Kapitel 17

Ich renne zurück auf das Café zu. Will rennt gleich hinter mir her.

"Nico, warte", ruft Anna und hält mich an der Schulter fest. In ihren Augen sind Tränen. "Warum hast du mir das nicht früher gesagt?", fragt sie mich und ich schaue wieder zu Boden. Das wäre wohl das Schlauste gewesen, damit hätte ich mir viele Missverständnisse erspart, aber natürlich muss ich alles wieder kompliziert machen.

"Ich...", fange ich an, als ein weiterer Schrei aus dem Café kommt. "Wir reden später, ja?", sage ich und lasse Anna stehen. Will wartet ein paar Meter entfernt auf mich.

"Was wollte die denn? Und warum weint sie?", fragt er mich skeptisch.

"Keine Ahnung", lüge ich und ziehe Will in das Café.

Drinnen erwarten uns umgeschmissene Tische, Stühle und Kaffee, der über den ganzen Boden verteilt ist. Ich sehe mich um. Die meisten Menschen liegen verletzt auf dem Boden oder haben schon die Flucht ergriffen. Bianca sitzt in einer Ecke gekauert da, sie hat eine kleine Platzwunde auf der Stirn.

Will tippt mich kurz an und als ich mich umdrehe, sehe ich eine Empusa, die gerade einen weiteren Tisch umschmeißt.

"Beim Hades, ich hasse diese Weiber", murmle ich. Will zieht einen Dolch unter seinem T-Shirt hervor.

"Die übernehme ich, kümmere du dich darum, dass alle Leute hier raus kommen", sagt er zu mir.

"Will...", meine ich. Mir gefällt die Idee nicht, dass er ganz alleine gegen die Empusa kämpft. Doch wir haben nicht die Zeit um lange zu diskutieren, da wir von dem Monster entdeckt wurden.

"Halbblute", zischt sie und stürzt auf uns zu.

"Nico, jetzt mach schon", ruft Will, bevor er auch losrennt und anfängt auf das Monster einzustechen.

Ich laufe schnell zu den Leuten, die unter den Tischen eingeklemmt sind, befreie diese und sage allen, vielleicht nicht ganz so nett, dass sie sofort hier raus müssen.

Dann wende ich mich an Bianca.

"Bianca, du musst hier raus. Sofort", sage ich. Aber sie schüttelt nur den Kopf.

"Ich...ich hatte das noch nie. Ist das echt? Ich meine...seht ihr sie auch? Ist das meine Krankheit oder werde ich jetzt vollkommen verrückt?", stottert sie und starrt die Empusa mit großen Augen an.

"Du kannst durch den Nebel sehen?", frage ich entgeistert.

"Den was?"

"Egal, aber du musst jetzt hier raus, denn was du da siehst, das ist echt", ich nehme Bianca an die Hand und ziehe sie auf die Beine.

"N...Nico", sie zeigt hinter mich. Ich drehe mich um und sehe, wie eine weitere Empusa aufgetaucht ist und Will nun leicht überfordert aussieht.

"Raus hier", ich ziehe Bianca zum Ausgang und schubse sie heraus.

Als ich mich wieder umdrehe, passiert es. Will wird von der einen Empusa gegen die Wand geschleudert, ich höre ein Knacken und Will sinkt zu Boden.

"Nein!", schreie ich und renne zu ihm hin. Seine Augen sind geschlossen und um seinen Kopf fängt sich eine Blutlache an zu bilden.

Ich drehe mich um, Zorn glüht in meinen Augen und in meiner Hand formt sich aus Schatten mein Schwert aus stygischem Eisen.

"Ich schwöre auf den Olymp, wenn er tot ist, dann...", drohe ich, doch werde unterbrochen.

"Wenn haben wir denn da? Nico di Angelo, Prinz der Unterwelt?", meint die eine Empusa und ihre Stimme klingt heiser.

"Jetzt Spiel dich mal nicht so auf, Kleiner. Ohne deine Freunde kannst du uns sowieso nichts anhaben", sagt die andere.

"Ach wirklich?", um mich herum beginnen Schatten zu wabern und ein schwarzer Felsen, der wie aus dem Nichts aus dem Boden auftaucht, schleudert die Empusen gegen die Wand.

Das hält sie jedoch nicht lange auf, denn nach ein paar Sekunden haben sich beide wieder gefangen.

"Das ist also alles, was du drauf hast?!", ruft die eine Empusa spöttisch und ich starre sie wütend an, bevor ich mit meinem Schwer auf sie zuspringe und es ihr in die Brust ramme.

"Jetzt kannst du schön lange im Tartaros verrotten", knurre ich, bevor sie sich mit einem letzten Aufschrei in goldenes Pulver verwandelt.

"Das war meine Schwester", schreit die andere Empusa, als ich mich zu ihr wende.

"Keine Sorge, ihr seht euch gleich wieder", meine ich und Schwinge wieder mein Schwert.

Unter mir entstehen schwarze Felsen, die mich größer machen, als ich eigentlich bin. Die Empusa stürzt sich auf mich und versucht mir mit ihren Krallen das Gesicht zu verkratzen, doch ich bin schneller, mit einem Hieb schlage ich ihr den Arm ab. Sie schreit vor Schmerz auf und ist kurz abgelenkt, da steckt schon die schwarze Klinge meines Schwertes in ihrer Brust. Nach ein paar Sekunden zerfällt sie wie ihre Schwester zu goldenem Staub.

Ich atme tief durch, der Adrenalin Schub scheint nachzulassen und ich falle auf die Knie.

Ich werfe einen Blick hinaus, Anna und Bianca starren geschockt durch die Fensterscheibe, wahrscheinlich beide aus verschiedenen Gründen, da ich hoffe, dass Anna nicht durch den Nebel sehen kann.

Ich stehe auf und gehe langsam zu Will.

"Hey Will, hörst du mich? Will?", frage ich und nehme seinen Kopf in die Hände. Ich spüre eine große Platzwunde an seinem Hinterkopf, er hat anscheinend schon sehr viel Blut verloren, deshalb zerreiße ich mein, oder besser gesagt sein Oberteil am Saum, um einen Verband herzustellen, den ich ihm ein paar Mal fest um Wills Kopf wickle.

"Oh mein Gott, Nico! Was ist hier passiert?!", ruft Anna, die dicht gefolgt von Bianca herein gerannt kommt.

"Ich... das... ist das gerade wirklich passiert?!", Bianca sieht aus, als würde sie in die Leere starren, sie hat bestimmt einen Schock, aber Will ist jetzt wichtiger.

Deshalb mache ich etwas, was vielleicht nicht gerade Gentlemen like ist, ich schlage den Knauf meines Schwertes gegen die Schläfen der beiden, wahrscheinlich werden sie später verdammte Kopfschmerzen deswegen haben, aber mir ist auf die schnelle nichts anderes eingefallen. Ich wende mich wieder an Will.

"Will, du wirst bei mir bleiben, hast du mich verstanden? Du wirst mich nicht in der Unterwelt nach dir suchen lassen müssen.", sage ich und eine Träne läuft über mein Gesicht, ich hoffe nur, es ist nicht zu spät. Schnell berühre ich Bianca, Anna und Will und wir lösen uns in Schatten auf.

Wir kommen vor dem Tor von Camp Halfblood an.

"Ich, Nico di Angelo, Sohn des Hades, erlaube Bianca Engill und Anna Rosewell Camp Halfblood zu betreten", ich warte kurz, bevor wir uns wieder in Schatten auflösen und direkt vor dem Haupthaus in der Mitte des Camps ankommen.

"Ich brauche Hilfe!", schreie ich und kurze Zeit später ist der Platz um mich herum gefüllt und ich höre wildes Getuschel.

"Jetzt starrt doch nicht alle so, ihr müsst Will helfen! Und ich brauche Piper!", rufe ich, Schatten bilden sich unter mir und der Boden reißt leicht auf. Ein paar jüngere Camper weichen zurück, doch ein paar aus der Apollon Hütte, dessen Namen ich nicht wirklich kenne, kommen auf mich zu.

"Was ist passiert?", fragt einer, der etwa in meinem Alter ist.

"Ist das nicht egal?", antworte ich genervt. "Bitte, versuche ihn einfach zu retten."

Dann wird Will von mir weggetragen und Tränen laufen über meine Wangen. Wenn er Tod ist, dann ist das alles meine Schuld, ich habe ihn alleine gegen die Empusen kämpfen lassen, hätte ich ihm widersprochen, wäre das alles nicht passiert.

"Nico, was ist passiert?", ich schaue auf, Piper schiebt sich durch die Menge. Erst jetzt wird mir klar, dass die volle Aufmerksamkeit des Camps auf mir liegt.

"Du musst ihr Gedächtnis löschen", ich deute auf Bianca und Anna.

"Ihr was? Ich kann nicht einfach so das Gedächtnis von anderen Leuten löschen.", meint Piper, aber kniet sich neben mich und legt einen Arm um mich. Ich versuche aufzuhören zu weinen und wische mit dem Ärmel die Tränen weg.

Das wird schon wieder, versuche ich mir jedenfalls einzureden.

"Nur die letzte Stunde, bitte, ich möchte ihnen keine Erklärung schuldig sein.", sage ich und Piper seufzt auf.

"Na gut, aber dafür bist du dann mir eine schuldig", stimmt Piper zu und ich nicke kurz. Dann beugt sie sich zu Anna und Bianca runter und flüstert den beiden etwas ins Ohr.

"So, das wars", meint sie dann.

"Danke.", sage ich.

"Gerne, aber vergiss unsere Abmachung nicht", Piper zwinkert mir zu.

"Ich komme morgen vorbei, um nach Will zu sehen, dann kann ich dir deine Fragen beantworten", meine ich und seufze. Das kann ja lustig werden.

Kurze Zeit später, nachdem ich Anna und Bianca per Schattenreise in ihre Betten gelegt habe, die beiden sind echt lange ohnmächtig, und Biancas Kopf leicht verbunden habe, liege ich in meinem Bett und starre an die Decke.

Was für ein Tag.

Wenigstens können sich Anna und Bianca nicht mehr daran erinnern. Obwohl, wenn Anna die letzte Stunde vergessen hat, dann hat sie auch unser Gespräch und den Kuss zwischen mir und Will vergessen.

Ich weiß nur nicht, ob das gut oder schlecht ist.

Fröhlicher Montag! (Wenn das geht) ich hoffe euch hat dieses Kapitel gefallen:)

Danke für die vielen Kommentare beim letzten Kapitel:*

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