🦋Kapitel 29🦋
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Auch wenn ich Matt versprochen habe, dass ich ihn nicht abholen werde, war mir spätestens nach seiner Nachricht, die er mir noch vor seinem Abflug geschickt hat, klar, dass ich es doch tun würde. Vor allem da er mir geschrieben hat, dass er mich liebt. Seit er es mir vor drei Wochen gesagt hat, war das kein Thema mehr zwischen uns, bis heute. Ich dachte mir deshalb, bevor ich ihm zurückschreibe, antworte ich ihm lieber persönlich auf seine Nachricht. In der Zeit, als er weg war, ist mir nämlich klargeworden, wie viel er mir bedeutet. Eigentlich war mir das spätestens seit unserem ersten Kuss klar. Wenn er davor schon an der Mauer, die ich um mein kaputtes Herz errichtet hatte, gekratzt hat, hat sie durch den Kuss die ersten großen Risse bekommen. Komplett zum Einsturz hat er sie, als er an Seans Todestag für mich da war, gebracht. Er hat sich ganz langsam und behutsam wieder in mein Herz geschlichen. Genau genommen hat er es seit dem Feriencamp nie ganz verlassen, allerdings hatte ich ihn ganz tief darin eingeschlossen, um ihn zu vergessen. Aber nun ist er der Mann, der mein Herz in seinen Händen hält und ohne den ich es keine Minute mehr länger aushalte. So stehe ich mit klopfendem Herzen und feuchten Händen nun hier mitten in der Nacht im Abholbereich des Dubliner Flughafens und warte darauf, dass Matt endlich kommt. Laut der Tafel, die links in der Halle hängt, müsste sein Flieger schon vor fünfzehn Minuten gelandet sein. Mit jeder verstreichenden Minute, die ich warte, werde ich immer nervöser. Nuala scheint meine Nervosität zu bemerken, weil sie mit ihrer Nase gegen mein linkes Bein stupst, weshalb ich sie anschaue. Sie blickt mich ebenfalls mit zur Seite geneigtem Kopf an.
»Es ist alles gut, meine Süße. Ich bin nur so nervös, weil ich gleich dein Herrchen wiedersehen werde«, flüstere ich ihr zu.
Wie aufs Stichwort gehen die beiden Schiebetüren vor uns wartenden Leuten auf, durch die die ersten Fluggäste kommen, um in die Abholhalle zu gelangen. Nur ist Matt leider noch nicht dabei und mein Herz beginnt vor Aufregung noch schneller zu schlagen, und ich befürchte, es springt mir gleich aus meiner Brust. Als dann jedoch plötzlich Nuala an ihrer Leine zu ziehen beginnt, da entdecke auch ich ihn. Er trägt eine dunkle Jeans, ein weißes enges Shirt, unter dem sich deutlich seine Muskeln abzeichnen, und darüber eine dunkle Sweatjacke, die er offen trägt. Den drei Frauen, die zu meiner Rechten stehen und die ebenfalls auf jemanden warten, fällt bei Matts Anblick augenblicklich die Kinnlade runter, ihre Pupillen weiten sich, sie lecken sich alle wahrscheinlich unbewusst mit ihrer Zunge über ihre Unterlippe und sie beginnen mit zusammengesteckten Köpfen über ihn zu tuscheln. Grinsend über ihre Reaktion gehe ich etwas näher heran und da trifft Matts Blick plötzlich auf meinen und er lächelt mich an. Mein Herz beginnt noch stärker zu klopfen, als es dies eh schon tut, und ich schließe meine Finger noch mehr um Nualas Leine. Diese kann sich vor Freude nun fast nicht mehr halten, quiekt laut auf, und ich kann sie nur mit Mühe und Not an ihrer Leine festhalten. Echt irre, was sie plötzlich für eine Kraft entwickelt. Sie ist zwar in der letzten Zeit etwas gewachsen, aber es ist trotzdem bewundernswert, wie kräftig sie scheinbar wirklich ist, denn danach sieht sie eindeutig nicht aus. Als Matt nun mit seinem Ziehkoffer auf uns zugelaufen kommt und die Kinnladen der drei Damen, die ihn eben noch angehimmelt haben, wiederholt herunterklappen, weil er an ihnen vorbeigeht, und ich fürchte, dass sie gleich in Ohnmacht fallen, reißt sie sich endgültig von mir los und stürmt, die Leine hinter sich herziehend und Schwanz wedelnd, auf ihn zu. Er lässt sich auf seine Knie sinken, und Nuala springt an seinem Oberkörper hoch, um ihm sein Gesicht vor Freude abzuschlecken. Matt beginnt aufgrund der Liebkosung loszulachen und hält Nuala etwas fest, damit sie ihm nicht ständig ihre feuchte Zunge ins Gesicht drückt. Der raue Klang seines Lachens jagt mir direkt ein Prickeln über die Wirbelsäule. Wie sehr ich mich danach verzehrt habe, wird mir erst jetzt so richtig klar. Rührend betrachte ich die Szene, die sich vor mir abspielt. Man kann förmlich sehen, wie sehr die beiden sich vermisst haben.
»Hi, meine Kleine, was für eine stürmische Begrüßung. Mensch, bist du gewachsen«, sagt er zu ihr und streichelt sie hinter ihrem rechten Ohr.
»Ja, das ist sie in der Tat«, erwidere ich schmunzelnd und trete nun zu den beiden. Ich wollte ihre stürmische Begrüßung nicht stören und bin deshalb mit etwas Abstand vor ihnen stehen geblieben.
Als Matt zu mir aufschaut und unsere Blicke sich begegnen, können wir die Augen nicht mehr voneinander abwenden. Aufgrund der Intensität seines Blickes stellen sich meine Nackenhärchen auf und in meinem Bauch beginnt ein ganzer Schwarm Schmetterlinge zu tanzen. Er richtet sich nun, ohne seine Augen von mir zu nehmen, auf.
»Leya...«, raunt er und verringert den Abstand zwischen uns, bis er direkt vor mir steht. Sofort steigt mir der Duft seines Aftershaves vermischt mit seinem körpereigenen Duft in die Nase, und ich muss mich beherrschen, nicht laut aufzuseufzen. Ich weiß nun ganz genau, nach was ich mich gesehnt habe. Dieser mir mittlerweile so vertraute Duft, der mich nahezu jedes Mal völlig in seinen Bann zieht.
»Matt, ich weiß, ich sollte nicht...«, fange ich an, doch weiter komme ich nicht, weil er mich an meiner Hüfte eng an sich zieht und seine Lippen sofort auf meine presst. Überrascht aufkeuchend schmiege ich mich an ihn, fahre mit meinen Händen über seine Brust hoch zu seinem Nacken und schlinge, während ich meine Augen schließe, meine Arme um ihn. Als er mit seiner Zunge sanft über meine Unterlippe streift, öffne ich leise aufseufzend meine Lippen, und seine Zunge schlüpft sofort zwischen ihnen hindurch in meinen Mund. Direkt beginnt seine Zunge, meine zu umspielen und den Kuss zu intensivieren. Ich presse mich noch dichter an ihn und kralle meine Finger mit unregelmäßigem Atem und leicht zitternd in seine Haare. Erst jetzt wird mir so richtig bewusst, wie sehr ich ihn, wie sehr ich seine Lippen auf meinen vermisst habe. Ich blende völlig aus, wo wir uns gerade befinden, und gebe mich diesem Kuss völlig hin. Für mich zählt in diesem Moment nur Matt und dass er endlich wieder bei mir ist. Als wir uns nach einer Weile völlig außer Atem voneinander lösen, lehnt er lächelnd seine Stirn gegen meine.
»Sorry, aber das musste ich einfach tun. Ich habe mich die ganzen letzten Wochen danach gesehnt, dich endlich wieder zu küssen, dass ich es nicht mehr länger ausgehalten habe«, flüstert er heiser, und ein kühler Schauer jagt mir aufgrund des sexy Klangs seiner Stimme meine Wirbelsäule hinab.
»Das heißt, du bist mir nicht böse, dass ich mein Versprechen gebrochen habe und nun doch hier bin?«, wispere ich und schaue ihn an.
»Nein, das bin ich nicht. Da du dich nach meiner letzten SMS nicht bei mir gemeldet hast, wollte ich jetzt auch direkt zu dir fahren. Ich habe mir ein wenig Sorgen gemacht, nun ja, dass ich dich eventuell mit meinen letzten Worten in der Nachricht wieder überrumpelt habe. So wie ich es auch schon bei meinem Abflug getan habe. Nur, es ist die volle Wahrheit. Ich liebe dich von ganzem Herzen, Leya, mit jeder Faser meines Körpers. Ich...« Weiter kommt er allerdings nicht, da ich ihm einen sanften Kuss auf seine Lippen hauche.
»Das ist auch ein Grund, warum ich hier bin«, flüstere ich aufgrund seiner Worte gerührt und bücke mich, um die Leine von Nuala zu nehmen, die die ganze Zeit völlig ruhig neben uns saß, ohne dass einer von uns die Leine in der Hand hatte. Aber sicher ist sicher. Matt zieht nun eine Augenbraue hoch und schaut mich fragend an. »Ich denke, ich bin dir noch eine Antwort schuldig«, fahre ich fort.
»Leya, du musst dich aber nicht zu einer Antwort zwingen. Nur weil du denkst, ich erwarte das«, sagt er ernst und schaut mich nun eindringlich an.
Ich nehme seine linke Hand und ziehe ihn etwas weiter weg, in eine Ecke, wo keine Leute stehen und wo wir ungestört sind. Im Radio, das in der Abholhalle leise Klänge spielt, läuft zufälligerweise gerade Too emotional von Walking on Cars und ich muss daran denken, wie sehr das Lied gerade jetzt, hier und heute, passt.
»Matt, ich zwinge mich zu gar nichts. Mir ist einfach in den letzten Wochen, als du weg warst und als ich dich schmerzlich vermisst habe, klargeworden, was ich für dich empfinde. Ja, ich war sehr überrumpelt, als du mir bei deinem Abflug deine Liebe gestanden hast. Und ich konnte dir da noch nichts erwidern, das stimmt. Aber ich kann es heute.« Noch immer seine linke Hand festhaltend, streichle ich sanft mit meinem rechten Daumen über seinen Handrücken und schaue ihm tief in die Augen. Tief Luft holend und mit einem Herz, das mir bis zu meinem Hals klopft, sage ich nun die Worte, die ich bisher noch zu keinem anderen Mann außer zu Sean gesagt habe und bei denen ich mir auch nicht vorstellen konnte, sie noch einmal zu einem Mann zu sagen. Aber hier und jetzt fühlt es sich einfach richtig an. Mit Matt fühlt es sich einfach richtig an.
»Matt, ich liebe dich auch. Von ganzem Herzen und mit jeder Faser meines Körpers«, flüstere ich und ich sehe, wie seine Augen zu strahlen beginnen und sich um seinen Mund ein warmes Lächeln ausbreitet.
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