🦋Kapitel 14🦋
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Während ich ihr tief in die Augen schaue, beginnt die Luft, um uns herum buchstäblich zu brennen. Wie gerne würde ich sie jetzt küssen. Aber das darf nicht sein. Ich glaube, sie würde mir dann eine knallen. Schließlich möchte sie nur Freundschaft und ich muss das akzeptieren. Aber möchte ich das wirklich? Verdammte Scheiße. Nein, ich will es nicht. Das wird mir immer klarer. Ich möchte sie in meinen Armen halten. Ich möchte sie küssen. Das wollte ich schon damals mit siebzehn, die ganzen Jahre danach, als ich sie nicht vergessen konnte, und das will ich jetzt, mehr denn je. Plötzlich beugt sie sich zu mir vor und ich denke, sie möchte das Gleiche wie ich. Ihre Lippen auf meine legen. Aber nein, sie schlingt wie schon heute Morgen ihre Arme um meinen Oberkörper und drückt sich an mich. Ich lege meine Hände an ihren Rücken und halte sie ganz fest. Dabei atme ich wieder den Duft von Granatapfel ein, der von ihren Haaren kommt.
»Danke, Matt«, wispert sie und drückt mich noch etwas fester an sich. Dabei geht die Wärme ihres Körpers auf mich über und ich schließe kurz die Augen, um das Ganze noch intensiver wahrzunehmen.
»Du brauchst dich nicht immer bei mir zu bedanken«, flüstere ich nach einem kurzen Augenblick. Darauf hebt sie ihren Kopf und schaut mich an. Sie ist mir nun so nah, ich möchte sie gar nicht mehr loslassen. Doch sie löst sich leider von mir.
»Also dann, ich gehe mal rein. Wir sehen uns dann spätestens bei deinem Geburtstag nächsten Samstag, gebe mir einfach nochmal Bescheid, wann ich da sein soll«, wendet sie sich an mich.
»Das mache ich«, erwidere ich und halte sie an ihrem Handgelenk fest, als sie sich umdrehen möchte. Sie schaut mich darauf überrascht an. Ich neige mich vor und drücke ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Dabei wird mir bewusst, dass ich ihre Haut das erste Mal seit unserem ersten Kuss damals mit meinen Lippen berühre, und mich überkommt wieder diese Sehnsucht, sie zu küssen. Um das nicht aber doch noch zu tun, flüstere ich: »Bis dann, mo féileacán«, und bringe, ohne mich ganz von ihr zu trennen, etwas Abstand zwischen uns.
»Mein Schmetterling«, wispert sie lächelnd, ehe sie noch »Bis dann, Matt« haucht. Sie löst sich nun endgültig von mir, dreht sich herum und geht durch die Haustür in ihr Wohnhaus.
»Ja, mo féileacán... Mein Schmetterling, der bist du für mich«, flüstere ich vor mich hin und bleibe noch kurz stehen, bevor auch ich mich umdrehe und nach Hause gehe.
Als ich schließlich am Montag gegen neun Uhr in die Modelagentur komme, bringe ich Nuala wieder zu Phoebe.
»Hi Phoebe, hier ist wieder dein Schützling. Danke nochmal, dass du am Samstag auf sie aufgepasst hast. Und dass ich sie noch so spät bei dir abholen konnte«, wende ich mich an sie und überreiche ihr Nualas Leine.
»Das ist gar kein Problem. Ich passe gerne jederzeit wieder auf sie auf. Du siehst aber irgendwie nicht so glücklich aus. Wurde es mit der Frau nichts, mit der du am Samstag aus warst?«, fragt sie mich, während sie Nuala den Kopf tätschelt.
»Bin ich wirklich so durchschaubar?«, erwidere ich und überlege, ob man mir meine Enttäuschung tatsächlich so sehr ansieht. Denn damit hat sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich bin enttäuscht, das wird mir jetzt erst so richtig bewusst.
»Ganz ehrlich? Ja, das bist du. Ich habe dich selten so zerknirscht gesehen. Also?«, antwortet sie und lächelt mich auffordernd an.
»Es ist kompliziert. Ich erzähle es dir mal bei einer besseren Gelegenheit«, sage ich leise und blicke hinter sie.
Sie schaut mich fragend an. Allerdings weiß sie relativ schnell, warum ich ihr nicht mehr darüber erzähle. Denn hinter ihr ertönt Violets piepsige Stimme.
»Ah, Matt, da bist du ja schon. Guten Morgen, Phoebe«, sagt sie kühl und mustert Phoebe wie immer abschätzend.
»Guten Morgen«, erwidert diese, würdigt Violet keines Blickes und wendet sich wieder Nuala zu. Diese beginnt freudig mit dem Schwanz zu wedeln.
»Phoebe, was sind denn meine Termine für heute?«, frage ich sie und ignoriere Violet erstmal.
»Unsere Termine«, redet Violet dazwischen. Ich schaue sie kurz an und atme nicht hörbar tief ein. Diesen Kommentar hätte sie sich echt sparen können.
»Also, jetzt hast du eine Besprechung wegen dem Werbespot-Dreh, der morgen ansteht. Dann um elf Uhr kommen eine gewisse Cataleya Walsh und ein gewisser Ben Lynch vorbei. Du, Violet und auch Mister Isaac haben zusammen eine Besprechung mit ihnen«, erklärt Phoebe. Als ich Leyas Name höre, schleicht sich auf meine Lippen ein Lächeln und ich schaue Violet an, weil ich genau weiß, dass ihr das nicht passen wird.
Violet verdreht sogleich die Augen, bestätigt damit meine Vermutung und murmelt »Muss meine Woche schon so blöd beginnen?« vor sich hin. Als sie allerdings bemerkt, dass ich sie anschaue, räuspert sie sich. »Alles klar, komm, Matt. Die Besprechung zwecks des Werbespots geht gleich los«, wendet sich Violet an mich und geht an mir vorbei. Ich folge ihr aufseufzend zu dem Besprechungsraum.
Als die erste Besprechung nach fast zwei Stunden vorbei ist, entschließe ich mich, kurz aufzustehen, um mir die Beine zu vertreten, bevor die nächste Besprechung mit Ben, Leya und Mr Isaac stattfindet. Nachdem ich allerdings aus dem Raum herauslaufe, höre ich schon von Weitem Leyas Stimme. Nach links blickend, sehe ich sie zusammen mit Ben bei Phoebe am Tresen stehen. Leyas Haare sind zu einem Zopf geflochten, sie trägt eine weiße Bluse und einen dunkelblauen Bleistiftrock, der ihre Kurven ganz besonders vorteilhaft betont, zudem High Heels, wodurch ihre Beine vorzüglich in Szene gesetzt werden. Aufgrund ihres heißen Anblicks muss ich hart schlucken, und mir schießen direkt unanständige Bilder in den Kopf. Vordergründig haben sie damit zu tun, dass Leya und ich dabei nackt sind. Diese Bilder werden noch eine Spur heißer, als Leya in die Hocke geht, um Nuala zu streicheln, und mein Blick sich direkt auf ihren tollen Hintern haftet. Als mich Phoebe entdeckt und ansieht, nähere ich mich langsam den beiden. Dabei registriert Ben mich als Erster. »Ah, hi Matt«, begrüßt er mich und streckt mir seine Hand hin.
»Hi Ben«, sage ich, wende schnell meinen Blick von Leyas Hintern ab, auf dem er noch immer haftete, bevor es Ben bemerkt, und schüttle seine Hand.
Augenblicklich richtet sich Leya auf und wendet sich mir zu. »Hi«, sagt sie und lächelt mich freudig an. Dabei stellen sich mir aufgrund ihres Lächelns meine Nackenhaare auf. Seit Samstag erreicht ihr Lächeln wieder ihre Augen, und es bereitet mir jedes Mal eine Gänsehaut, weil sie so einfach nur bezaubernd und viel fröhlicher wirkt als bisher.
»Hi Leya«, erwidere ich und suche ihren Blick. Ihre schönen blauen Augen leuchten richtig, ich könnte mich in ihnen verlieren. Dabei sehe ich aus dem Augenwinkel, dass uns Phoebe aufmerksam mustert. »Wie geht's dir?«, frage ich Leya und berühre dabei kurz ihren linken Arm. Ich kann einfach nicht anders und muss sie berühren.
Zum Antworten kommt sie allerdings leider nicht, da plötzlich hinter Ben Mr Isaacs Stimme ertönt. »Hallo Matthew, schön Sie zu sehen«, wendet er sich direkt an mich und reicht mir seine Hand. Ich schüttle sie ihm zur Begrüßung.
»Guten Tag, Mr Isaac, darf ich Ihnen Ms. Walsh und Mr Lynch vorstellen«, stelle ich ihm nun auch Leya und Ben vor.
»Ah, hocherfreut. Kommen Sie, lassen Sie uns in den Besprechungsraum gehen«, begrüßt Mr Isaac Leya und Ben jeweils, indem er ihnen auch die Hand reicht.
Als Leya, während wir zu dem Besprechungsraum gehen, vor mir herläuft, habe ich wieder einen perfekten Blick auf ihren Hintern in dem engen Rock, der sich beim Laufen hin und her wiegt, und mein Mund wird ganz wässrig. Fuck, das ist so heiß. Ich schüttle unauffällig mit dem Kopf, um die nicht ganz jugendfreien Gedanken, die mir schon wieder in den Sinn kommen, abzuschütteln. Ja, ich finde Leya anziehend, aber ich sollte nicht daran denken, was für einen tollen Hintern sie hat. Ich werde ihn wahrscheinlich eh nie anfassen, bei nicht ganz jugendfreien Dingen.
Nachdem wir schließlich an dem Besprechungsraum ankommen, beendet Violet, die dort geblieben ist, gerade ihr Telefonat und schaut uns an. Sie nickt Leya und Ben zur Begrüßung nur zu und wendet sich dann grinsend an Mr Isaac. Es ist schon fast peinlich, wie offensichtlich sie ihn anschmachtet und dabei doof grinst. Er räuspert sich, weil ihm das wohl auch unangenehm ist, und setzt sich am Ende des Tisches hin. Violet schaut erst etwas verdutzt, setzt sich aber dann mit mir zu seiner Rechten. Leya und Ben nehmen uns gegenüber Platz.
»So, nun nochmal herzlich willkommen, Mr Lynch und Ms Walsh. Falls Sie mich noch nicht kennen, ich bin Mr Isaac, Sie haben vor Kurzem Matthew für meine Kampagne fotografiert. Und der Grund, warum Sie heute hier sind, ist der, dass ich mich dazu entschlossen habe, dass ich gerne eines Ihrer Bilder dafür verwenden würde, um es auf große und kleine Plakate zu drucken. Diese werden dann in ganz Dublin und landesweit zu Werbezwecken hängen«, wendet sich Mr Isaac an Ben und Leya, die sich überrascht anschauen. Als ich Violet anblicke, sehe ich, wie sie mit rötlichem Gesicht und mit zusammengepresstem Mund zu den beiden schaut. Da ich sie mittlerweile ganz gut kenne, weiß ich, dass sie das Ben und vor allem Leya nicht gönnt. Aber sie hat hier ja zum Glück nichts zu sagen.
»Ich werde Ihnen nun zeigen, für welches Bild ich mich entschieden habe«, wendet sich Mr Isaac wieder an uns. Als nun der große Bildschirm hinter ihm angeht und darauf eines von Leyas gemachten Bildern erscheint, weiten sich ihre Augen überrascht und sie schlägt sich mit der linken Hand vor den Mund. Ben drückt ihr währenddessen lächelnd ihre rechte Schulter.
»Das, das Bild habe ich gemacht«, sagt sie auf einmal stockend und man kann ihr ganz deutlich ansehen, dass sie das alles gerade nicht fassen kann.
»Ja, ich weiß, Ms Walsh. Und ich weiß auch, dass Sie gerade noch ihre Ausbildung zur Fotografin machen. Deshalb würde ich Sie gerne, bis Sie Ihre Ausblidung beendet haben, mit einer kleinen monatlichen Finanzspritze unterstützen. Sie sind eine sehr talentierte Fotografin und solche Leute muss man fördern«, erzählt Mr Isaac.
Aufgrund seiner Aussage entgleisen plötzlich Violets Gesichtszüge komplett und ihr Blick schnellt zu Mr Isaac, der sie allerdings nicht beachtet. Ben bemerkt es und grinst in meine Richtung. Ich kann mir schon in etwa denken, was in seinem Kopf vorgeht, und schmunzle ebenfalls.
»Ich kann das alles gar nicht glauben, vielen, vielen Dank, Mr Isaac«, bedankt sich Leya gerührt und mit leicht roten Wangen. Sie sieht gerade echt reizend aus.
»Das mache ich gerne. Ich lade Sie und Mr Lynch deshalb mit einer Begleitung zu der Vorstellung des Parfüms, für das die Kampagne und Bilder gemacht wurden, ein. Dabei wird auch schon ihr gemachtes Bild zu sehen sein. Matthew ist dort natürlich auch anwesend. Ich schicke Ihnen dann die Einladungskarten für das Event kommende Woche zu und ich würde sagen, wir sehen uns folgend dort«, erwidert Mr Isaac, steht auf - wir anderen auch - und verabschiedet sich bei uns. Nachdem er den Raum verlassen hat, laufe ich um den Tisch herum.
»Oh mein Gott, das ist so unwirklich. Ich habe, weil Ben ja das Wochenende nicht da war und somit gestern erst seine Mails von Freitag gelesen hat, erst gestern Abend von dem gemeinsamen Termin heute Morgen erfahren. Und nun erhalte ich Kenntnis davon, dass eines der Bilder, die ich gemacht habe, für eine so große Kampagne ausgewählt wurde«, sagt Leya ungläubig zu mir.
»Und er unterstützt dich mit einer finanziellen Spritze«, erwidert Ben und umarmt sie freudig. »Ich freue mich so sehr für dich, Cat.«
»Herzlichen Glückwunsch«, wende ich mich auch an sie und kann aufgrund ihrer roten Wangen, die sie vor lauter Aufregung gerade hat, sehen, wie überrascht sie noch immer über das alles ist.
»Danke, Matt«, flüstert sie und schaut mich an.
Ich trete näher auf sie zu und ziehe sie auch in eine Umarmung. Sie schmiegt sich sofort an meine Brust und ich nehme wieder den Granatapfel-Duft ihrer Haare wahr. Als Violet, die bisher ruhig war, das sieht, rauscht sie finster dreinblickend an uns vorbei und verlässt den Raum.
»Da ist wohl jemand nicht so ganz mit der Wahl des Bildes zufrieden«, stellt Ben schmunzelnd fest und beginnt zu lachen. Leya und ich können nicht anders und stimmen mit ein. Heute kann uns keiner den Tag verderben. Ich freue mich wahnsinnig für Leya und diese große Chance für sie. Wenn es eine verdient hat, dann sie.
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