregt.
Lucia schreckt auf und kreischt ebenfalls.
"Was machst du schon hier?", ruft Alex laut und zieht sich hektisch seine Hose wieder an.
"Ich dachte wir wären alleine?", fährt ihn Lucia an.
"Ich dachte sie würde bei Liam bleiben.", verteidigt er sich.
Ich muss gerade das Gesehene verarbeiten.
Lucia und Alex? Echt jetzt?
"Wieso habt ihr es vor uns verheimlicht?", frage ich als ich mich wieder eingekriegt habe.
"Weil wir selber nicht genau wissen wie ernst es zwischen uns ist. Es ist einfach passiert und wir wollten euch da raus halten.", erzählt Lucia.
"Okay, ich lasse euch mal alleine.", sagt Alex und läuft aus dem Wohnzimmer.
Ist ihm wohl genau so unangenehm wie mir.
"Wie ist es dazu gekommen?", frage ich Lucia neugierig, sobald Alex außer Hörweite ist.
"Das war auf einer Party.", erzählt sie.
"Du weißt in gewisser Hinsicht sind wir beide gleich. Wir lieben es Singel zu sein, Leute abzuschleppen und genießen so unser Leben. Aber auf dieser einen Party sind wir uns irgendwie näher gekommen. Haben danach aber abgemacht, dass es bei diesem einen One Nigt Stand bleibt, da wir sonst nie zwei Mal mit der selben Person schlafen. Vor allem er. Aber danach ist es immer wieder passiert bis wir es drauf angelegt haben uns zu treffen."
Ich höre ihr aufmerksam zu und merke wie sie selber eigentlich keinen Plan hat was da zwischen ihnen abgeht.
"Seit ihr jetzt zusammen?", frage ich immer noch neugierig.
Sie sieht mich verwirrt an.
"Nein. Also davon haben wir nie gesprochen. Wir genießen einfach mal die Zeit zusammen.", antwortet sie.
Irgendwie finde ich passen sie richtig gut zusammen.
Aber trotzdem ist es total schräg.
Alex kommt wieder zurück und Lucia steht auf.
"Wir gehen mal in sein Zimmer.", sagt sie.
"Lasst euch nicht stören.", grinse ich.
Oh man, wie gesagt, es ist total schräg.
Alex legt seinen Arm um Lucia und Liam kommt gleich zur Tür rein.
Er schaut die beiden gerade ziemlich verwirrt an.
"Hallo.", sagt Alex grinsend und verlässt dann mit Lucia unter dem Arm den Raum.
Wir schauen uns an und grinsen.
"Die beiden also?", fragt er ungläubig aber noch grinsend.
"Ja. Voll schräg oder?"
"Aber ich hatte da schon so ne Vorahnung.", gesteht er.
"Ich nicht.", sage ich und lache.
Ich hätte wirklich nie gedacht, dass es Lucia ist.
"Danke, dass du gekommen bist und mir Mut gemacht hast.", sagt Liam und wir werden wieder ernst.
"Nichts zu danken. Freunde sind für einander da.", lächle ich.
"Weißt du, ich habe mich dazu entschieden ein Interview zu geben wo ich nur über den Vorfall reden werde und alles erkläre."
Als er das sagt bin ich gleich baff.
"WOW...wieso dieser plötzliche Sinneswandel?", frage ich erstaunt.
Er grinst. "Ich denke, dass dann endlich Ruhe eintritt. Ich wage es."
"Woher nimmst du das Selbstvertrauen?" frage ich.
Es freut mich sehr was er gesagt hat, aber dennoch wundert mich sein plötzlicher Meinungs Umschwung.
Er macht einen leichten Schritt auf mich zu und sieht mir fest in die Augen.
"Du glaubst an mich.", sagt er sanft. "Das reicht."
Er lächelt mich kurz an und geht dann in sein Zimmer.
Ich bleibe da stehen und ein Schmunzeln bildet sich auf meinen Lippen.
Und wieder kreisen meine Gedanken nur um ihn.
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