zwischen himmel und erde, GEORGE WEASLEY.


ZWISCHEN HIMMEL UND ERDE.

GEORGE WEASLEY.
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               ZUM ERSTEN MAL SEIT dem Sommeranfang war der Fuchsbau ruhig. Bis jetzt war das Haus von den Nachwirkungen des Krieges erfüllt oder bis zum Rand gefüllt mit Ordensmitgliedern gewesen, die hinein- und hinauskletterten, um Nachrichten über den Wiederaufbau zu übermitteln. Tatsächlich war es so beschäftigt gewesen, dass seine Bewohner kaum Zeit hatten, nachzudenken, den Untergang des Dunklen Lords zu feiern oder um ihre zahlreichen Verluste zu trauern.

     Heute jedoch hatte niemand Neuigkeiten gebracht und keiner der Weasleys war in das Ministerium gerufen worden. Es war ein heißer, schwüler Tag, und unter normalen Umständen wäre die Hitze der Grund für viel Gejammer gewesen. Aber niemand kümmerte sich sehr darum, zum Teil, weil ihnen das Wetter gut tat, und zum Teil, weil dies bedeutete, dass die Dementoren das Gebiet endlich geräumt hatten.

     Briar Lestrange nahm das zur Kenntnis, als sie ausgestreckt auf dem überwachsenen Rasen des Gartens saß. Sie konnte nicht anders, als die wenigen Momente des Friedens zu genießen, die sie für sich hatte. Auch sie war den ganzen Sommer über beschäftigt gewesen. Nachdem sie gemeinsam mit Hermine, Ron und Harry im vergangenen Mai zu großen Teilen an Voldemorts Fall beteiligt gewesen war, wurde ihre Hilfe mehrfach von verschiedenen Quellen angefordert.

     Die Vier wurden am häufigsten vom Orden des Phönix benötigt, der zur Zeit mit einer Gruppe von Auroren zusammenarbeitete, um die Kontrolle über das Zaubereiministerium zurückzugewinnen. Obwohl viele Todesser in der Schlacht von Hogwarts anwesend gewesen und gefangen genommen wurden, gab es immer noch eine Handvoll im ganzen Ministerium verstreut, und der Orden versuchte, sie alle zu finden. Neben den Todessern gab es auch eine große Gruppe von Menschen, die den Krieg ausgenutzt hatten, um ihre eigene grausame Politik durchzusetzen. Mit Hilfe des Ordens war das Ministerium endlich gegen diese Hexen und Zauberer vorgegangen und versuchte nun, in den Vorkriegsstaat zurückzukehren. Briar konnte sich lebhaft an die Befriedigung erinnern, die sie vor zwei Wochen empfunden hatte, als sie hörte, dass Dolores Umbridge in Gewahrsam genommen war. Der Fuchsbau erlebte eine ausgelassene Feier in dieser Nacht.

     Obwohl sie nicht dazu da waren, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen, waren ihre Meinungen wichtig gewesen und sie hatten unzählige Fragen beantworten müssen. Kurz nach der Schlacht von Hogwarts hatten sie das meiste von dem, was zwischen Harry und Voldemort passiert war, erklärt. Harry offenbarte zumindest die Existenz der Horkruxe und wie Voldemort letzten Endes sterben konnte. Mit ihren Informationen konnte der Orden erkennen, wer unter dem Regime des Dunklen Lords sowohl freiwillig als auch unfreiwillig gearbeitet hatte.

     Es war keine furchtbar schwierige Arbeit — nichts im Vergleich zur Suche und Zerstörung der Horkruxe — aber es war wahnsinnig zeitaufwendig. Sie mussten helfen, Vertrauen zu schaffen und eine ganze Zauberergemeinschaft wieder aufzubauen. Doch irgendwie hatten sie alle es gemeinsam geschafft, etwas wie Frieden heraufzubeschwören. Das London der Hexen und Zauberer blühte wieder auf und hatte selten zuvor so viel Zufriedenheit gesprüht. Wie der Phönix aus der Asche.

     Briars Gedanken wanderten und sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf einen Gartenzwerg, der durch etwas Müll vom Vortag wühlte. Irgendwo in der Ferne öffnete sich eine Tür und schlug zu. Schritte knirschten durch das trockene Gras, und sie hörte ihren Namen.

     „Hey, Briar."

     Es war George, dessen rotes Haar nun nicht mehr bis auf seine Schultern fiel. Er hatte sie sich kurz nach der Schlacht abgeschnitten und Briar war sich sicher, dass er es getan hatte, um weniger wie Fred auszusehen.

     Ihr Herz hüpfte bei dem Anblick von ihm. Sie war stolz darauf, wie er jeden Tag auf's neue durchstand, obwohl man ihm einen Teil seiner Seele genommen hatte.

    Er kauerten sich neben sie und schaute ebenfalls in die Richtung des Gnoms. Nach einigen Augenblicken sprach er. „Das Abendessen ist fast fertig," begann er. "Mum hat gesagt, dass Hagrid später kommen wird."

     Briar lächelte. „Es wird gut sein, ihn wiederzusehen. Es ist schon einige Wochen her, seitdem er hier war."

     „Ja. Eine angenehme Ablenkung, vorallem für Mum." Sie sah ihn an und wusste, dass sie dasselbe dachten. Obwohl das Ende des Krieges eine immense Erleichterung gewesen war, war es nur bittersüß. Jeder ihrer Verluste war ein erstickender Schlag gewesen; zuerst Moody, dann Lupin, Tonks und Fred... Es war besonders hart für Mrs. Weasley, die noch immer verzweifelte über den Verlust ihres Sohnes. Ihre Trauer konnte nur mit der von George übereinstimmen.

     „Wir sollten ihr bei den Vorbereitungen helfen," schlug Briar vor und brach die Stille.

     George nickte und streckte ihr eine Hand entgegen, die sie dankbar lächelnd annahm, und zusammen gingen sie zurück ins Haus. Dort fanden sie Mrs. Weasley, die in der überfüllten Küche stand und ihren Zauberstab über einen Topf auf dem Herd schwenkte.

"Oh, da seid ihr beide," sagte sie ein wenig atemlos. Sie sah sie hilflos an, und Briars Inneres schmerzte vor Mitgefühl. Mrs. Weasley sah aus, als hätte sie seit Wochen nicht geschlafen. Ihre Augen waren rot, die Falten auf ihrem Gesicht tiefer als je zuvor und ihre normalerweise lebhaften Haare waren grau gestreift. „Würdet ihr mir bitte helfen?"

„Natürlich, Mrs. Weasley," antwortete Briar zaghaft.

„Wann kommt Hagrid?" fragte Ron, der im selben Moment zusammen mit Harry die Treppe hinunterkam.

„Er sollte jeden Moment hier sein. Deshalb brauche ich euch, um schnell alles vorzubereiten. Das Abendessen wird—"

Plötzlich fand eine kleine Explosion statt — eine Kartoffel war offensichtlich verkocht und aus dem Ofen geschossen, prallte von der Wand ab und landete spektakulär auf dem Boden, als sie alle in der Nähe stand.

Mrs. Weasley fluchte. "Oh, nein. Oh, nein," wiederholte sie immer wieder am Rande der Tränen. „Das ist genau das, was ich jetzt noch gebraucht habe —" Sie bückte sich, um das Chaos zu säubern, gerade als Ginny und Hermine in das Zimmer kamen und offensichtlich durch das Haus zur Quelle des Aufruhrs gerannt waren.

     „Was ist passiert?" fragte Ginny aufgebracht. Ihre Augen weiteten sich, als sie sich im Raum umschaute und sah, dass die Küche ein großes Durcheinander war. An den Wänden klebten gräuliche Reste der Kartoffeln und der Boden war übersaht mit Küchenutensilien.

„Es ist schon okay, Ginny," antwortete Harry. Sanft nahm er Mrs. Weasleys Arm und zog sie hoch. „Nur eine explodierende Kartoffel. Hier, Mrs. Weasley, lassen Sie uns das für Sie machen." Er sowie Briar und Hermine nahmen ihre Zauberstäbe heraus und säuberten in Windeseile den Boden und die Wände.

Mrs. Weasley sah sehr zufrieden aus. Sie bedankte sich herzlich und versuchte sich selbst zu sammeln. „Ihr alle seid so eine große Hilfe, ich weiß nicht was —"

„Mach dir keine Sorgen, Mum," antwortete George und pflückte ein Stück Kartoffel aus Briars Haar.

     Briar lächelte leicht und griff nach einer Handvoll Silberbesteck. „Wirklich, Mrs. Weasley, es macht uns nichts aus, zu helfen," gab sie ihrerseits zurück. „Es ist keine große Sache."

     Mrs. Weasleys Lippe zitterte und sie stürzte nach vorne und brachte Briar und Ginny, die in der Nähe stand, in eine heftige Umarmung. Sie schniefte, trat dann einen kleinen Schritt zurück und befreite die Mädchen. Sie schenkte ihnen allen einen liebevollen Blick, bevor sie zum Herd zurückkehrte.

     Als sie nach draußen gingen, war Briar sich sicher, sie hätte einen leisen Schluchzer gehört. Niemand sagte etwas über Mrs. Weasleys Verhalten, welches nicht ungewöhnlich war seitdem der Frieden eingekehrt war. Stattdessen begannen sie, über Hagrid und Hogwarts zu sprechen. Sie hatten das Schloss seit dem Kampf nicht mehr besucht. Zu viele schlechte Erinnerungen lauerten dort auf sie alle.

     „Ich frage mich, wie die Säuberung von Hogwarts läuft," begann Ron und deckte den Tisch mit seinem Zauberstab. „Es sah schrecklich aus, als wir das letzte Mal dort waren."

     „Ich bin sicher, dass es in Ordnung ist," antwortete Hermine. Sie schaute nachdenklich auf einen Stuhl und richtete dann ihren Zauberstab darauf. „Engorio," flüsterte sie und er schwoll auf die doppelte Größe an. „Glaubt ihr, dass das stark genug für Hagrid sein wird? Ich weiß nicht, ob ich zusätzliche Verstärkungszauber benutzen sollte oder nicht..."

     Briar hatte in den letzten Wochen versucht, die Gedanken an die Schlacht zu verdrängen, doch nun, als sie über Hogwarts redeten, musste sie sich unweigerlich fragen, ob sie zurückkehren würde. Niemand von ihnen hatte seine Schulausbildung beendet.

     „Seht, Hagrid ist hier!" Harrys Stimme drang an Briars Ohr und sie sah auf.

     Tatsächlich kam Hagrid langsam über die Wiesen in Sicht. Sie alle ließen ihre Sachen fallen und rannten auf ihn zu. „Schön euch alle wiederzusehen," strahlte er und schlagartig verbesserte sich Briars Stimmung. „Lasst euch ansehen. Wie geht's euch?"

     „Uns geht es gut," antwortete Ron. „Aber wie geht es dir? Wie ist es in Hogwarts?"

     Hagrid gluckste erfreut. „Kann warten. Ich erzähl später alles" sagte er. Er studierte die Gesichter, die ihn noch immer erwartungsvoll anstarrten und seufzte. „Es ist in Ordnung. Die Säuberung läuft gut, wir werden alles geschafft haben, um im September wieder Schüler willkommen zu heißen. Ich sag's doch, alles wird gut." Er schaute zurück zum Haus. „Wie geht's euren Eltern, Ron, Ginny?" fragte er leise.

     Es gab eine unangenehme, erstickende Pause. „Es ging ihnen schon einmal besser," antworteten Ron schließlich vorsichtig.

     „Ah, nun... Es wird wohl eine Weile dauern. Das tut es immer, nicht wahr. Aber es wird alles gut werden."

     Für eine Zeit lange herrschte Stille. In Zeiten wie diesen fühlte sich Briar schrecklich — es war, als ob sie in die Trauer einer Familie eindrang. Natürlich war auch Briar am Boden zerstört, doch manchmal hatte sie das Gefühl, dass sie nicht das Recht hatte, so zu tun, als wäre ihre Trauer so tief wie die der Weasleys. Sie hatte schließlich ihrer eigene Familie den Rücken zugewandt und sich aus ihren eisigen Fängen befreit. Nun waren ihre Eltern tot, doch betrauern tat Briar sie nicht. Die Weasleys allerdings hatten ein Familienmitglied verloren, welches sie geliebt hatten... Briar sah zu Harry und erkannte, dass er genauso empfand, dass er nicht hier sein sollte. Doch auch Harry hatte kein Zuhause, zu dem er zurückkehren konnte.

LAUTES LACHEN UMGAB BRIAR UND erfüllte den Garten. Die Stimmung war ausgelassen während die Sonne langsam unterging und die Landschaft um sie herum in gleißendes Licht tauchte.

Glücklich seufzend lehnte Briar sich zurück und strich über ihren Bauch. Sie hatte das Gefühl, noch nie so viel gegessen zu haben. George, welcher ihr gegenüber saß, schien ähnliches zu denken und grinste sie frech an. Das orangene Licht der sterbenden Sonne ließ sein rotes Haar glänzen und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Für einen Moment klinkte sie sich aus dem Gespräch aus und hing ihren Gedanken nach. Das hier ist meine Familie, erinnerte sie sich selbst. Doch etwas nagte an ihr und Briar überlegte nicht zum ersten Mal, wie ihr Leben wohl ausgesehen hätte, wenn sie nicht als Tochter von Bellatrix und Rodolphus Lestrange geborgen worden wäre.

Im Gegensatz zu George hatte sie sich entschieden, dass ihre verblüffende Ähnlichkeit zu ihrer Mutter Fluch und Segen zugleich war. Der vernichtende Blick von Menschen, die einzig und allein die ehemalige Todesserin in ihr sahen, schmerzte immer wieder auf's Neue. Doch wann immer sie einen Blick in den Spiegel wagte und an ihren schwarzen Locken und hohen Wangenknochen hängen blieb, wurde sie daran erinnert, was sie hinter sich gelassen hatte. Briar empfand Stolz, dass sie ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten war, jedoch nichts ihrer Dunkelheit, ihres Hasses oder ihrer Wut besaß. Sie hatte sich für einen anderen Weg entschieden und als sie sich umsah und versuchte, sich die strahlenden Gesichter ihrer Freunde einzuprägen, wusste sie, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Es war das erste Mal, dass sie George seit der Schlacht wahrhaftig lachen sah. Mit einer Hand schlug er sich beherzt auf's Knie während er über etwas lachte, was Harry gesagt hatte. Sein Blick kreuzte ihren und sie zwinkerte ihm zu. Doch es schien, dass auch ihm bewusst wurde, wie sorglos er lachte. Sein Grinsen versiegte und nackte, blanke Schuld fand sich in seinen Augen wieder. Langsam schob er seinen Stuhl zurück und ohne ein Wort zu verlieren, verschwand er mit langen Schritten im Fuchsbau.

     Auch die anderen Anwesenden waren still geworden und sahen George hinterher. Mrs. Weasley begann, sich aufzurichten, um ihm zu folgen, aber Mr. Weasley legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. „Ich denke Briar sollte nach ihm sehen," sagte er und sah sie bedeutungsvoll an. In einem anderen Moment wäre ihr das Blut in den Kopf geschossen, doch sie nickte nur atemlos.

Als sie schließlich vor seiner Zimmertür stand und den Arm hob, um zu klopfen, zögerte sie. Was mache ich hier? fragte sie sich kopfschüttelnd. Doch bevor sie wieder gehen konnte, öffnete sich die dunkelgrün gestrichene Holztür quietschend. „Wie lange hattest du vor, dort noch zu stehen?" fragte George sie schmunzelnd, aber es wirkte gezwungen und erreichte seine Augen nicht.

Briar seufzte leise. „Tut mir leid, ich —"

George winkte ab. „Nun komm' schon rein."

     Zögerlich trat sie an ihm vorbei und ließ sich dann auf dem Boden nieder, angelehnt an eines der Fenster. Schweigen umhüllte die beiden, während er sich im Schneidersitz gegenüber von ihr hinsetzte.

     Sie atmete tief ein, bevor sie mit dem Reden begann. „Das würde Fred nicht wollen, das wissen wir beide. Du vergisst manchmal, dass er auch mein Freund war."

     George zuckte mit den Schultern.

     Briar wollte ihm helfen, doch sie wusste aus eigener Erfahrung, dass man Menschen nicht retten konnte. Das konnten nur sie allein tun. „Ich weiß wie es ist, wenn man sich im Spiegel betrachtet und betet, etwas anderes zu sehen. Etwas, das einen nicht Tag für Tag an den eigenen Schmerz erinnert."

Von draußen waren die neu aufflammenden Gespräche und das leise Zirpen der Grillen zu hören.

„Seit Tagen versuche ich mich zu überwinden, zurück in den Laden zu gehen. Aber es ist nicht mehr dasselbe. Es ist ein Teil von dem, was wir gemeinsam aufgebaut haben." Seine Augen waren starr auf die untergehende Sonne gerichtet, welche man durch das Fenster sehen konnte. „Wie könnte ich jemals ohne ihn weitermachen?"

Langsam rückte sie näher an ihn heran und er drehte seinen Kopf zu ihr. „Du musst dir selbst mehr Zeit geben. Es wird nicht über Nacht besser werden und auch nicht in den nächsten Wochen," flüsterte sie und fuhr ihm durch das feuerrote Haar. „Es wird lange dauern, doch irgendwann wirst du wieder Freude am Leben finden."

„Wie lange? Jahre? Jahrzehnte?"

Briar konnte ihm keine Antwort geben. Sie schüttelte nur den Kopf. „Wir werden niemals aufhören ihn zu lieben und durch uns wird er nicht in Vergessenheit geraten. Er lebt in dir weiter, George. In uns allen und in dem was wir tun." Ein Schluchzer verließ ihre Lippen. „Aber wir dürfen uns auf dem Weg nicht selbst vergessen."

ZÖGERLICH ÖFFNETE GEORGE DIE HOLZTÜR, welche ein leises Quietschen von sich gab.

     WEASLEY'S ZAUBERHAFTE ZAUBERSCHERZE

     Die Worte waren in geschwungenen, dunkelroten Buchstaben in das Holz geritzt. Der Laden war ihr Stolz und ihre Freude gewesen und er hatte ihn aufgegeben. „Ein Jahr," flüsterte er. So lange hatte es gedauert, bis er den Mut hatte, zurückzukehren. So lange hatte es gedauert, bis er endlich auf Briar, welche hinter ihm stand, gehört hatte. Sie hatte ihm gesagt, dass er diesen Weg alleine gehen sollte, doch ohne ihre Unterstützung hätte er es niemals geschafft, über die Schwelle zu treten.

     Staub flog auf, als George einen Schritt vortrat. Er rümpfte die Nase und zog seinen Zauberstab aus seinem Reiseumhang. Mit Magie ließ sich der Staub leicht bereinigen. Der Laden war von Todessern geplündert worden, aber die Wohnung darüber, es schien, war gnädigerweise unberührt. Mit langsamen Schritten wanderten er und Briar die Treppe hinauf und vom Flur in das geräumige Schlafzimmer, in dem zwei Einzelbetten standen. Er setzte sich auf das, was früher einmal ihm gehört hatte und kämpfte gegen die Tränen. Nun gehört alles mir. Es gibt nichts mehr, was ich jemals wieder teilen muss.

     George fühlte sich, als wäre er wieder ein Kind, traurig, weil seine Mutter entschieden hatte, dass es ungesund sei, ihre ganze Zeit zusammen zu verbringen und daraufhin Fred über die Nacht zu einer Tante geschickt hatte. George lächelte, während er sich an diesen Abend erinnerte. Er war so einsam geworden, dass er zu Bill ins Bett gekrochen war. Am nächsten Tag war Fred müde und traurig nach Hause gekommen.

     Ihre Mutter hatte nicht versucht, sie erneut zu trennen.

     George schüttelte den Kopf und kehrte abrupt in die Gegenwart zurück. Als er sich umsah, fiel ihm ein Bild auf dem Nachttisch auf. Dieses zeigte ihn und Fred in ihrem ersten Schuljahr in Hogwarts, beide 11. Sie grinsten identisch in die Kamera und winkten fröhlich mit ihren Händen. Er betrachtete lange das sich bewegende Bild, doch zu seiner Trauer mischte sich etwas anderes. Nein, er starrte auf Freds glückliches, lächelndes Gesicht... Er konnte nicht traurig sein, nicht jetzt. Sein blasses Gesicht verzog sich beinahe zu ein Lächeln, aber der Befehl aus seinem Gehirn schien sein Gesicht nicht zu erreichen. „Irgendwann wird es funktionieren," redete er sich selbst zu. Das waren die Worte, die Fred und er sich gesagt hatten, wann immer sie etwas nicht richtig verstanden hatten. Als ihnen die Witze ausgingen. Als sie lernten, einen Besen zu reiten. Vor allem, als sie nach Geld suchten, um ihren Laden zu finanzieren.

     „Es wird irgendwann funktionieren," wiederholte er und blickte auf.

     Ein kleines Lächeln stahl sich nun doch noch auf sein Gesicht, als Briar fast schüchtern das Zimmer betrat. Sie hatte sich ein wenig von ihm entfernt, um ihm die Privatsphäre zu geben, die er brauchte. „Irgendwann," sagte auch sie. „Und ich werden den ganzen Weg an deiner Seite sein. Wenn du mich lässt."

     Fred hatte das Gefühl freier atmen zu können, als sie diese Worte sagte. „In keinem Universum würde ich auf die Idee kommen, dich jemals wieder gehen zu lassen."

     Vielleicht würde George sein Glück in Briar finden können. Das würde sein Frieden sein.

࿐ ࿔

2993 Wörter

Ein wenig mehr Freundschaft, statt Romantik. Ich habe versucht, mich auf George zu konzentrieren und wie dieser mir Freds Verlust umgehen würde. Ich hoffe, dass es euch gefallen hat.

Kuss und Schluss.

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