30 - Ich habe ein Date
[Louis]
"Du willst mir also sagen, dass du ihm noch eine Chance gibst?"
Ich lag auf meinem Bett und führte mit Niall einen Videocall, denn ich hatte ihn gestern nicht mehr erreicht. Er sah mich skeptisch an, während ich nickte. "Es ist nicht so eine Chance, wie du denkst. Ich werde jetzt nicht mit ihm in die Kiste steigen. Er soll...ich weiß selbst nicht was er tun soll, Niall."
Seufzend fuhr ich mir über das Gesicht, sah in die Kamera zu meinem besten Freund. "Wieso hast du ihm nicht gesagt, wo ich wohne?"
Niall lachte auf. "Weil sonst genau das passiert, was gerade passiert!" stellte er fest. "Lou, ich weiß nicht. Ich finde das nicht gut, vor allem wenn er wieder Drogen nimmt. Du weißt doch nie, woran du bist, ob er gerade high ist, wenn er mit dir redet." sagte er noch dazu. "Ich sehe es in seinen Augen."
"Und? Das ändert nichts an der Tatsache."
Ich nickte leicht, sah ihn an. "Niall, er hat mich gesucht. Er hat anderthalb Monate nach mir gesucht."
Er zuckte mit den Schultern und erinnerte mich ein wenig an ein bockiges Kind, so wie er mich ansah. "Ist doch nicht lange."
Ich lachte. "Ich finde das schon ziemlich lang." erwiderte ich und neben Niall tauchte Amelia im Bild auf. "Hey, Lou!"
Ich winkte ihr zu. "Hey!"
Sie lächelte mich an. "Auch wenn es mir nicht zustehst, aber darf ich dir eine Frage zum Thema stellen?" fragte sie und ich nickte, seufzte innerlich jedoch. "Denkst du nicht, dass er vielleicht nicht weiß, was er tun soll? Hast du ihn mal gefragt, was er erlebt hat? Offensichtlich empfindet er etwas für dich, aber vielleicht weiß er nicht, wie er damit umgehen soll."
Ich dachte über ihre Worte nach. Sie ließen augenblicklich Hoffnung in mir aufkeimen, das musste ich leider zugeben.
"Und was soll er da bitte schön tun?" fragte Niall und sah sie skeptisch an. Er war kein Fan mehr von Harry, so viel war sicher. Vermutlich war er das nie wirklich gewesen. Amelia sah nun mich wieder an. "Gesetz dem Fall, er gibt sich wirklich Mühe, ja?" Ich nickte, um sie wissen zu lassen, dass ich aufmerksam zuhörte. "Wenn es so ist, dann solltest du ihm vielleicht erklären, dass er wertgeschätzt wird. Dass er dir wichtig ist. Auch wenn es schwer ist, ich weiß, du bist sauer auf ihn. Aber ich glaube alles was er braucht, ist Zuneigung."
Sie beendete ihre Ansprache mit einem bedauernden Blick und ich dachte über ihre Worte nach. Harry hatte mir erzählt, dass er sich für eine Ware hielt. Er hatte es oft genug betont. "Er weiß nicht, wie es geht..." murmelte ich nachdenklich und in meinem Kopf ratterte es. Dann sah ich die beiden an. "Er hat keine Ahnung wie es geht!"
Niall musterte mich ebenso nachdenklich. "Louis..." mahnte er mich und ich nickte. "Niall, keine Sorge. Ich werde abwarten. Aber Amelia hat recht. Harry hält sich selbst für einen Gegenstand, nur gut genug fürs Modeln. Er hatte nie einen Freund." Ich seufzte auf. "Deswegen nimmt er auch wieder Drogen." Ich sah Niall an. "Ich muss ihn da raus holen."
"Nein! Du musst überhaupt nichts!" rief er sofort und ich sah ihn an. "Niall, auch wenn du es nicht hören willst, ich liebe ihn."
Mein bester Freund nickte. "Und genau das ist das Problem, wenn du mich fragst." antwortete er schlicht und Amelia schlug ihm gegen die Schulter, sah ihn böse an. "Sei nicht so zu ihm." Er sah sie nun auch frustriert an. "Solltest du nicht auf meiner Seite sein?"
Sie küsste seine Stirn. "Dieses Mal nicht." antwortete sie lächelnd, winkte mir noch einmal zu und dann verschwand sie aus dem Bild.
Niall sah jetzt mich frustriert an. "Ich habe kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache." Ich nickte und richtete meine Haare nebenbei. "Das habe ich auch nicht. Aber ich wünsche mir, unabhängig ob es mit mir ist oder nicht, dass Harry glücklich sein kann." erklärte ich ihm und er nickte. In diesem Moment ging eine Instagram Nachricht ein. "Wenn man vom Teufel spricht..." murmelte ich und öffnete sie nebenbei.
"Was meinst du?" fragte Niall. "Harry hat geschrieben..." murmelte ich und las mir die Nachricht durch.
'Guten Morgen, Lou. Kann ich dich heute von Arbeit abholen? Können wir etwas unternehmen?'
Kurz darauf ging noch eine zweite Nachricht ein.
'Ich realisiere gerade, dass ich nicht weiß, ob und wo du überhaupt arbeitest. Arbeitest du? Sicher, oder? Ich würde dich gern abholen...'
Ich musste unwillkürlich schmunzeln. "Was passiert gerade, Tommo? Du hast diesen Blick drauf..." fragte Niall argwöhnisch nach. Für eine Sekunde hatte ich vergessen, dass er noch am Telefon war. "Er will mich von Arbeit abholen." antwortete ich und Niall schnaubte. "Romantisch, nachts um vier..." maulte er und ich musste lachen. "Jetzt hör auf so grummelig zu sein! Harry weiß doch nicht, was für Arbeitszeiten ich habe."
"Ist mir egal."
"Okay, Mister Trotz persönlich. Ich lege jetzt auf, Sergej und Natalia wollen mit mir frühstücken." Wir verabschiedeten uns und ich legte auf, dann antwortete ich Harry.
'Das wird vielleicht schwierig. Ich arbeite nachts. Immer bis um vier.'
'Um vier? Was ist das denn für ein Job?'
'Ich arbeite im Lavo...'
Einen Moment kam nichts und ich stand auf und zog mich ein wenig vernünftiger an, wuschelte mir noch einmal durch die Haare und lief in die Küche. Dann kam seine Antwort.
'Oh...Ich verstehe. Nun, hast du eventuell davor Zeit?'
'Hol mich um vier bei mir ab, okay?'
Ich lächelte, ging in die Küche und blickte in die Gesichter von Sergej und Natalia. Sie strahlte mich sofort an und auch Sergej lächelte. "Guten Morgen!" sagte ich und setzte mich zu ihnen an den fertig gedeckten Tisch. Sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen. "Ich hätte euch doch geholfen, ich wäre einkaufen gegangen!" sagte ich entschuldigend und Sergej winkte ab. "Nicht doch, trauriger Junge."
Natalia musterte mich. "So traurig siehst du gar nicht mehr aus." stellte sie fest. Ich seufzte leise und nickte. "Ich habe ein Date."
"Mit dem Lockenkopf?" hakte Sergej nach, worauf ich nickte.
Natalia sah ihren Freund an. "Es ist nicht nur ein Lockenkopf. Ich habe ihn gestern gesehen. Eine Schande, dass du ihn nicht erkannt hast, Liebling. Er ist Harry Styles."
Sergej zog eine Augenbraue hoch und sah mich an. "Das Model?"
Ich nickte leicht und zuckte mit den Schultern. Er stieß einen anerkennenden Pfiff aus. Natalia lachte leise und nun sahen mich beide an. "Ich würde gerne alles wissen. Einfach alles." sagte sie und ich musste lachen.
"Ich würde lieber etwas über Sergej und gestern sprechen. Es war fantastisch, übrigens. Ich habe noch nie so etwas Unglaubliches gesehen!" sagte ich und Sergej winkte ab. "Darüber reden wir danach, glaub mir, ist besser so." Er zeigte auf Natalia, die mich begeistert ansah. "Sie wird keine Ruhe geben, ehe du nicht redest."
Ich gab es auf und atmete tief durch, dann erzählte ich den beiden die ganze Geschichte von Harry und mir. Ich sprach sicherlich eine halbe Stunde und die beiden mir doch theoretisch immer noch fremden Menschen hörten mir aufmerksam zu. Natalia's Miene wurde von Minute zu Minute bedrückter und auch Sergej war nicht mehr ganz so gut gelaunt.
Als ich schließlich damit abschloss, dass ich hier ankam, schüttelte Natalia den Kopf. "Du bist also schon mit gebrochenem Herzen hergekommen." Sie ergriff meine Hand und drückte sie leicht. "Das tut mir so furchtbar leid. Du musst dich so einsam gefühlt haben!"
Ich nickte leicht. "Schon irgendwie. Geburtstag, Weihnachten...Silvester. Es war nicht unbedingt die schönste Zeit." gab ich zu und lachte leicht.
Natalia verpasste Sergej einen Schlag auf den Arm, er sah sie entsetzt an. "Hey!" rief er, Natalia schlug ihm noch einmal auf die Stelle. "Wie konntest du dich nur so verhalten? Der arme Junge!" rief sie aufgebracht und ich musste plötzlich herzlich lachen. Es war irgendwie eine skurrile Situation, doch ich fand sie absolut witzig.
Auch die beiden mussten nun ebenso lachen und wir verbrachten die weitere Zeit damit, uns näher kennenzulernen und Geschichten auszutauschen.
Wir saßen lange miteinander da, Sergej erzählte mir von seinen jahrelangen Versuchen, einen Platz im Bolschoi Theater in Moskau zu erhalten. Irgendwann hatte er aufgegeben und Russland verlassen. Natalia und er hatten sich bereits im Flieger nach New York kennengelernt und sich unsterblich ineinander verliebt. Sie war Sängerin und arbeitete am Broadway, hatte einige Nebenrollen und wartete noch auf ihre Hauptrolle und somit einen Durchbruch. Ich war mir sicher, dass auch für sie sich alles zum Besten wenden würde. Sergej hatte es von kleineren Ensembles nun in das ganz Große geschafft und mit der Hauptrolle in Giselle war er nun in der Branche bekannt wie ein bunter Hund und vor allem sehr gefragt.
Schließlich räumten wir gemeinsam die Küche auf und ich ging duschen und machte mich fertig, dann packte ich meine Sachen ein und verbrachte die restliche Wartezeit in meinem Zimmer und recherchierte über das kommende Studium und welche Dinge ich zur Vorbereitung bereits tun konnte, um nicht völlig ahnungslos in der Juilliard aufzutauchen. Wie üblich machte ich mir eine To Do Liste, welche ich an die an der Wand hängende Pinnwand neben das Foto von mir und Niall hängte. Lächelnd betrachtete ich den Zettel, dann klingelte es an der Haustür. Ich eilte zum Flur und aktivierte die Gegensprechanlage. "Ich komm runter!" sprach ich hinein, zog mir die Schuhe an und warf mir meine Jacke über, dann nahm ich mir Schlüssel und Handy und lief nach unten auf die Straße.
Vor dem Hauseingang stand Harry, ich stoppte in meinen Bewegungen und sah ihn überrascht an. Er trug einen für seine Verhältnisse sehr schlichten Anzug, in seiner Hand ein Strauß Rosen. Augenscheinlich nervös sah er mich an und lächelte leicht. "Hey."
"Was ist denn hier los?" fragte ich ihn und musste leise lachen, ging auf ihn zu und er überreichte mir die Rosen, die ich sofort entgegen nahm. "Danke, Harry." sagte ich und sah hoch zu ihm. "Wozu der Anzug und die Blumen?"
Er kratzte sich am Nacken und lächelte leicht. "Das macht man doch so, wenn man jemanden auf ein Date bittet, oder?"
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