12 - Home
[Louis]
„Er hatte an dem Abend Sex mit mir, Zayn. Noch auf der Party." sagte ich zu Zayn ernst.
Er nickte und seufzte auf. „Das hat er mir bestätigt, nachdem du es mir erzählt hast." antwortete er leise und ich atmete tief durch. „Das fasse ich einfach nicht..." sagte ich hilflos und wischte mir über die Augen, sah zu Niall.
Dieser musterte Zayn nachdenklich, ehe sein Blick meinen fand. „Ich denke, dass ich doch falsch lag, was denselben Mann angeht." sagte er nachdenklich und ich zog die Augenbrauen leicht zusammen, dann weiteten sich meine Augen, als ich realisierte, was er da sagte.
Mein Blick glitt zu Zayn. „Zaynie..." hauchte ich und der Schwarzhaarige sah mich nicht mehr an, seine Augen glänzten gefährlich. Ich schluckte. „Von was brauchtest du Ablenkung, Zayn? Von mir?" fragte ich leise, woraufhin Zayn die Lippen zusammenpresste und nicht antwortete, stattdessen drehte er sich weg.
„Lou, kannst du bitte gehen?" flüsterte er kaum hörbar, doch ich verstand es. Seine Stimme war belegt. Ich seufzte innerlich, es verletzte auch mich, ihn so zu sehen. „Rede bitte mit mir..." bat ich ihn erneut, doch er schüttelte den Kopf.
„Bitte, Lou. Ich will nicht drüber reden. Ich will das alles gar nicht, ich will..." Er atmete tief durch, dann drehte er sich wieder zu mir. „Ich will keine Gefühle für dich haben. Wirklich nicht. Wir sind doch Freunde."
Seine Stimme war dünn geworden, es tat mir weh ihn so zu sehen, es tat mir wirklich weh.
Ich nickte leicht und sah ihn mitfühlend an. „Ich hab's erst auf der Party gemerkt, als du ihn so angesehen hast. Erst dann...das war als würde mein Herz brechen... " sprach er weiter, es verwunderte mich, dass er sich nun doch öffnete, doch ich freute mich auch darüber. „Bitte, lass mich Abstand nehmen, okay?" Er sah mich mit diesen traurigen, dunkelbraunen Augen an und ich nickte sofort. „Es tut mir leid, Zayn." sagte ich leise, er schüttelte sofort den Kopf. „Du kannst doch nichts dafür" flüsterte er. Ihn so zu sehen brach mir das Herz.
Ich sah Niall an, der mit einem Nicken auf die Tür zeigte und nach einem kurzen Seitenblick auf Zayn, der an der Wand stand wie ein Häufchen Elend, ging ich zur Tür.
„Lou?"
Ich sah noch einmal zu Zayn und er wischte sich Tränen weg. „Es war nicht Harry, der es initiiert hat. Das war ich. Er hat irgendwann einfach nachgegeben. Er war doch genauso betrunken."
Ich sah ihn sanft an und lächelte ihn an. „Melde dich bitte trotzdem, wenn was ist, okay?" Zayn nickte und ich verließ mit Niall die Wohnung.
Draußen auf dem Bürgersteig atmete ich erst einmal tief durch und sah dann zu Niall, der nicht weniger überfordert wirkte mit der ganzen Situation. „Nun ja, jetzt weißt du jedenfalls, woran du bist." sagte er und es war eindeutig Galgenhumor, ich nickte leicht.
„Zayn ist verliebt in mich" murmelte ich.
„Und du in Harry." Ich sah Niall an und biss mir auf die Lippe, nickte dann und seufzte. „Das bin ich leider wirklich" entgegnete ich leise.
Mein bester Freund legte den Arm um mich und lief los, ich folgte ihm und in meinem Kopf ratterte es unaufhörlich. „Du empfindest nichts für Zayn, oder?" fragte er vorsichtig nach. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, wirklich nicht. Ich wünschte ich würde, aber Nein. Er tut mir nur leid. Er fühlt sich vermutlich ähnlich beschissen wie ich im Moment."
Niall blieb stumm und wir gingen zurück in den Pub. Ich hätte es vermutlich nicht vorgeschlagen, doch er schien zu wissen, dass ich jetzt eine laute Umgebung um mich herum besser gebrauchen konnte als meine leere Wohnung.
Wir setzten uns in eine der Ecken und ich sah ihn an. Niall musterte mich, dann nahm er meine Hand in seine.
„Wenn du mir jetzt auch noch gestehst, dass du für mich Gefühle hast, springe ich in die Themse." sagte ich frustriert und er fing an zu lachen. „Auf keinen Fall. Mach dir da mal keine Sorgen! Außerdem kann ja wohl nicht jeder auf dich stehen. Zwei von Drei reicht ja wohl!"
Ich musste auch leicht lachen. „Aber Harry steht ja gar nicht auf mich."
„Natürlich tut er das. Er war doch bei dir, denkst du er wollte wirklich nur Tschüss sagen?" Ich sah ihn an. „Nee, er wollte sicher wieder vögeln." sagte ich frustriert.
„Na also. Zumindest körperlich steht er anscheinend total auf dich." Niall zuckte mit den Schultern.
Ich nickte nachdenklich und seufzte. „Reicht mir aber nicht."
„Lou" sagte Niall seufzend. „Es wird Zeit, mal den Druck rauszunehmen. Ich traue Harry nicht, doch ich merke auch, dass bei dir hier sowieso Hopfen und Malz verloren ist. Also, neuer Vorschlag: Du sprichst mit ihm, sagst ihm, dass dich das verletzt hat mit Zayn und dass du keine Nummer von vielen sein willst, Gott weiß mit wie vielen der noch vögelt."
Ich sah ihn frustriert an. Das wollte ich nicht hören. Wirklich nicht. Niall zuckte mit den Schultern. „Ist, wie es ist. Also, nochmal. Du stellst ihn zur Rede und dann wirst du ja sehen, wie er reagiert. Und falls er blöd reagiert, wovon ich persönlich ausgehe, sorry dafür, dann schlägst du ihn dir endlich aus dem Kopf, verstanden?"
Ich nickte sofort und sah ihn fest an. „Okay, ich werde mit ihm reden."
„Gut! Und jetzt lass uns endlich das gottverdammte Bier trinken, dass ich vorhin nicht austrinken durfte, und den Abend halbwegs genießen. Ich will endlich mein Feierabendbier."
Schmunzelnd nickte ich und beschloss, meinen Kopf heute Abend auszustellen und aufzuhören, über Harry oder Zayn nachzudenken.
Natürlich war ich über Zayn's Gefühle zu mir schockiert, doch viel mehr tat er mir einfach leid. Es war kein schönes Gefühl unglücklich verliebt zu sein und ich fühlte mich schuldig, weil er dieses Gefühl ausgerechnet wegen mir hatte.
Zayn hatte so etwas nicht verdient und ich wollte niemals, das einer meiner Freunde sich überhaupt jemals wegen irgendetwas schlecht fühlte, schon gar nicht wegen mir. Ich holte uns ein Bier und dachte darüber nach, wie ich ihm helfen konnte. Vermutlich war es das Beste, ihn in Ruhe zu lassen, doch das fiel mir schwer. Ich wollte ihn trösten. Ich hasste es, wenn er, oder auch Niall, traurig war. Lieber wollte ich leiden, als dass die Beiden irgendetwas erleben mussten.
Als ich am Tisch wieder ankam, umarmte ich Niall einfach, der es lachend erwiderte. „Was ist denn jetzt los?"
„Danke dass du so unkompliziert bist." sagte ich leise und hörte erneut sein Lachen.
„Ja du kannst froh sein, dass jemand Normales in deinem Umfeld noch ist. Der vor allem immun ist gegen deine blauen Augen." sagte er, als ich mich ihm gegenüber platzierte und nun musste ich lachen und sah ihn mit einem Hundeblick an. „Dafür, dass du angeblich immun bist, erwähnst du die ganz schön oft."
„Das stimmt. Ich erwähne sie nie wieder."
Wir lachten und so langsam entspannte ich mich, dann starteten wir eine Runde Billard und ich widmete mich endlich wieder einer Sache, die mir Freude bereitete und mich glücklich machte. So viele Sachen waren in den letzten Tagen passiert und ich brauchte einfach nur Zeit, um durchzuatmen, denn es war alles zu viel für meinen Kopf.
Niall lenkte mich sehr erfolgreich ab und irgendwann gesellten sich zwei Frauen zu uns, die völlig begeistert von Niall waren, weshalb wir beschlossen, mit ihnen den Abend zu verbringen. Niall schien nämlich auch nicht unbedingt abgeneigt und war in den Flirtmodus übergegangen.
Ich beobachtete das schmunzelnd, dann nahm ich mein Handy und öffnete Instagram. Neugierig blickte ich auf Harry's Profil, er hatte eine neue Story und ich klickte darauf und sah sie mir an. Es war ein Video, auf dem man seine Füße sah, dann schwenkte die Kamera nach oben und gab den Blick frei auf seine Umgebung. Er war auf irgendeinem Feld. „Spannend" murmelte ich und klickte weiter, da war ein Bild von ihm und einer Frau, beide strahlten in die Kamera. Seine Grübchen stachen hervor, die Augen leuchteten, er sah richtig glücklich aus.
Ich las, was er dazu geschrieben hatte. Es war nur ein Wort. Home.
Ich musste lächeln, nun fiel mir auch die Ähnlichkeit auf. Harry schien bei seiner Mutter zu sein, deshalb war er also zwei Tage weggefahren.
Noch bevor ich etwas anderes tun konnte, ging eine Nachricht von ihm ein. Seltsam. Ich runzelte die Stirn und öffnete sie.
H: Wie geht's dir?
Ich war ein wenig irritiert, doch ich antwortete ihm. Mein Herzschlag ging automatisch schneller und ich musste leicht lächeln.
L: Ganz gut. Und dir?
H: Sehr gut. Ich bin bei meiner Mutter. Das ist immer wie eine Art Kur für die Seele. Was machst du?
Ich schrieb ihm, dass ich mit Niall im Pub saß, woraufhin er mir einen lachenden Smiley schickte und mich fragte, ob ich hin und wieder auch andere Sachen tat, diese Frage verneinte ich und kam mir dabei ziemlich langweilig vor. Mit mir war nun wirklich nicht viel los.
H: Ich sollte dich mal einen Tag aus London entführen. Du musst mal andere Luft schnuppern :D
Ich kaute auf meiner Lippe. Das war praktisch eine Einladung, etwas mit ihm zu unternehmen. Kurz sah ich zu Niall, doch der war augenscheinlich abgelenkt mit einer der Frauen, dann sah ich wieder auf das Handy. Was sollte ich ihm jetzt antworten? Nachdenklich starrte ich den Chat an, dann ging eine weitere Nachricht von ihm ein.
H: Hallo?
Ich seufzte leise auf, dann antwortete ich ihm, dass er es ja mal versuchen könnte, sperrte das Handy und legte es weg, sah dann wieder zu Niall. Ich nahm mir vor, mit Harry zu sprechen, sobald er wieder da war, so wie Niall es mir geraten hatte. Sollte er dann immer noch Lust haben, könnte er mich gern aus London entführen. Im Geheimen freute ich mich bereits jetzt darauf und hoffte, dass unser Gespräch gut verlaufen würde.
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