20 - Danke für Paris
[Louis]
Am nächsten Morgen weckte mich der Duft von frischem Kaffee auf und als ich die Augen aufschlug, hockte Harry vor dem Bett und hielt mir eine Tasse unter die Nase. Ich schmunzelte leicht und sah ihn an. "Guten Morgen."
Er verzog genießerisch das Gesicht. "Oh, deine Morgenstimme. Was für ein Klang." sagte er und seufzte leise auf, grinste dann.
Ich musste ebenfalls grinsen und schnupperte. "Kaffee?"
Harry nickte. "Und Croissants. Echte, französische Croissants. Du solltest unbedingt aufstehen, denn sie sind noch warm."
Ich setzte mich auf und neben mir auf seiner Bettseite stand ein Tablett mit Croissants und frischem Obst. Ich seufzte theatralisch auf. "Ich glaube ich bin tot, und das hier ist der Himmel." sagte ich und lächelte Harry an, der sich schmunzelnd neben mir nieder ließ. "Ist das ein Zitat?"
Ich schüttelte den Kopf. "Nicht dass ich wüsste."
Ich küsste seine Wange, er lächelte mich an. Dann aßen wir gemeinsam und ich war im siebten Himmel, denn die Croissants waren der Inbegriff von Köstlichkeit. So etwas fand man in London nicht. In Doncaster schon gar nicht.
"Was machen wir heute?" fragte ich ihn neugierig.
Harry grinste mich an. "Wir spazieren an der Seine, trinken Wein und rauchen in einem Café. Wir machen es wie die Pariser. Wir lassen uns treiben und genießen das Leben."
"Es ist arschkalt, Harry." sagte ich schmunzelnd, woraufhin er lachte. "Treiben lassen, Louis. Einfach treiben lassen und vertrauen."
Wir gingen wirklich spazieren, Harry hatte nicht gelogen. Dick eingemummelt in unsere Jacken, brachte er mich zum Ufer der Seine und in das historische Zentrum der Stadt, eine kleine Insel namens Île de la Cité, auf dem unter anderem Notre Dame ihr Zuhause hatte. Ich war hin und weg von der Schönheit der historischen Gebäude, schoss unzählige Fotos und schickte sie meiner Mom und Niall. Beide fragten mich, was genau ich bitte in Paris tat, was ich schmunzelnd beantwortete, wobei ich bei meiner Mutter die Tatsache, dass Harry dabei war, weg ließ. Ich hatte ihr von ihm noch nichts berichtet.
Harry legte den Arm um mich. "Gefällt es dir?"
"Ich liebe es hier! Die Stadt ist absolut atemberaubend!" antwortete ich ihm und strahlte ihn an, woraufhin er mir lachend die Wange küsste.
"Warst du oft hier arbeiten?" fragte ich ihn neugierig.
Harry nickte. "Natürlich. Paris, New York, Mailand und London meistens. Für Shootings natürlich praktisch überall. Aber die großen Events finden in den Städten statt."
Ich sah ihn neugierig an. "Party's?"
"Ja, viele Party's." antwortete er und sah mich an. Ich nickte verstehend. "Ich bin froh, dass du clean bist."
Er sah mich etwas verwundert an, dann nickte er und ließ den Blick über den Fluss gleiten. "Es hätte mich fast mein Leben gekostet, ich musste clean werden."
Ich schluckte leicht. "Was meinst du damit?" fragte ich leise. Mehr als kiffen hatte ich nie getan, wusste aber, wie gefährlich Drogen waren. Besonders harte Drogen. Kokain empfand ich persönlich als eine sehr harte Droge.
Harry zuckte mit den Schultern. "Weil ich es eben übertrieben habe. Und es hat ja auch keinen interessiert, alle Models waren ständig breit. Wenn mich nicht meine Mutter zufällig gefunden hätte, wäre ich jetzt nicht mehr hier, denke ich. Sie war Gott sei Dank zu Besuch."
"Wo war es?"
"Hier in Paris."
Ich sah ihn mit großen Augen an. "Und du kommst trotzdem hierher zurück?" Er sah zu mir und nickte. "Natürlich. Ich war oft danach hier und es wird auch nicht das letzte Mal sein. Ich liebe Paris. Es ist so schön, wunderschön."
Ich nickte und lächelte, lehnte mich leicht an ihn und gemeinsam liefen wir über die Brücke, blieben in der Mitte stehen und beobachteten die Schiffe und Boote, die sich auf dem Fluss tummelten. Die Sonne schien und es war zwar kalt, doch das Gesicht wurde durch die Sonnenstrahlen gewärmt.
"Wieso warst du nie außerhalb Englands?" fragte mich Harry und ich sah zu ihm.
"Wir hatten kein Geld. Ich habe ziemlich viele Geschwister." antwortete ich ihm schmunzelnd und er nickte. "Ich verstehe. Und wann hast du dich für ein Stipendium in New York entschieden?"
Ich dachte darüber nach, wie ich das sagen sollte. "Ich habe immer davon geträumt, an der Juilliard zu studieren. Doch getraut mich zu bewerben, das habe ich nie. Niall hat das heimlich gemacht."
"Niall? Wow, er ist ein großartiger Freund!" sagte Harry verblüfft und ich nickte sofort und strahlte. "Ich kenne keinen besseren Menschen als ihn. Er ist ein absoluter Engel." antwortete ich und er nickte lächelnd, schmunzelte dann. "Er mag mich nicht."
"Das stimmt nicht."
Sein lautes Lachen ließ mich zu ihm sehen. "Das stimmt absolut! Wieso ist das so?" fragte er mich und ich seufzte leise. "Wegen der Sache mit mir und dann der Sache mit Zayn. Es hat ihm nicht gepasst, was du da abgezogen hast."
Ich konnte seinen Blick auf mir spüren. "Ihr seid alle moralisch so gut ausgerichtet. Ich habe nicht einmal darüber nachgedacht, ob das vielleicht falsch rüberkommen könnte."
Ich sah ihn an. "Wieso hast du mir nicht erzählt, dass Zayn dich zuerst angemacht hat?" fragte ich ihn. "Er hat mir gesagt, dass du irgendwann nachgegeben hast, so hat er es ausgedrückt."
Harry nickte. "Ich wollte nicht, dass du sauer auf ihn bist. Ihr seid schon so lange befreundet." Nickend sah ich wieder zum Wasser.
"Wie lange bist du schon Single?" fragte ich neugierig. Ich wusste nicht, ob er mir antworten würde, doch ich wollte gern wissen, woran ich war.
"Mein ganzes Leben."
Wow. Ich sah ihn nun doch wieder an. "Du hattest nie eine Beziehung?" fragte ich ein wenig fassungslos. Er nickte und sah mich an. "Ich arbeite, seit ich acht bin, Lou."
Das erschien für ihn als plausible Erklärung, doch ich fand das alles eher absolut erschreckend. Ich hatte keine Ahnung, wie er sich fühlen müsste, aber es kam mir vor, wie ein sehr trauriges Leben. Ihm das zu sagen traute ich mich jedoch nicht. Das stand mir nicht zu.
"Ich weiß, was du denkst." Er sah mich an. "Du denkst, mein Gott, der arme Junge. Aber dabei vergisst du, dass ich so viel gelernt habe in meinem Leben. Über falsche Menschen, über gute Menschen. Wie man mit ihnen umgeht und wie man das erreicht, was man haben will. Ich habe Ruhm erfahren, Geld verdient. Spaß gehabt." Er atmete tief durch, war ganz ernst geworden.
"Es war hart, aber es war mein Leben, Louis. Bitte sag mir nicht, dass es kein richtiges Leben war."
"Das würde ich niemals tun." antwortete ich sofort, sah ihn mindestens genauso ernst an wie er mich. "Jeder lebt sein Leben unterschiedlich. Und solange du es genossen hast, ist doch alles gut."
Es wirkte, als würde er eher durch mich hindurch sehen, dann atmete er tief durch. "Wie genießt man denn? Du genießt dein Leben doch auch nicht." sagte er leise und wir schwiegen nun beide. Seine Worte machten mich ein wenig traurig, denn er hatte absolut recht. Ich genoss mein Leben überhaupt nicht. Die Abenteuer mit Harry waren das Schönste seit mehreren Jahren. "Ich fange langsam damit an." murmelte ich.
Er legte die Arme von hinten um mich und zog mich an sich, küsste meine Wange. "Das ist alles, was ich möchte. Dass du etwas erlebst und anfängst, zu genießen."
"Aber wieso?" fragte ich leise.
Er lachte gegen mein Ohr. "Weil ich's mir leisten kann und ich dich mag. Du bist wie ein unschuldiger Engel und ich bin neugierig, was ich noch alles aus dir herauskitzeln kann. So einen Menschen wie dich habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht getroffen."
Seine Worte verwirrten mich ein wenig und ich runzelte leicht die Stirn.
Wieso nur hatte ich tief in meinem Herzen nur den Wunsch, er hätte jetzt gesagt, dass er sich in mich verliebt hatte? Und wieso nur tat er es nicht? Ich nickte nur und blieb stumm, während er kleine Küsse auf meiner Wange und meinem Hals verteilte.
"Du siehst hübsch aus heute, Lou. Deine Wangen sind ganz rot von der Kälte. Du siehst aus wie ein teures Gemälde."
Ich wurde nur noch röter und er lachte leise und legte die Arme fester um mich, als er mein Zittern spürte.
"Was für ein Gemälde?" fragte ich leise.
"Wie ein Da Vinci, oder ein Monet. Etwas unbezahlbar Teures." flüsterte er und ich schloss die Augen und lehnte mich gegen ihn.
"Danke für Paris." sagte ich ganz leise und er küsste meine Wange.
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