🦋Bonuskapitel Teil 1🦋

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-Mai 2023-

»Aufwachen«, höre ich Ben sagen und es wird auf einmal hell, zu hell. Schnell ziehe ich mir meine Bettdecke über den Kopf und weigere mich, mich der Helligkeit auszusetzen. Als jedoch an meiner Decke mit den Worten »Du kannst heute, an diesem ganz besonderen Maitag, nicht liegen bleiben. Oder möchtest du, dass Matt sich selbst heiratet?« gezerrt wird, da schlage ich diese von ganz alleine zurück. Denn heute ist es so weit, es ist der Tag, auf den ich schon so lange warte. Matt und ich werden endlich Mann und Frau und den Bund fürs Leben schließen.

»Nein, das möchte ich natürlich nicht«, antworte ich Ben, der mir, eine heiße, dampfende Tasse Kaffee vor die Nase hält. Ich setze mich auf, greife nach ihr und nehme einen großen Schluck, dessen Wärme in meinen Bauch fließt. Ja, das ist genau das, was ich jetzt brauche.

Ben grinst mich an. »Das dachte ich mir schon, also hopp, aufstehen, es ist schon spät.«

Nachdem er das gesagt hat, nehme ich mein Handy von meinem Nachttisch zu meiner Rechten. Tatsächlich es ist bereits elf Uhr. Schnell stelle ich die Kaffeetasse auf das Tischchen und stehe auf.

»Mann, Ben, warum hat man mich nicht früher geweckt? Es ist schon so spät«, sage ich hektisch und möchte ins Bad. Dabei wird mir aber auf einmal schwindelig und mir kommt das Essen von gestern Abend hoch. In Windeseile renne ich in mein kleines Badezimmer, das an mein Zimmer grenzt, schaffe es gerade rechtzeitig noch, den Klodeckel zu öffnen, und übergebe mich. Das darf doch nicht wahr sein, die ganzen letzten Tage war es auch schon so, hoffentlich hat mich Phelan nicht angesteckt. Er hatte letzte Woche eine leichte Magen-Darm-Grippe. Oder es liegt an der Aufregung wegen der Hochzeit. Denn umso näher der Tag gerückt ist, umso nervöser wurde ich verständlicherweise.

»Geht es wieder?«, fragt mich Ben, der mir gefolgt ist, und hält mir ein Taschentuch hin.

Ich nehme es und wische mir damit meinen Mund sauber. »Ja, ich denke schon. Oh Mann, hoffentlich hat mich Phelan nicht angesteckt, das würde mir gerade noch fehlen.«

»Wie oft musst du dich denn übergeben?«, fragt Ben kritisch und mustert mich.

»Ähm, nahezu jeden Morgen, worauf möchtest du hinaus?«, entgegne ich und stehe vorsichtig auf. Nachdem ich das Taschentuch entsorgt habe, spüle ich mir kurz am Waschbecken meinen Mund mit Wasser aus, ehe ich mir meine Zähne putze.

Da Ben, als ich damit fertig bin, noch immer nicht auf meine Frage geantwortet hat, drehe ich mich zu ihm um und frage ihn nochmals. »Ben?«

Dieser steht an meinen Badschrank gelehnt vor mir und tippt konzentriert etwas in sein Handy, ehe er es sinken lässt und »Ich soll dich herzlich von Matt grüßen, er und Phelan machen gerade mit Nuala einen kleinen Spaziergang« zu mir sagt.

Diese Worte zaubern mir ein kleines Lächeln aufs Gesicht und ich kann es kaum erwarten, meine beiden Männer und unseren Hund in ein paar Stunden endlich wieder zu sehen. Ganz traditionell haben Matt und ich heute Nacht getrennt geschlafen, ich in meinem alten Kinderzimmer bei meinen Eltern, er zusammen mit unserem Sohn Phelan und Nuala im ortsansässigen Hotel. Ebenso wie seine Eltern und noch ein paar andere Gäste unserer Hochzeit. Matt und ich haben auch miteinander besprochen, uns, bis wir uns vor dem Altar wieder sehen, keine Nachrichten zu schreiben. Das würde uns nur noch nervöser machen, als wir eh schon sind.

»Danke«, sage ich. »Das beantwortet aber noch immer nicht meine Frage, worauf du hinaus möchtest, was mein morgendliches Unwohlsein angeht. Also?«, fahre ich fort und gehe wieder zurück in mein Zimmer. Ben folgt mir.

»Nun ja, als du das letzte Mal dieses morgendliche Unwohlsein hattest, da war das keine Magen-Darm-Sache«, antwortet er.

Als ich ihn daraufhin mit gerunzelter Stirn anblicke, fährt er fort. »Nun schau nicht so skeptisch und gebe es zu, dass der Gedanke gar nicht so abwegig ist, oder täusche ich mich?«

»Du, du meinst, ich bin schwanger?«, sage ich nun auch etwas dazu und muss mich erstmal auf mein Bett setzen. Ja, das letzte Mal, also vor fast vier Jahren mittlerweile, ging es mir auch so, wie momentan. Da dachte ich auch, es ist etwas mit meinem Magen, allerdings war ich damals mit Phelan schwanger. Aber dieses Mal kann es echt nicht sein, weil nun ja, weil eben.

Ben nickt. »Ja, genau das glaube ich, oder bastelt ihr beide nicht mehr an einem zweiten Kind?«

Diese Frage kam nicht ganz unerwartet. Matt und ich wollen ein zweites Kind und versuchen auch schon seit knapp einem Jahr, dass es damit klappt, aber leider wollte es das bisher nicht. Warum also sollte es ausgerechnet jetzt so sein?

»Doch, das tun wir«, entgegne ich leise. »Aber ich glaube nicht, dass es ausgerechnet jetzt gelungen ist. Ich meine, das wäre ja wirklich ein großer Zufall, wenn es gerade jetzt während dieser doch so stressigen Zeit geklappt hat«, fahre ich fort.

»Und warum nicht?«, fragt er mich völlig berechtigt. Als ich mir das Ganze nochmal durch den Kopf gehen lasse, da merke ich, wie absurd meine Ausflüchte deshalb sind, und es schießt mir der Gedanke in den Kopf, dass Ben tatsächlich recht haben könnte. Nur warum bin ich da nicht schon selber draufgekommen?

»Du, du meinst...«, erwidere ich, aber meine Stimme bricht mir weg und ich beginne zu schluchzen.

»Hey, Cat«, flüstert Ben, setzt sich neben mich, legt seine Arme um mich und drückt mich an sich.

»Das, das wäre völlig verrückt«, flüstere ich. »Ich meine, dass ich es ausgerechnet heute herausfinde, wenn es denn so ist.«

»Das finde ich gar nicht. Es wäre doch das perfekte Hochzeitsgeschenk für Matt, findest du nicht?«, sagt Ben grinsend und nimmt meine Hände in seine. »Du solltest einen Test machen. Hast du einen da?«

»Ja, das habe ich. Ich habe schon seit einer Weile immer einen bei mir«, erwidere ich leise und drücke zart Bens Hände, weil sie mir gerade Halt geben. 

»Dann solltest du den heute noch machen. Aber nun mache du dich erstmal frisch und ich schicke dir in dreißig Minuten deine Mum und die Visagistin, die dich für die Hochzeit zurecht macht, in Ordnung?«, entgegnet er und steht auf.

Ich nicke ihm zu und nehme mir vor, den Test zu machen, bevor ich vor den Traualtar trete. Ich gehe wieder zurück ins Bad, ziehe mich aus und nehme eine lange und ausgiebige Dusche. Dabei schweifen meine Gedanken selbstverständlich wegen dem Gespräch mit Ben eben ständig ab. Dabei überlege ich fieberhaft, ob ich irgendetwas bemerkt habe, das dafür sprechen könnte, dass ich wirklich wieder schwanger bin. Aber mir möchte einfach nichts einfallen. In der letzten Zeit war es zwecks der Hochzeit so stressig, dass ich auf alles andere nicht wirklich intensiv geachtet habe. Nachdem ich aus der Dusche gestiegen bin, mich abgetrocknet und meine Haare geföhnt habe, gehe ich in mein Zimmer, ziehe mir meine weißen Dessous, bestehend aus einem weißen trägerlosen BH, einem weißen String und weißen halterlosen Strümpfen, an. Ich habe diese Wäschestücke zusammen mit Ben eingekauft, der auch mein Trauzeuge ist, und er meinte, Matt werden die Augen rausfallen bei unserer Hochzeitsnacht. Ben ist noch immer so direkt wie eh und je. Als ich anschließend in meinen Bademantel schlüpfe, da fällt mein Blick auf meine Handtasche, in der sich der Schwangerschaftstest befindet, und ich beschließe, ihn jetzt zu machen. Dabei laufen mir, wieder ein paar Tränen über die Wangen, weil wenn ich tatsächlich wieder schwanger bin, geht ein großer Wunsch von Matt und mir in Erfüllung. Allerdings wird mein Plan jäh unterbrochen, als es zaghaft an meiner Tür klopft.

»Cataleya, können wir reinkommen?«, ertönt die Stimme meiner Mutter und ich rufe ihr, nachdem ich mir mit meinen Händen die Tränen aus meinem Gesicht gewischt habe ein »Ja« entgegen. Gut, dann muss das mit dem Test noch etwas warten.

»Na, mein Kind«, bist du aufgeregt?«, fragt mich meine Mutter, als sie mit der Visagistin, die mich für heute zurechtmacht und die sich mir als Anna vorstellt, mein Zimmer betritt, und mustert mein Gesicht. »Sag mal, hast du geweint?«

Ich fasse mir an meine Wangen, die ganz warm sind, und nicke. »Ja, ein wenig, es ist einfach ein sehr emotionaler Tag heute«, antworte ich und das ist nicht mal gelogen. Auch wenn ich wegen der eventuellen Schwangerschaft vorhin beim Gespräch mit Ben und gerade ein paar Tränen vergossen habe. Aber das sage ich natürlich nicht.

»Oh ja, das stimmt. Das ist er, für uns alle«, erwidert sie und reicht mir ein Brötchen. Als ich den Geruch von Apfelmarmelade wahrnehme, beginnt mein Magen zu knurren. Ja, so langsam sollte ich mal etwas essen und meine Mutter kennt mich einfach zu gut. Ich versuche nun, nicht mehr daran zu denken, dass auf mich noch ein Schwangerschaftstest wartet, und nehme mir vor, das hier nun zu genießen.

»So, ich bin fertig«, sagt nach etwas über einer Stunde Anna und betrachtet mich zufrieden. Ich habe tatsächlich nicht mehr an das von vorhin gedacht und konnte mich nochmal etwas entspannen. Voller Ehrfurcht betrachte ich mich im Spiegel. Ich trage nie so viel Make-up und deshalb ist dieser Anblick nun etwas ungewohnt, aber ich mag ihn. Ich wurde an den Augen ganz dezent mit hellblauen Pastelltönen geschminkt, zudem habe ich getuschte Wimpern, einen Lidstrich an meinem oberen Lid und einen hellrosa glänzenden Lipgloss auf meinen Lippen. Diese Farbe spiegelt sich auch auf meinen Nägeln wider. Ganz besonders gefallen mir aber meine Haare; diese fallen mir in Wellen über die Schultern, zudem wurden rechts und links jeweils eine Haarsträhne eingedreht und an meinem Hinterkopf zusammengesteckt. In meinen Haarsträhnen verteilt, stecken Haarnadeln, auf denen kleine blaue, künstliche Schmetterlinge kleben.

»Cataleya, du siehst wunderschön aus«, wispert meine Mum, als sie mich ansieht, und wischt sich verstohlen eine Träne aus ihrem rechten Augenwinkel.

»Ach Mum«, entgegne ich, stehe auf und drücke sie an mich. »Höre auf zu weinen, sonst fange ich auch noch an und mein Make-Up wird zerstört«, fahre ich fort und währenddessen wedle ich mir mit meiner rechten Hand Luft zu, damit ich nicht noch wirklich zu heulen anfange.

»Du hast recht, mein Schatz, soll ich dir dann noch mit dem Kleid helfen?«, fragt mich meine Mutter und deutet dabei auf das Kleid, das schon bereit, dass ich es endlich anziehe, an meinem Kleiderschrank hängt.

»Ja, sehr gerne, Mum, aber ich muss noch kurz auf die Toilette«, erwidere ich und blicke dabei unauffällig zu meiner Handtasche und beschließe, jetzt oder nie.

»Ok, alles klar, ich bringe noch kurz Anna nach draußen und bin dann wieder bei dir, ok?«, sagt meine Mutter und gemeinsam mit Anna verlässt sie, nachdem ich mich bei ihr für ihre wundervolle Arbeit bedankt habe, mein Zimmer.

Tief durchatmend nehme ich den Schwangerschaftstest aus meiner Tasche, gehe ins Bad und führe ihn nach Vorschrift durch. Im Anschluss lege ich ihn mit zitternden Fingern auf mein Waschbecken und gehe so lange zurück in mein Zimmer, bis er ein Ergebnis anzeigt. Das soll in fünf Minuten so weit sein. Gerade als ich mein Handy zur Hand nehme, um Matt doch eine Nachricht zu schreiben, weil ich ihn vermisse und damit ich vor Nervosität nicht die ganze Zeit meine Finger knete, piept allerdings der Test los und ich gehe mit wild klopfendem Herzen zurück ins Bad. Das waren doch noch keine fünf Minuten?

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