22 - Wie die Planeten um die Sonne

[Louis] 

Harry löste sich von mir und sah mich mit großen Augen an. Ich schnappte nach Luft und legte die Hände auf den Mund, sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an und schüttelte den Kopf. "D-Das...das habe ich nicht...ich habe es nicht so gemeint!" rief ich sofort aus. 
Er musterte mich. "Lou, ich habe dir gesagt, dass ich sowas nicht mache." 
"Was machst du nicht?" fragte ich ihn sofort.
Er zuckte mit den Schultern und fuhr sich überfordert durch die Haare. "Dieses...so ein Beziehungsding. Ich kann sowas einfach nicht!" 

Ich sah ihn einen Moment an und dann lachte ich humorlos auf, meine Augen füllten sich mit Tränen und ich schüttelte den Kopf. "Warum dann all diese Sachen, Harry? Wieso die ganze Nummer mit den Abenteuern? Diese komplette Romantikwelle hier in Paris? Dafür, dass du all das nicht kannst, hast du dich wirklich sehr wie ein fester Freund benommen!" 
Er sah mich fassungslos an. "Ich habe das getan, damit du aus diesem verstaubten, langweiligen Leben raus kommst, Louis! Damit du Risiken eingehst!" 
Nun war ich verletzt und die Tränen begannen, zu laufen. "Ist das wirklich alles, Harry?" 
Der Lockenkopf stockte einen Moment, wirkte als ob er etwas sagen wollte, doch dann nickte er einfach nur und ließ die Schultern sinken.
"Ernsthaft?" hauchte ich. "Da ist nichts?" 

Harry sah auf den Boden. "Was soll ich sagen, Lou? Für so etwas bin ich nicht gemacht." sprach er leise, sein Ton kam mir bedauernd vor, doch ich ließ mich nicht mehr täuschen. Ich schluchzte leise auf und richtete meine Kleidung, dann lief ich los. Seine Hand legte sich auf meinen Oberarm. "Was hast du vor?" 
Ich schüttelte ihn ab und sah über meine Schulter zu ihm. "Ich haue ab. Danke für das wundervolle Wochenende, Harry. Und...und danke, dass du mir Paris gezeigt hast. Es war eine der schönsten Sachen, die ich jemals erlebt habe. Ich werde das niemals vergessen." sagte ich leise und lächelte ihn traurig an, dann verschwand ich schnell. 

Im Hauptbereich des Clubs stieß ich mit Natalia zusammen, die mich wütend ansah. "Pardon!" rief ich zu ihr, dann rannte ich los auf die Straße, wählte die Nummer von Niall und legte das Handy an mein Ohr. 
"Lou? Es ist halb zwei morgens!" 
"Niall?!" rief ich außer Atem und schon schien er hellwach zu sein. "Was ist passiert? Wo bist du, Louis?" 
Ich fing an zu heulen wie ein Schlosshund und schluchzte auf, Niall wartete einen Moment ab.
"Lou, beruhige dich. Erzähl mir alles." sprach er sanft und ich schniefte und erzählte ihm von meinem versehentlichen Geständnis und dem darauf folgenden Gespräch. "Er hat mich die ganze Zeit behandelt, als wäre ich was Besonderes! Und dann fickt er mit mir in diesem scheiß Club und dann das?!" 

"Warte, was? Ihr hattet Sex in dem Club?!"
"Niall, darum geht's doch nicht!" rief ich aus und fuhr mir durch die Haare, schüttelte den Kopf. "Ich war so dumm, so verdammt naiv!" 
Niall seufzte auf der anderen Leitung. "Also, ganz ehrlich...ich habe befürchtet, dass genau so etwas eintrifft. Ich habe dich gewarnt, auch wenn es asozial ist, so etwas zu sagen. Lou, komm nach Hause und wir finden eine Lösung, ja? Es ist nicht das Ende der Welt."
Ich wischte mir über die Augen und schluchzte leise, lief zum Hotel. "Ich komm nach Hause, ja." sagte ich leise, dann legte ich auf. Der Weg zum Hotel war Gott sei Dank nicht weit und ich rannte die komplette Zeit bis dahin.
Als ich ankam, stolperte ich in das gemeinsame Zimmer und packte meine Sachen schlampig in meinen Koffer, stopfte einfach alles hinein und fluchte leise dabei.

"Lou?" 
Ich erstarrte und sah ungläubig zur Tür. Harry stand im Türrahmen, schloss die Tür hinter sich und kam auf mich zu. 
Ich ging einen Schritt zurück. "Stop!" sagte ich fest und er hielt sofort inne. Er schüttelte den Kopf und sah mich an. "Bitte, geh nicht mitten in der Nacht. Paris kann gefährlich sein." 
"Genauso wie London!" sagte ich sofort trotzig und er schüttelte den Kopf. "Nicht wie London..." antwortete er.
"Was willst du?! Nochmal die Nacht mit mir verbringen? Noch einmal Sex rausholen? Wieso gehst du nicht zurück und schnappst dir die Russin? Oder den Kerl der dich angetanzt hat?!" rief ich wütend und wischte mir wieder die Tränen weg. 

"Nein, Louis, so ist das nicht!" rief er nun ebenfalls und sah mich überfordert an. Ich schnaubte leise und schloss den Reißverschluss des Koffers. 
"Louis..." 
Ich seufzte und sah ihn an. "Willst du die Wahrheit hören? Ich habe mich in dich verliebt in dem Moment, als ich dich gesehen habe. Und zwar sofort. Und ich dachte, wenn ich nur genug Zeit mit ihm verbringe, dann verliebt er sich in mich. Das wird schon, er wird mich auch lieben. Ich bekomme, was ich mir wünsche!" Ich schluchzte leise auf, sah ihn weinend an. "Aber das tue ich nicht. Weil du der Meinung bist, du könntest nicht lieben. Ich bin nicht böse auf dich, Harry. Echt nicht. Ich bin maßlos enttäuscht von mir." 

"Lou, ich..." begann er, doch ich hob die Hand und brachte ihn so zum Stoppen. "Bitte nicht. Es ist egal. Du hast mir tolle Sachen gezeigt, dafür bin ich dir dankbar. Aber wenn ich jetzt bei dir bleibe, dann verletze ich mich selbst." sagte ich leise und mein Blick wurde flehend und sehnsüchtig zugleich. "Wieso kannst du dich nicht in mich verlieben?" 
Er schluckte und sah auf den Boden. "Ich weiß nicht, wie es geht, Louis. Ich weiß nicht, wie es sich anfühlen muss." sagte er ganz leise und wirkte bedrückt. 
Kopfschüttelnd zog ich mir die Jacke wieder an und nahm meinen Koffer, ging an ihm vorbei und stoppte jedoch, sah hoch zu ihm. 
"Es fühlt sich so an, als würde sich all deine Gedanken nur noch um diese eine Person drehen. Dein Herz schlägt höher, wenn du an die Person denkst, du wirst nervös. Du willst nur noch diese eine Person bei dir haben, für jede Sekunde des Tages. Willst sie glücklich machen, sie beschützen und berühren." erklärte ich ihm. "Deine Gedanken kreisen um die Person, wie die Planeten um die Sonne." 
Mit den Worten verschwand ich aus dem Hotelzimmer und machte mich auf den Weg zum Bahnhof. Ich wollte raus aus Paris, aus Frankreich. Ich wollte nur noch weg. 


***


Ich hatte Glück und musste nicht allzu lange auf einen Zug warten. Als ich nun vor Niall's Wohnung stand und klingelte, fühlte ich mich wie ausgekotzt. Ich hatte nicht geschlafen, ich war dementsprechend übermüdet und als Niall mir die Tür öffnete, fiel ich ihm einfach nur erschöpft in die Arme. 
"Lou!" hauchte er und zog mich an sich, bugsierte mich sanft ins Wohnzimmer und wir setzten uns gemeinsam auf die Couch. 
Ich weinte wieder los und er hielt mich fest. 
"Wieso nur war ich so verdammt dumm?!" fragte ich verzweifelt, mein bester Freund strich mir über den Rücken.
"Weil man dumme Sachen tut, wenn man jemanden liebt." 

Ich sah zu ihm und er wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, lächelte mich traurig an. "Du musst da nicht alleine durch." 
Ich sah ihn an und schüttelte den Kopf, wischte mir grob über mein Gesicht. "Warum kann ich keine Liebe bekommen?" fragte ich ihn. "Wieso macht jeder mit mir, was er will?" hauchte ich, Niall sah mich fragend an und ergriff meine Hände. 
"Es ist nicht so wie damals, Lou." 
Ich schnaubte leise. "Ach nein?" 

Wir sprachen es nicht aus, doch wir dachten beide an Jack, meinen Exfreund. Er hatte mich während unserer Beziehung insgesamt achtzehn Mal betrogen, was er mir sehr stolz berichtete, als er mich verlassen hatte. Das war unser Trennungsgespräch gewesen. Ich schüttelte den Kopf. "Es fühlt sich noch schlimmer an, weil er meine Liebe nicht erwidert und es nie tun wird." sagte ich leise und Niall umarmte mich noch einmal fest. 
"Gib nicht auf, Lou." sagte er und nun war ich verwirrt und sah ihn an. "Was soll das heißen?" fragte ich ihn.
Er sah mich sanft an. "Du sagst, er weiß nicht wie sich das anfühlt. Was, wenn du es ihm zeigst? Wenn du ihm erklärst, wie sich sowas anfühlt? Am Ende hat er vielleicht doch Gefühle für dich, hat es nur nicht realisiert. Wer tut so etwas wie diesen Trip nach Paris sonst?" 

"Niall, hör auf." sagte ich sofort und stand auf. "Ich kann nicht mehr. Das ist nicht...nein! Einfach nur nein!" 
Niall stand auf. "Was machst du sonst?" 
Seufzend sah ich zu ihm. "Weißt du was, ein was Gutes hatte die Sache mit ihm." sprach ich ernst und sah in seine Augen. "Er hat mir gezeigt, dass da draußen mehr ist, dass da mehr auf mich wartet. Ich muss endlich mein Leben in die Hand nehmen, Niall." 
Ich setzte mich in Bewegung, Niall hielt mich jedoch auf und ich sah ihn an, schüttelte den Kopf. Er hatte einen besorgten Blick aufgesetzt. 
"Mach dir keine Sorgen, Ni. Es ist alles okay." 
Mit diesen Worten ging ich und eilte in meine Wohnung. 

Dort angekommen warf ich den Koffer beinahe in die Ecke, holte alles aus meiner geheimen Schublade, was drin war und kramte die Sachen von der Juilliard heraus und las mir alles noch einmal durch. Mein Entschluss stand fest. Ich würde nach New York gehen, denn hier in London hielt mich rein gar nichts mehr. 




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