🦋Kapitel 21🦋
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Seufzend denke ich, während ich mit meinem Kaffee in der Hand, wie schon so oft in der letzten Zeit, aus dem Fenster schaue, über Matts und mein letztes Gespräch am St. Patricks Day nach. Er hat danach zwar noch ein paarmal versucht, mich per SMS und mit Anrufen zu kontaktieren, aber ich habe nicht darauf reagiert. Und auch wenn es genau das ist, was meiner Ansicht nach das Beste für uns ist, vermisse ich ihn trotzdem ganz schrecklich. Nicht nur die Gespräche mit ihm, nein, auch seine Nähe und, wenn ich ehrlich bin, auch seine Lippen auf meinen. Seit den Küssen an seinem Geburtstag kann ich an fast nichts anderes mehr denken als daran, seine Lippen wieder auf meinen zu spüren. Und von ihm festgehalten zu werden. Dieser eine Kuss hat meine Welt ein Stück weit aus seinen Angeln gehoben und bei den Erinnerungen daran beginnt mein Mund zu kribbeln. Seufzend fahre ich mit den Fingern meiner rechten Hand darüber. Noch nie hat mich ein Mann so dermaßen erregt und das mit nur einem Kuss. Noch nicht einmal... Den Gedanken führe ich nicht weiter, stattdessen kreist er automatisch wieder um diesen einen Tag, an dem ich ganz alleine sein möchte. An dem ich mich ganz alleine meiner Traurigkeit und Trauer hingeben möchte. Der Tag, der sich bald wieder jährt. Ach Mensch, warum kann ich mich nur nicht richtig auf Matt einlassen? Ich habe bei ihm das erste Mal seit dem verheißungsvollen Tag vor zwei Jahren wieder etwas gefühlt. Ich habe mich wieder angenommen gefühlt, ich habe mich wieder verstanden gefühlt und ja, ich habe mich wieder begehrt gefühlt. Nur wenn Matt genauso reagiert wie sein Vater, mit diesem Blick von oben herab, wenn er von meinem Schicksal erfährt, damit könnte ich nicht umgehen. Ja, das Eine hat mit dem Anderen zwar nichts zu tun, aber dieser Blick seines Vaters, so voller Abscheu - nein, so möchte ich von Matt nicht angeschaut werden. Da ist es besser, die Sache, bevor sie richtig begonnen hat, zu beenden, auch wenn es weh tut. Bei meinem letzten Gedanken spüre ich einen kleinen Stich in meinem Herzen und ich lege meine Hand dorthin, wo mein Herz ist. Das Piepen meines Handys reißt mich allerdings aus meinen Gedanken. Als ich darauf blicke, sehe ich, dass mir Ben eine Nachricht geschrieben hat.
*Hi, denk bitte daran, nachher noch ein Outfit zwecks der Bilder, die von dir gemacht werden, mitzubringen. Und denk daran, ganz natürlich.*
*Ja, ich denke daran. Danke nochmal fürs Erinnern. Bis nachher*, schreibe ich zurück und stecke mein Handy in meine Handtasche.
Da die Gala, wo mein Bild für die Kampagne vorgestellt werden sollte, leider bis jetzt noch nicht nachgeholt wurde und es auch nicht mehr wird, wurde nach einer anderen Lösung gesucht. Diese wurde nun auch endlich gefunden. Und zwar bringt Mr Isaac ein neues Fashion-Magazin heraus und deshalb werde ich heute interviewt und es werden auch ein paar Bilder von mir gemacht. Somit erscheint ein Artikel von mir als junge aufstrebende Fotografin darin. Das alles ist ganz schön aufregend für mich, da ich noch nie ein Interview gegeben habe und selber auch noch nie wirklich professionell fotografiert wurde. Zum Glück begleitet mich Ben und ich habe dadurch etwas Unterstützung an meiner Seite. Die werde ich allerdings nicht nur wegen des Interviews und Fotoshootings brauchen. Nein, sondern auch deshalb, weil das Ganze in der Agentur stattfindet, wo Matt als Model unter Vertrag ist. Demnach werde ich ihn möglicherweise heute wiedersehen. Und ich weiß nicht, wie ich ihm dann entgegentreten soll. Vor allem, weil ich ihm ja am St. Patrick's Day noch einen flüchtigen Kuss gegeben habe. Ich konnte einfach nicht widerstehen. Ich wollte seine Lippen noch einmal spüren. Nun sollte ich mich aber auf das, was heute noch ansteht, konzentrieren. Ich stelle meine leere Kaffeetasse in die Spüle und gehe zu meinem Kleiderschrank. Daraus nehme ich seufzend das Kleid, das ich an Matts Geburtstag anhatte, und tue es in einen Kleidersack. Zudem verstaue ich noch die Schuhe dafür in die kleine Tasche, wo auch noch eine frische Jeans, ein Shirt und ein Cardigan drin sind. Ich habe beschlossen, lieber noch ein schickes Outfit mitzunehmen. Wer weiß, auf was für Ideen der Fotograf kommt. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man durchaus auf so Ideen kommen kann. Nachdem ich mir meine Schuhe und meine Jacke angezogen habe, schnappe ich mir meine Tasche und meinen Schlüssel, ebenso wie den Kleidersack und die Tasche, und trete vor meine Wohnung. Gerade als ich meine Wohnungstür abschließe, werde ich von hinten von Mrs Nolan angesprochen.
»Hallo Cataleya, wir haben uns ja schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Wie geht es Ihnen und wie geht es Matt?«, fragt sie mich und mein Magen zieht sich ein wenig zusammen, weil sie nicht nur nach mir, sondern auch nach Matt fragt.
»Ja, das stimmt. Mir geht es so weit ganz gut. Wie es Matt geht, kann ich Ihnen leider nicht beantworten, da wir leider keinen Kontakt mehr haben.« Die letzten Worte flüstere ich dabei nur noch und ich schlucke meinen Kloß im Hals, der sich gebildet hat, herunter.
»Oh, das tut mir wirklich leid. Ich hoffe, das renkt sich wieder ein. Sie sind so ein nettes Paar«, erwidert Mrs Nolan, tritt vor mich und drückt leicht meinen linken Arm.
»Ja, vielleicht. Ok, ich muss leider los. Ich habe noch etwas Wichtiges vor. Bis bald, Mrs No lan, es hat mich gefreut, Sie mal wieder zu sehen«, verabschiede ich mich und wende mich schon zum Gehen um.
»Bis bald, Kindchen. Falls Sie mal jemanden zum Reden brauchen, können Sie gerne zu mir kommen«, sagt sie.
Darauf schaue ich sie nochmal an. »Danke, Mrs Nolan, bis bald.«
Ich gehe schnell die Treppen hinunter, weil ich nicht erwartet habe, dass sie mich auf Matt anspricht, und es das erste Mal ist, dass ich wirklich laut ausgesprochen habe, dass wir keinen Kontakt mehr haben. Und das schmerzt. Seufzend mache ich mich auf den Weg zur U-Bahn auf. Als ich nach circa zehn Minuten Fahrt vor der Modelagentur stehe, atme ich, ehe ich hinein gehe, einmal tief durch. Ben hat mir vorhin geschrieben, dass er schon da ist und drinnen auf mich wartet. Nachdem ich mit dem Aufzug in den vierten Stock gefahren bin, gehe ich zu dem Tresen, an dem man sich anmeldet, und sehe auch schon Ben dort stehen. Er unterhält sich angeregt mit Phoebe, die mir letztes Mal vorgestellt wurde.
»Ah, Cat, da bist du ja«, begrüßt mich Ben, als er mich sieht, und drückt mich kurz.
»Ja, hier bin ich. Hallo, ihr beiden«, erwidere ich und Phoebe nickt mir zur Begrüßung zu, da plötzlich das Telefon auf dem Tresen läutet und sie das Gespräch annimmt.
Unerwartet bemerke ich etwas Warmes an meinen Beinen. Als ich nach unten schaue, steht Nuala Schwanz wedelnd vor mir und ich habe somit die Bestätigung, dass Matt auch anwesend sein muss.
»Na, meine Süße«, flüstere ich ihr zu und schaue sie an.
»Ah, Sie sind ja schon da«, höre ich da auf einmal Mr Isaacs Stimme und blicke auf. Lächelnd kommt er auf uns zu, um uns zu begrüßen. Nachdem er das mit jeweils einem Handschlag getan hat, deutet er an, dass wir ihm folgen sollen.
Er führt uns etwas weiter nach hinten und ein paar Treppen hinauf. Als wir schließlich oben sind, erstreckt sich vor uns ein großer Raum, nein, es hat schon etwas von einer kleinen Halle. Überall sind kleine Sets aufgebaut, wo jeweils verschiedene Models davor posen, um fotografiert zu werden, und es hallt uns Musik entgegen.
»Ok, Miss Walsh, wir fangen mit den Bildern für den Artikel an. Wie ich sehe, haben Sie auch ein anderes Outfit mitgebracht«, wendet sich Mr Isaac an mich und deutet auf meinen Wäschesack, als wir auf einen groß gewachsenen Mann mittleren Alters zulaufen, der gerade seine Kamera in der Hand hält.
»Ja, genau«, erwidere ich und versuche, mit Mr Isaac und Ben Schritt zu halten, da mein Blick immer wieder herumschweift. Ich brauche mir nichts vormachen, nach wem ich Ausschau halte. Doch Matt ist nicht zu sehen. Als ich wieder nach vorne schaue, kann ich gerade noch so stehen bleiben, sonst wäre ich voll in Ben hineingelaufen.
»Darf ich Ihnen Colin vorstellen? Er wird Sie heute fotografieren«, stellt uns Mr Isaac den Mann vor, auf den wir zugelaufen sind und vor dem wir nun stehen. Ben und ich schütteln auch ihm die Hand.
»Nun, Miss Walsh, ich würde vorschlagen, Sie gehen sich erstmal umziehen«, schlägt Colin mir vor und deutet zu einer Tür links von uns.
»Ich hätte zwei Outfits dabei. Einmal Freizeitkleidung und einmal etwas Festlicheres«, wende ich mich an ihn.
»Ziehen Sie erstmal die Freizeitkleidung an«, bittet er mich und wendet sich Ben und Mr Isaac zu, die sich angeregt miteinander unterhalten. Ich schnappe mir indessen meine Sachen und gehe zu der Tür. Als ich sie öffne, befindet sich dahinter ein weiterer Raum. In ihm stehen zahlreiche Spiegel, Kleiderständer mit Kleidung darauf und Raumteiler, hinter denen man sich umziehen kann. Ich gehe also zu einem freien Platz und lege meine Sachen erstmal auf den Stuhl, der vor einem Spiegel steht. Nachdem ich meine Jeans, mein Shirt und meinen Cardigan aus meiner Tasche genommen habe, trete ich hinter die Trennwand, um mich umzuziehen. Dort steht ein kleiner Hocker, auf den ich meine Sachen lege. Als ich mich vollständig entkleidet und nur noch meine schwarze Spitzenunterwäsche anhabe, drehe ich mich um, um von dem Hocker, der hinter mir steht, mein Shirt zu nehmen, bleibe allerdings abrupt wie angewurzelt stehen.
Denn an dem Platz neben mir steht, ebenfalls hinter einer Trennwand, auf einmal Matt, nur mit einer Pants bekleidet. Er schaut mich genauso verwundert an, wie wahrscheinlich ich ihn in diesem Moment, und sein Blick wandert an meinem Körper entlang. Aufgrund dessen bildet sich augenblicklich eine Gänsehaut auf diesem und meine Nippel stellen sich auf. Ihm bleibt das natürlich nicht verborgen und er beginnt zu grinsen. Auch ich lasse meinen Blick anerkennend über seinen Körper schweifen. Obwohl ich ihn schon mal oben ohne gesehen habe, ist das nun natürlich eine ganz andere Hausnummer, vor allem seitdem wir uns geküsst haben. Als mein Blick über sein Sixpack und die kleine Haarlinie, die von seinem Bauchnabel nach unten in seine Pants führt und darin verschwindet, streift, muss ich hart schlucken und mein Mund wird plötzlich ganz wässrig. Während mein Blick weiter nach unten zu seinem Schritt wandert, da bekomme ich einen kleinen Vorgeschmack, was sich wohl unter seinen Pants befindet. Auch wenn ich es bei unseren heißen Küssen schon mehr als deutlich spüren konnte. Wie gerne würde ich zu ihm gehen, um ihn zu berühren. Mist, was habe ich nur für Gedanken? Aber bei dem Anblick, der sich mir bietet, auch kein Wunder. Als seine Augen kurz an meinem Bauch hängen bleiben, lege ich automatisch meine Hände darauf, um meine große Narbe, die meinen Bauch seit zwei Jahren ziert, zu verdecken. Gerade als sich Matt zu mir in Bewegung setzen möchte, höre ich Violets piepsige Stimme.
»Matt, bist du endlich fertig?«
Dieser schaut mir nun tief in die Augen, lächelt mich an und ruft »Ja, ich bin so weit«, zwinkert mir kurz zu, dreht sich herum und geht zu ihr.
Ich bleibe somit völlig perplex zurück. Was war das eben? Wenn Violet nicht gekommen wäre, was wäre dann passiert? Noch heute Morgen dachte ich, dass es das Beste für uns beide wäre, dass ich den Kontakt abgebrochen habe. Aber nach dem, was gerade passiert ist, bin ich total durcheinander. Mein verräterischer Körper hat sofort auf ihn und seine Blicke reagiert. Seine Augen hafteten auch kurz auf meiner Narbe auf dem Bauch. Was er wohl dabei gedacht hat, als er sie gesehen hat? Da die anderen aber auf mich warten, versuche ich diese Gedanken zu verdrängen, ziehe mich schnell an und trete vor den Raumteiler, den ich vorher peinlicherweise vergessen habe zu schließen. Und weshalb Matt und ich für einen kurzen Augenblick, diesen prickelnden Moment miteinander hatten. Moment, warum ist er überhaupt im Bereich der Frauen?
Als ich mich etwas umschaue, bemerke ich allerdings, dass um mich herum lauter Männer umherschwirren und auf der anderen Seite des Raumes lauter Frauen sind. Während ich mich nach rechts drehe, um wieder zu Ben und den anderen zu gehen, sehe ich zwei Schilder, auf denen steht, dass der Bereich, in dem ich gerade bin, für die Männer und der daneben für die Frauen ist. Ich merke, wie mir Hitze ins Gesicht steigt, schnappe mir meine Sachen, die ich auf dem Stuhl habe liegen lassen, und gehe mit wahrscheinlich rotem Kopf und unter dem verwunderten Blick von einigen Männern zu dem Bereich der Frauen. Zum Glück hat mein Missgeschick kein anderer Mann bis auf Matt bemerkt. Hach ja, Matt. Aufseufzend mache ich mich, nachdem ich meine Sachen auf einen freien Platz in dem diesmal richtigen Bereich abgelegt habe, wieder zu Ben und den anderen auf.
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