ohne Namen
Edoras war in heller Aufregung. Kinderhuschten durch die Gänger der goldenen Halle und trieben ihre Mütterzur Weißglut. Mein Sohn war dabei keine Ausnahme. Auch mich machteer seit Tagen wahnsinnig. Seine Mutter belächelte das – sie nanntees Gerechtigkeit.
Die Tage waren kurz und die Nächtelang. Das Wetter draußen lud ein regelmäßig vor das warmeKaminfeuer ein. Ich liebte diese Zeit des Tages. Meine Frau auf dereinen Seite, mein Sohn auf der Anderen, genoss ich den Frieden, fürden ich vor einigen Jahren so manche Schlachten durchstand. Eben vondiesen Feldzügen wollte mein Junge jeden Abend Geschichten hören.Meine Liebste kannte die Geschichten – sie war mittendrin und ohnees zu wissen bereits von mir schwanger mit unserem Sohn.
Nun da sich der sechste Jahrestagnährte, wuchs der Wissenshunger des Lütten und der Perfektionismusmeiner Schönen.
Jedes Jahr zur selben Zeit versammeltesich alles, was Rang und Namen hatte ... Fürsten, Grafen, Gutsherrenund sogar Könige, Prinzessinnen und Prinzen. Menschen, Hobbits,Elben und Zwerge - und fanden sich dafür in einem Königreich ein,welches von Jahr zu Jahr wechselte. Nun dieses Jahr war Rohan der Ortder Feierlichkeit.
Traditionell wurde der Gastgeber undseine Familie, sowie die Kinder der Stadt, reich beschenkt von denBesuchern aus fernen Landen.
Das erklärte die Aufgeregtheit derLütten. Auch der Wahn meiner Königin erklärte sich. Die goldeneHalle wurde mit allen Bediensteten und von ihr selbst auf Hochglanzgebracht.
Soldaten polierten Ihre Rüstung undWaffen. Die Bewohner der Stadt kehrten die Straßen und gaben sichallergrößte Mühe die Häuser festlich zu schmücken. Doch derMatsch machte alle Bemühungen zunichte. Die Jahreszeit war nun malfarblos und verregnet – ungemütlich und nicht strotzend vollerLeben wie der Frühling es war.
Bereits morgen werden die ersten Gästeeintreffen.
Ein Jäger nach dem Anderendurchquerte, jetzt noch am Abend, die Halle mit erlegten Wild. Dastrieb meine Frau aus meinen Armen, denn der Dreck den die Männerdabei hinterließen, musste umgehend beseitigt werden.
Wie es sich für einen guten Manngehörte, wollte ich ihr helfen, doch sie bat mich stattdessen,unseren Sohn die Geschichte zu erzählen und ins Bett zu bringen.
Es dauerte eine Weile, bis der jungePrinz einschlief – er war sehr aufgeregt. Ich war sein Held, dochdirekt danach kam der Elb, welcher uns einmal im Jahr in Begleitungdes Zwerges anlässlich des Festes besuchte. Beide gehörten zu denneun Gefährten welche den Ringträger schützten und eine Zeit langbegleiteten. Sie hatten noch mehr Geschichten zu erzählen. VieleElben verließen Mittelerde und so war unser Besuch um so bedeutenderfür meinen Jungen. Der Elb war ein Schönling und jede Frau drehtesich schmachtend nach ihm um. Meine Frau begegnete ihm bereitswährend des Ringkrieges und freundete sich mit ihm an. Trotz meinerEifersucht akzeptierte ich die Freundschaft, denn letztendlichschlief ich jede Nacht an ihrer Seite ein. Doch dieses Mal musste ichsie regelrecht gewaltsam ins Bett schaffen und von den Putzeimerntragen. Lachend wehrte sie sich spielerisch und kuschelte sichletztendlich in meinen Armen.
Früh am Morgen klingelten viele kleineGlöckchen und ein freudiges Tumult war auf den Fluren zu hören.Sollte das wirklich wahr sein? Diesen sanften melancholischen Tonhörte man für gewöhnlich erst, wenn der erste Schnee zu Bodenfiel. Um mich selbst davon zu überzeugen, quälte ich mich aus demBett – Richtung Fenster. Die schweren Vorhänge verdunkelten nochden Raum, was sich augenblicklich änderte, als ich sie zur Seitezog. Die ersten Sonnenstrahlen des Tages reflektierten im Schnee undblendeten mich regelrecht.
Auch die schöne Frau im Bett wurdewach davon und eilte zu mir. Sie bibberte in ihrem Nachthemd und sonahm ich eine Decke und umschlang unsere Körper damit. Verzückt vondem Anblick war sie munter und bei bester Laune. Ich genoss denAnblick und die Zweisamkeit, die nicht lange bestehen würde.
Nach einem sanften Kuss trennten sichunsere Wege für die letzten Vorkehrungen.
Alle Bewohner Edoras waren hoch erfreutüber den plötzlichen Schneefall. Die Stadt sah wunderschön aus undwurde nicht mehr durch den braunen Matsch in den Schatten gestellt.Wie hunderte Diamanten funkelte der Schnee auf den Dächern undBlumenbänke, als unsere Besucher eintrafen.
Mein Volk und meine Familie – alledie anwesend waren, trugen weiße Gewänder – jeder das Schönste,was er besaß. Der Empfang war herzlich und voller Freude für Alle.Die bekannten Gesichter zu erblicken und teilweise noch mehrNachwuchs, ließ mein Herz in die Höhe springen.
Vor allem freute ich mich über meineSchwester, ihren Mann und deren kürzlich geborenen Tochter. Das wardie erste Begegnung zwischen Onkel und Nichte – stolzer hätte ichnicht sein können, als ich das hübsche Mädchen in den Armen hielt.
Geschenke aus allen Ecken Mittelerdeswurden verteilt, was für leuchtende Kinderaugen sorgte. Mein Sohnkonnte sein Glück kaum fassen und umarmte vor überbändiger Freudeden Elb, der ihm ein ganz besonderes Geschenk machte. Lächelndbeobachtete ich die beiden. Der Elb wird mich überdauern und demPrinzen hoffentlich auch bis an sein Lebensende begleiten und einguter Freund sein – wie er es für meine Frau und mich war.
Ich war ein glücklicher Mann, wiekönnte ich auch nicht mit dieser wundervollen Familie an meinerSeite? Doch der heutige Tag – der Jahrestag des Friedens war etwasganz besonderes und so fühlte ich mich auch.
Als alle in der goldenen Halleversammelt waren und sich an der riesigen Tafel niederließen, war esmir ein Bedürfnis und auch meine Pflicht, als Gastgeber mein Glas zuerheben und einige Worte an die Anwesenden zu richten. Ich sprachmeinen Dank an alle helfenden Hände aus und meine Freude über diezahlreichen Gäste, die von weit her kamen. Meine kurze Rede endetemit den Worten:
„Auf den Frieden, die Bündnisse unddie Freundschaft .... und meine wunderschöne Königin."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top