SeungJin

SeungJin:

//Liebes Tagebuch,

es ist spät, und ich sollte wahrscheinlich schlafen, aber mein Kopf ist einfach zu laut. Alles dreht sich schon wieder nur um ihn. Ich habe das Gefühl, ich verliere mich selbst immer mehr in diesen Gedanken an ihn, und ich komme nicht raus. Jeden Tag frage ich mich, warum ich so abhängig bin. Es ist, als ob ich den Boden unter den Füßen verliere, sobald ich ihn nicht um mich habe. Diese Abhängigkeit ist wie ein unsichtbares Band, das mich an ihn kettet – je mehr ich versuche, loszulassen, desto fester zieht es sich zu.

Dabei war das früher nie so, das weiß ich noch. Früher hatte ich mein eigenes Leben, meine Hobbys, meine Freunde. Ich habe getan, was ich wollte, und alles fühlte sich leicht an. Ich weiß noch, wie ich dachte, ich hätte ein starkes Selbstbewusstsein, als könnte mich nichts erschüttern. Aber jetzt? Jetzt bin ich jemand, den ich kaum noch wiedererkenne. Es ist, als ob ein Teil von mir verschwunden ist und ich ihn nur zurückbekomme, wenn ich bei ihm bin.

Es geht bei immer nur um ihn. Ich denke die ganze Zeit an ihn. Morgens, wenn ich aufwache, schaue ich sofort aufs Handy, um zu sehen, ob er geschrieben hat. Wenn er online ist, hoffe ich, dass er mich anschreibt, und wenn er es nicht tut, frage ich mich, was ich falsch gemacht habe. Ich denke über alles nach, was ich gesagt oder getan habe, jedes kleine Detail – könnte er das vielleicht falsch verstanden haben? Hätte ich etwas anders sagen sollen? Ich komme mir dabei so dumm vor, weil er vermutlich gar nicht so viel darüber nachdenkt. Aber ich kann nicht aufhören.

Es fühlt sich so an, als hätte ich mein Herz irgendwie in seine Hände gelegt, ohne zu wissen, ob er es festhält oder einfach loslässt. Ich weiß, dass das nicht gut ist – das haben mir schon so viele Leute gesagt. Selbst meine beste Freundin sagt, dass ich vorsichtig sein muss, dass ich mich mehr auf mich selbst konzentrieren sollte und nicht so abhängig von ihm sein darf. Aber ich kann das nicht einfach abstellen. Wenn er nicht da ist, fühle ich mich irgendwie leer, als ob ein Teil von mir fehlen würde. Und wenn er da ist, dann fühlt sich plötzlich alles besser an, als ob das Leben wieder in Farbe ist. Es ist so verrückt. Warum ist es so schwer, sich selbst genug zu sein?

Das Komische ist, dass ich das alles sehe. Ich merke, dass ich mich selbst verliere, und trotzdem mache ich immer weiter, als wäre ich in einem Strudel gefangen. Wenn ich ehrlich bin, ist das alles manchmal richtig beängstigend. Was, wenn ich mich irgendwann völlig verliere? Was, wenn ich nur noch von dieser einen Person abhängig bin und ich gar nicht mehr weiß, wer ich ohne ihn bin? Ich hasse dieses Gefühl, dass ich auf eine andere Person angewiesen bin, um glücklich zu sein, aber ich weiß auch nicht, wie ich davon wegkomme.

Es ist irgendwie traurig, wenn ich darüber nachdenke. Ich bin in einer Art Käfig, den ich mir selbst gebaut habe, und ich habe keinen Schlüssel. Und dann denke ich manchmal, dass es vielleicht nicht nur seine Schuld ist, sondern auch meine. Warum kann ich mich selbst nicht einfach lieben? Warum fühle ich mich immer nur dann komplett, wenn er mir seine Aufmerksamkeit schenkt? Das fühlt sich doch einfach nicht gesund an.

Manchmal kommt er mir sogar so weit entfernt vor, selbst wenn er direkt neben mir sitzt. Es ist, als könnte ich ihn nicht ganz erreichen, als wäre da immer eine unsichtbare Barriere zwischen uns. Ich frage mich dann oft, ob ich ihm das Gefühl gebe, dass ich ihn so sehr brauche, dass es ihn vielleicht sogar einengt. Ich habe so eine Angst, dass er irgendwann merkt, wie sehr ich abhängig bin, und dass ihn das vielleicht abschreckt. Ich habe Angst, dass er sich zurückzieht, weil ich zu viel will, zu viel brauche. Und was bleibt mir dann noch?

Ich merke auch, dass ich mir selbst ständig etwas vormache. Ich sage mir, dass ich loslassen sollte, dass ich mir selbst genug sein muss, aber im nächsten Moment denke ich schon wieder daran, wie es wäre, wenn er mir schreibt, was er gerade macht, ob er an mich denkt. Das ist fast wie ein Suchtmittel – ich brauche diese Bestätigung von ihm. Und das Schlimme ist, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich mich selbst je wirklich so stark und sicher fühlen werde, wie ich es mir wünsche, solange ich ständig auf ihn fixiert bin.

Und dann frage ich mich, ob das überhaupt Liebe ist, was ich fühle. Liebe sollte doch etwas Schönes sein, etwas, das einem Kraft gibt, etwas, das einem das Gefühl gibt, sich selbst besser zu verstehen, oder? Aber das hier fühlt sich manchmal so an, als wäre ich in einem Abgrund gefangen. Ich fühle mich so klein und unsicher. Jedes Mal, wenn ich an ihn denke, fühle ich diese Mischung aus Glück und Schmerz, aus Hoffnung und Angst. Manchmal frage ich mich, ob ich überhaupt für ihn wichtig bin, oder ob ich nur eine weitere Person in seinem Leben bin. Und warum fühlt es sich so an, als könnte ich nicht einfach aus seinem Leben treten, ohne dass mein ganzes Weltbild zusammenbricht?

Ich denke auch oft daran, wie es wäre, wenn ich diese Bindung einfach kappen könnte. Einfach aufhören könnte, mir Gedanken zu machen, was er denkt oder fühlt. Wie wäre es, wenn ich einfach für mich selbst glücklich sein könnte, ohne auf seine Bestätigung zu warten? Wenn ich wieder anfangen könnte, Dinge für mich zu tun, ohne darüber nachzudenken, ob es ihm gefallen würde? Aber jedes Mal, wenn ich versuche, mich von ihm abzulenken, denke ich nach einer Weile wieder an ihn, als wäre er der Fixpunkt meines Universums.

Es gibt Tage, an denen ich das Gefühl habe, es könnte besser werden. Ich denke dann, dass ich vielleicht doch irgendwann lerne, mich selbst zu lieben. Ich stelle mir vor, dass ich irgendwann stark genug bin, um zu sagen: „Ich brauche dich nicht, um glücklich zu sein.“ Aber es ist schwer, wirklich daran zu glauben. Die Abhängigkeit ist wie ein unsichtbares Netz, das mich fängt, und egal, wie sehr ich versuche, mich daraus zu befreien, ich bleibe immer wieder hängen.

Vielleicht werde ich irgendwann diesen Mut finden. Vielleicht werde ich lernen, mich selbst mehr zu lieben und zu akzeptieren, ohne ständig auf jemanden anderen zu schauen. Vielleicht kann ich eines Tages sagen, dass ich genug bin, dass ich mich selbst gefunden habe. Aber bis dahin – bis ich das wirklich kann – werde ich wohl weiter in meinem Kopf gefangen sein. In dieser endlosen Sehnsucht nach jemandem, der vielleicht nie dasselbe für mich empfinden wird.

Es tut gut, das alles hier aufzuschreiben, auch wenn es nichts ändert. Vielleicht ist das ein Anfang. Ein kleines Stück Freiheit.

Dein Hyunjin//

Seufzend klappt Hyunjin das Tagebuch zu, erinnert sich noch genau an diesen Tag.
Es war einer der schlimmsten Tage seines Lebens, kurz nach der Trennung von seinem damaligen Freund.

Er hatte es erst da so wirklich bemerkt, wie abhängig er eigentlich von ihm gewesen ist.
Das er unter starker emotionaler Abhängigkeit gelitten hat, aber funfact: Menschen mit Borderline sind sehr stark emotional abhängig von Menschen.

Es muss nicht unbedingt eine bestimmte Person sein, meist sind es auch viele Menschen die einem nahe stehen.

Aber dadurch dass Menschen mit Borderline fühlen Dinge um das hundertfache mehr als Menschen ohne diese Erkrankung.
Dort kommt es auch sehr schnell zu einer Gefühlsachterbahn.
In dem einen Moment ist man überglücklich und im nächsten Moment hasst man sich und alle anderen Menschen über alles.
Es ist Schrecklich anstrengend an dieser Krankheit zu leiden.
Und so verdammt ermüdend.

Und er war abhängig.
Stark sogar.
Es hat auch mehr als ein Jahr gebraucht...um genau zu sein, achtzehn Monate, bis er endlich endgültig über ihn hinweg war.

Es war die längste Zeit, die er an jemanden hing.
Okay, nicht wirklich, es gab da noch zwei Freundschaften, an denen er lange hing, aber das mit seinem Ex war etwas anderes.
Aber jetzt ist er glücklich.
Seid dem sind auch schon einige Jahre vergangen.
Das Tagebuch hatte er gerade nur aus Zufall gefunden...hat es gelesen.

Tief atmet er durch, muss dann aber sofort lächeln, als sich zwei Arme um ihn schlingen.
Müde drückt Seungmin sein Gesicht in die Halsbeuge seines Freundes, schließt seine Augen wieder.

"Wieso hast du so früh das Bett verlassen, Mr. Hwang?", fragt er seinen Ehemann müde, bringt den älteren leise zum lachen.

Hyunjin schmunzelt, als Seungmin ihn fest umschlungen hält. Er legt das Tagebuch zur Seite und erwidert leise: "Ich konnte nicht schlafen und bin auf dieses alte Tagebuch gestoßen... Es ist fast surreal, so etwas über mich selbst zu lesen. Damals dachte ich wirklich, ich würde nie über ihn hinwegkommen." Er spürt, wie Seungmin seine Arme noch ein wenig enger um ihn zieht und seinen Atem gleichmäßig in seiner Halsbeuge. Die Ruhe, die von Seungmin ausgeht, ist beruhigend, ein sanfter Anker in der Gegenwart.

Seungmin hebt langsam den Kopf und schaut ihn schläfrig, aber ernst an. "Weißt du, dass das alles zu der Person beigetragen hat, die du jetzt bist?" Seine Stimme ist warm, durchdrungen von Verständnis und Fürsorge. Hyunjin nickt, und ein sanftes Lächeln huscht über sein Gesicht. "Es war ein harter Weg, aber du hast Recht. Ich habe so viel über mich gelernt. Ich musste mich selbst von Grund auf neu aufbauen und lernen, wie wichtig es ist, mich selbst zu lieben...eh ich wieder jemand anderes lieben kann... obwohl ich nie wieder lieben wollte, aber dann kamst du einfach um die Ecke."

Er denkt daran, wie weit er gekommen ist und wie viel Frieden er in den Jahren seit dieser Zeit gefunden hat. Früher war da eine ständige Unsicherheit, ein Gefühl, nie gut genug zu sein, das ihn immer verfolgt hat. Heute, in Seungmins Armen, fühlt er sich sicher und geborgen. Nicht nur, weil Seungmin ihn liebt, sondern weil er endlich gelernt hat, sich selbst zu akzeptieren...und die Liebe wieder zu gelassen hat.
Dazu kommt der jüngere perfekt mit seinen Stimmungsschwankungen und der Krankheit klar.
Etwas was man nicht vielen Menschen zuschreiben kann.
Hwang Seungmin ist mehr als nur perfekt und er ist so froh diesen getroffen zu haben.

"Ich weiß noch, wie schwer das war," flüstert Hyunjin, und seine Stimme zittert leicht. "Ich wusste damals gar nicht, dass ich überhaupt diese Stärke in mir habe." Seungmin streicht ihm sanft durchs Haar und legt seine Hand beruhigend auf Hyunjins Brust, genau da, wo sein Herz schlägt. "Du warst immer stark, Hyunjin. Manchmal braucht es eben erst diesen Tiefpunkt, um das zu erkennen."

Hyunjin lächelt ihn an, spürt Dankbarkeit, die tief in ihm aufsteigt. Er denkt an die vielen Nächte, in denen er das Gefühl hatte, in einem endlosen, dunklen Tunnel gefangen zu sein, und wie er nun, Jahre später, an einem Punkt steht, den er damals für unmöglich gehalten hätte. Das Leben ist voller Farben und Möglichkeiten geworden, und er fühlt sich endlich frei. Die Abhängigkeit, die früher so stark war, ist verschwunden, ersetzt durch ein tiefes, stabiles Selbstwertgefühl.

Er greift nach Seungmins Hand und drückt sie leicht. "Danke, dass du mich daran erinnerst," sagt er sanft. "Dass du mich daran erinnerst, wer ich wirklich bin." Seungmin lächelt, seine Augen strahlen Liebe und Wärme aus. "Ich werde immer hier sein, Hyunjin, aber ich weiß, dass du auch ohne mich stark wärst."

Hyunjin schließt die Augen, lauscht dem Rhythmus ihrer gemeinsamen Atmung, und spürt einen Frieden, den er früher nie für möglich gehalten hätte. Der Weg war hart, voller Selbstzweifel und Dunkelheit, aber jetzt, hier, neben dem Menschen, den er liebt, weiß er, dass er angekommen ist...
Das er endlich dort ist, wo er immer sein wollte.
Glücklich, selbstbewusst und im Arm seiner wahren großen Liebe.


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