24 - Der Herzensbrecher persönlich
[Louis]
Niall sah mich an und in seinen Augen lag ein Ausdruck von Besorgnis. Er nickte ernst, sagte seiner Gesprächspartnerin kurz Bescheid und dann gingen wir gemeinsam an einen anderen Tisch und setzten uns gegenüber voneinander auf die Stühle.
Er sah mich ernst an und ich spielte mit meinen Fingern und sah ihn ebenso an.
Das Gespräch mit Niall fiel mir am Schwersten von allen, denn er war mein Bruder, mein bester Freund. Ich würde ihn am Meisten vermissen und eigentlich wollte ich ohne ihn auch nicht gehen. In meinen Augen bildeten sich Tränen, die ich weg blinzelte und dann atmete ich einmal tief durch, versuchte die richtigen Worte zu finden.
"Spuck's schon aus, Lou."
Ich sah zu ihm und nickte, er lächelte mich abwartend an. "Ich werde gehen."
Niall's Augen weiteten sich. "Zur Juilliard?" Ich nickte, dann seufzte ich. "Niall, ich..." Er ergriff automatisch meine Hand, ich sah ihn an.
"Niall, hör zu, ich will nicht ohne dich gehen und ich werde dich so furchtbar vermissen, wirklich. Aber ich...du hattest Recht, dass ich meinem Traum folgen soll, dass ich anfangen muss mein Leben zu leben wie ich das wirklich will..." sprach ich leise und mir liefen die Tränen, denn Niall das zu sagen war anscheinend für mich emotionaler als gedacht. Ich war völlig überrascht von mir selbst in diesem Moment. "Ich habe bereits gekündigt. Und ich werde nach New York gehen. In der Juilliard habe ich mich auch schon angemeldet."
Niall drückte meine Hand fest. "Scheiße, Lou. Du hast keinen Schimmer wie sehr ich mich für dich freue. Das ist absolut fantastisch! Du ziehst es endlich durch!" rief er aus und sah ihn an, nickte. "Ich ziehe es durch."
Er sprang auf und fiel mir um den Hals, ich erwiderte die Umarmung sofort und drückte ihn so fest es ging an mich.
"Ich will nur nicht ohne dich gehen." gab ich zu und lachte schluchzend, während er mir auf den Rücken klopfte. "Man, Alter, ich will auch nicht dass du ohne mich gehst."
Er löste sich und nahm mein Gesicht in seine Hände, sah mir fest in die Augen. Ich erwiderte seinen Blick sofort.
"Du wirst Oscars gewinnen, Kinosäle füllen, Millionen von Fans haben, alles auf einmal. Du wirst der fucking größte Schauspieler unserer Zeit und dann mein Freund, dann gehst du in die Geschichte ein." Er sprach die Worte bald schon episch aus und ich lachte leise und sah ihn an. "Erstmal New York, okay? Halt den Ball flach."
Seine Augen glänzten verdächtig und ich schüttelte den Kopf. "Niall, reiß dich zusammen..." warnte ich ihn, er nickte und presste die Lippen aufeinander, sah mich jedoch an und die Tränen verließen nun auch seine Augen. "Hör auf!" rief ich lachend aus, denn auch ich musste wieder weinen. Wir waren hoffnungslos.
Er umarmte mich noch einmal ganz fest und ich erzählte ihm von meinem Vorhaben, morgen im Pub mit ihm und Zayn zu feiern.
"Zayn?" hakte er verblüfft nach.
"Ich war bei ihm vorhin. Ich habe es ihm erzählt und wir haben uns ausgesprochen." antwortete ich lächelnd, auch auf Niall's Gesicht schlich sich ein Lächeln. "Lou, wo kommt diese ganze Energie denn plötzlich her?"
Ich zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es selbst nicht. Aber ich will hier endlich weg und wenn ich jetzt abhaue, habe ich genug Zeit mir einen Job und eine Wohnung zu suchen, bevor die Kurse los gehen."
"Wann fliegst du denn?" fragte er.
"In zwei Tagen."
Sein Mund klappte auf und er sah mich schockiert an. "Lou, das ist kurzfristig, es ist bald Weihnachten. Wieso fliegst du nicht nach Neujahr? Du hast doch Zeit...." fragte er verblüfft und ich schüttelte den Kopf. "Ich will neu anfangen."
Er sah mich ein wenig misstrauisch an. "Dann komme ich Silvester rüber." sprach er und ich lachte. "Was? Wieso?"
Er zog eine Augenbraue hoch. "Alter, weil ich ein episches Silvester in New York ziemlich geil fände?" sagte er und sah mich an, als wäre ich gestört. Sofort musste ich grinsen. "Bringst du die Kleine mit, die uns unentwegt beobachtet?" fragte ich frech.
Niall sah kurz zu der Blondine und dann zu mir wieder. "Ach ja. Ich hab dir da was nicht erzählt." gab er zu.
"Ach, ist das so, ja?" fragte ich und grinste ihn weiter an. Er nickte. "Das da drüben ist Amelia und wir hatten einige Dates und es läuft in die richtige Richtung."
Ich freute mich unfassbar für ihn, was ich ihm auch sagte. "Wieso hast du es mir nicht erzählt?" fragte ich ihn dann.
"Du hattest genug Stress in den letzten Wochen, Lou." sagte er einfach und machte eine einladende Handbewegung. "Komm, ich stell sie dir vor."
Ich stand auf und folgte ihm. Es bedrückte mich, dass er anscheinend nicht mit mir über so etwas sprach, weil ich die ganze Zeit mit meinen Gedanken bei Harry gewesen war. So sollte und durfte es nicht sein zwischen uns.
"Amelia? Louis, mein bester Freund!" sagte er zu ihr und ich gab ihr die Hand, sie lächelte mich an. "Hey Louis!"
"Hi!" sagte ich ebenso. "Ich habe von dir schon so viel gehört, schön dass wir uns kennenlernen." sprach sie, ich grinste stolz und nickte. "Komm doch morgen auch zu meiner Abschiedsparty!" lud ich sie ein und Niall sah mich dankbar an. Ich wusste, dass er sich darüber freuen würde, gefragt hätte er mich vermutlich jedoch nie. Also musste ich das übernehmen. Bei der Gelegenheit konnte ich mir die Beiden dann auch genauer ansehen, ihren Umgang mit ihm vor allem. Er sollte schließlich jemand haben, der ihn gut behandelte.
Wir unterhielten uns eine Weile und ich beschloss, mir ein Bier zu bestellen und bei ihnen zu bleiben für den Moment. Irgendwann klingelte mein Handy und ich zog es aus der Hosentasche. Harry hatte mir geschrieben. Sofort meldete sich mein Herz, indem es anfing zu schmerzen. Unsicher öffnete ich die Nachricht.
H: Bitte sag mir wenigstens, dass du gut in London angekommen bist. Bitte, Lou.
Ich schluckte und antwortete ihm, dass ich seit heute früh wieder wohlbehalten hier war und er sich nicht sorgen müsste. Seine Antwort darauf kam sofort, denn er schien auf dem Chat geblieben zu sein, es hatte meine Nachricht sofort als Gelesen angezeigt.
H: Gott sei Dank. Können wir bitte miteinander sprechen? Ich möchte wirklich gerne noch einmal mit dir reden, ich will das nicht so stehen lassen.
Ich schnaubte und schüttelte den Kopf. Sofort bildete sich Druck in meinem Kopf und ich presste die Lippen aufeinander.
"Lou, alles gut?"
Ich nickte und lächelte Niall an. "Natürlich."
Es war nicht die Zeit, ihn mit so etwas zu belasten, das wusste ich und deshalb blieb ich ruhig und antwortete Harry kurz darauf.
L: Es gibt da nicht mehr viel zu besprechen. Ich bin ich dich verliebt, du nicht in mich. Lass uns das nicht künstlich noch einmal durchkauen. Das halte ich nicht aus.
"Ganz schön hart."
Niall schielte auf mein Handy und ich schnaubte und stieß ihm gegen den Oberarm. "Was soll das?"
"Wenn du nicht mit mir redest, muss ich eben anders gucken, dass ich an Informationen komme." entgegnete er schulterzuckend. Ich seufzte und senkte den Blick, starrte auf mein Handy, er antwortete nicht, doch er war online und hatte es gelesen.
"Mom sagt, in New York werde ich meiner großen Liebe über den Weg laufen." sprach ich leise und Niall tätschelte meine Schulter.
"Ich wette, sie hat recht."
"In New York gibt's tausende Models! Du könntest dir so eine, oder einen, angeln!" rief Amelia aus und grinste, ich wusste wie sie es meinte und ich rechnete ihr hoch an, dass sie der Meinung war, ich könnte mir ein Model aufreißen. Nun, schließlich hatte ich genau das schließlich auch geschafft, mehr oder weniger.
Eigentlich hatte er wohl eher mich aufgerissen. Und dann vom Hocker gerissen.
"Ich bin durch mit Models." murmelte ich einfach und trank mein Bier auf Ex aus, ignorierte ihren verwirrten Blick und sah zu Niall.
Er sah mich an. "Vielleicht ja auch nicht."
"Oh doch!" sagte ich sofort mit fester Stimme. "Ich bin überhaupt mit der ganzen Scheiße durch. Ich will mir nicht wieder und wieder das Herz brechen lassen, um am Ende immer als das Häufchen Elend dazusitzen und zu weinen und mich zu fragen wieso zur Hölle mich niemand lieben kann! Was ich falsch mache, wieso ich es nicht wert bin für irgendjemanden!"
Irgendetwas hatte mich getriggert und nun kam die ganze Wut und Verzweiflung der Situation plötzlich aus mir herausgebrochen.
Niall sah mich mit großen Augen an und auch Amelia wirkte schockiert für eine Sekunde.
"Ich bin durch mit der verdammten Liebe! Sie hasst mich und sie ist ein Miststück und sie kann mir gestohlen bleiben."
"Lou!" sagte Niall und musste lachen. "Jetzt mach mal halblang! Er wird nicht der letzte Kerl sein, der dir über den Weg läuft."
"Ist mir egal. Ich liebe ihn." sagte ich und sah Niall an, dessen Augen sich in diesem Moment leicht weiteten und er schüttelte kaum merklich den Kopf.
"Was?" fragte ich schließlich aufgebracht. "Ich liebe ihn und er hat mir mein Herz gebrochen! Darf man das heutzutage nicht mehr sagen?!"
"Doch, darf man." sagte Niall und sah hinter mich. "Aber vielleicht nicht, wenn der Herzensbrecher persönlich gerade hinter einem steht."
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