XIX - Rot
15.10.2036 Marienville, Pennsylvania
Mit einem wohligen Seufzen stützte ich mich nach hinten auf die Dachziegel ab, froh darüber, dass das Haus kein Reetdach hatte. Langsam atmete ich durch die Nase ein und durch den Mund aus, während ich mich auf die schwankenden Baumwipfel vor mir konzentrierte. Die Sonne ging gerade hinter dem Wald auf, erste goldene Strahlen leuchteten bereits durch das Geäst.
Ich saugte die Ruhe der Natur, lediglich geschmückt vom Rauschen der Baumwipfel im Wind und dem leisen Vogelgezwitscher, völlig in mir auf.
Plötzlich registrierte mein Vampirgehör eine weitere Atmung ganz in meiner Nähe.
Gereizt bemerkte ich Lilys Anwesenheit, noch bevor sie einen Kommentar abgeben konnte.
Ich dachte, ich hätte mich unauffällig genug verhalten, um nicht entdeckt zu werden. Wer rechnete auch damit, auf einem verdammten Dach aufgesucht zu werden?
Sie hievte sich aus dem Fenster und nahm direkt daneben Platz. Mit circa drei Meter Sicherheitsabstand zu mir. Ich schnaubte belustigt und wandte meinen Blick wieder dem Sonnenaufgang zu.
Ich würde ganz sicher nicht mit ihr sprechen.
Doch auch Lily schwieg weiter.
Vorsichtig blinzelte ich schließlich zu ihr herüber. Völlig entspannt blickte Lily geradeaus, in die Sonne. Das Morgenlicht ließ ihre Haare feurig glänzen und ihre Haut schimmerte beinahe golden. Sie sah im Profil schon wahnsinnig gut aus, doch als sie mich ansah, raubten mir ihre Augen wieder einmal den Atem.
Vielleicht war es auch nur ihr Blick oder das, was in ihm zu erkennen war.
Ertappt drehte ich mich weg.
Reiß dich zusammen, beschwor ich mich, sei abweisend und kühl.
"Was soll das?", fragte ich so kühl wie nur möglich, „Was willst du hier?"
„Darf ich nicht mehr in deiner Nähe sein?" Ihre Stimme klang rau. War sie zynisch? Oder war das ernsthafte Reue in ihrer Stimme?
Ach, Schwachsinn.
„Als ob du das wolltest", murmelte ich verbittert und ärgerte mich sogleich, als sie natürlich keine Antwort gab. Wieso sprach ich überhaupt mit ihr? Sofort biss ich mir auf die Lippe.
"Wer war es?", fragte ich nur noch um Alexanders Willen, "Wer hat es dir gesagt?"
Lily blickte auf und gab mir einen langen, vielsagenden Blick. Ihre rote Iris schimmerte hinter ihren dichten Wimpern, doch es war keinerlei Emotion mehr darin zu erkennen.
Natürlich vertraute sie mir nicht.
"Kat, was erwartest du denn?" Sie lachte kühl auf. "Dass ich irgendeinem fremden Vampirmädchen meine Spione nenne? Meine Lebensversicherung? Ich bitte dich, selbst du bist nicht so naiv."
Ich spürte einen allzu bekannten Schub von Adrenalin, der mein Blut zum Brodeln brachte.
Bloß nicht die Nerven verlieren, bloß nicht die Nerven verlieren, bloß nicht. . .
"Im Bett schien ich dir ja nicht so fremd zu sein", fauchte ich.
Toll.
Wirklich toll.
Wo war meine Selbstbeherrschung? Und mein Selbstbewusstsein?
Ich drehte meinen Kopf zur Seite, meine Augen begannen sich mit Tränen zu füllen.
Lächerlich. Diese Blöße wollte ich mir nicht geben. Nicht vor ihr. Doch meine Beine fühlten sich zu schwach an, um der Situation entfliehen zu können.
Ich zuckte kurz zusammen, als Lily plötzlich neben mich flitzte und ihre Hand vorsichtig unter mein Kinn legte.
"Tut mir leid, Kätzchen. Ich wusste nicht, dass-"
"Dass mir das irgendetwas bedeutet hat? Ja richtig, es bedeutet mir ja auch nichts-", unterbrach ich sie.
Lüge.
"Und du sowieso nicht", knurrte ich hinterher.
Größere Lüge.
"Ich lebe schon so viele Jahre", setzte sie leise an, "Ich habe so viele Dinge erlebt und so viele Wesen getroffen. Irgendwann verändert man sich. Passt sich an. Wir sind Vampire - jagen oder gejagt werden. Und dieses Verhalten legt man nicht wegen eines wilden Vampirmädchens ab. Wir leben in keiner New Adult-Romance-Serie."
Wirkte ich wirklich so naiv? War ich wirklich so naiv?
"Vielleicht sollte man sich aber mal ändern. Man kann nicht jeden Tag nach denselben Prinzipien funktionieren und erwarten, dass sich irgendetwas bessert."
"Sagst du das jetzt mir oder dir?" Lily stieß ein leises Lachen aus.
Ich sollte sie anschreien.
Anschreien und wegrennen.
Angst haben, Wut empfinden, irgendetwas. Aber wenn sie mich mit ihren roten Augen musterte, war ich erfüllt mit diesem angenehmen Kribbeln.
Sie war manipulativ. Und toxisch. Ich musste mich zusammenreißen.
Ich schnaubte genervt. "Womöglich bist du auch einfach nur feige."
Hilfe, wo kam das denn her?
Perplex sah sie mich an.
"Womöglich hast du einfach nur Angst, mal glücklich zu sein, weil du ja furchtbar böse bist. Oho, du hast Menschen und deine Familie getötet, bist steinalt und kannst gut kämpfen. Aber du kannst nicht bedingungslos glücklich sein", sprudelte es auf einmal aus mir heraus. "Du musst ständig deinem Ruf treu bleiben." Ohne ein Wort stand Lily auf und lief zur Dachkante.
"Verdammte Scheiße, du hast noch eine Unendlichkeit vor dir und die willst du so verbringen?", rief ich ihr wütend hinterher, als sie hinabsprang.
Schon wieder gelogen. Ihre "Unendlichkeit" würde nur noch bis zum nächsten Vollmond dauern. Erzürnt über diesen Gedanken, ließ ich meinen Tränen endlich freien Lauf.
Ich war nicht sicher, wohin Lily sich verzogen hatte, schließlich konnte sie das Gelände nicht einfach so verlassen, aber eigentlich wollte ich es auch nicht erfahren. Mein Ego war angeknackst, ich hätte es nicht ertragen ihr wieder in die Augen zu sehen. Zumal ich mich in ihrer Umgebung sowieso nicht richtig unter Kontrolle zu haben schien.
Nach dem Wechsel meiner Klamotten und einer eher verzweifelten Motivationsrede zu mir selbst vor dem Spiegel fühlte ich mich fast wie ein neuer Vampir. Apropros - ich hatte Hunger.
Mit einem tiefen Atemzug öffnete ich meine Zimmertür, trat auf den Flur hinaus und stieg die Treppe hinab, die sich bei jeder zweiten Stufe hörbar beschwerte. Ich durchquerte die untere Etage, um geradeaus ins Wohnzimmer zu gelangen. Vielleicht konnte ich Alice dort finden. Wir mussten auf Beutezug gehen.
Ich hielt abrupt inne, als ich einen eiskalten Luftzug im Nacken spürte. Langsam drehte ich mich um. Die Tür neben der Treppe war einen Spalt weit offen und knarrte, als sie sich mit einem weiteren Luftzug ganz öffnete.
Vorsichtig ging ich drauf zu. Dahinter lag eine lange Treppe, die ins Dunkel führte.
"Ich wollte dir das später noch zeigen."
Ich zuckte zusammen, als plötzliche Nate hinter mir stand.
"Gott, du schaffst es noch mir irgendwann einen Herzinfarkt zu verursachen."
Er wischte sich mit einem schiefen Grinsen einige Haarsträhnen aus dem Gesicht und deutete auf die Treppe. "Schau, hier geht es später hinab."
Später.
Irgendwo in diesem unterirdischen Komplex aus Tunneln würde wohl das Ritual stattfinden.
Dass wir keinen Urvampir im Vorgarten, zwischen dem Rosenspalier und dem Nutzgarten, töten würden, hatte ich mir schon denken können.
Unangenehme Kälte schlug mir zusammen mit einer Welle an negativen Gedanken ins Gesicht.
Lily. Ich sollte alles Lily sagen.
Doch sie hatte es schließlich auch nicht für nötig gehalten, uns über bevorstehende Gefahr zu informieren. Wütend biss ich die Zähne aufeinander, schüttelte die Gedanken ab und blickte die Treppe hinab. Alice könnte noch einen Moment länger warten.
"Ich seh mich mal um", murmelte ich und stieg vorsichtig die ersten Stufen hinunter.
"Warte", hielt Nate mich an der Schulter zurück, in seinen blauen Augen funkelte Sorge, "lass uns später gemeinsam gehen. Ich muss nur kurz zu Alex."
"Das passt schon. Ich kann das allein", versicherte ich und versuchte, ein zuversichtliches Lächeln aufzusetzen.
"Was ist, wenn dir etwas passiert? Bitte, Kaitlyn. Lass es uns später zusammen tun, ich wollte es dir nur kurz zeigen."
Was hatte er erwartet? Er wusste schließlich, wie neugierig ich war.
Ich trat von einem Fuß auf den anderen. Ich brauchte keine geführte Tour von ihm. "Das ist wirklich okay", erwiderte ich mit Nachdruck und riss mich los.
"Kaitlyn, bleib stehen!", befahl er mir barsch.
"Ich bin doch nicht dein Eigentum, auf das du die ganze Zeit achten musst", gab ich nun gereizt zurück und stieg weiter hinab.
"Das ist egal", erwiderte er stur, "ich muss dich beschützten."
Ich drehte mich erneut um und verschränkte die Arme vor der Brust. "Da unten lauert doch kein Monster! Du musst gar nichts!"
Nate machte einen Schritt auf mich zu, doch ich hob eine Hand, um ihn zurückzuhalten.
"Wer soll sich denn so sehr sorgen?", fauchte ich nun, "Alex?"
Ein letztes Mal wandte ich mich zum Gehen.
"Der auch. Bitte, Kat, warte einfach."
"Verstehst du mein 'Nein' nicht? Ich kann das allein. Ich möchte deinen Schutz nicht!"
"Deine Mutter aber!" Nate zuckte bei seinen eigenen Worten zusammen.
Ich erstarrte. Perplex blickte ich ihn an, unfähig zu verstehen, was er meinte. "Meine Mutter", wiederholte ich seine Worte dumpf.
"Ja", er schüttelte den Kopf, "Scheiße, Kat. Was denkst du denn, warum ich mitten in der Nacht eine Leukämiepatientin in einen Vampir verwandele?"
Ich legte die Stirn in Falten und trat einen Schritt zurück. "Glioblastom", murmelte ich überwältigt, "es war ein Glioblastom." Ich wendete mich ab, Emotionen und Gedanken überfluteten mich.
"Richtig. Dennoch war das keine Freizeitaktion, Kaitlyn. Deine Mutter hat Alex darum gebeten-"
"Was- Was redest du denn da?" Das konnte nicht sein. Hals über Kopf machte ich auf dem Absatz kehrt und rannte los.
"Kat, warte!" Nate flitzte neben mir her.
"Lüg mich nicht an", fauchte ich, "Wenn sie über euch Bescheid gewusst hätte, wieso ist sie dann nicht einfach mitgekommen?" Ich spürte, wie ich gegen Tränen ankämpfte. Wie so oft in letzter Zeit.
"Sie hätte mich sehen können!"
"Sie konnte es nicht, Kat-"
Ich schüttelte den Kopf. Meine Mom hatte mich geliebt, sie hatte sich um mich gesorgt. Oder etwa nicht? Meine Erinnerungen verschwammen vor meinen Augen, rissen mich mit, zogen mich unter.
Ein seltsames Gefühl eiserner Kälte überkam mich. Als würde ich in dem Meer meiner eigenen Erinnerungen ertrinken.
"Sie wusste, dass du in unserer Obhut sicher warst und alles schaffen würdest", versuchte Nathan weiter mich zu beschwichtigen, "Deine Mutter denkt-"
"Hatte sie Angst, ich könne mich nicht kontrollieren?", mutmaßte ich, wütend über die Tränen, die meine Wangen hinabflossen, "Meine eigene Mutter hatte Angst vor mir." Kurz lachte ich hysterisch auf, während immer mehr Tränen meine Wangen benetzten.
Ich wartete keine Antwort ab und stürmte geradewegs an Nate vorbei, zurück in die obere Etage. Dumpf vernahm ich ein 'Warte' von ihm, doch ich flitzte in mein Zimmer und verriegelte die Tür, bevor er mir folgen konnte.
Das kann nicht sein, wiederholte ich immer und immer wieder.
Mit geschlossenen Augen lehnte ich mich an die Tür. Kraftlos rutschte ich herab und umschlang meine zitternden Beine.
Wieviel Zeit es mich gekostet hatte, mit meiner Mutter abzuschließen. Ich hatte nur verschwommene Erinnerungen an meine Kindheit, manchmal träumte ich davon. Doch ich spürte ständig, dass ein Teil von mir fehlte.
Sie war meine Mutter gewesen, gottverdammt. Welche Mutter sehnt sich nicht nach seinem Kind, besonders, wenn sie über seinen Aufenthaltsort Bescheid wusste?
Ich schluchzte in meine Arme.
Scheiß auf das. Scheiß auf sie. Auf Alex. Auf Lily. Auf alle.
Ich raffte mich auf und flitzte zum geöffneten Fenster. Leichtfüßig schwang ich mich aufs Dach, um mit etwas Anlauf hinabzuspringen.
Blind vor Wut und Enttäuschung stürmte ich im Garten auf den nächstbesten Baum zu, den ich als das Ventil meiner Wut auserkoren hatte. Ich stieß unzählige Flüche aus, während ich ausholte und meine Faust auf die Rinde schnellen ließ. Der Baum bog sich knackend unter der Wucht meines Schlages. Die unebene Rinde drückte sich unangenehm an meine Knöchel.
"So eine Scheiße", wisperte ich mir selbst zu, während ich noch einmal ausholte.
"Wütend?", erklang Lilys Stimme belustigt hinter mir.
Oh nein.
Sie konnte ich jetzt am wenigsten gebrauchen. Ich drehte mich um und funkelte sie wortlos an.
"Oh, die göttliche Urvampirin erscheint wieder in den ungünstigsten Momenten", spuckte ich ihr vor die Füße, "Na, hast du wieder Lust auf mich bekommen?" Ich musste mich bemühen, vor Wut nicht zu weinen. Die Blöße konnte ich mir nicht auch noch geben. Niemals.
Lily lachte kühl. "Komm mir nicht so, Kätzchen. Zwischen uns gibt es", sie stockte kurz, "keinerlei Anziehung. Red' dir nichts ein, nur weil wir einmal miteinander geschlafen haben."
Ich stieß einen erbosten Fluch aus. Sie spielte sich auf, als würde sich die Welt nur um sie drehen. Es kribbelte in meinen Fingern, flammende Wut spülte durch meine Adern.
"Na los. Versuch dein Bestes", flüsterte Lily nun und winkte mich zu sich, als würde sie wieder meine Gedanken lesen. Ihre überhebliche Art, als würde sie ständig alles wissen, alles können, sich alles erlauben dürfen, erzürnte mich noch mehr. Meine ganze Wut kanalisierte sich auf sie.
Wie sie Alice und Nathan gefangen genommen hatte.
Wie sie mich ausgenutzt und dann verraten hatte.
Welche Wunden sie aufgerissen hatte.
Wie ich wieder die Panik hatte spüren müssen, die mich schon in Mexiko überflutet hatte.
Die verletzte Alice.
Die tote Sophia.
Ohne weiter nachzudenken stürmte ich auf sie zu.
In der Wut vergaß schließlich auch der beste Kämpfer die Logik.
Ohne jegliche Taktik holte ich aus und verpasste ihr einen Kinnhaken, der tatsächlich knackend traf. Ein kurzes Gefühl der tiefgehenden Zufriedenheit durchflutete mich. Sie flitzte um mich herum und nahm mich in den Schwitzkasten.
"Denk dran, was ich dir beigebracht habe", wisperte sie in mein Ohr, als ich bereits ausholte und ihr Schienbein mit meinem Fuß traf.
Ich brauchte keine Hilfe.
Nicht von ihr.
Sie ließ taumelnd von mir ab, woraufhin ich mich umdrehte und erneut auf sie zu rannte. Mit meinem gesamten Körpergewicht rang ich sie nieder, stürzte uns zu Boden. Wieder setzte ich zum Schlag an und holte aus.
Lily schien jedoch genug Prügel eingesteckt zu haben. Leichthändig fing sie meine Faust in der Luft ab und grinste mich an.
Die Urvampirin hievte sich auf, flitzte los. Rücklings drückte sie mich an den Baum, auf den ich noch vor Sekunden eingeschlagen hatte. Er ächzte unter unserem Gewicht.
"Warum musstest du das tun?", fauchte ich. Lilys Ellenbogen traf blitzschnell auf meine Schläfe ein. Mein Kopf flog zu Seite, ich spürte das warme Blut hinunterrinnen.
Ihre Kraft machte mich sauer. Sie war schneller, stärker, besser - immer. Ich bückte mich unter ihrem nächsten Schlag weg und rang sie an ihrer Hüfte erneut zu Boden. Diesmal traf mein Ellenbogen sie - irgendwo zwischen ihren Rippen, die krachend brachen.
"Warum?", wiederholte ich wütend.
Prustend stieß sie mich von sich und brachte flitzend einige Meter Sicherheitsabstand zwischen uns. Wie zwei Boxer in einem Ring standen wir uns gegenüber.
"Was? Hast du auf einmal Angst?", provozierte ich sie. Meine Wunden heilten genauso wie ihre Brüche, aber der letzte Schlag musste weh getan haben. Lily brauchte ein paar weitere tiefe Atemzüge, bevor sie wieder ihr schiefes Grinsen aufsetzte und auf mich zu flitzte.
Einen Kinnhaken später spürte ich einen metallischen Geschmack in meinem Mund. Binnen Sekunden streckte ich mein Bein aus und traf sie im Bauch. Entnervt spuckte ich das Blut, welches sich in meinem Mund angestaut hatte, auf den Waldboden. Meine heiße Wut verwandelte sich langsam aber sicher in Mordlust.
"Komm, Kätzchen", rief Lily, die sich mittlerweile wieder erholt hatte, angriffslustig.
Mit einem wutentbrannten Schrei stürzte ich erneut auf sie zu und riss sie noch einmal mit mir zu Boden. Scheinbar hatte sie solch einen frontalen Angriff nicht erwartet und es gelang mir, einen Treffer auf ihrem Kiefer zu landen.
Meine Sicht verschwamm, als ich noch einen Schlag setzte.
"Warum musstest du das tun?", schrie ich sie an. Sie gab keine Antwort.
Noch ein Schlag. Ich war nicht mehr sicher, ob ich sie, Aiden oder meine Mutter meinte.
"Warum?!" Ich schlug wieder zu.
"Ich hasse dich!" Ein letzter, krachender Schlag.
Ich setzte erneut an - bis ich mich selbst in meiner Bewegung stoppte.
Lily wehrte sich nicht mehr.
Stattdessen musterten ihre roten Augen mich fragend, während ihre Wunden verheilten. Ich konnte ihrem Blick nicht standhalten.
"Entschuldige'", flüsterte ich mit brüchiger Stimme. Schlagartig verließ die ganze Wut meinen Körper, als würde sie einfach aus mir herausfließen.
Ich sackte auf Lily zusammen, geschüttelt von den Tränen, die unaufhaltsam über mein Gesicht strömten. Sie stellte keine Fragen, legte einfach nur ihre Arme um mich und hielt mich fest.
Und während ich zitternd auf ihrem Schoß lag, fühlte sie sich an, wie mein einziger Anker in dieser Welt. Mein sicherer Hafen. Mein safespace.
Obwohl sie das nicht sein sollte. Nicht sein konnte. Nicht sein durfte.
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