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Die Sonne kitzelte Lilians Nase als das Mädchen von dem grellen Licht auskommend von ihrem Fenster geweckt wurde.
Sie hatte höllische Kopfschmerzen und alles drehte sich als sie versuchte sich hinzusetzen.

Was war gestern Nacht passiert?
Warum trug sie all ihre Kleidung noch, die Gardinen sind offen, und weshalb konnte sie sich nicht daran erinnern wieder nach Hause gekommen zu sein?
Alles Fragen die sich mindestens genauso sehr drehten wie ihr Kopf selbst.

Mit stechendem Schmerz tapste Lilian ins Badezimmer wo sie erschrocken feststellte das sie bereits verschlafen hatte und man die Spuren der Party vom gestrigen Abend deutlich erkennen konnte.
Ob ihre Mutter noch lange schlafen würde?
Zur Sicherheit hatte sie den Abend zuvor die Dosis um ein weiteres erhöht was einzig und allein der Grund dafür war, dass sie noch nicht aufgeweckt worden war – zum Glück.

So schnell sie konnte schminkte sie sich ab, schlüpfte in ihrem Pyjama und putze sich die Zähne, denn ihre Alkoholfahne war schlimm.
Mit schnellen Schritten lief Lilian wieder in ihr Zimmer und dort stellte sich bereits die nächste Frage; wo war ihre Hündin?
Kurzerhand lief sie nach unten, um nach dem Dobermann Welpen zu schauen.

Die kleine schief eingerollt auf dem Sofa, wo ihre Mutter abends immer noch fernseh schaute.
Lilian lächelte, wobei ihr Kopf weiter wummerte.
Verdammt, dachte sie, so konnte sie niemals zur Schule.
Zurück im Bett schlief sie relativ schnell wieder ein, doch der Schlaf sollte nicht lange anhalten, da sie kurz darauf von ihrer Mutter geschüttelt wurde.
,,Gott, Lilian wie haben sowas von verschlafen! Mittlerweile dürfte sogar schon deine erste Stunde angefangen haben." Rief Stacy verzweifelt als Lilian langsam und gequält die Augen öffnete.

Das Mädchen stöhnte auf und gab ihrer Mutter zu erkennen das sie aufhören sollte sie zu schütteln.
,,Schatz du siehst ja fürchterlich aus, geht es dir nicht gut?" Fragte ihre Mutter besorgt und Lilian schüttelte den Kopf.
,,Ich fühle mich schrecklich, ma." Sagte sie und versuchte dabei genug glaubwürdig rüberzukommen.
,,Na gut dann bleib besser zuhause. Jetzt hat die Schule ja ohnehin schon ohne dich begonnen." Sie streichelte Lilian über den Kopf und verließ das Zimmer.

Stacy Cooper war eine sehr beschäftigte Frau, welche mit Hilfe von einem viel zu alten Pc von zu Hause ausarbeitete.
Früher war es noch in einem Büro, aber ihr Arbeitgeber wollte das Büro verkleinern.
Zunächst ging es Stacy damit alles andere als gut, da sie immer noch nicht über ihren Mann hinweggekommen war.
Lilian zur Liebe allerdings fand sie sich damit ab und gewöhnte sich nach geraumer Zeit a die neuen Arbeitsbedingungen.
Einzig und allein ihr Schlaf litt darunter.

Nach einiger Zeit ging Lilian die Treppe runter, um etwas zu essen und zu trinken.
,,Morgen, ma." Sagte sie und setzte sich a den Tisch, auf welchem eine Karaffe mit Orangen Saft stand.
,,Den habe ich vorhin selbst gepresst. Wie findest du ihn?" Fragte ihre Mutter vom Sofa aus.
Tja Victor Criss war nicht der einzige mit einem coolen Haus, dachte Lilian und antwortete; ,,der ist ganz wunderbar.

Stacy lächelte und meinte; ,,schön das er dir schmeckt. Wenn du möchtest kannst du eine Tablette gegen die Schmerzen nehmen. Du hast ja versprochen dich um den Hund zu kümmern. Ich denke sie muss mal raus und einige Dinge aus der Zoohandlung sind auch schon überfällig. Ich denke nicht das Mett auf Dauer gut ist."
Lilian nickte und blickte zu ihrer Hündin, die es sich auf dem Schoß ihrer Mutter gemütlich gemacht hatte.

,,Hat sie schon einen Namen?" Wollte ihre Mutter wissen und streichelte der kleinen über den Kopf.
,,Noch nicht, hast du einen Vorschlag?" Erkundigte sich ihre Tochter und Stacy überlegte kurz.
,,Ich finde sie wirkt gar nicht so gefährlich. Wie wäre es mit Eva, der ersten Frau der Welt?" Schlug sie vor und begutachtete den Hund.
,,Eva? Aber ma, Eva war gar nicht die erste Frau. Und überhaupt, vielleicht versteckt sie das Böse ja tief in sich." Erzählte Lilian, als spräche sie von sich selbst.
,,Eva nicht die erste Frau? Wer war es denn sonst." Stacy blickte fragend zu ihr herüber und ließ den kleinen Hund zu Lilian laufen.
,,Lilith." Sagte diese und streichelte sie.
,,Lilith war die erste Frau Adams." Redete sie weiter.
,,Na schön dann halt Lilith." Gab sich ihre Mutter geschlagen.

Nachdem Lilian auch noch eine Kleinigkeit gegessen hatte, schnappte sie sich einen Korb und hob den kleinen Hund hinein.
Stacy hatte ihr genug Geld gegeben und nun radelte sie mit dem Korb vorne an ihrem Fahrrad in Richtung Zoohandlung.
Es war ein windiger morgen und sie musste während der Fahrt sogar einen kurzen Stop einlegen, um ihre Locken in einen Zopf zu binden.

Fast wäre sie angekommen als plötzlich ein Hupkonzert hinter ihr begann.
Erschrocken blieb sie stehen und blickte hinter sich.
Neben ihr kam unvermittelt der blaue Trans AM von Belch zum Stehen und das Fenster wurde kurze Zeit später runter gekurbelt gefolgt von einer fliegenden Zigarette.
,,Was machst du denn hier Kleine?" Fragte Henry und lehnte seinen Arm aus dem Fenster.

Dieselbe Frage konnte sie den Jungs in dem Wagen auch fragen, jedoch ließ sie es und antwortete einfach gar nicht.
,,Du denkst du kannst mich ignorieren?" Henry klang deutlich gekränkt und Lilian hörte das Geräusch der sich schließenden Autotür.
Jetzt stand Bowers vor ihr und fragte erneut; ,,was machst du hier?"
,,Ich kaufe ein für meinen Hund." Sagte Lilian und deutete auf die Hündin im Korb.
,,Mir geht es nicht all zu gut wegen gestern." Ergänzte sie, um ihre Abwesenheit in der Schule zu erklären, auch wenn sie Henry keine Erklärung schuldig war.
,,Ach so ist das." Henry nahm beide Hände hoch, so als wolle er seine Ergebenheit signalisieren.
,,Ja." Sagte Lilian noch etwas überfordert, was sie darauf sagen sollte, und wollte gerade den Laden betreten, als Henry ihr eine letzte Frage stellte.
,,Jetzt wo du weißt das Jimmy ein Loser ist, möchtest du doch sicherlich einen echten Mann an deiner Seite haben, nicht wahr?" Henry wartete gar nicht erst auf eine Antwort und sprach direkt weiter; ,,komm heute Nachmittag zu mir, und ich zeige dir, was ein echter Mann ist."

Ganz schön überzeugt von sich selbst, dachte das Mädchen und ließ ihn kurz warten.
,,Jimmy ist ein richtiger Mann." Meinte sie kalt und betrat den Laden.
Lilian hörte Henry noch kurz fluchen und dann den lauten Motor des Autos.
Mit einer knatternden Auspuffwolke verschwand der Wagen wieder und Lilith bellte ihm hinterher.
Lilian musste lachen und dachte nach.

Vielleicht würde ihr Henry ja noch nützlich werden in der Zukunft.
Jetzt musste sie sich jedoch erstmal auf die Zoohandlung konzentrieren.
Glücklicherweise fand sie alles, was sie brauchte und wurde dabei von einer Mitarbeiterin beraten.
Nach einer halben Ewigkeit stand sie nun also komplett beladen mit Dingen und bloß noch einigen Cents in der Tasche vor ihrem Rad und lud alles in den Korb.
Lilith legte sie ein Geschirr um und leinte sie an.

Es war zwar etwas anstrengend so zu fahren, aber es klappte.
Lilian begann immer schneller zu fahren und der Hund tat es ihr gleich und passte ihr Tempo auf ihr Frauchen an.
Gassi gehen mit dem Fahrrad machte schonmal Spaß, dachte sie, als sie unter der bereits brütenden Mittagssonne das Fahrrad wieder in den Schuppen stellte.
,,Lauf noch ein wenig im Garten herum. Ich komme gleich zurück und bringe dir etwas Wasser." Sagte Lilian, wobei sie sich fast schon wenig dumm vorkam, da sie jetzt schon mit Tieren sprach.

Sie nahm Lilith das Geschirr ab und brachte alles ins Haus.
Mit einem vollen Wassernapf in den Händen ging sie wieder in den Garten.
,,Lilith?" Rief das Mädchen und schaute nach der Hündin, um ihr den Napf hinzustellen.
,,Süßer Hund." Hörte sie plötzlich eine Stimme hinter ihr sagen.
Vor Schreck ließ sie den Napf fallen, welcher mit einem lauten Platsch auf dem Boden aufkam und nun das Wasser um sich spritze.
Ruckartig drehte Lilian sich um und erblickte Patrick mit Lilith auf dem Arm.
,,Was machst du hier?" Fragte sie perplex und ging zu ihm, um Lilith aus seinen Fängen zu befreien.

Die Hündin fühlte sich nicht wohl bei ihm und winselte abscheulich.
,,Nette Begrüßung." Sagte Patrick barsch und stieg über den Zaun, der das Grundstück und die Straße trennte.
,,Du hast mich eingeladen, schon vergessen?" Kam es gereizt von ihm, so als würde ihn der Gedanke daran, unerwünscht zu sein, schon fast zu verletzten.
Da war etwas dran erinnerte sie sich, jedoch nicht daran ihm ihre Adresse gegeben zu haben.
Patrick musste sich selbst erkundigt haben.
,,Na schön komm rein." Sie hob den Napf auf und ließ ihn und Lilith ins Haus.
,,Nanu, haben wir Besuch?" Fragte Stacy, als sie den Jungen erblickte, und schmunzelte Lilian zu.

Warum musste diese Frau bloß immer direkt an so etwas denken?
,,Das ist Patrick, wir sollen zusammen ein Projekt machen und ich meinte gestern zu ihm das wir uns heute treffen könnten." Erklärte Lilian und füllte den Napf ihres Hundes neu auf.
Durstig trank sie sofort alles aus und sprang freudig aufs Sofa zu Stacy.
Ein Körbchen würde dieser Hund nicht brauchen.

Patrick begleitete Lilian in ihr Zimmer und betrachtete alles erneut, so als würde er es zum ersten Mal sehen.
,,Setz dich." Forderte das Mädchen ihn auf und deutete auf ihren Schreibtischstuhl.
Das ließ er sich nicht zweimal sagen, und so ließ sich der Junge auf ihn fallen.
,,Ich schlage vor wir sammeln als erstes Ideen." Meinte Lilian und griff nach einem Plakat, welches sie sich schon parat gelegt hatte.

Die beiden redeten etwas über das Thema und Lilian hatte bereits einige Schwerpunkte aufgeschrieben, und wollte gerade den nächsten notieren, als Patrick sie auf einmal unterbrach.
,,Jimmy ist ein treuer Freund, oder?" Fragte er, und Lilian schaute ihn an, als hätte er sie nicht mehr alle.
,,Natürlich, wie kommst du darauf?" Verlangte sie scharf zu wissen und ihre Augen funkelten beträchtlich.
Patrick musste grinsen, denn sein Plan ging auf.

Weshalb sollte er diese Ratte aus der Welt schaffen, bevor Lilian wusste, was er getan hatte?
Patrick wollte den Schmerz in ihren Augen sehen und so auch die Dankbarkeit, hätte er ihn erst von der Bildfläche verschwinden lassen.
Er wollte das Herz des Mädchens gewinnen und wie ging es einfacher als ihren untreuen Freund zu bestrafen?
,,Nur so. Ein Vögelchen namens Sheila hat mir da etwas anderes gezwitschert." Er zuckte mit den Schultern und schaute ihr tief in die Augen.
,,Die Frage ist", sagte er und genoss den Moment der Wahrheit, ,,ob du dieses Vögelchen auch gehört hast?"

Eine Stille brach zwischen den beiden aus und Lilian begann deutlich aus Wut zu zittern.
,,Du lügst!" Warf sie ihm vor und alles in ihr begann zu kochen.
Wie konnte er es sich wagen so etwas über Jimmy zu sagen?
Steckten er und Bowers etwa unter einer Decke, um sie mit Henry zusammen zu bringen?

Wenn ja, dann war das wirklich der unterirdischste Weg überhaupt, um an sein Ziel zu kommen.
Patrick lachte und knackte seine Fingerknochen.
,,Lilian. Was hätte ich den davon dich anzulügen? Um Bowers zu helfen dich zu ficken? Niemals."
Verrückt, es war, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
,,Was weiß ich?" Fragte sie wütend und legte den Stift aus der Hand.
,,Ich meine was weiß ich von deinen psycho Spielchen?" Außer sich bohrte das Mädchen die Fingernägel in ihre Handinnenflächen.

Jimmy hatte sich durchaus komisch benommen, aber er war das Beste, was ihr jemals passiert war, also konnte das, was er sagt gar nicht stimmen.
Patrick stand auf und setzte sich neben das Mädchen aufs Bett und blickte sie wieder tief an.
,,Sind das etwas psycho Spielchen für dich?" Fragte er ruhig und griff nach ihrer Hand, um sie zu öffnen.
Der Junge legte sie neben seine und Lilian erstarrte.

Patricks Handinnenflächen waren übersäht mit blassen Narben, welche durch seine Fingernägel entstanden sind.
Konnte das sein? Fragte sich das Mädchen und schaute zu ihm auf.
Konnte Patrick Hockstetter echt sein?

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