[Roh und rough]
So lange aufm Rechner geschrieben, dass ich voll vergessen hab, ob ich Links- oder Rechtshänderin bin.
So oft in der Kantine gegessen und in der Stadt Snacks gekauft, dass es mir mordlüstig erscheint, ein Messer über einer Paprika in der Hand zu halten.
Bin echt froh, dass es so viele Bäume auf meinen Arbeitswegen gibt.
Tagebuch schreiben. Hm.
Irgendwo muss doch das hin, was sonst überall keinen Platz hat.
Irgendwo muss es doch hin.
Dieser eine Freund meines Mitbewohners: ich würde ihn gerne einladen, wenn niemand anderes da ist. Abends, nach einem langen Tag, nach einer Feier, ihn fragen, ob er noch mitkommen will. Wir würden am Küchentisch sitzen und reden, irgendwann würde ich ihn fragen, ob er gerne vorgelesen bekommt. Wir würden in mein Zimmer gehen und ich würde ihm eines der Bücher vorlesen, welches schmerzlich und ein bisschen verstörend ist. Und poetisch. Er würde zwischen meinen Beinen, mit seinem Kopf auf meinen unteren Lungenflügeln liegen. Beim Umblättern würde ich ihm gegen Ende vielleicht durch die Haare fahren. Ich würde irgendwann aufhören und ihn fragen, wie ihm das Buch gefallen hat. Dann würde ich ihn fragen, was ihm jetzt gefallen würde. Und wenn er mich zurückfragen würde, würde ich seine Hand an meinen Hals legen und den Kopf schief neigen. Ich würde ihn nochmal fragen, ob ich gut vorgelesen hätte. In der Hoffnung, dass er mir ein Lob ins Ohr raunt, welches aber irgendwo doch Erniedrigung ausdrückt.
Ich würde -
Ich würde mich freuen erst die zu sein, die vorliest, so, wie man einem Kind vorliest. Und dann aber in die Rolle des Schulmädchens zu wechseln, welches gelobt werden will.
Im Bett will ich dass du mich würgst und beschützt. Dass du mir über den Kopf streichelst und mich tadelst.
Aber im Alltag pass ich auf dich auf, und auf deine Sachen, und necke dich vielleicht ab und zu mit deiner Vergesslichkeit. Spreche jede wichtige Sache an, und halte dein Gesicht in meinen Händen.
Die Nacht ist eben was anderes als der Tag. Dunkel was anderes als Hell, Zuhause was anderes als Draußen. Und Innen was anderes als Außen - wobei
wenn ich an Ollie denke, denke ich an so einen Satz, ich glaube er steht in der Bibel
"Er trägt das Herz auf der Zunge."
Ich frag mich, wo genau der steht, und such im Internet danach. Das Wiktionary sagt:
"sein Herz auf der Zunge tragen. Bedeutungen: [1] offen zu seinen Gefühlen stehen, seine Emotionen deutlich artikulieren."
'Genau so, nur mehr freundlich nach Außen hin.', denke ich mir und nicke. 'Das ist echt Ollie.' Aber das ist noch nicht das, wonach ich genau gesucht hatte.
Ich schreibe: "Bibelvers" dahinter. Und dann kommt die Überraschung - Lange in der Kirche gewesen, aber noch nie davon gehört: Sirach 21. Dort steht es also. Ich klick drauf.
"Ein Narr lacht überlaut; ein kluger Mann lächelt ein wenig. Für den Einsichtigen ist Erziehung wie goldener Schmuck und wie Geschmeide am rechten Arm. Sie halten ihre Worte im Zaum. Die Narren tragen ihr Herz auf der Zunge, aber die Weisen haben ihren Mund im Herzen."
Ich fass mir an die Brust, es hilft nicht, und
ich lache überlaut.
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