Soogyu
Ich finde die ganze Zeit alte Texte auf meinem Handy...wieso also nicht die für ein paar OS verwenden?
Lmao
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"...okay, wer möchte als nächstes sein Text vorlesen, mhm? Ich bin neugierig und die anderen sicherlich auch.", sagt ihr Lehrer, Mr. Moon, weshalb Beomgyu sich noch kleiner macht.
Er möchte seinen Text nicht vorlesen.
Das was er geschrieben hat, ist privat.
Wahrscheinlich sogar ein wenig zu privat.
"Choi Beomgyu...du machst dich schon so klein, na komm. Du bist dran.", sagt Mr. Moon, weshalb Beomgyu am liebsten schreien, weinen oder wegrennen möchte.
Am liebsten ja alles drei, aber dann würde er Aufmerksamkeit bekommen, welche er nicht möchte.
Wie sehr er die Aufmerksamkeit doch hasst...er hasst sie absolut elendig.
Wie können Menschen nur so etwas wie Aufmerksamkeit haben wollen?
Dies ist eines von vielen Dingen, die er niemals verstehen wird.
"Muss ich wirklich?"
Mr. Moon nickt nur, weshalb Beomgyu tief durch atmet, dann aufsteht und nach vorne läuft.
Dort wo eben Kai stand und etwas über den Tod gesprochen hat.
Sie hatten die Aufgabe auf, alle einen Text zu schreiben.
Einen Text über etwas was sie derzeit beschäftigt...und irgendwie kam das bei Beomgyu heraus.
"Okay...ich entschuldige mich jetzt schon für das was ich geschrieben habe...oh und uhm...es handelt um Eifersucht.", murmelt er, sieht dann auf sein Zettel und fängt an vor zu lesen, was er erst kurz vor dem Unterricht geschrieben hat.
Ja, vielleicht hatte er die Hausaufgabe vergessen...
"Eifersucht… ein Gefühl, das sich anfühlt, als hätte jemand einen schweren Stein in meinen Magen gelegt, den ich einfach nicht mehr loswerde. Es ist so schwer zu beschreiben – auf der einen Seite weiß ich, dass es irrational ist, dass es keinen Sinn macht. Und trotzdem ist da diese Eifersucht, die ich einfach nicht kontrollieren kann, egal wie sehr ich es versuche. Ich frage mich, warum ich das überhaupt fühlen will, warum ich nicht einfach glücklich darüber sein kann, dass du jemanden gefunden hast. Aber dann denke ich an euch beide, an dich und an diese neue Person an deiner Seite, und plötzlich fällt mir das Atmen schwer, als würde ich in Zeitlupe in ein Loch fallen.
Es ist absurd. Wir sind seit sechs Monaten getrennt. Sechs ganze Monate! Genug Zeit, um über dich hinwegzukommen – dachte ich zumindest. Ich habe gehofft, dass die Eifersucht irgendwann einfach von selbst verschwinden würde, wenn ich nur geduldig genug bin und mir einrede, dass ich dich nicht mehr liebe. Doch das Gegenteil ist der Fall. Manchmal habe ich das Gefühl, dass es mit jedem Tag schlimmer wird. Vielleicht, weil ich immer mehr realisiere, dass es endgültig vorbei ist, dass es keine Rückkehr geben wird und dass ich nichts daran ändern kann.
Dabei wollte ich die Trennung doch auch. Ich habe geglaubt, dass es das Beste für uns beide ist, dass wir beide wieder freier und vielleicht sogar glücklicher sein können. Aber jetzt, wenn ich dich sehe, wie du mit dieser anderen Person zusammen bist, frage ich mich ständig, ob ich hätte anders sein müssen, ob ich irgendetwas anders hätte machen können, um das zu verhindern. Diese Eifersucht ist so ein verrücktes Gefühl – ich sehe dich glücklich, und anstatt dir das von Herzen zu gönnen, frage ich mich, ob ich einfach nicht genug war.
Ich habe immer geglaubt, dass Eifersucht nur etwas für Menschen ist, die unsicher sind, die nicht genug Selbstbewusstsein haben, um loszulassen. Doch jetzt, da ich sie selbst so intensiv erlebe, verstehe ich, dass Eifersucht tief geht und sich anfühlt, als würde sie sich von innen heraus in einem festbeißen. Es ist wie Kaugummi, der sich in mein Inneres klebt und einfach nicht losgeht, egal wie sehr ich es versuche.
Ständig sehe ich Bilder vor mir – du und diese andere Person, wie ihr zusammen Dinge macht, die wir früher gemacht haben. Wie ihr zusammen lacht, wie du sie ansiehst, wie du sie vielleicht sogar genauso ansiehst, wie du mich einmal angesehen hast. Mir wird schlecht, aber trotzdem denke ich weiter daran. Und ich frage mich immer wieder, warum. Ich weiß, dass ich mir damit nur selbst wehtue, dass ich mich in einem Schmerz verliere, der eigentlich längst hinter mir liegen sollte, aber ich kann es einfach nicht lassen. Ein Teil von mir scheint ständig in diesen Gedanken gefangen zu sein, als würde ich mich an etwas festhalten, das mich längst losgelassen hat.
Manchmal komme ich mir vor wie in einem Wettbewerb – ein Wettbewerb, den ich schon längst verloren habe. Ich schaue zu, wie du dein Leben lebst, wie du weitergehst und jemanden gefunden hast, der dir vielleicht besser tut als ich. Und während du in diesem „Spiel“ längst weiter bist, bleibe ich zurück und fühle mich wie das letzte Kind, das auf dem Spielplatz stehen bleibt, während alle anderen schon zu neuen Abenteuern weitergezogen sind. Ich weiß, es klingt albern, vielleicht sogar kindisch, aber diese Gedanken lassen mich einfach nicht los.
Es ist verrückt, wie Eifersucht funktioniert, nicht wahr? Man will sie nicht, will sie am liebsten aus seinem Kopf werfen, wie einen schlechten Witz, den man einmal gehört hat und der dann wieder vergessen wird. Aber es funktioniert einfach nicht. Ich wünschte, ich könnte die Eifersucht abschütteln, als wäre sie nur ein vorübergehendes Gefühl, das irgendwann verschwindet. Aber stattdessen bleibt sie hartnäckig, wie ein unsichtbarer Schatten, der sich an meine Fersen geheftet hat und mich immer wieder zurückzieht.
Vielleicht ist es ja auch, weil ich insgeheim noch nicht losgelassen habe. Vielleicht halte ich noch immer an dieser klitzekleinen Hoffnung fest, dass wir es vielleicht doch noch einmal schaffen könnten. Aber dann kommt die Realität und holt mich ein, die Realität, dass du längst weitergezogen bist, dass du jemanden gefunden hast, der dich glücklich macht, während ich hier sitze und in meinen eigenen Gedanken gefangen bin.
Eifersucht fühlt sich an, als würde man gegen einen unsichtbaren Gegner kämpfen, der immer einen Schritt voraus ist. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich gegen die Erinnerungen kämpfe, gegen all die schönen Momente, die wir miteinander geteilt haben. Es ist, als würde ich all die Erinnerungen an unsere Zeit wie eine Schatztruhe vor mir hertragen, während ich weiß, dass du diese Truhe längst im Fluss versenkt hast. Ich habe das Gefühl, dass ich an diesen Erinnerungen festklammere, weil ich insgeheim Angst habe, dass ich, wenn ich sie loslasse, auch den letzten Funken von dir verliere.
Und vielleicht ist genau das mein Problem. Vielleicht halte ich immer noch an einer Version von uns fest, die längst nicht mehr existiert, und diese Eifersucht erinnert mich daran, dass du schon lange nicht mehr Teil meines Lebens bist, während ich immer noch wie in einer Endlosschleife an dir hänge.
Am schlimmsten ist es, wenn ich mich frage, ob sie jetzt das bekommt, was ich nicht hatte. Ob du sie besser behandelst, ob du aus den Fehlern, die du mit mir gemacht hast, gelernt hast und jetzt jemand bist, der für sie der perfekte Partner ist. Das ist die schmerzhafte Frage, die in mir bohrt und mich nachts wach hält. Ich frage mich, ob du ihr jetzt das gibst, was du mir nicht gegeben hast, und es tut weh zu wissen, dass es diese Antworten gibt, auf die ich nie eine ehrliche Antwort bekommen werde.
Es ist ein seltsames Paradox – ich weiß, dass diese Eifersucht in mir nichts ändern wird, dass sie nichts an dir oder an deinem neuen Glück verändert. Sie ist einfach nur da, tief in mir, als würde sie sich davon nähren, dass ich jeden Tag aufs Neue versuche, sie loszuwerden. Ich weiß, dass ich sie in mir behalten und verarbeiten muss, auch wenn es schmerzhaft ist.
Vielleicht ist Eifersucht am Ende auch nur eine Erinnerung daran, dass etwas mir einmal so wichtig war, dass es immer noch Spuren hinterlässt, selbst wenn es schon lange vergangen ist. Vielleicht ist sie der letzte Beweis dafür, dass da einmal ein "Wir" war, auch wenn es jetzt nur noch ein "Du" und ein "Ich" gibt.
Aber ich frage mich, wie lange es dauern wird, bis ich diesen Stein in meinem Magen endlich loslassen kann... ich weiß es nicht, aber ich hoffe es ist bald, denn so langsam ertrage ich es nicht mehr.."
Er faltet das Blatt wieder zusammen, geht zurück an seinem Platz und hält sich die Hände vor dem Gesicht.
Gott war das peinlich.
Nein, es ist peinlich.
Das ist ein Text welcher ein wenig über sein inneres erzählt und doch hat er ihn vorgelesen.
"Bro, geht's dir gut?", fragt Soobin, sein Sitznachbar, klopft ihm vorsichtig auf die Schulter.
Beomgyu spürt Soobins Hand leicht auf seiner Schulter, aber im Moment kann er kaum darauf reagieren. Alles in ihm ist wie taub, ein seltsames Summen in seinen Ohren und das Brennen auf seinen Wangen lassen ihn kaum einen klaren Gedanken fassen. Warum musste er ausgerechnet diesen Text vorlesen? Dieser private, schmerzhafte Ausschnitt aus seinem Inneren, den er unter normalen Umständen vor niemandem, schon gar nicht vor seiner Klasse, preisgegeben hätte.
Langsam senkt er die Hände und sieht zu Soobin, dessen Gesichtsausdruck voller Besorgnis ist. Beomgyu will ihm antworten, ihm irgendwie zeigen, dass es okay ist, dass er keine Aufmerksamkeit braucht, dass er… Aber die Worte bleiben ihm einfach im Hals stecken. Er sieht in Soobins Augen und spürt ein vertrautes Ziehen, als ob Soobin ihn wirklich versteht, ohne dass er etwas erklären muss. Es fühlt sich fast so an, als ob Soobin die Schwere in seinem Text verstanden hätte, als könnte er die Tiefe dieses Gefühls erfassen.
"Ja…", murmelte Beomgyu leise, seine Stimme kaum mehr als ein Hauch. Aber er weiß selbst, dass es eine Lüge ist. Natürlich geht es ihm nicht gut. Dieser Text war nur die Spitze eines Eisbergs, den er so lange versucht hatte, unter Wasser zu halten, festgehalten und verborgen vor allen Augen. Aber jetzt, da diese Worte einmal ausgesprochen wurden, ist es, als hätte sich eine Wunde aufgerissen, als wäre er auf einmal durch und durch sichtbar.
"Hey, das war ein wirklich ehrlicher Text", flüstert Soobin plötzlich, seine Stimme sanft und vorsichtig. "Ich weiß, es war schwer für dich, das zu teilen, aber… ich glaube, alle hier haben verstanden, wie viel dir das bedeutet. Ich jedenfalls… ich verstehe." Soobin legt ihm die Hand auf den Rücken, und dieser einfache, beruhigende Druck löst etwas in Beomgyu, etwas, das er vorher nicht zu erkennen gewagt hatte.
Beomgyu atmet tief durch, aber seine Hände zittern noch immer leicht. Wie könnte jemand das verstehen? Wie könnte jemand die tiefe Eifersucht und den Schmerz, die verflossene Liebe und das endlose Kreisen um Fragen, die nie beantwortet werden, wirklich verstehen? Er will etwas sagen, will Soobin irgendwie erklären, dass das nicht einfach nur ein Text war, sondern dass diese Worte sein Innerstes darstellen. Aber es ist, als ob seine Stimme versagt.
"Ich…" Er zögert, spürt die Wärme von Soobins Hand, die ihm Halt gibt. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll." Er blickt zu Boden, unfähig, Soobin oder jemanden aus der Klasse anzusehen.
Soobin schweigt eine Weile, aber er zieht seine Hand nicht zurück. "Manchmal", sagt er schließlich leise, "muss man nichts sagen. Manchmal reicht es einfach, das hier zu teilen, und das ist genug." Seine Worte sind ruhig, beruhigend, fast wie eine leise Melodie, die Beomgyu langsam das Gefühl gibt, dass die Welt nicht mehr ganz so schwer ist. Soobin versteht. Und das ist das Einzige, was in diesem Moment zählt.
Nach einer Weile des Schweigens hebt Beomgyu den Blick und sieht zu Soobin. Ein leichtes Lächeln umspielt dessen Lippen, und es ist ein ehrliches, warmes Lächeln. Plötzlich wird ihm bewusst, dass er vielleicht gar nicht so allein ist, wie er dachte.
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