XXXX - Beeinflusst
"Kat, du hängst jede freie Minute bei Lily. Anfangs hab' ich das verstanden, aber du lässt dich kaum mehr bei mir sehen. Du hast nicht einmal gefragt, wie es mir nach dem Ritual ging! Bei dem wir fast alle für sie draufgegangen wären."
Der verletzte Ausdruck in Alice' Augen überflutete mich mit Schuldgefühlen. "Ich dachte, wir wären beste Freunde."
Ihre Worte versetzten mir einen Stich. Obwohl sie gerechtfertigt waren...
Hatte ich ihr womöglich tatsächlich zu wenig Beachtung geschenkt? Aber sie hätte doch genauso auf mich zukommen können und mir ihre Probleme mitteilen! Wie eine Welle schwappte ihre Wut zu mir über.
"Wieso machst du so eine Szene? Du hast doch auch nur auf Finn gehangen", warf ich ihr vor.
Alex schlug die Autotür zu und räusperte sich. "Kinder, bitte-"
"Das kann man nicht vergleichen", fauchte Alice und baute sich vor mir auf. "Ich fühle etwas Ehrliches für Finn. Lily hingegen tut dir einfach nicht gut."
Langsam ging es mir wirklich gegen den Strich. Ich war die letzten Wochen so glücklich gewesen, wie nie zuvor. Wieso freute sie sich nicht für mich? Und weshalb brach sie jetzt einen Streit vom Zaun?
"Ach so, klar. Ich fühle ja unehrlich für Lily. Verdammt, Alice, sie weckt so viele Gefühle in mir! Das habe ich dir doch erzählt. Kannst du mich nicht verstehen?"
"Lass gut sein", flüsterte Lily, die sich vor mich stellte. Doch nicht einmal ihr angenehmer Duft schaffte es noch, mich zu beruhigen.
Alice drängte Lily zur Seite. Ihre Augen funkelten vor Wut, als sie mich anstarrte. Ich hatte sie noch sie so erlebt, konnte sie kaum wiedererkennen.
"Gefühle?! Was für Gefühle? Du hängst überhaupt nur an ihr, weil sie dich manipuliert hat. Sie ist eine gottverdammte Urvampirin. Du saugst jedes ihrer Worte bis in dein Unterbewusstsein auf!", fauchte Alice.
Lily verkrampfte sich vor mir und ich war mir ziemlich sicher, dass auch meine Gesichtszüge entgleisten. Was redete Alice da?
"Bullshit. Ich habe sie nicht manipuliert. Du erzählst Schwachsinn, Alice", antwortete Lily bemüht ruhig.
"Nicht absichtlich vielleicht. Du bist überaus mächtig. In deiner Nähe hat Kat immer ihre Kontrolle verloren, sie konnte gar nicht merken, wie sehr deine Worte sie beeinflussen." Ich hob die Hände, versuchte Alice zu unterbrechen. Doch sie hatte sich in Rage geredet.
"Kat hat selber gesagt, dass sie in deiner Nähe furchtbar emotional wird. Und du genauso! Du wolltest uns alle ermorden und zwei Abende später warst du plötzlich handzahm. Kat hatte sogar Alpträume in deiner Nähe, verdammt!"
Ich senkte den Blick, als Lily sich umdrehte. Ich wusste nicht, was in Alice gefahren war, doch ich verfluchte sie für das, was sie hier gerade tat.
"Ach ja?", setzte Lily sofort zum Gegenangriff über. "Und wieso hörst du dann nicht auf mich, mh? Wieso könnt ihr alle meinen Worten und meinem Charme entgehen, außer Kat? Wieso seid ihr denn alle so entspannt?" Ihre Stimme triefte vor Hohn.
Endlich schaltete sich Alexander ein. "Weil Kaitlyn dein schwächeres Oppositum ist."
Lily klappte die Kinnlade herunter. Sie rückte abrupt von mir ab, während ich kein Wort verstand. "Bitte, was bin ich?", murmelte ich überrumpelt. Diese lateinischen Begriffe würden mir irgendwann den letzten Nerv rauben.
"Das geht nicht", flüsterte Lily nur. Ich versuchte, ihre Hand zu greifen, doch sie entzog sie mir wieder. "Das geht nicht", wiederholte sie, "dafür müsste sie doch. . . Urvampirin sein."
Bitte... was?!
Alexanders Augen funkelten unergründlich, als er sich endlich zu mir wandte. Vorsichtig fasste er mich an der Schulter, als wäre ich etwas furchtbar Zerbrechliches.
Doch mit seiner Berührung hörte die Welt auf, sich zu drehen. Ich hielt den Atem an, suchte nach Halt, doch da war nichts.
Niemand, der mich hätte vorbereiten können.
Niemand, der mich jetzt auffangen könnte.
Alex öffnete den Mund und seine Worte brannten sich unwiderruflich in mein Gedächtnis ein.
"Was ist, wenn ich dir sage, dass du auch eine Urvampirin bist, Kaitlyn?"
Fortsetzung folgt...
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