verlorene seelen, DRACO MALFOY.
VERLORENE SEELEN.
DRACO MALFOY.
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ES WAR LANGE HER, SEITDEM Meera Andor Tageslicht gesehen hatte. Einige Tage mit Sicherheit, vielleicht sogar schon ein oder zwei oder drei Wochen. In der Dunkelheit des Kerkers war es schwer zu wissen, wie viel Zeit verging.
Man hatte sie gemeinsam mit Luna Lovegood aus der Dampflock geholt, welche sie zum Gleis 9 3/4 bringen sollte. Dort hatten ihre Eltern auf ihre Tochter gewartet, doch diese war niemals angekommen. Stattdessen hatten drei vermummte Todesser die beiden Ravenclaw Schülerinnen aus ihren Abteilen gezerrt und nach Malfoy Manor gebracht. Sie hatte neben Ginny und gegenüber von Luna gesessen und obwohl sie Furcht in den Augen ihrer Freundinnen erkennen konnte, hatten sie über etwas belangloses gelacht. Doch dann, ohne Vorwarnung, rutschte der Zug zu einem plötzlichen, ruckartigen Halt und Angst drang durch das Mädchen wie Eis, denn der Zug hatte in all seinen Jahren nur ein einziges anderes Mal vor seinem Ziel Halt gemacht —
Dann hatte sich die Tür zu ihrem Abteil geöffnet und Padma Patil war vor Angst und Aufregung fast über ihre eigenen Füße gestolpert, während ihr Tränen über die feuchten Wangen liefen. „Todesser sind hier," hatte sie gekeucht, „Und sie suchen euch beide!"
Ginny hatte vor Entsetzen geschrien, aber aus irgendeinem seltsamen Grund war Meera von Ruhe erfüllt. Dass ihre Eltern als hohe Tiere in der Aurorenzentrale galten, war Meera zum Verhängnis geworden.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihre Freunde nie wieder sehen würde, war hoch und so hatte sie sich auf den Klang ihrer Stimmen konzentriert, auf den Ausdruck in ihren Augen. Der Gedanke daran, zu sterben, fühlte sich wie ein Messer in ihrer Lunge an und es fiel ihr schwer zu atmen. Padma hatte es riskiert, ihr zu helfen, um ihr Zeit zu geben, sich zu verabschieden und sie war dankbar gewesen. Sie war es noch immer.
Nachdem Albus Dumbledore gefallen war, hatte das Mädchen gewusst, wie gefährlich die Welt nun für sie war. Außerhalb der Mauern des Schlosses herrschte endgültig Krieg und dieser hatte sie als neustes Opfer auserkoren, oder so schien es.
Eine einzige Fackel hatte den Gefangenen Licht und ein wenig Wärme gespendet, während sie in Stille darauf gewartet hatten, zu sterben. Das war es, wofür sie hier waren, dessen war Meera sich sicher. Nichts schmerzt Eltern so sehr, wie für den Tod des einzigen Kindes verantwortlich zu sein, dachte sie, während man sie eine Treppe hoch zerrte, und schloss die Augen. Luna und ich werden den Preis unserer Rebellion bezahlen.
Meera brauchte eine Weile, um sich an das grelle Licht zu gewöhnen, als sie in dem großen Raum ankam. Ihre Fassung gewann sie erst wieder zurück, nachdem man sie grob auf den Boden warf. Es machte den Anschein, als sei der Salon eingerichtet worden, um zu Essen oder sich zu versammeln, doch war es glasklar, dass er schon lange für andere Dinge genutzt wurde.
Sie bemühte sich, die Leute im Raum besser zu sehen. Zwei Männer in schwarzen Roben standen in verschiedenen Ecken, Arme vor der Brust verschränkt. Sie nahm an, dass sie dafür verantwortlich gewesen waren, sie aus dem Verlies zu holen. Die Frau dessen dunkle, lockige Haare einen Teil ihrer Gesichtszüge bedeckten, war Bellatrix Black. Als sie ihre durchdringenden Augen auf das hilflose Mädchen legte, das auf dem Boden saß, hatte Meera mehr Angst vor ihr, als dem Mann, welcher neben ihr stand.
Lautlos kroch Lord Voldemort näher und betrachtete sie abschätzig. Ihre Haare waren schmutzig, strähnig und verbargen ihre niedergeschlagenen Augen. „Miss Andor? Es ist mir zu Ohren gekommen, dass du es meinen Todessern in Hogwarts schwer gemacht hast, ganz zu schweigen davon, dass deine Eltern sich dummerweise mit der falschen Seite abgeben. Doch Lord Voldemort kann gnädig sein."
Als sie schwieg, fuhr er fort. „Ich war sehr neugierig was dich angeht, das gebe ich zu. Du siehst, ich kann es nicht verstehen, warum eine schlaue, reinblütige Hexe für die Schlammblüter und Muggel dieser Welt einstehen würde," sagte er, Stimme gefährlich ruhig. „Warum ist das so?"
Meera blickte hinter ihn, in helle, graue Augen. Sie erinnerte sich an gestohlene Küsse in verlassenen Klassenräumen, geheime Treffen auf den Ländereien und an Draco Malfoys strahlendes Lächeln. An dessen Stelle lag nun Kälte.
Ihre Stimme war zart, dennoch enthielt sie Stärke. „Der römische General Marcus Aurelius hat einmal gesagt: Wenn es nicht richtig ist, tu es nicht; wenn es nicht wahr ist, sag es nicht. Das ist meine Antwort."
Der Mann — Konnte man ihn als Mann bezeichnen? War er ein Mensch? — begann zu lachen und Bellatrix neben ihm tat es ihm gleich. Weder Draco noch sein Vater gaben einen Ton von sich, Augen auf den Boden gerichtet.
„Meine Liebe," begann Voldemort erneut. „Du bist hoffnungslos unwissend darüber, was das Richtige ist. Das Richtige ist, dass wir Reinblüter nehmen, was uns rechtmäßig zusteht, und diese abscheulichen Muggel kontrollieren, um frei, ohne Furcht zu herrschen. Wie viele Zauberer und Hexen, glaubst du, wurden von Muggeln aus Angst getötet? Im Laufe der Geschichte — der spanischen Inquisition, den Hexenprozessen von Salem — wurde unsere Art gejagt. Jetzt sag mir, ist das richtig?" Meera entschied, dass er einst ein charmanter, schlauer Mann gewesen sein musste, als er selbst noch Hogwarts besucht hatte. Die Art, wie er redete und sich ausdrückte, zeigte das.
Sie fragte sich, wann das Monster diesen jungen Mann verschlungen hatte.
Das Mädchen betrachtete ihn mit weiten Augen. „Ich glaube nicht, dass Tod, Folter oder Angst die Schlüssel zu einer funktionierenden Gesellschaft sind."
Sie sah, wie Draco die Augen schloss und konnte sich vorstellen, was für Gedanken durch seinen Kopf geisterten. Was ist mit Potter und seinen Freunden los, dass sie immer so verdammt ehrlich und gerecht sein müssen? Doch er musste auch wissen, dass es keinerlei Hoffnung gab, dass der Dunkle Lord sie gehen lassen würde, egal, was sie sagte.
„Ich verstehe," zischte dieser. „Ich rate dir, deine Worte zu überdenken. Alle drei dieser Dinge können die Säulen des Erfolgs werden. Soll ich es dir zeigen?"
Draco wandte seinen Kopf ab, als würde er fürchten was kam.
Ihre Kehle war verschlossen mit etwas, das sich wie Eis anfühlte, während die Stimme fortfuhr, diesmal mit einem Hauch von Belustigung. „Draco?" Die Stimme Lord Voldemorts durchdrang den Keller. Widerwillig richtete der Angesprochene seinen Blick auf ihn. „Vielleicht würdest du gerne die Ehre haben?"
Für einige Momente konnte Meera furchtbares Grauen in seinen hellen Augen erkennen. „Mein Herr, ich verdiene eine solche Ehre nicht." Er wagte es nicht, sie anzusehen.
„Oh, mein Lord, bitte überlasst mir das Mädchen!" bat Bellatrix und obwohl Meera wusste, dass sie es für sich selbst tat und nicht für Draco, dankte sie ihr still. Sie sah, wie sich das grausame Gesicht in ein tödliches Lächeln verwandelte.
Sie würde den kommenden Schmerz akzeptieren, so wie auch Luna es getan hätte, um ihn ihrer Freundin zu ersparen. Für eine kurze Sekunde überlegte sie, ob Harry begann auf sie abzufärben, dass sie bereit war, sich jederzeit zu opfern. Sie presste die Zähne zusammen, entschlossen, keinen Laut von sich zu geben, als die Stimme kreischte, „Crucio!" Im nächsten Moment war jeglicher Gedanke aus ihrem Kopf gewischt und einzig und allein unendlicher Schmerz erfüllte sie.
IHR KOPF TAT SCHRECKLICH WEH. Das war das erste, was Meera bemerkte.
Ihre Augen waren immer noch geschlossen und sie schwebte ohne Gefühl in der Dunkelheit. Sie konnte nur ihren Kopf fühlen, und er hämmerte.
Sie wollte stöhnen, doch konnte sie den Ton nicht hören. Langsam begann die Erinnerung zu ihr zurückzukehren und innerlich zählte sie bis fünf.
Eins. Dunkelheit und Kälte, keine Hoffnung.
Zwei. Kalte, graue Augen.
Drei. Menschen, die gebunden sind durch etwas dunkles, etwas verzweigtes.
Vier. Ein Monster, verkleidet als Mensch.
Fünf. Schmerzen, die alles übertrafen, was sie jemals gespürt hatte.
Ein neuer Stich durchfuhr sie und in ihrem Kopf drehte sich alles. Sie wusste, wie es sich anfühlt, wenn das Herz bricht. Es war Draco gewesen, welcher sie es das erste Mal gelehrt hatte und erneut war er derjenige, der für ihren Schmerz verantwortlich war. Bellatrix hatte sie gefoltert und gedemütigt, doch von ihr hatte Meera nicht weniger erwartet, sie wunderte sich fast darüber, dass sie noch am Leben war. Draco allerdings —
Seine Hand war überraschend warm, als er sie am Handgelenk fasste und mit sich zog. Sie versuchte das Lachen, welches aus ihrem Mund kam, zu unterdrücken, doch versagte. „Sei still," warnte er sie flüsternd, doch auch Draco konnte das Grinsen nicht verhindern, das sich auf sein blasses Gesicht stahl. Meera wusste selbstverständlich wie wahnsinnig schön er war, aber sobald er lachte, schien es, als würde die Sonne aufgehen. Dass er dieses Lächeln vor allem für sie aufhob, half nicht dabei, die Schmetterlinge in ihrem Bauch in Zaum zu halten.
Es war schon nach Mitternacht und die Ländereien waren von Dunkelheit überzogen. Der Himmel war klar und der Mond schien auf die beiden herab, voll und hell. Dracos Haare glänzten im Mondlicht und Meera fuhr mit einer Hand durch sie, während sie sich an ihn lehnte. Für eine Zeit lang herrschte Stille und sie genossen die Einsamkeit, dass sie sich ausnahmsweise vor niemandem verstecken mussten.
„Der Krieg ist nicht mehr weit," begann Meera irgendwann leise. „Du hältst Dumbledore für einen Narren, das weiß ich, doch er spricht die Wahrheit."
Sie spürte wie sich seine Brust langsam hob und senkte. Auf der dunklen Oberfläche des Schwarzen Sees spiegelten sich der Mond und die zahlreichen Sterne. „Das tut er seitdem Diggory gestorben ist," stimmte Draco ihr seufzend zu und überrascht richtete die Ravenclaw sich auf. Er schien ihr nicht in die Augen blicken zu können. „Der Krieg wird kommen. Aber was können wir schon dagegen tun?"
„Wir werden nicht auf der gleichen Seite stehen," gab sie zögernd zurück. „Das tun wir schon jetzt nicht mehr." Meera war nicht naiv und sie war sich bewusst, dass Draco und seine Familie seit dem Beginn des Wiederaufstiegs des Dunklen Lords zu diesem hielten.
Sein Lächeln war bitter und freudlos, doch seine Hände in ihrem Nacken waren sanft. Als er sie küsste, waren ihre Sorgen für einen Moment vergessen.
Die Erinnerung an diese Nacht schmerzte. Sie hatte ihm vertraut und sich fallen gelassen.
„Was gibt es?" hörte sie in der Entfernung jemanden fragen und versuchte sich auf die Stimme zu konzentrieren.
Schritte waren zu vernehmen und es gelang Meera ihre Augen ein wenig zu öffnen. Nach der Dunkelheit war das Licht gleißend hell, doch sie konnte Schatten erkennen, unförmige Silhouetten, als würde sie durch Milchglas schauen.
„Die behaupten, sie hätten Potter," sagte eine kalte Stimme, welche sie mit Mühe Narzissa Malfoy zuordnen konnte und ihre Gedanken überschlugen sich bei ihren Worten. „Draco, komm her."
Jemand erhob sich langsam.
„Nun, Junge?" schnarrte eine Stimme ungeduldig und zu ihr gesellte sich eine zweite, die begierig klang. „Ist er es? Ist es Harry Potter?"
Mir aller Kraft betete Meera, dass der Umriss nicht der von Harry war, denn dann wäre ihr Schmerz umsonst gewesen. „Ich weiß nicht," zögerte Draco, aber sie kannte ihn besser und sie hörte die Angst, welche in seiner Stimme mitschwang. Langsam begann die ehemalige Ravenclaw besser sehen zu können, die Schmerzen in ihrem Kopf verebbten allmählich.
„Aber schau ihn dir genau an, los! Geh näher ran!" befahl ihm sein Vater aufgeregt und ihr Herz begann wild zu klopfen. Es durfte nicht Harry sein. „Was hast du mit ihm gemacht?" fragte dieselbe Stimme dann. „Wie kommt es, dass er in diesem Zustand ist?"
Diesem Zustand?
Es musste etwas passiert sein, sodass niemand Harry mit Sicherheit erkennen konnte. Falls es Harry ist, erinnerte sie sich selbst.
Vorsichtig bewegte Meera ihre Beine und eine neue Welle Schmerzen brach über sie hinein.
„Ich weiß es nicht," sagte Draco erneut und drehte sich um. Seine Schritte kamen näher und näher, bis er nur noch wenige Meter von ihr entfernt war. Auch seine Mutter hatte sich ihm zugewandt und Meera sah, wie ihre Augen zwischen ihrem Sohn und ihr hin und her flackerten.
Sie wollte nichts mehr, als aufstehen, ihnen nicht die Genugtuung geben, dass sie noch immer auf dem Boden lag, doch fehlte ihr jegliche Kraft. Sie spürte seinen Blick auf sich und schloss erneut die Augen.
„Draco, ist das nicht diese Granger?"
Nun öffnete sie die Augen und ignorierte das schmerzhaft Pochen ihrer Schläfen. Ihr Blick traf seinen und für einen Moment schien die Welt still zu stehen. „Ich ... vielleicht ..." begann er leise.
„Und ist das nicht Arthur Weasleys Sohn, wie heißt er noch mal?"
„Könnte sein," antwortete Draco, den Rücken noch immer den Gefangenen zugewandt. Er atmete schwer und Meera wusste, dass er sie erkannt hatte, alle drei — Harry, Hermine und Ron.
Im Hintergrund öffnete sich die Salontür. Eine Frau sprach und der Klang ihrer Stimme ließ Meeras Furcht noch größer werden. „Was geht hier vor?" fragte sie zischend. „Was ist passiert, Zissy?"
Der unscharfe Umriss allein genügte, um dem Mädchen den Atem zu rauben. Sie fühlte Panik in sich aufkommen und ihre Lunge fühlte sich an, als würde sie bersten. Sie hörte Stimmen, die immer lauter und wütender zu werden schienen, doch konnte sie die Bedeutung der Worte nicht entziffern. Blut rauschte in ihren Ohren und erst als grelle Blitze durch die Luft peitschten, kam sie wieder zu sich. Am Ende des Salons lagen zwei ihr unbekannte Männer — bewusstlos oder tot, Meera hätte es nicht mit Sicherheit sagen können.
Am Rande ihres Bewusstseins hörte „Schwert" und „Gringotts" und „Abschaum", während sie versuchte, ihre Sinne wieder zu erlangen.
Bellatrix kreischte und wütete, Befehle keuchend. Erst als sie Ron „Nein!" rufen hörte, war es ihr möglich, den Schmerz auszublenden. Meera musste voller Schrecken zusehen, als man Hermine von den anderen Gefangenen losschnitt und sie an den Haaren in die Mitte des Raumes zerrte. Es schien, als hätte das Trio Meera zuvor nicht erkannt, denn sie schnappte entsetzt nach Luft, ein Geräusch, welches sich gequält und armselig zugleich anhörte. Sie versuchte, ihrer Freundin mit Blicken zu verstehen zu geben, dass alles in Ordnung war.
„Oh," gackerte Bellatrix freudlos. „Wie es scheint kommt es zu einer kleinen Zusammenkunft unter Freunden. Wie du siehst, hatte ich mit deiner Blutsverräter Freundin schon meinen Spaß. Sieh sie dir genau an."
Eine unsichtbare Kraft schien Hermine zum stillstehen zu zwingen, doch sie wusste, wie ihre Freundin sich fühlte.
Der langgezogene, schreckliche Schrei der kurze Zeit später folgte, als Hermine dem Cruciatus Fluch vorgestellt wurde, ließ ihr Herz erbärmlich in ihrer Brust flattern. Sie hatte keine Tränen mehr übrig, die sie für ihre Freundin hätte weinen können.
Hermine wimmerte, als Bellatrix von ihr abließ. Es hatte nur wenige Minuten gedauert und doch waren die Buchstaben, die grob in ihr Fleisch geritzt waren, deutlich zu sehen. Schlammblut. Meera wunderte sich, ob sie wohl etwas ähnliches auf ihrem Körper finden würde, sobald sie nachsah. Der nächste Gedanke war, dass sie wohl nicht mehr dazu kommen würde.
Es war ein erleichterndes Gefühl.
Hermines Gesicht brannte vor Scham und Ärger über das Wort, welches ihren Arm nun zierte.
„Wir können das Schlammblut beseitigen," kam es von Bellatrix, kalt und unbekümmert. „Und die Blutsverräterin gleich mit."
Für einige Sekunden herrschte eisige Stille und Meera drehte den Kopf, um Hermines Blick aufzufangen. Dann zuckten Lichtblitze jeglicher Farbe durch den Salon als Harry und Ron hereinplatzten.
Meera keuchte als Bellatrix ihre Finger durch ihre Haare fuhr und sie vom Holzboden hochzog. Sie wehrte sich gegen die Frau, doch ihr ganzer Körper schmerzte, und sie war benommen. Sie kämpfte noch immer darum, bei Bewusstsein zu bleiben. Ihr Atem stockte jedoch in ihrer Kehle, als sie spürte, wie sich eine scharfe Klinge in die blasse Haut ihres freigelegten Halses bohrte.
Sie konnte die verrückte Frau fühlen, die sich an ihren Rücken drückte und ihr in Richtung Salon entgegenblickte. Panik durchfuhr sie, und sie wand sich gegen die ältere Hexe und versuchte, einen angemessenen Halt zu bekommen, um sich selbst zu stützen.
Ron und Harry standen ihnen mit erhobenen Zauerstäben gegenüber. Sie hatten es irgendwie gemeistert, zu entkommen, während Hermine bleiben und die Folter ertragen musste. Sie hatten es geschafft, Zauberstäbe zu erlangen und Meera spürte Hoffnung in ihrer Brust aufsteigen, als sie ihre Freunde sah.
Bellatrix Worte rangen in ihren Ohren, „Aufhören, oder sie stirbt! Lasst die Zauberstäbe fallen, oder wir werden genau sehen, wie verdreckt ihr Blut ist!" keifte sie und Meera spürte warmes Blut ihren Hals herunterlaufen. „Ich sagte, lasst sie fallen!"
Die beiden Jungen erstarrten, und als sie ihre Freundin und das Messer an ihrer Kehle erblickten, ließen sie die Zauberstäbe, die sie hielten, mit einem lauten Klappern fallen. Hinter ihnen richtete Hermine sich langsam auf, erschöpft und bleich.
Die Schwarzhaarige hielt einen Schauer zurück. Das ist das Ende, dachte sie verzweifelt. Sie begann, sich zu winden, doch es war zwecklos, Bellatrix Griff war eisern und Meera selbst war schwach. Ihr raues Lederkorsett grub sich unbehaglich in ihren Rücken.
„Ruf ihn", flüsterte Bellatrix begierig und schnitt tiefer. Sie fing Dracos Blick auf, aber es war ihr nicht möglich jegliche Regung zu zeigen. Das war nicht die Art und Weise wie sie hatte sterben wollen.
Lucius Malfoy trat vor, sein Gesicht unrasiert und seine Haare verfilzt. Er sah nicht wie der abfällige und pompöse Mann aus, den Meera aus der Vergangenheit kannte. Er zog seinen linken Ärmel zurück und hielt seinen Arm furchtsam von seinem Körper fern, als würde die Schlange auf seinem Dunklen Mal zum Leben erwecken und ihn für seine Sünden bestrafen wollen. Seine Hand schwebte über der schwarzen Tinte und kurz zögerte er.
Der kristallene Kronleuchter über ihnen erzitterte, dann begann er mit einem Quietschen und einem unheilvollen Klirren herabzustürzen. Bellatrix ließ sie ruckartig los und warf sich schützend zur Seite, während Meera selbst versuchte, der Explosion aus Kristall und Ketten zu entfliehen. Glitzernde Scherben stoben in alle Richtungen und es war Harry, der sie aus den Trümmern zog und auf die Beine half. Ihr dunkles Haar klebte ihr blutig am Hinterkopf und auch ihre Hände hatten ein wütendes Rot angenommen, als ihr die dunkle Flüssigkeit durch die blassen Finger rann.
Der Gedanke an ihr Zuhause ließ sie aufrecht stehen.
Jemand griff nach ihrem Handgelenk.
Dracos Gesicht war das letzte was sie sah, bevor sie in der Dunkelheit verschwand. Sie erkannte Angst und Reue, doch das brachte ihr nichts mehr. Er hatte Wochen, die richtige Entscheidung zu treffen und stattdessen hatte er Meera in den Kerkern seines eigenen Zuhauses verrotten lassen.
Ein dunkler Teil ihrer selbst hoffte, dass der Dunkle Lord ihn und seine Familie dafür bestrafen würde, dass sie Harry Potter hatten fliehen lassen. Aber das war nicht der Teil, der ihn noch immer liebte, nicht der Teil, in dem ihr Herz lebte. Vor einiger Zeit hatte sie geglaubt, dass er sie auch lieben würde.
SIE ERINNERTE SICH AN DAS Gefühl, als Harry sie nach ihrer Flucht aus Malfoy Manor gefragt hatte, ob sie die Drei der Rest der Reise begleiten würde. Genauso wie sich daran erinnern konnte, als die folgenden Worte durch das kleine, schwarze Radio gehallt hatten. „Ein neuer Wetterbericht ist eingegangen: Der Blitz hat eingeschlagen! Ich wiederhole, der Blitz hat eingeschlagen!"
Beide Male hatte ihr Herz wie wild geklopft, mit Aufregung und Erleichterung zugleich.
Sie hatte das Angebot Harrys abgelehnt, denn sie wusste, dass sie zu ihren Eltern zurückkehren musste. Sie hatten wochenlang um ihre Tochter gebangt und Meera wollte ihnen nicht noch mehr Schmerz bereiten. Außerdem gehörte sie nicht in die Gruppe der drei Freunde, auch wenn es in Hogwarts an einigen Tagen den Anschein gemacht hatte. Harry, Hermine und Ron hatten ihre Reise gemeinsam begonnen und sie würden diese zusammen beenden.
Es hatte einige Momente gegeben, in denen sie ihre Entscheidung bereut hatte, doch das tränenüberströmte Gesicht ihrer Mutter und die zitternden Hände ihres Vaters, als sie diese gesehen hatte, waren genug gewesen.
Nun stand Meera gemeinsam mit ihrem Vater im Haus der Weasleys, auf Anweisungen wartend. Ihre Mutter war bei ihrem achtjährigen Bruder geblieben, Zuhause in Sicherheit. Wäre es nach ihren Eltern gegangen, würde sie selbst auch dort warten.
„Kevan," begrüßte Remus Lupin ihren Vater ernst, Gesicht verzogen in Sorge. Hinter ihm trat auch Nymphadora Tonks über die Schwelle. Für eine einzige Sekunde dachte Meera an deren Sohn und betete dafür, dass er am Ende der Nacht noch Eltern hatte, welche zu ihm zurückkehren konnten. Dann war der Moment vorbei. „Der einzige Weg in das Schloss ist durch die Eingangstüren. Sollte man Harry schon bemerkt haben, dann werden die Todesser mit ihm beschäftigt sein. Das wäre ein einfaches Spiel für uns, doch hoffen wir, dass Harry unentdeckt bleibt," sprach ihr ehemaliger Professor. „Wir müssen auf alles vorbereitet sein. Voldemort wird auf dem Weg sein."
Mit diesen Worten begaben sich die Anwesenden aus dem Haus. Selbst Fred und George hatte es das Grinsen vom Gesicht gewischt und in ihren braunen Augen erkannte sie die Furcht, die sie spürte.
Ihr Vater nahm ihre Hand. Meera packte sie fester und schloss die Augen. Gemeinsam wirbelten sie auf der Stelle herum, in die drückende Dunkelheit hinein. Heute Nacht endet alles, war das einzige, woran sie denken konnte. Auf die eine oder andere Weise. Wir leben oder wir sterben.
Als sie die Augen wieder öffnete, standen sie auf dem Schotterweg, welcher sie nach Hogwarts führen würde. Das Schloss ragte über ihnen auf, Steinmauern gewaltig und schwer vor dem rasch dunkler werdenden Himmel. Meera unterdrückte ein Zittern.
Die Eingangshalle schien verlassen und leer als sie eintraten, Zauberstäbe bereit. Sie alle spürten den gleichen Anflug von Sorge, dass dies eine Falle war. Das hier ist viel zu einfach, flüsterte eine leise Stimme in ihrem Kopf und Meera musste ihr zustimmen. Doch es hinderte sie nichts und niemand daran, die Große Halle zu betreten.
Die verzauberte Decke war dunkel und mit Sternen übersät, es war eine klare Nacht. Darunter saßen, an den vier langen Haustischen, zerzaust wirkende Schüler, manche in Reiseumhängen, andere in Morgenmänteln. Alle Köpfe drehten sich zu ihnen und vereinzelt konnte Meera hören, wie man ihren Namen flüsterte, verwundert, dass sie noch lebte. Professor McGonagall stand hinter dem Podium an der Stirnseite der Halle, von wo aus Albus Dumbledore seine Reden gehalten hatte. Hinter ihr standen die verbliebenen Lehrer.
Viele der Schüler wirkten wie versteinert vor Angst, während die Gryffindor Hauslehrerin sprach. „Mr. Filch und Madam Pomfrey werden die Evakuierungen beaufsichtigen," fuhr sie fort. „Vertrauensschüler, wenn ich das Signal gebe, scharen Sie die Mitglieder Ihres Hauses um sich und führen sie geordnet zum gemeinsamen Treffpunkt."
Meera hörte jemanden vom Hufflepuff-Tisch schreien, ob sie statt zu fliehen auch kämpfen könnten. „Wer volljährig ist, kann bleiben," antwortete die Professorin.
Vereinzelt gab es Proteste.
Hinter ihr begann man einen Schlachtplan zu schmieden, doch Meera ließ ihre Augen über die Schülermasse schweifen, welche sich dem Ausgang näherten. Während der Slytherin-Tisch vollkommen verlassen war, hatten sich einige Ravenclaws, Gryffindors und Hufflepuffs entschieden, zu bleiben. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie jemand rief.
Als sie sich umdrehte, kam sie nicht umhin, schwach zu lächeln. „Harry."
Er bahnte sich einen Weg durch die Schüler. „Es gibt etwas, das ich finden muss." Seine Augenbrauen waren in Sorge zusammengezogen. „Es könnte Ravenclaw gehört haben. Ist irgendjemand schon einmal auf solch einen Gegenstand gestoßen? Hast du eine Idee?"
Meeras Kopf schwirrte und Harry sah so wahnsinnig verzweifelt aus, dass sie ihm unbedingt helfen wollte. „Nun ja... Da wäre ihr verschollenes Diadem. Doch wie der Name schon sagt, es ist verschollen." Sie räusperte sich. „Seit Jahrhunderten."
Sie konnte in seinen Augen erkennen, wie sein Mut weiter sank. Enttäuschung spiegelte sich in ihnen wieder. Mit aller Kraft versuchte sie, irgendeinen Hinweis in ihrem Gedächtnis zu finden, den sie ihm geben könnte.
Seit Jahrhunderten...
Sie schloss die Augen und versuchte sich zu sammeln.
„Unser Geist ist die graue Dame. Helena Ravenclaw, Rowena war ihre Mutter," sagte sie. „Es heißt, das Diadem sei mit ihr selbst verschwunden. Wenn jemand weiß, wo es ist, dann sie."
„Seit Jahrhunderten," flüsterte Harry und seine Augen weiteten sich. Es machte den Anschein, als hätte er etwas begriffen. „Kannst du mir sagen, wo sie ist?"
Für einen Moment wandte sie sich um und blickte umher, dann wies sie zu einer anmutig dreinschauenden Frau. „Das ist sie."
„Danke!" rief Harry, als er sich schon von ihr entfernte. „Vielen Dank!"
Meera wusste nicht, ob er seine Zeit verschwenden würde, geschweige denn, ob sie tatsächlich geholfen hatte, doch als sie auf ihre goldene Armbanduhr sah, erschrak sie. Es war zehn Minuten vor Mitternacht.
Die Schlacht würde bald beginnen.
IN DER FERNE HÖRTE SIE einen unheimlichen, klagenden Schrei. Die dunkle Nacht wurde von Zaubersprüchen erhellt, während Meera gemeinsam mit Dean Thomas und Seamus Finnigan einen bebenden Korridor entlang hasteten.
Als sie um eine Ecke hasteten, jagten Lichtblitze auf sie zu. Nur mit Mühe konnten sie diese abwehren.
Mit einer peitschenden Bewegung richtete Meera ihre Zauberstab auf ihren Angreifer, einen in schwarz gehüllten Todesser. Zu dritt dauerte es nur einige Momente, bis sie ihn mit einem Schockzauber niederstreckten, doch der Schock saß in ihren Knochen. Das Krachen und Knallen der Schlacht drang erneut mit aller Kraft an ihre Ohren.
Sie eilten eine Marmortreppe hinunter und gelangten in die Eingangshalle, in der es vor Duellanten wimmelte. In den Porträts zu beiden Seiten der Kämpfenden drängelten sich Gestalten, die lauthals Ratschläge erteilten, während maskierte wie unmaskierte Todesser sich mit Schülern und Lehrern Zweikämpfe lieferten. Meera hob sofort ihren Zauberstab, um Parvati zu Hilfe zu kommen, welche Dolohow duellierte. Bevor sie jedoch einen Schritt gehen konnte, riss sie jemand herum und zerrte sie hinter einen Wandteppich.
„Was machst du hier?" fragte Draco sie aufgebracht und sie erkannte dunkelrotes Blut an seiner Schläfe.
„Wo sollte ich sonst sein?"
„In Sicherheit! War meine Tante Bellatrix dir etwa nicht genug?" Seine hellen Augen blitzten verärgert.
„Dieses Mal bin ich nicht allein."
Seine Wangen röteten sich vor Scham bei dem Vorwurf und er wich Meeras Blick aus. „Es tut mir leid," flüsterte er. „Ich hatte keine andere Wahl."
„Eine Lüge, wie nur du sie zustande bringst," begann sie, kochend vor Wut. „Jeder hat eine Wahl, du hast deine nur schon getroffen. Steh wenigstens dazu."
„Das ist nicht wahr." Seine Stimme zitterte. „Ich liebe dich."
Meeras Herz setzte einen Schlag aus. Es war das erste Mal, dass er diese Worte in den Mund nahm. Sie härtete ihre Stimme. „Wenn das hier deine Liebe ist, dann will ich sie nicht."
Eine kalte, hohe Stimme unterbrach sie und Meera wirbelte herum, fest entschlossen, dass Voldemort hinter ihnen stand. Doch die Worte hallten von den Wänden wider und mit zittrigen Fingern, schob sie den Wandteppich zur Seite und trat hinaus auf den Gang. „Ihr habt heldenhaft gekämpft. Lord Voldemort weiß Tapferkeit zu schätzen. Doch ihr habt schwere Verluste erlitten. Wenn ihr mir weiterhin Widerstand leistet, werdet ihr alle sterben, einer nach dem anderen." Mit einem Keuchen dachte sie an ihren Vater und betete für sein Wohlbefinden. „Lord Voldemort ist allerdings gnädig. Ich befehle meinen Streitkräften, sich sofort zurückzuziehen. Ihr habt eine Stunde. Schafft eure Toten mit Würde fort und versorgt eure Verletzten." Eine kurze Pause entstand und Meera trat an eines der zerstörten Fenster. Der Mond blickte auf sie hinab. „Harry Potter, ich spreche nun direkt zu dir. Du hast deine Freunde für dich sterben lassen, anstatt mir selbst entgegenzutreten. Ich werde eine Stunde lang im Verbotenen Wald warten. Wenn du nach Ablauf dieser Stunde nicht zu mir gekommen bist, dich nicht ergeben hast, dann beginnt die Schlacht von neuem. Diesmal werde ich selbst in den Kampf ziehen, Harry Potter, und ich werde dich finden. Eine Stunde."
Meera zitterte. Sie hatte nie wahrlich gewusst, wie tief die Verbindung zwischen dem Dunklen Lord und Harry war, bis jetzt. Er wusste genau, wie er Harry zu sich locken konnte. Alles, was sie selbst tun konnte, war zu hoffen, dass Ron und Hermine ihn davon abhalten konnten, sich selbst zu opfern.
„Verteidiger von Hogwarts, helft allesamt dabei, Tote und Verwundete zu sammeln. Bringen Sie diese in die Große Halle, wo Hilfe geleistet wird." Die Stimme gehörte Professor McGonagall und war sanft, aber bestimmt. Die Sorgenfalten auf ihrer Stirn waren tief und sie machte keine Anstalten, ihre Furcht zu verbergen.
Meera blickte zurück, aber Draco war verschwunden. Sie ärgerte sich über sich selbst, dass sie Hoffnung gehabt hatte.
Als sie wieder nach vorne sah, kam ihr Vater auf sie zu, Erleichterung deutlich ins Gesicht geschrieben. Ohne Worte nahm er sie in den Arm und sie fühlte sich in ihre Kindheit zurückversetzt, nachdem sie sich das Knie aufgeschürft hatte. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Großen Halle.
Als sie an den Eingang kamen, ließen die Geräusche, welche von innen kamen, Meera zögern. Die Halle war ruhig, bis auf leise Gespräche und Schluchzen. Als sie das kleinste bisschen Mut in sich gefunden hatte, überquerte sie langsam die Schwelle. Die Haustische waren verschwunden und der Raum war brechend voll. Es dauerte nicht lange, bis sie bekannte Gesichter erblickte, voller Tränen und Bedauern. Einige von ihren ehemaligen Mitschülern grüßten sie nickend, manchmal sogar mit einem bitteren Lächeln, während sie schleichend vorüberging.
Die Überlebenden standen in Gruppen beieinander. Die Verletzten wurden auf dem Podium von Madam Pomfrey und einigen Helfern behandelt. Die Toten lagen in einer Reihe in der Mitte der Halle.
Ein Blick genügte. Fred, der umgeben von seiner Familie betrauert wurde. Remus und Tonks, die den Eindruck machten, als würden sie schlafen.
Erinnerungen schlichen sich in ihren Kopf und Meera wollte schreien und brüllen und weinen, doch kein Laut kam aus ihren Mund. Mit schnellen Schritten verließ sie die Große Halle, entfloh den traurigen Augen der Überlebenden und den reglosen Gesichtern derer, die nicht mehr unter ihnen weilten. Als sie einen leeren Gang erreichte, fiel sie auf die Knie, schluchzend.
Hier war die Welt so einsam wie sie selbst.
EIN NEUER TAG WAR ANGEBROCHEN, als die Überlebenden langsam das Schloss verließen. Meera sah in die Ferne, der Himmel ein strahlendes Blau, als könnte er nicht sehen, wie der Krieg die Erde unter sich zerstörte. Verzweifelt versuchte sie sich an einen Tag zu erinnern, an dem noch keine Dunkelheit herrschte. Es war lange her.
In der Ferne sah sie den beständig näher kommende Zug an Todessern und als sie Harry nirgendwo, nicht einmal bei Hermine und Ron, erblicken konnte, wusste Meera, was dies bedeutete. Niemals würde der Dunkle Lord sich ergeben, nicht in diesem Leben und nicht im nächsten.
Aus Verzweiflung sah sie sich erneut um, ein kläglicher Versuch, Harry doch noch zu finden, stattdessen blickte sie in ein anderes ihr bekanntes Gesicht. Warum ist er nicht den anderen Todessern gefolgt, als Voldemort deren Rückzug befohlen hatte? fragte sie sich innerlich und ihr Herz zog sich zusammen, als sie an diese eine unwahrscheinliche Option dachte... Meera hatte sich verboten, zu hoffen, dass er dem Dunklen Lord den Rücken zukehren würde, doch er war hier. Er stand hier, bei ihnen, bei mir, bei denjenigen, die für Hogwarts gekämpft hatten.
Langsam wandte sie sich ab.
Stattdessen konzentrierte sie sich auch auf das, was man nur als einen Triumphzug benennen konnte.
Hagrid, dessen große Silhouette den Weg entlang stolperte, trug jemanden in seinen gewaltigen Armen. Es konnte nur —
„Harry Potter ist tot," lachte Voldemort und ließ seine Augen über die Menschen vor sich gleiten, ihre Reaktion genießend.
Irgendwo schrie jemand, neben ihr hörte sie wimmern und schluchzen, doch sie selbst gab keinen einzigen Ton von sich. Sie konnte sehen, wie sich die Lippen des Mannes bewegten, während er die Überlebenden noch abschätzig immer musterte, doch hören konnte sie ihn nicht. Das Blut in ihren Ohren rauschte und sie hatte das Gefühl als würde sie sich übergeben müssen.
Doch der Schmerz würde später kommen, noch fühlte sie sich einzig und allein leer und obwohl sie umgeben war von Leuten, kam sie sich allein in der Welt vor.
Wie kann es sein, dass wir den Krieg verloren haben? fragte sie sich, denn die Wahrheit war, dass sie immer daran geglaubt hatte, dass Licht die Dunkelheit erleuchten und das Gute über das Schlechte herrschen würde.
„Harry Potter ist tot. Von diesem Tag an werdet ihr euren Glauben in mich setzen."
Fassungslose Stille legt sich über den Platz. Dann wendet sich der Dunkle Lord seinen Todessern mit weit gespreizten Armen zu. „Harry Potter ist tot!" Lachen durchzieht die Luft, das Gackern von Bellatrix Black jedoch übertönt alles. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. „Und nun ist es Zeit, sich zu mir zu bekennen — oder zu sterben."
Aus den Augenwinkeln konnte sie Draco ausmachen, schwarzer Anzug verdreckt und die hellen Haare wild. Er atmete schwer.
Sie blickte zu Narzissa und Lucius Malfoy, welche die Hände nach ihm ausgestreckt hatten, ein stummer Versuch, ihn zu sich zu holen. Meera spürte sein Zögern, seine Bedenken und für einen einzigen Moment blühte Hoffnung in ihrem Herzen.
„Komm schon," lacht er leise. „Du lernst seit Stunden. Wann hast du das letzte Mal Sonnenlicht gesehen?"
Meera schenkt ihm einen bösen Blick, doch sein Schmollmund ist zu süß, als dass sie ihm widerstehen kann. Jeder Versuch ist zwecklos. Sie verdrängt, dass Draco sich nur an ihren Tisch gesetzt hatte, nachdem alle anderen Schüler nach und nach aus der Bibliothek verschwunden waren.
Sie dippt ihre Feder erneut in die dunkelblaue Tinte, einzig und allein um ihn zu nerven. Für all die Nerven, die er sie kostet, hat Draco das manchmal verdient. Meera unterdrückt ein Schmunzeln, als sie sein Seufzer hört. Besonders langsam und vorsichtig fährt sie mit der Feder über das Pergament und lässt nach jedem geschriebenen Satz eine kurze Pause. Es dauert nur einige Minuten, bis Draco endgültig genug hat.
Mit einer Bewegung zieht er ihr die Feder aus den Händen, verschließt das Tintenfass und drückt sich ihre Bücher unter den Arm. Die andere Hand liegt in ihrem Nacken und der Kuss der folgt ist innig und innig und innig und Meeras Gedanken verschwimmen in ihrem Kopf. Als er sich von ihr löst, lächelt ihr Gegenüber verschmitzt. Ihre Wangen ziert mit Sicherheit ein dunkles Rot und sie grinst.
„Raus hier," flüstert er und gemeinsam verschwinden sie in den Korridoren.
Kurz sieht Draco sich um, dann wirbelt er sie herum und als sie in seinen Armen landet, ist sie glücklich.
Ihr Herz klopfte wild, als sie zurück in die Realität kam.
„Draco," rief seine Mutter leise nach ihm, Ausdruck ernst aber traurig. „Komm." Meera konnte ihr nicht böse sein. Sie wollte ihren Sohn retten.
Sein Blick war starr geradeaus gerichtet, als würde er nicht wagen, ihr in die Augen zu sehen. Doch das brauchte er nicht, für sie zu wissen, dass er seine Entscheidung getroffen hatte.
Feigling, schrie es in ihr. Du verdammter Feigling.
Als er den Platz überschritt, herrschte Totenstille und eine Träne lief ihr über das Gesicht.
Erst als Neville vortrat, humpelnd, verdrängte sie Draco aus ihrem Kopf. „Ich möchte etwas sagen," begann der ehemalige Gryffindor.
„Nun, Neville, ich bin mir sicher, dass wir alle gespannt sind, was du zu erzählen hast."
„Es macht keinen Unterschied, dass Harry nicht mehr da ist. Menschen sterben jeden Tag, Freunde, Familie. Ja, wir haben Harry heute verloren aber es ist noch immer bei uns. Hier drin," sagte er und zeigte mit zitternder Hand auf die Stelle, wo sein Herz war. „Genau wie Fred, Tonks und Remus. Sie alle. Sie sind nicht umsonst gestorben, doch du wirst es."
Der dunkle Lord lachte kalt und Meera war wie versteinert. Er würde Neville töten, dessen war sie sich sicher. Aber was macht das jetzt noch aus? dachte sie. Wir alle werden heute sterben.
Doch dann, bevor sie sich versah, stand Harry auf seinen eigenen zwei Beinen, Zauberstab bereit. Die Welt um sie herum versank erneut in Chaos.
Meera hörte Bellatrix nach Lucius schreien, dass er zurückkommen soll. Ein letztes Mal drehte sie sich zu der Malfoy Familie und seine grauen Augen lagen auf ihr. Sie blinzelte und Draco war verschwunden.
Ihr Herz brach.
࿐ ࿔
5965 Wörter
Hallo, meine Lieben. Es tut mir leid, wenn ihr auf ein Happy End gehofft habt, aber was soll ich sagen? Ich lebe für Tragödien. Bitte nehmt es mir nicht übel.
Kuss und Schluss.
P.S. Falls es euch gefallen hat, könnt ihr euch gerne mal meine Sirius Black Fanfic
Jenseits von Eden angucken.
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