1 - Vom Billard und Techno
[Louis]
„Ich hab keinen Bock auf die Party, Niall! Können wir nicht einfach in den Pub? Das ist doch viel schöner." sagte ich quengelig und mein bester Freund verdrehte die Augen und schob mich durch die Tür in das Innere einer Altbauwohnung im dritten Stock. Es stank nach Gras und Alkohol, die Musik war zu laut und es lief Techno. Ich verdrehte die Augen erneut. Ich hasste Techno.
„Lou, komm schon. Wie willst du jemanden kennenlernen, wenn du immer nur im Pub hockst und Fußball guckst?" fragte er mich und zwinkerte mir zu. Wie ich diese Aussage hasste. Was sollte man sonst tun? Ich mochte es und ich wollte es nicht ändern.
Mit den Kumpels ein paar Bier zischen, Billard spielen, Fußball lief auf den TV's - was gab es Besseres? Niall hatte keine Ahnung, wovon er sprach.
„Dann finde ich jemanden der Fußball genauso mag. Wäre doch super?" sagte ich und Niall hob eine Augenbraue und sah mich genervt an. „Du bist nicht ganz dicht. Komm mal endlich aus dir raus. Das wird lustig, genieß es!" Niall strahlte mich an und sah sich um. Auch ich sah mich um. Die Menschen um mich herum waren betrunken und jünger als ich, bis auf ein paar wenige. Ich wusste schon jetzt, dass ich hier keinen Spaß haben würde, denn das hier war einfach nicht mein Vibe. Ich war keiner von diesen Studenten, die ihr Leben mit Kiffen und Saufen zwischen den Vorlesungen verbrachten.
Ich folgte Niall dennoch tiefer in das Innere der Wohnung und fand mich im Wohnzimmer wieder. Auf dem Couchtisch standen Unmengen an Alkohol und ich verzog das Gesicht.
„Niall, können wir bitte gehen?"
„Nein!" sagte er entschieden und drückte mir ein Bier in die Hand. Ich musterte es, die Marke war okay. Immerhin.
Ich öffnete es und trank die halbe Flasche in einem Zug. Das hier ertrug ich nur mit Alkohol, soviel war klar.
„Guck nicht so angesäuert. Das Leben besteht aus mehr als Fußball, Bier und deinem langweiligen Job, Louis!" Ich sah Niall mahnend an.
Na und? Dann war mein Job eben langweilig, doch er brachte Geld ein, und das war gut.
Ich arbeitete in London in einer Marketingagentur, der Job brachte ein gutes Gehalt ein und ich brauchte das Geld, um mir die Einzimmerwohnung leisten zu können, die einzige ohne Ratten in dieser verseuchten Stadt, wohl gemerkt.
Jetzt gerade wünschte ich mir, ich wäre nach meinem Abschluss direkt nach New York gegangen um Schauspiel zu studieren, statt mit Niall nach London zu gehen um „erstmal nur zu leben". Was für eine bescheuerte Idee.
Gut, zugegeben. Meistens war es eine sehr schöne Zeit, doch aus dem halben Jahr waren nun schon vier geworden und ich ärgerte mich selbst, dass ich nicht längst abgehauen war.
„Lass mich doch in Ruhe!" maulte ich ihn genervt an.
„Mach dich locker, Lou. Guck, da drüben ist Zayn!" Er zeigte auf unseren Freund, der im Türrahmen stand und sich mit jemandem unterhielt, der uns den Rücken zugedreht hatte.
Ich musterte seinen Gesprächspartner für eine Sekunde. Er war groß und hatte breite Schultern, braune Haare und...Moment? War das ein rotes Bandana, dass da zwischen den Locken hervor blitzte? Ich schüttelte den Kopf. „Wer ist die Prinzessin?"
„Hä?" fragte mich Niall und sah verwirrt zu mir.
„Na der da!" Ich zeigte in Zayn's Richtung, doch der Braunhaarige verschwand gerade in einen anderen Raum.
Wieviel Räume es hier wohl gab?
„Ich weiß nicht, wen du meinst Lou."
„Ach, egal." Ich winkte ab und ging zu Zayn, begrüßte ihn mit einem freundschaftlichen Handschlag. „Lou, hast du dich aus dem Pub getraut?" fragte er mich lächelnd und schien sich wirklich zu freuen, mich zu sehen.
Ich seufzte, nickte aber. „Nur um dich zu sehen."
Er grinste mich breit an. „Ich fühl mich geehrt. Ich hab dich vermisst."
Ich hob eine Augenbraue. „Wir haben uns letzte Woche gesehen?"
Zayn nickte. „Ja, ich weiß." antwortete er und wir lachten beide.
Ich freute mich auch. Zayn war einer unserer Kunden mit seiner Firma bei uns und wir hatten uns schon ab dem ersten Termin blendend verstanden. Ich betreute sein Projekt eigenverantwortlich und kümmerte mich allein um sein Marketing. Zayn besaß eine noch ganz kleine Restaurantkette, in der er regelmäßig neue Künstler ihre Werke ausstellen ließ. Er hatte drei Restaurants in London und sein Konzept war so beliebt, dass er darüber nachdachte, auch woanders zu eröffnen. Er war selber Künstler und brannte regelrecht dafür.
„Los, tanz mit mir!" forderte er mich auf und ich tippte mit dem Finger gegen meine Stirn. „Du spinnst wohl. Zu Techno? Du weißt, welche Musik ich mag."
„Ja, aber deine Publieder spielen die hier nicht." konterte er, griff nach meiner Hand und zog mich in die Mitte des Raumes zu den anderen Tanzenden, sofort fing er an sich zu bewegen. Er sah dabei ziemlich lächerlich aus, weswegen ich den Kopf schüttelte. Zayn konnte einfach nicht tanzen.
Er grinste mich auffordernd an und seinen dunkelbraunen Augen mit dem immer präsenten Schlafzimmerblick konnte ich nicht widerstehen. Ich fing an, mich zu bewegen und tanzte schließlich mit ihm mehr oder weniger durch den Raum.
Wir hatten trotzdem irgendwie Spaß. Ich war überrascht von mir selbst, doch es machte Spaß, mit Zayn zu feiern, auch wenn die Musik einfach nur beschissen war.
Niall gesellte sich ebenso zu uns und wir tanzten zu dritt.
Im Augenwinkel bildete ich mir ein, das rote Bandana zu sehen, doch als ich in die Richtung blickte, war der Kerl nicht zu sehen. Wer war der Typ? Und die bessere Frage: Wieso interessierte es mich?
Niall klopfte mir auf die Schulter und ich sah zu ihm. „Gefällt dir schon jemand?" rief er und ich schüttelte den Kopf sofort. „Hier ist niemand, das weiß ich bereits ohne mich umzusehen!" antwortete ich und Niall rollte die Augen.
„Hier sind bestimmt 70 Leute. Da wird doch einer heiß sein?!"
Er ließ einfach nicht locker. Genervt warf ich ihm einen Blick zu und Niall hob beschwichtigend die Hände. „Ist ja gut!" sagte er und ließ mich endlich in Ruhe, so hoffte ich zumindest.
„Was diskutiert ihr denn schon wieder?" mischte sich Zayn ein und ich wollte abwinken. „Lass uns doch einfach den Männerabend genießen, meine Fresse!" fuhr ich ihn an und trank mein Bier weiter.
„Ich will, dass Lou endlich mal jemanden kennenlernt, aber er weigert sich natürlich!" sagte Niall trotzdem, weshalb ich ihm gegen die Schulter boxte. Er lachte mich aus.
„Du kennst ihn doch. Lass ihn in Ruhe." sagte Zayn und lächelte mich an, doch dann wurden seine Augen groß. „Moment!"
„Was?" fragte ich ihn argwöhnisch.
„Ich kenne den perfekten Typen!" rief er aus und ich stöhnte genervt, Niall neben mir wurde hellhörig. „Was? Wen? Wo ist er?"
„Zayn, ich warne dich!" knurrte ich, doch er schüttelte den Kopf und plötzlich war er ganz aufgeregt und hüpfte auf und ab. „Ernsthaft, Lou! Komm!" Er packte mich am Arm und schleifte mich durch die Wohnung, meine Bemühungen mich loszureißen, ignorierte er komplett.
„Dort!" Er zeigte zur Tür, in deren Türrahmen der breitschultrige Kerl mit dem bescheuerten Bandana im Haar mit dem Rücken zu uns stand.
„Bist du eigentlich dumm? Auf keinen Fall gefällt der mir! Das seh ich schon von hinten!" maulte ich, allerdings war sein Hintern nicht so schlecht in der schwarzen Skinny Jeans, das musste ich leider zugeben. Ich blieb stehen, doch Zayn sah mich beschwörend an.
„Los jetzt! Ich schwöre, ihr wärt perfekt füreinander! Ernsthaft, das würde passen wie Arsch auf Eimer!" sagte Zayn noch einmal ernst und zog mich mit sich. Das hatte ich schon oft gehört und nie war einer in irgendeiner Weise perfekt, von denen, die mir meine besten Freunde bis jetzt vorgestellt hatten. Meine Hoffnungen waren also bei null und ich hatte sowieso kein Interesse, jemanden kennenzulernen. Schon gar nicht einen Kerl, der ein scheiß Bandana in den Haaren hatte und aussah, als wolle er Mitglied einer Boyband sein.
Wir kamen bei dem Typen an. „Harry! Kennst du eigentlich schon Louis?" rief Zayn über die Musik hinweg und der Mann vor mir drehte sich um.
Er sah erst zu Zayn, dann drehte er sich zu mir. Mir fielen zuerst die grünen Augen auf, die mich intensiv ansahen. Das markante Gesicht und die Grübchen, die sich bildeten, als er freundlich lächelte, ließen mein Herz aussetzen und meine Augen weiteten sich leicht. Er hatte ein so strahlendes Lächeln, dass es mich beinahe umwarf.
Vor mir stand der schönste Mann, den ich je gesehen hatte, das musste ich ohne Neid anerkennen. Er hielt mir die Hand hin und ich ergriff sie.
„Hi, ich bin Harry." sprach er und seine Stimme war dunkel, ein bisschen rau und sie bescherte mir eine Gänsehaut am ganzen Körper.
In diesem Moment war es um mich geschehen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top