Kapitel 4: Zum Ersten Mal Im Kaiserlichen Palast.




Der Oberbuchmeister und Tyler befinden sich in einer Kutsche, die sie beide zum kaiserlichen Palast kutschieren soll.
Die Kutsche besteht aus feinsten Akazienholz und ist auf jeder Seite mit dem kaiserlichen Wappen geschmückt. Der gemalte Drachenkopf in einem Kreis. Das kaiserliche Wappen lässt alles im jungen Magi rebellieren, jedes Mal, wenn er es sieht, erinnert es ihn an den Schwarzgeflügelten. Auf der anderen Seite schätze er es, öfters damit konfrontiert zu werden, denn so würde er seine höchste Mission, die er sich auferlegt hat, niemals vergessen.

Die Kuschte ist passend zur Hellen Stadt weiß bemalt und enthält goldene Verzierungen an den Rändern der kleinen Türe. Zwei gut gebürstete, weiße Hengste, an denen kein Haar am falschen Platz zu liegen scheint, ziehen das Gefährt.

„Wie ich sehe, kam es zu einer Konfrontation mit dem jungen Vandark", sagt der Oberbuchmeister, als sie sich bereits im Innerend des Gefährts befinden.

„Haben sie den Kampf gesehen?", fragt Tyler.

„Zufällig ja. Was ich jedoch gerne wissen würde ist, wie es zu dieser Auseinandersetzung kam?"

„Ich fand, es war an der Zeit ihn von seinem hohen Ross herunterzuholen."

„Das habe ich mir schon gedacht", sagt Odin und hält sich am Kinn. „Was mich jedoch stutzig macht, ist die Frage, wieso du dich dann zurückgehalten hast, wenn du ihn doch von seinem hohen Ross runter holen wolltest?", fragt der Oberbuchmeister.

Tyler wirft einen kurzen Blick durch das kleine Türenfenster nach draußen. „Rein zum Selbstschutz", antwortet er trocken.

„Wie kann man das verstehen?", hakt der Oberbuchmeister nach.

„Ich wollte den großen Unterschied zwischen uns nicht zu deutlich machen. Und zudem...?"

„Zudem was?"

„Ich habe das Gefühl, dass dies nicht unsere letzte Begegnung gewesen ist. Es wäre unklug gewesen, meine volle Stärke vor ihm und allen anderen preiszugeben, zumal er das sicherlich auch nicht getan hat."

„Jedoch wollte er dich um jeden Preis besiegen. Er war im Inbegriff sein Maxima zu vollziehen. Aber du hast recht, unabhängig von seinem Maxima, was dich gezwungen hätte ernsthaft zu kämpfen, hat er auch noch nicht alle Trümpfe offen gelegt."

„Haben sie ihn schon mal ernsthaft kämpfen gesehen?

„Das nicht, aber ich habe schon viel von ihm gehört. Und das was man so hört lässt darauf schließen, das auch er großes Talent und Potenzial mit sich bringt. Er macht seiner Familienphilosophie alle Ehre."

„Was meinen Sie damit?"

„Die Vandark Familie ist, wie du weißt die einzige Familie, die drei Magistrate in ihren Reihen zählen kann. Stärke steht bei ihnen ganz oben. Ein schwacher Vandark, wird nicht als ein echtes und vollwertiges Mitglied anerkannt. Daher wird jedes Familienmitglied bereits in jungen Jahren mit diesen Werten vertraut gemacht und dahin erzogen. Damian, gilt von dem was ich weiß als jemand, von dem sich die Familie großes verspricht."

„Ich kann diese Familie nicht leiden, seit dem Tag als Zac mir von dieser Familienfehde erzählt hat.

„Die Vanbelts und die Vandarks! In der Tat eine Fehde, die weit in die Vergangenheit reicht."

„Was halten sie denn von dieser Familie?", fragt Tyler und blickt Odin tief in die Augen.

„Sie sind eine einflussreiche Familie, die über einige Beziehungen verfügen, die über unsere Kaiserreiche hinaus gehen. Diese Beziehungen sind in der Vergangenheit für unser Reich sehr oft von Nutzen gewesen. Sie genießen hohen Respekt, verfügen über hervorragende Magistrale Fähigkeiten und sitzen im städtischen Rates von Lumia. Dieses Haus ist ein wichtiger Bestandteil Urs", sagt Odin.

„Es klingt, als käme da noch was?", sagt der junge Magi.

„Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Vandark Familie immer schon eigene Interessen verfolgt hat und diese leider nicht bekannt sind. Man weiß nie was sie wirklich denken oder tatsächlich vorhaben. Man sollte sie meiner Meinung nach immer gut im Auge behalten."

„Sind wir eigentlich schon weiter gekommen?", fragt der junge Artista und wechselt das Thema schlagartig.

„Bis jetzt leider noch nicht. Wir tappen weiterhin im Dunkeln."

„Wie geht es ihr denn?"

„Nun ja ich würde es so ausdrücken: Die Umstände könnten besser sein."

Tyler erinnert sich zurück als er Heras, Urana und den anderen Söldnern gegenüberstand. Ihre Mission Emilia zu entführen ist zum Glück gescheitert, um das zu verhindern, musste er seine wahre Identität preisgeben. Es war nicht geplant, doch er konnte nicht zusehen, wie seine Freundin vor seinen Augen entführt wird. Das hätte er sich niemals verziehen können.

Die Kutsche erreicht den kaiserlichen Palast. Die Hengste wiehern als der Kutscher sie zum Stillstand zwingt.
„Da wären wir", sagt der Oberbuchmeister und öffnet die Türe.

Tyler folgt ihm hinaus, vor ihm türmt sich ein mächtiger, weißer Palast auf. Die Schule des Nordens ist in den Augen des jungen Magis ein beeindruckendes Gebäude, so etwas wäre in Magnolia nicht denkbar gewesen. Die idyllische Region Magnolia, die Ruhe und Einfachheit ausstrahlte, jedoch vom Schwarzgeflügelten ausgelöscht worden war, bot eine völlig andere Art von Leben. Hier in der Kaiserstadt herrscht tagtäglich reger Betrieb. Es gibt selten ruhige Minuten, immer scheint irgendwo etwas los zu sein. Nun ja, Lumia ist bekanntlich nicht nur die Hauptstadt Urs, sondern zugleich auch eine Hafenstadt. Viele Menschen aus anderen Königreichen finden ihren Weg durch Lumia nach Ur. Die Erbauer der Stadt wählten diesen Ort nicht ohne Grund als Hauptstadt des Kaisers. Hier befindet sich die breiteste Grenze und sie liegt im Schutz des Meeres. Gebirge schützen andere Grenzen des Reiches vor eventuellen Angriffen. Obwohl dies keine Sorge sein sollte, da ein Friedensabkommen, zwischen allen Reichen besteht, und jedes zuwiderhandeln einem kriegerischen Akt gleicht, doch haben die jüngsten Ereignisse gezeigt das sich wieder etwas zusammen braut. Egal welches Reich oder welche Organisation versucht im Schatten zu bleiben. Aus diesem Grund auch die Söldner. Abtrünnige Magistas und Magistrate, die keinem Reich zugehörig sind, sondern lediglich eigene Interessen verfolgen und ihre Dienste dessen leihen, der am üppigsten in die Tasche greift.


Der Palast des Kaisers übertraf nochmal sein Staunen über die gesamte Stadt. Überall sieht er Magistas aus der kaiserlichen Garde postiert, die Flaggen mit dem Drachenkopf wehen im sanften Wind. Der Palast befindet sich auf einer weiteren Anhöhe, ähnlich wie das Kolosseum. Mit der Kutsche dauerte die Fahrt einige Minuten. Von diesem Platz aus kann Tyler die gesamte Stadt überblicken. Nicht nur das, auch der Blick auf den Hafen, der sich an der Nordseite der Stadt befindet und das der freie Blick aufs stille Meer. Das Bild des Hafens, welchen Tyler bisher vermieden hat, aufgrund der Tatsache, dass er hauptsächlich mit sich selbst, dem Buch Führung der Ersten und den Schwarzgeflügelten beschäftigt war, korrigiert seine bisherige Meinung über die Stärke Urs.

Riesige Schiffe des Kaisers liegen in einer Reihe dort, Teile der kaiserlichen Flotte. Ein einschüchterndes Bild. So muss es auch den Handelsschiffen aus den anderen Reichen ergehen, die ein und aus fahren. Jedes Mal diese Flotte anzusehen, wenn man in den Hafen einfährt, sollte jedem den nötigen Respekt einverleiben. Für die bisherigen und dem amtierenden Kaiser war und ist es einfach durch ihre Seemacht direkten Kurs auf andere Reiche zu nehmen. Selbst der Palast wurde an einem strategischen Punkt in festen Gestein erbaut. Von hier konnte man alles Weite überblicken, Überraschungsangriffe waren damit ausgeschlossen und der Palast verfügte durch den Berg drum herum einen massiven Schutz von hinten, aber auch von oben.

„Komm Tyler lass uns hineingehen", bittet ihn Odin, der Tylers Erstaunen sehr gut nachvollziehen kann. Für ihn ist es schließlich das erste Mal.
Magistas salutieren als Odin und Tyler an ihnen vorbei zum Tor gehen, welches sich nach außen hin öffnet und dabei metallisch, quietschende Geräusche von sich gibt. Helle Strahlen scheinen dem jungen Magi entgegen, als würde dort drinnen buchstäblich die Sonne aufgehen, woraufhin er seine Augen für einen kurzen Moment zusammen kneifen muss. Tyler stockt der Atem, als er das Foyer des Palastes betritt.

Der Boden besteht aus weißen Marmor, genau so wie die Wände. Die Decken sind doppelt; nein fast dreimal so hoch wie im Essensbereich der Schule des Nordens. Riesige, goldene Kronleuchter hängen von den hohen Decken hinunter und es sind so viele Menschen zugegen. Sie laufen hin und her, die Gespräche wirken auf den jungen Artista chaotisch.

„Was ist das denn?", kommt es aus ihm heraus.

„Nun, von hier aus, wird das gesamte Kaiserreich regiert. Ich finde wir haben heute noch einen ruhigeren Tag erwischt", sagt Odin.

„Ruhig?", hackt Tyler mit hochgezogenen Augenbrauen nach.

„Normalerweise geht es noch viel hektischer zu."

„Du meine Güte."

„Kaiser zu sein ist keine leichte Aufgabe, für ihn zu arbeiten auch nicht."

Auf die beiden kommt eine Frau mit blonden Pferdeschwanz zu. Sie trägt keinen Umhang mit goldenem Drachenkopf, daraus schließt Tyler das sie vermutlich keine Magista ist. Sie ist nicht sonderlich groß, trägt eine lange weiße Bluse und eine enge schwarze Hose, dazu jedoch Stiefel, wie fast alle Magistas hier.

Der junge Magi grübelt in seinem Kopf, welche Funktion diese Frau wohl innehat. „Odingart, da bist du ja wieder", sagt sie mit lieblicher Stimme.

„Sei gegrüßt Antaya, in der Tat bin ich die letzen Male sehr oft hier gewesen", antwortet Odin.

„Und das muss dann wohl unser Held sein?", fragt sie und blickt Tyler mit einem Lächeln an.
Die Bezeichnung Held hat den jungen Artista die Worte aus dem Mund gestohlen.

„Ein schüchterner Kerl also", sagt die Frau.

„Ruhig ja, aber schüchtern eher nicht, oder Tyler?", fragt Odin und stupst ihn mit dem Ellenbogen an.

„Verzeiht meine Unhöflichkeit. Mein Name ist Tyler Clark." Antaya legt den Kopf leicht schief.
„Lass mich euch hoch begleiten", sagt sie und setzt sich in Bewegung.

Der Oberbuchmeister breitet seinen Arm aus. Tyler versteht und folgt Antaya, während Odin das Schlusslicht bildet. Am Ende des Foyers führt eine breite Ecktreppe mit goldenem Stofftäppisch ins obere Stockwerk. And den Wänden hängen Bilder von Menschen, die der junge Magi nicht einorden kann. Doch sicherlich müssen sie wichtig gewesen sein, denkt er sich. Nachdem sie gefühlt tausend Stufen hinaufgestiegen sind, führt Antaya die beiden einen breiten Gang entlang. Auch hier ist der weiße Marmorboden mit einem goldenen Teppich bedeckt. Ebenfalls hängen an beiden Wänden Bilder von Menschen, nur das diese Bilder einen goldenen Rahmen besitzen. „Dürfte ich fragen, wer diese Menschen sind?", fragt Tyler die zügig vorausgehende Antaya.

„Das hier mein guter sind vorherige Kaiser", antwortet sie.

Diese Antworten lässt die Augenbrauen des jungen Magis nach oben schießen.

„Dann gibt es wohl auch ein Bild von Arastan Artista?"

„Von wem?", fragte Antaya unwissend nach.

„Dem ersten Kaiser?"

„Ah ich verstehe. Leider reichen die uns verbliebenen Dokumente nicht so weit in die Vergangenheit zurück."

Obwohl Tyler erst in Lumia das Wissen erlangte von den Artista abzustammen, verpasste ihn Antayas Antwort einen leichten Stich ins Herz.

„Wir haben den Thronsaal gleich erreicht", sagte sie und zeigt nach vorne.
Für den jungen Magi kam es schon wie eine Weltreise vor, doch was sollte er auch anderes erwarten bei so einem riesigen Palast.
Antaya hält vor einer breiten Türe, die ebenfalls mit einem goldenen Rahmen umgeben ist.
Sie muss etwas an Kraft aufwinden, um beide Türflügel aufzustoßen. Der junge Magi und der Oberbuchmeister folgen ihr ins Innere des Thronsaals.

Auch hier führt ein goldener Teppich direkt zum Thron des Kaisers, der sich noch einige Fuß weit hinten im Raum befindet und Tyler nur die Konturen erkennen kann, da es ungewöhnlich dunkel ist. „Da wären wir. Wartet hier, eure Majestät wird euch bald empfangen", sagt Antaya und setzt ein Lächeln auf und verlässt den Thronsaal wieder.

Sie schließt die beiden Türen hinter sich zu die etwas schwerer in den Riegel fallen. Nun ist es noch dunkler im Raum und außerordentlich still, kein Vergleich zu der Lautstärke, die im Foyer geherrscht hat. Auch sind keine Magistas hier vorhanden.

„Verhält sich das immer so, wenn man zum Kaiser gebeten wird? Und wer war diese Frau eigentlich?", fragt Tyler.

„Wie ich vorhin sagte, normalerweise ist hier viel mehr Getriebe. Ich finde es wohltuend von der ganzen Hektik, der in den meisten Bereichen dieses Palastes stattfindet, in einen Bereich der Ruhe zu kommen", antwortet der Oberbuchmeister. Dem jungen Magi aus Magnolia wird klar, dass der Obebruchmeister sehr wohl recht mit seiner Aussage hat, wenn man bedenkt, dass er schon zig Male hier gewesen ist.

„Die Frau übrigens war eine der Beraterin des Kaisers", fügt Odin hinzu.

„Eine?", fragt Tyler und legt den Kopf leicht schief.

„Der Kaiser verfügt über mehrere Berater, die auf verschiedene Gebiete spezialisiert sind. Nachdem der Stadtrat getagt hat, berät er sich mit seinen Beratern, über alles was thematisiert worden ist. Es sind mit die engsten Personen des Kaisers.

In diesem Moment hört Tyler, das jemand eine Türe öffnet. Es ist nicht die Türe, durch die sie gekommen sind, es eine, die sich hinter dem Thron befindet. Neben der Silhouette des Throns kommt eine Person auf sie zu. Das Herz des jungen Magi fängt an schneller zu schlagen. Endlich ist es soweit. Zum ersten Mal wird er den Führer dieses Kaiserreich von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen. Viele Gedanken auf einmal schießen durch seinen Kopf. Wie wird er wohl aussehen, wie ist der Klang seiner Stimme, und vor allem natürlich; was wird er von ihm wollen?

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