~Kapitel 6~




(Zeitsprung: 5 Jahre später (9. Klasse)


POV. Manu

„Manuel! Du kommst zu spät zur Schule!"

Ich öffnete langsam meine Augen und blinzelte verschlafen gegen das helle Licht, das in meine Augen drang. Hatte mich jemand gerufen oder hab ich mir das nur eingebildet? Ich war noch nicht richtig wach, also lauschte ich, ob nochmal jemand rief.

„Manuel?" ,ertönte erneut die Stimme meiner Mutter.
„Ja, ich bin wach." ,antwortete ich mit kratziger Stimme.
„Du hast nur noch 30 Minuten! Beeil dich!"

Ein Seufzen entfuhr mir.
Mühsam richtete ich mich auf und schwang meine Beine aus dem Bett.
Wieder ein Tag in der Schule.

Wie lange dauert diese Hölle noch?

Ich erhob mich von meinem Bett und lief zum Kleiderschrank um mir Sachen rauszusuchen. Nachdem ich angezogen war lief ich ins Bad und machte mich fertig.

Naja, ich sollte mich nicht über die Schule beschweren, das Arbeitsleben wird später noch härter. Trotzdem ist es manchmal echt ätzend.

Ich schnappte mir meinen Rucksack, der am Schreibtisch lag und lief in die Küche, wo mir meine Mutter direkt ein fertiges Brot in die Hand drückte.

„Lauf los, iss das Brot unterwegs, sonst schaffst du es nicht mehr rechtzeitig."
„Danke Mama." ,erwiderte ich knapp und warf ihr ein kleines Lächeln zu.
Sie lächelte liebevoll zurück und wandte sich dann ab um sich Kaffee für die Arbeit in ihre Flasche abzufüllen.

Ich verließ die Wohnung und lief mit schnellen Schritten zur Bushaltestelle, während ich hastig mein Brot aß und sah, wie der Bus gerade hielt.
Ich rannte das letzte Stück und schlüpfte in den Bus.
Der Bus war nicht so voll wie sonst, was wahrscheinlich an der Uhrzeit lag.

Jeden Morgen fuhr ich 15 Minuten mit dem Bus, ich hatte noch 17 Minuten, also sollte ich es noch knapp schaffen. Im Prinzip war es eh egal, da unser Klassenlehrer sowieso immer mindestens 5 Minuten zu spät kam.

Das sind eh immer die besten.
„Pünktlichkeit ist wichtig in eurem Leben, in vielen erdenklichen Situationen ist es erforderlich pünktlich zu sein."
Aber selber zu spät kommen.
Gutes Vorbild.

Ich sah einen komplett freien Zweiersitz und tappte von einer Haltestange zur anderen zum Platz und setze mich an den Fensterplatz, meine Tasche legte ich auf den Platz neben mir.

Ich weiß, dass es egoistisch war, zwei Plätze zu belegen, obwohl man nur einen braucht und so jemandem, der sitzen wollte den Platz nahm, aber so früh morgens konnte ich keine sozialen Interaktionen gebrauchen, auch wenn ich ohnehin wenige hatte.
Oder die unangenehme Situation, wenn man früher raus muss, als derjenige neben einem und man überlegt, wie man an der Person vorbeikommt, am besten ohne sie anzusprechen.

Genau das gleiche umgekehrt, wenn die Person am Fenster sitzt und raus muss.
Ich vermeide es lieber, also entweder zwei Plätze oder keiner.

Mein Blick schweifte aus dem Fenster und ich beobachtete wie die Landschaft an mir vorbeizog.

Die Gegend war schön, trotzdem vermisste ich ein bisschen unsere alte Wohnung. 3 Monate wohnten wir nun schon hier, krass wie schnell die Zeit vergeht.

Natürlich hatte ich auch die Weiterführende Schule wechseln müssen, da diese zu weit weg von unserer neuen Wohnung war.
Also war ich 'der Neue' in der 9. Klasse.

Aber viel hatte sich nicht verändert, in der letzten Klasse hatte ich keine Freunde und in dieser auch nicht, in der Grundschule...

Ein leichtes Stechen durchfuhr mich.
Unglaublich, dass mich das immer noch etwas verletzte.

Der erste Tag nachdem Thaddeus weg war, fühlte ich mich so allein wie noch nie. Ich hatte...ja, ich hatte mich schon fast dran gewöhnt endlich einen Freund zu haben. Doch ab da war da nur noch diese Leere und ich wusste, dass ich niemanden mehr an mich ranlassen würde.

Ich wollte es nicht mehr riskieren verletzt zu werden, ich hatte kein Problem alleine zu sein, ich war es ja fast immer.

Ich hörte, wie die Stimme die Haltestelle in der Nähe der Schule durchrief, nahm meine Tasche und verließ kurz darauf den Bus.

Wie ich in die Schule lief, meine Sachen aus dem Spind nahm und ins Klassenzimmer ging bekam ich nicht wirklich mit, es war jeden Tag der selbe Ablauf, meine Füße liefen schon automatisch diesen Weg.

Wenigstens hatte das Mobbing aufgehört, obwohl ich manchmal ein paar Leute aus meiner und auch aus den Parallelklassen über mich lästern hörte.
Ich lasse es nicht an mich ran, ich weiß das ich vielleicht nicht genau so wie alle anderen bin, aber manchmal wünschte ich mir, dass sie ein bisschen leiser lästerten, ich mag zwar laut ihnen komisch sein, aber ich bin dennoch nicht taub.

Naja, die meisten sprachen wahrscheinlich auch extra lauter, gerade damit ich es mitbekam. Auch egal.

Unser Klassenlehrer betrat 7 Minuten zu spät den Klassenraum und begann mit dem Unterricht. Ich hörte halbwegs zu und schrieb mit.

Als er begann uns einen Vortrag über Magnetismus zu halten, versank ich in meinen Gedanken, da wir das Thema schon mal hatten und schaute mich von meinem Platz, der zum Glück in der letzten Reihe war um.

3 Monate war ich nun in dieser Klasse.
Ich kannte fast keine Namen.

Am ersten Tag, als ich mich natürlich vor der Klasse vorstellen musste war ich gar nicht richtig anwesend. Ich war schnell auf meinen Platz gegangen und hatte jeglichen Blickkontakt vermieden.

Mir war es egal, wenn sie mich komisch oder arrogant fanden, ich wusste, dass ich es nicht war und so einen großen Teil würden diese Menschen in meinem Leben nicht einnehmen.

Ein oder zwei Leute kamen nach ein paar Stunden zu mir, wahrscheinlich, weil ich wie versteinert nur auf meinem Platz saß und fragten, ob sie mich rumführen sollten. Ich hatte sie höflich abgewiesen und gesagt, dass mir bereits alles gezeigt wurde, was zum Teil auch stimmte. Als wir das Gespräch mit dem vertretenden Schulleiter hatten, hatte er mir die wichtigsten Räumlichkeiten gezeigt.

Ab und zu kamen noch Leute zu mir, doch nachdem ich sie 2 Wochen immer nett abgewiesen habe, haben sie es sein gelassen.

Zumindest fast alle.

Ich durfte einfach niemanden an mich ranlassen, es würde nur Negatives mit sich bringen, ich hatte einfach Angst.

Ich wusste, dass diese Einstellung für den Arsch war, man hatte im Leben immer mit Menschen zu tun und wahrscheinlich würde ich auch nette Freundschaften schließen, aber jetzt fühlte ich mich einfach nicht bereit dafür.
Vielleicht öffne ich mich auch irgendwann wieder jemandem, aber das wird wahrscheinlich noch lange dauern.
In meiner Schulzeit auf jeden Fall wird es noch nicht soweit sein.

Ich hab einfach zu große Angst davor.

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass der Lehrer schon den Unterricht beendet hatte.
Ich nahm mir einen Kulli und schrieb noch schnell den Rest von der Tafel ab, danach nahm ich mir ein neues Blatt und begann irgendwelche Sachen draufzukritzeln.

Die Stunden vergingen wie im Flug und die Mittagspause begann.

Endlich eine Stunde Ruhe, zumindest glaubte ich das.

„Hey Manuel, die Lehrerin hat uns noch ein Arbeitsblatt aufgegeben, was auf dem Pult lag. Ich denke, du hast es nicht mitbekommen. Hier."

Wie eben erwähnt, es haben nur 'fast' alle aufgehört mich anzusprechen.
Dieses 'fast' stand nun vor mir und streckte mir das Blatt entgegen.
Ich sah ihn an und nahm zögernd das Blatt an.
„Danke." ,murmelte ich knapp und hoffte, dass er mich nun in Ruhe lassen würde, doch das tat er nicht.

„Michael, Maurice, kommt. Wir setzen uns diese Pause wieder zu Manuel."
Er grinste mich an, ich schaute schnell weg.
Die beiden Freunde kamen und zogen sich, so wie die Person vor mir einen Stuhl zu meinem Tisch.

Verdammt war das unangenehm, warum merkten sie nicht, dass ich alleine sein möchte?
Sie konnten es nicht nicht bemerken, warum taten sie sich das an und saßen immer wieder neben einem schweigsamen Stein?

Kurz nachdem ich in die Klasse kam, war er einer der Personen, die unverständlicherweise immer wieder zu mir kamen, egal wie sehr ich ihn abwies.
Er war hartnäckig und ich fragte mich warum. Ich war um Längen nicht interessant oder sonst was, warum also kam er jeden Tag in der Schule zu mir?

Ich wurde nicht schlau aus ihm, schlimm auch, dass ich jedes Mal in seiner Nähe nervös wurde.

Seine beiden Freunde Michael und Maurice waren ebenfalls nicht abzuschütteln.
Aber er war der schlimmste.

Nur diese drei Namen kannte ich; Maurice, Michael und seinen Namen.

Patrick.



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1379 Wörter.

Hey. \(^-^)/
Wie geht's euch? <3
Feedback, Kritik und sonstige Kommentare würden mich freuen. ^^

Bis dann ihr Schwubbadubbaschuggabubbas.♥️✨

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