Weil du es wert bist.

Weil du es wert bist.

„Bis später Tae", flüsterte mein Freund, umarmte mich fest und streichelte mir sanft über den Rücken. „Ich bin heute Abend wieder da, du musst nicht auf mich warten."
„Du weiß ich kann ohne dich nicht schlafen", murmelte ich und errötete verlegen, als Jungkook sich ein Stück von mir löste. Lächelnd strich er mir ein paar Strähnen aus der Stirn und legte seine Hand an meine Wange." Süß", sagte er leise und küsste mich, bevor ich mich beschweren konnte. Zärtlich bewegte er seine Lippen gegen meine, was mein Herz sofort schneller schlagen ließ. Mit zitternden Fingern griff ich nach dem Stoff seines Hemdes, zog ihn näher zu mir und schob meine andere Hand in seinen Nacken.

„Ich muss wirklich los", sagte Jungkook zwischen vielen kleinen Küssen, machte aber keine Anstalten sich von mir zu lösen. Besitzergreifend legte er eine Hand auf meine Hüfte, mit der anderen packte er meinen Hintern und knetete ihn. Seufzend drängte ich mich gegen ihn, spürte die Hitze, die von seinem Körper ausging. Nach einem weiteren atemberaubenden Kuss löste ich mich widerwillig von ihm und sah ihm traurig entgegen. „Bleib bei mir", bettelte ich, woraufhin Jungkook mich entschuldigend anlächelte.
„Ich beeile mich, versprochen."
Flüchtig hauchte er mir einen letzten Kuss auf die Lippen, bevor er sich umdrehte und im Hausflur verschwand. Wehmütig sah ich ihm hinterher, drückte die Tür ins Schloss und lehnte mich seufzend mit dem Rücken gegen das dunkle Holz.
Ich hasste es wenn Jungkook zur Arbeit musste, dann verging die Zeit einfach nicht und mein schlechtes Gewissen verursachte Bauchschmerzen. Ich schämte mich für meine Arbeitslosigkeit, auch wenn Jungkook mir schon oft gesagt hatte, dass es ihn nicht störte. Für mich war dieser Zustand allerdings eine Belastung, denn ich fühlte mich minderwertig, so als würde ich nicht in die Gesellschaft passen. Mir fiel regelrecht die Decke auf den Kopf, obwohl ich mich darum kümmerte die Wohnung sauber zu halten oder zu kochen.
Niedergeschlagen stieß ich mich von der Tür ab und schlich mit hängenden Schultern durch den langen Flur, um das Schlafzimmer zu betreten. Auf dem Weg zum Bett öffnete ich meine Hose, zog sie mir von den Beinen und ließ sie zu Boden fallen. Schnaufend ließ ich mich bäuchlings auf das Bett fallen, vergrub mein Gesicht in Jungkooks Kissen und atmete seinen unverkennbaren Duft ein. Träge zog ich die Decke über mich und wie schon so oft, blieb mir nichts anderes übrig, als geduldig auf ihn zu warten.


Stunden später, als es schon lange dunkel war, hörte ich endlich das erlösende Geräusch eines Schlüssels, der im Schloss gedreht wurde. Gähnend setzte ich mich auf, streckte mich ausgiebig und schaltete die kleine Lampe auf meinem Nachttisch an. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet und Jungkook betrat den Raum. „Hey Tae", begrüßte er mich, schenkte mir ein liebevolles Lächeln und begann sein Hemd aufzuknöpfen, während er auf mich zu kam. Sanft küsste er mich zur Begrüßung, schob sich sein Hemd über die Schultern und fuhr mit seinen Fingerspitzen über meine Wange. „Ich hab dich vermisst", murmelte ich und konnte meine Augen nicht von seinem durchtrainierten Oberkörper nehmen. Das warme Licht schmeichelte seinen Muskeln, die sich unter seiner gebräunten Haut abzeichneten und ich biss mir auf die Unterlippe. „Ich dich auch. Wie war denn dein Tag?", fragte Jungkook mich, dem mein Blick nicht entgangen war und mir zuzwinkerte. Errötend riss ich mich von seinem attraktiven Anblick los und räusperte mich. „So wie immer." Schlagartig sammelten sich brennende Tränen in meinen Augenwinkeln, bis Jungkook einen Finger unter mein Kinn legte und mich zwang, den Kopf zu heben. „Nicht traurig sein", bat er mich und hauchte einen Kuss auf meine bebenden Lippen. „Ich liebe dich."
„Ich liebe dich auch, aber ich fühle mich schlecht", sagte ich und kämpfte darum, meine Tränen zurückzuhalten.
„Musst du nicht, ich würde dir niemals Vorwürfe machen." Sorgenvoll blickten mir seine dunklen Augen entgegen, bevor er mich auf die Stirn küsste. „Alles gut, ja?" Widerwillig nickte ich daraufhin und schenkte Jungkook ein kleines Lächeln. „Viel besser. Leg dich schon mal hin, ich spring schnell unter die Dusche."

Keine zwanzig Minuten später schlüpfte Jungkook nur in Boxershorts bekleidet unter die Decke und kuschelte sich an mich. Kühl schmiegte sich seine Brust an meinen Rücken, während er seine Hand beschützend auf meinen Bauch legte. „Schön wieder hier zu sein", sagte er und atmete seufzend aus. Kichernd zuckte ich zusammen, als ich seine Lippen in meinem Nacken spüren konnte. „Das kitzelt", meinte ich und erschauderte unter seinen zarten Berührungen. „Wie war denn dein Tag?" Nur zögernd kamen mir diese Worte über die Lippen, wagte kaum danach zu fragen und griff nach seiner Hand.
„Möchtest du es wirklich wissen?"
Schweigend nickte ich und spielte nervös mit seinen Fingern.
„Ich werde befördert", offenbarte er mir und ich konnte deutlich hören wie sehr er sich darüber freute. „Morgen will mein Chef es offiziell machen."
Schwer schluckend lächelte ich, auch wenn Jungkook es nicht sehen konnte. „Ich freu mich für dich. Das hast du dir verdient, nachdem du so hart dafür gearbeitet hast", sagte ich und meinte meine Worte auch so. „Herr Kim war so von meiner Arbeit begeistert", schwärmte Jungkook, was mich die Kiefer aufeinander pressen ließ. So sehr ich meinem Freund seinen beruflichen Erfolg gönnte, so wenig konnte ich seinen Chef leiden. Ein einziges Mal hatte ich ihn getroffen, was mir eindeutig gereicht hatte. Hochgewachsen, attraktiv, mit einem umwerfenden Lächeln und zusätzlich noch Chef einer riesigen erfolgreichen Firma. Er hatte alles was ich Jungkook nicht bieten konnte und auch wenn ich mir seiner Liebe sicher sein konnte, war ich auf seinen Chef eifersüchtig.

„Tae?"
Ich schreckte aus meinen Gedanken auf, als ich Jungkooks Stimme an meinem Ohr hören konnte und zuckte unmerklich zusammen. „Mh?"
„Alles gut?", fragte er, löste unsere verschränkten Finger und schob seine Hand unter mein Shirt. Beruhigend streichelte er meinen Bauch und stützte sein Kinn auf meine Schulter. „Ich war nur in Gedanken, entschuldige."
„Das hab ich gemerkt", sagte er und lachte leise. „Ich hab dich nur gefragt, ob du morgen mit kommen möchtest."
„Wohin?"
„Mit in die Firma. Herr Kim hat ein kleine Feier geplant, um meine Beförderung zu verkünden", antwortete Jungkook, woraufhin ich geschockt die Augen aufriss.
„Ähm... also ich weiß nicht", stammelte ich nervös und suchte fieberhaft nach einer Ausrede.
„Bitte Tae. Ich möchte dich dabei haben, du würdest mir damit einen riesigen Gefallen tun." Nur zu genau konnte ich mir Jungkooks bettelnden Blick vorstellen und hatte bereits verloren. Ich konnte ihm keine Bitte abschlagen und somit ergab ich mich meinem Schicksal.
„Okay ich bin dabei", sagte ich und gab einen erstickten Laut von mir, als Jungkook mich fest drückte. „Danke, danke, danke", wiederholte er immer wieder und steckte mich mit seiner guten Laune an. „Ich liebe dich."
„Ich dich auch Kookie", murmelte ich und blickte dem morgigen Tag mit gemischten Gefühle entgegen.

~♥~

Übermüdet stand ich am nächsten Tag im Schlafzimmer vor dem großen Spiegel und nestelte mit zitternden Fingern an der Krawatte herum. „Tae?", vernahm ich die gedämpfte Stimme meines Freundes und zuckte unmerklich zusammen. „Schlafzimmer", rief ich und ließ ausatmend meine Hände sinken. Mit einem wunderschönen Lächeln auf den Lippen betrat Jungkook kurz darauf den Raum und stellte sich hinter mich. Durch den Spiegel trafen sich unsere Blicke, funkelnd strahlten mir seine Augen entgegen und der schwarze Anzug unterstrich seine Attraktivität. „Gut siehst du aus", flüsterte er, was mich den Kopf schütteln ließ. „Du siehst viel besser aus."
„Einigen wir uns darauf, dass wir beide toll aussehen", meinte er kichernd und drehte mich an den Schultern zu sich. Schweigend begann er meine Krawatte zu binden, bevor er sich zu mir lehnte und sanft küsste. „Danke, dass du mitkommst."
„Für dich immer."
„Ich weiß wie unwohl du dich fühlst, aber ich werde die ganze Zeit an deiner Seite sein", versprach er mir, was mich leider nur ein wenig beruhigte.

Eine gefühlt unendlich lange Autofahrt später, blickte ich mit einem mulmigen Gefühl im Bauch die verglaste Fassade des Hochhauses hinauf. Auf dem Parkplatz und selbst an der Straße standen unzählige teure Autos, Frauen in glitzernden Roben und Männer in Anzügen, liefen über den dunkelroten Teppich, der bis ins Innere der Firma führte.
Kalter Schweiß stand mir auf der Stirn und ich sah mit großen Augen zu Jungkook, der neben mir stand. „So groß hatte ich mir das Ganze nicht vorgestellt", sagte er ehrlich erstaunt, bevor er meinen Blick erwiderte. „Wollen wir dann?" Auffordernd hielt er mir seine Hand hin, die ich nach kurzem Zögern ergriff und fest drückte. „Bleib bei mir", flüsterte ich und hielt meinen Blick starr geradeaus gerichtet, als wir uns gemeinsam in Bewegung setzten. Jeder Schritt kostete mich große Überwindung, umso erleichterter war ich als wir endlich in der Lobby standen. Meine Kiefer aufeinander gepresst ignorierte ich die moderne und höchstwahrscheinlich unbezahlbare Inneneinrichtung, während ich Jungkook zu dem gläsernen Aufzug folgte.
„Wir müssen in die dritte Etage", teilte er mir mit, drückte den passenden Knopf und wandte sich dann mir zu. „Wie geht es dir?"
Ausatmend schüttelte ich den Kopf. „Ich gehöre nicht hierher. Das hier", ich machte eine allumfassende Handbewegung, „ist einfach nicht meine Welt. Jeder hier ist reich und ich bin-"
„Tae!", unterbrach Jungkook mich und legte seine Hände an meine Wangen. „Hör auf dich ständig schlecht zu machen. Mir sind die anderen völlig egal, du allein zählst." Eindringlich sah er mir in die Augen, fixierte mich und schob eine Hand in meinen Nacken. „Arm oder reich, ist doch völlig egal. Ich liebe dich so wie du bist." Hart presste er seine Lippen auf meine, küsste mich fordernd und verdeutlichte damit seine vorangegangenen Worte. „Verstanden?", flüsterte er gegen meine Lippen, was ich nur mit einem atemlosen Nicken beantworten konnte.

„Ich wollte nicht stören", vernahm ich plötzlich eine Stimme hinter Jungkook und verspannte mich, als ich erkannte wer dort vor uns stand. „Herr Kim, entschuldigen Sie bitte." Hastig drehte sich mein Freund um und verbeugte sich vor seinem Chef. Zähneknirschend tat ich es ihm gleich und tastete nach seiner Hand, um unsere Finger miteinander zu verschränken.
„Immer so höflich Jungkook. Da hatten wir doch schon drüber gesprochen."
„Entschuldigen Sie, ich gewöhne mich noch daran", erwiderte Jungkook und errötete leicht, als sein Chef leise lachte.
„Taehyung, richtig? Wir haben uns lange nicht gesehen", richtete er seine Aufmerksamkeit auf mich und musterte mich eingehend von oben bis unten. „Beschäftigt", erwiderte ich einsilbig und zwang mich dazu, nicht den Blick abzuwenden. Es gefiel mir nicht wie er mich ansah und dabei unmerklich lächelte. „Glaube ich dir", sagte er schließlich. Seine Stimme hatte einen seltsamen Unterton, den ich nicht einordnen konnte. „Seokjin reicht." Schweigend nahm ich seine Aussage zur Kenntnis, während Jungkook mehrmals nickte.
„Wollen wir gemeinsam zum Konferenzraum gehen?", schlug Seokjin vor und deutete mit einem Arm den Gang hinunter. „Ich würde dann gleich die große Neuigkeit verkünden."
„Herr... ich meine Seokjin, der ganze Aufwand wäre nicht nötig gewesen", meinte Jungkook errötend.
„Deine Arbeit ist exzellent, natürlich muss jeder davon erfahren." Zu meinem Unmut vertiefte sich durch Seokjins Worte die Röte auf seinen Wangen, was mich angespannt die Kiefer aufeinanderpressen ließ.

„Wollen wir dann?" Nickend folgte Jungkook ihm, während ich nur widerwillig einen Fuß vor den anderen setzte. Am Ende des langen Flures, in dem unsere Schritte widerhallten, blieb Seokjin schließlich vor einer Doppeltür stehen. „Du wirst bei mir sitzen Jungkook", sagte er und sah flüchtig zu mir. „Dein Freund natürlich auch." Ich verkniff mir jegliches Kommentar, obwohl es in mir rumorte und lächelte leicht, als Jungkook mich fragend ansah.
Im nächsten Moment stockte mir allerdings der Atem, als Seokjin die Tür öffnete und wir den Raum betraten. Die Anwesenden hörten auf zu reden und die gesamte Aufmerksamkeit lag auf uns. Mein Puls beschleunigte sich und ich schob mich schutzsuchend hinter Jungkook, um den neugierigen Blicken zu entgehen.
„Da wir nun vollzählig sind, können wir ja anfangen", ergriff Seokjin das Wort, bedeutete Jungkook ihm zu folgen und ging mit schnellen Schritten an dem langen Tisch vorbei. Jeder Mitarbeiter verbeugte sich vor uns, bis wir am Kopfende des Tisches ankamen und Seokjin auf den letzten freien Platz deutete. „Dein Freund muss leider stehen, aber das sollte ja kein Problem sein oder?", fragte er flüsternd und ich schüttelte schweigend den Kopf. Entschuldigend sah Jungkook zu mir, bevor er sich setzte und ich notgedrungen seine Hand loslassen musste, um mich hinter seinem Stuhl zu positionieren.

„Zuallererst möchte ich mich ganz herzlich bei Ihnen, meinen geschätzten Mitarbeitern, bedanken. Für all ihre harte Arbeit, die positive Umsatzentwicklung und für das Bestehen meiner Firma", begann Seokjin und deutete eine Verbeugung an. „Aber wir wollen heute nicht über Zahlen oder andere langweilige Themen sprechen. Viel mehr habe ich eine großartige Ankündigung zu machen." Er genoss diesen Moment sichtlich und nahm sich einen Moment Zeit, bevor er weitersprach. „Jeon Jungkook ist eine Bereicherung für unser Unternehmen und sein letztes Projekt war ein voller Erfolg. Deshalb möchte ich ihn dafür belohnen."
Mit einem strahlenden Lächeln, welches mich ungemein störte, richtete er seine Aufmerksamkeit auf meinen Freund, der sichtlich nervös auf seinem Stuhl herumrutschte.
„Jungkook bekommt eine Beförderung, er wird von nun an mein Stellvertreter sein."
Hörbar sog mein Freund die Luft ein, ein Raunen ging durch den Raum und ein eiskalter Schauer jagte mir über den Rücken. „Was?", fragte Jungkook tonlos und starrte Seokjin fassungslos an. Dieser nahm die Reaktion völlig gelassen und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. „Gute Arbeit wird belohnt", sagte er, erhob sich und stützte sich mit den Händen auf dem Tisch ab. „Da stimmen Sie mir doch alle zu oder?"
Das Murmeln von Zustimmung folgte seiner Frage. „Dann bitte ich um einen kräftigen Applaus für Jeon Jungkook." Nur vereinzelt begannen einige zu klatschen, was mir zeigte, dass nicht nur mein Freund völlig überfordert war. „Glückwunsch" sagte ich, als er aufstand und sich mit großen Augen zu mir umdrehte.
„Ich wusste nichts davon", stammelte er und stolperte in meine geöffneten Arme. Fest drückte ich ihn an mich, verdrängte die Anwesenheit der Leute um uns herum und konzentrierte mich nur auf Jungkook, der am ganzen Körper zitterte. „Tae... ich-", begann er und löste sich von mir, als Seokjin das Wort ergriff.

„Wenn ich die Damen und Herren dann in den große Saal bitten dürfte. Ein Buffet, guter Champagner und Musik warten dort auf Sie." Stühle wurden zurück geschoben, einige Mitarbeiter, die Jungkook wohl kannte, beglückwünschten ihn, bevor sich der Raum langsam leerte. Zum Schluss blieben nur noch einige Nachzügler zurück, die in ein Gespräch vertieft waren.
„Seokjin warum, also ich meine es ging um eine Beförderung", meinte Jungkook und ich streichelte ihm beruhigend über den Rücken, als er unruhig auf der Stelle trat.
„Die Aktien sind durch dein Projekt durch die Decke gegangen", meinte Seokjin und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Mit deinem neuen Job wirst du mehr Verantwortung haben, genauso werde ich dir einiges an Aufgaben übertragen. Natürlich wird dein Gehalt auch angepasst."
„Wie kann ich dir dafür danken?" fragte Jungkook und atmete zitternd aus. „Ich kann es wirklich nicht glauben."
„Kannst du ruhig, arbeite einfach so wie du es sonst auch tust."
Aufgeregt nickte Jungkook mehrmals, bis Seokjin mich plötzlich direkt ansah. „Darf ich mir deinen Freund kurz ausleihen, Taehyung?"
„Wieso?", stellte ich die Gegenfrage.
„Wir müssten noch einige Formalitäten klären, danach könnt ihr gerne die Party genießen."
„Ich kann ja schlecht nein sagen", erwiderte ich und verbarg meine wahren Gefühle. Innerlich drehte ich nämlich beinah durch und sah flehend zu Jungkook. Glücklicherweise schien er mich zu verstehen, denn er drehte sich zu mir und legte seine Hände an meine Wangen. „Ich bin sofort wieder da, es wird mit Sicherheit nicht lange dauern." Zärtlich küsste er mich, löste sich aber viel zu schnell wieder von mir und ich stolperte einige Schritte hinter ihm her.
„Du hast gesagt, dass du mich nicht-"
„Komm wir gehen in mein Büro", unterbrach Seokjin mich ungeduldig, woraufhin Jungkook ihm hastig folgte und mir einen entschuldigenden Blick zuwarf. „allein lässt", beendete ich den Satz, aber mein Freund hörte mich schon nicht mehr.

Verunsichert sah ich mich um, kam mir seltsam beobachtet vor und schlich langsam aus dem Raum.
Ohne Jungkook an meiner Seite fühlte ich mich verletzlich und fehl am Platz. So als könnte man mir ansehen, dass ich arbeitslos war und überhaupt nicht hierher passte.
Was ich dann allerdings sah, als ich den Raum verlassen hatte, zog mir den Boden unter den Füßen weg.

In der Nähe des Aufzuges, stand Jungkook mit dem Rücken zu mir, während Seokjin für meinen Geschmack viel zu nah bei ihm stand. Geschockt schnappte ich nach Luft, als er mich über die Schulter meines Freundes durchdringend ansah und mir plötzlich zuzwinkerte. Im nächsten Moment legte er seine Hand auf Jungkooks Hüfte, schob die anderen in seinen Nacken und lehnte sich zu ihm.
Abrupt machte ich auf den Absatz kehrt und rannte in die Richtung, in der ich die Treppen vermutete. Meine größte Angst hatte sich bewahrheitet und das Bild von Seokjin und Jungkook, machte es mir unmöglich klar zu denken. Ich war nicht gut genug für ihn, minderwertig und konnte ihm nichts bieten.
Immer zwei Stufen gleichzeitig nehmend sprang ich die Treppe herunter, ignorierte die verwirrten Blicke der anderen Gäste und rannte durch die Lobby nach draußen. Keuchend sog ich die frische Luft in meine Lungen, orientierte mich und entfernte mich dann stolpernd von dem hohen verglasten Gebäude.
Mit hängenden Schultern blieb ich vor Jungkooks Auto stehen und stellte frustriert fest, dass er die Schlüssel hatte. Verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare, trat fluchend gegen den Reifen und lehnte mich anschließend gegen den schwarzen Wagen. Da ich mich hier in der Gegend nicht so gut auskannte, blieb mir nichts anderes übrig als zu warten.


Mit schnellen Schritten kam Jungkook einige Zeit später auf mich. Schwer schluckend stellte ich mich gerade hin und versuchte seine angespannten Gesichtszüge zu lesen. Starr war sein Blick auf mich gerichtet, was mich ängstlich zurückweichen ließ, bis er mich am Handgelenk packte und ruckartig zu sich zog. Keuchend stolperte ich gegen seine Brust, spürte seine andere Hand an meiner Hüfte und verzog das Gesicht, als sich seine Finger durch den Stoff meines Hemdes in meine Haut gruben. Schweigend sah er mich aus dunklen Augen an, bis er seinen Kopf leicht zur Seite neigte und meinen Mund mit seinen sündig weichen Lippen verschloss. Entgegen meiner Erwartungen küsste er mich liebevoll und überraschend sanft, was mich sofort alles um mich herum vergessen ließ. Meine rasenden Gedanken beruhigten sich und ich seufzte enttäuscht, als er sich viel zu schnell wieder von mir löste.

„Seokjin hat versucht mich zu küssen", platzte es aus ihm heraus, wobei sich sein Griff an meiner Hüfte festigte. Schlagartig war meine innere Unruhe zurück und ich wollte schon instinktiv zurückweichen, als ich mich gerade noch beherrschen konnte. Ich wollte etwas sagen, meine Gedanken und Gefühle äußern, doch kein Wort kam mir über die Lippen. Stattdessen erwiderte ich schweigend Jungkooks erwartungsvollen Blick. „Tae bitte", bettelte er, „sag doch etwas. Irgendwas."
„Ich-", begann ich und verstummte. Unsicher musterte ich seine angespannten Gesichtszüge, legte meine Hände auf seine Brust und strich mit den Fingern über den weichen Stoff. „Ich würde verstehen, wenn du lieber mit ihm zusammen sein möchtest", sagte ich schließlich und spürte deutlich wie Jungkook sich verspannte. „Warum sagst du das? Ich liebe nur dich." Fassungslosigkeit zeichnete sich auf seinem Gesicht ab und für einen kurzen Moment bereute ich meine Worte.
„Ich liebe dich auch, so sehr. Aber er kann dir so viel mehr bieten als ich jemals könnte. Ich habe nur mich, keine teuren Autos, kein Geld oder eine erfolgreiche Firma. Ist dir das genug? Willst du dein Leben mit einem Versager verbringen?", wollte ich von ihm wissen und schubste ihn von mir weg. Zitternd atmete ich ein und aus, bemerkte er jetzt, dass heiße Tränen über meine Wangen liefen.
„Hab ich dir jemals einen Grund gegeben an uns zu zweifeln?", fragte er mich betont gelassen, obwohl in seinen Augen ein Sturm an Gefühlen tobte. „Meinst du es interessiert mich, ob du arbeitest oder nicht? Ich brauche kein teures Auto oder ein großes Haus. Das ist mir alles verdammt nochmal scheiß egal", redete er sich in Rage und wurde immer lauter. „Das Einzige was ich brauche bist du. Deine Nähe und deine Liebe."

Mittlerweile weinte auch Jungkook, hatte seine Hände zu Fäusten geballt und schluchzte leise. Sprachlos stand ich vor ihm, verarbeitete seine Worte und fühlte mich von Sekunde zu Sekunde schlechter. „Du hast mir nie einen Grund gegeben", murmelte ich und wandte meinen Blick ab. „Das einzige und größte Problem in unserer Beziehung bin ich selbst. Es belastet mich, dass ich nicht mit dir mithalten kann. Ich gehe daran kaputt." Verbittert presste ich meine Lippen zusammen. „Dann lass dir endlich von mir helfen Tae", bat Jungkook mich und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Sieh mich an."
Nur zögernd drehte ich meinen Kopf wieder in seine Richtung, woraufhin ich mit seinen geröteten Augen und tränennassen Wangen konfrontiert wurde. Natürlich sah ich nicht viel besser aus, aber es zerriss mir das Herz Jungkook weinen zu sehen. „Wir bekommen das hin. Du machst deinen Abschluss in der Abendschule oder wir suchen dir einen Job. Irgendetwas womit du zufrieden bist."
„Ich wollte es immer allein schaffen", nuschelte ich und atmete zitternd aus, als er seine Hand an meine Wange legte. Federleicht fuhr er mit seinem Daumen über meine Haut, lächelte mich dabei liebevoll an. „Es ist keine Schande, Hilfe anzunehmen. Du hast dich in den letzten Monaten nur noch zu Hause versteckt", stellte er fest und sprach damit aus, was ich die ganze Zeit verdrängt hatte.
„Du willst mir wirklich helfen?"
„Natürlich, sonst hätte ich es dir nicht vorgeschlagen", antwortete Jungkook ohne zu zögern und hob abwehrend die Hand, als ich etwas sagen wollte. „Fang nicht wieder mit irgendwelchen Ausreden an. Ich bin mit dir zusammen gerade, weil du so bist wie du bist. Da kann Seokjin mit seiner ganzen Kohle einpacken." Die Hitze schoss mir in die Wangen, als er genau das aussprach was ich gedacht hatte. „Verstanden?"
Nickend stolperte ich in seine Richtung und schlang meine Arme um seinen Körper. „Es tut mir leid", flüsterte ich in sein Ohr, hörte wie er schnaubend lachte. „Ich war dir niemals böse. Tae. Könnte ich überhaupt nicht." Mit klopfendem Herzen genoss ich unsere innige Umarmung, trat irgendwann einen Schritt zurück und hauchte einen federleichten Kuss auf seine Lippen.

„Warum hast du eigentlich nicht auf mich gewartet?", fragte er plötzlich und ich erinnerte mich zwangsläufig an die Szene zurück.
„Ich hab euch gesehen... also im Flur", antwortete ich stockend.
„Flur? Oh warte." Erkenntnis zeichnete sich in seinem Gesicht ab, gefolgt von einem genervten Ausdruck. „Seokjin muss das alles geplant haben. Ich hab mich schon gewundert, warum er mir im Flur so nah gekommen ist", sagte er und schüttelte fassungslos den Kopf.
„Also hat er dich nicht im Flur ge-"
„Er hat mich nicht geküsst", unterbrach er mich harsch, „aber in seinem Büro hat er es versucht. Davor hat er noch schlecht über dich geredet."
„Er hat die ganze Zeit vor meinen Augen mit dir geflirtet", meinte ich und verzog angewidert das Gesicht.
„Das ist mir aufgefallen, aber es war mir egal. Ich habe allerdings nicht damit gerechnet, dass Seokjin so weit geht."
„Am liebsten hätte ich ihm dafür eine verpasst", zischte ich wütend und runzelte die Stirn, als Jungkook errötend den Kopf schüttelte.
„Musst du nicht mehr." Verständnislos legte ich den Kopf schief. „Warum nicht?"
„Als er mich küssen wollte, hab ich impulsiv ausgeholt und ihn geschlagen. Ich glaube seine Nase ist gebrochen", gab er kleinlaut zu und grinste verlegen. Anfänglich noch überrascht, konnte ich mich kurz darauf nicht mehr zusammenreißen und begann zu lachen.

„Entschuldige", stieß ich atemlos hervor, als ich mich langsam von meinem Lachanfall erholt hatte.
„Muss es nicht, Seokjin hat es verdient", meinte Jungkook und zuckte beiläufig mit den Schultern.
„Was ist jetzt mit deinem Job? Ich denke dein Chef wird nicht gut auf dich zu sprechen sein." Unsicher sah ich in sein Gesicht und wunderte mich ein wenig, als er eine wegwerfende Handbewegung machte. „Nach seiner Aktion möchte ich nicht mehr für ihn oder in seiner Firma arbeiten", erwiderte er gelassen.
„Sicher?"
„Ganz sicher", bestätigte er mir, bevor er den Autoschlüssel aus seiner Hosentasche zog. „Jetzt lass uns nach Hause fahren und den restlichen Tag genießen."
Mit einem warmen Gefühl im Bauch stieg ich ebenfalls ein und lehnte mich über die Mittelkonsole zu Jungkook. „Ich liebe dich", flüsterte ich, küsste ihn zärtlich und lehnte mich zurück. „Ich dich auch", erwiderte er und startete das Auto. Mit der Gewissheit ihn weiterhin an meiner Seite zu haben, blickte ich der Zukunft um einiges entspannter entgegen.


Hallo ihr Lieben,

nach dem stressigen Dezember, ist der entspannte Januar doch mal wieder eine willkommene Abwechslung. Deswegen gibt es mal wieder einen Taekook Oneshot von mir.
Ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen. :3

Liebe Grüße
Lovibia ♥

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