Minchan
"Worüber denkst du nach?", fragt Chan, setzt sich neben Minho, welcher aus dem Fenster starrt, dabei mit seinem Spielzeug spielt um seine Finger nicht weiterhin kaputt zu machen.
"Mhm?"
"Worüber du nachdenkst. Was geht dir durch dein kleines Köpfchen?"
Minho zuckt nur mit den Schultern, atmet tief durch.
"Keine Ahnung."
"Und jetzt bitte die Wahrheit, Minho. Ich sehe und merke doch, wenn es dir schlecht gut.", seufzt Chan, nimmt die Hand des jüngeren, drückt diese fest.
"Was liegt dir auf die Seele? Hast du Stress mit jemandem?"
"Mit mir selbst.", murmelt Minho, sieht zu dem älteren.
Dabei laufen ihm die Tränen über das Gesicht.
Chan zieht ihn sanft in seine Arme, lässt den jüngeren weinen.
Etwas was er eigentlich so gut wie nie macht.
Er weint maximal zweimal im Jahr, wenn überhaupt.
Diesen nun weinen zu sehen ist also etwas neues.
Vor allem, weil Minho sonst nie vor diesem weint.
Nie weint dieser vor jemanden.
Doch hat er keinerlei Kraft mehr.
Er hat keine Kraft mehr so zu tun als wäre er in Ordnung.
"Mein Kopf macht mich so fertig, Hyung.", schluchzt Minho, umklammert den älteren.
Er will das nicht mehr fühlen.
Möchte diese Gedanken nicht mehr haben.
Er will nicht mehr.
Am liebsten möchte er sterben.
Darf er bitte sterben?
Interessieren würde es doch sowieso niemanden.
"Was sagt dir dein Kopf, mhm?", fragt Chan leise, ist ein wenig überfordert.
Doch ist es okay.
Für Minho ist er gern überfordert.
"Er sagt wie scheiße ich bin. Das mich niemand benötigt...Das ich nur unnötig auf dieser Welt bin.", schluchzt Minho, umklammert seinen besten Freund immer mehr.
"Ich fühle mich wie eine Last für jeden. Wie jemand der Menschen nur nervt. Das alle nur aus Mitleid mit mir schreiben obwohl sie keine Lust darauf haben. Als wäre ich unglaublich unnötig auf dieser Welt..."
-was du auch bist, Lee Minho. Du merkst es doch selbst. Dich will und dich braucht niemand. Sie haben alle bessere Menschen als dich in ihrem Leben. Sie lieben Menschen mehr als dich. Du bist nur die letzte Wahl damit sie nicht allein sind. Wann kapierst du es endlich? Du bist ihnen egal. Sie brauchen dich nicht. Du bist abhängig von diesen Menschen... ziemlich erbärmlich. Chan braucht dich nicht, Jisung braucht dich nicht. Changbin braucht dich nicht.-
"Ich kann natürlich nicht für jede Person sprechen mit der du schreibst oder redest, Min.
Aber, wenn ich eine Person nicht leiden kann, oder sie mich nervt, ignoriere ich sie nicht, ich sage es ihr einfach. Und hab ich dir das jemals gesagt?
Ich denke nicht, mhm?
Was ich damit sagen möchte ist das du einfach unglaublich toll bist.
Du bist mir jedenfalls so verfickt wichtig und ich liebe dich einfach.
In keines Weges bist du mir eine Last oder sonst was.
Du kannst dir das schon allein davon ableiten das ich dir immer so schnell antworte. Ich kann nämlich nicht anders. Leute die dich lieben würden das ungefähr genauso sehen.
Wenn du dieses Gefühl bei ihnen nicht hast, sind sie es nicht wert. Dann sind sie nicht die richtigen Menschen in deinem Leben.", sagt Chan, streicht durch dessen Haare.
Haucht ihm sogar ein Kuss auf dem Haarscheitel.
Sein bester Freund sollte nicht so leiden dürfen.
Er soll glücklich sein.
Nur wie soll er helfen..?
Er kann das absolut nicht.
Auch scheint es Minho nur noch mehr zum weinen gebracht zu haben.
Gerade das was er nicht wollte.
Was macht er denn nur falsch?
"Aber es fühlt sich nicht so an als würde mich jemand lieben.", haucht Minho, schluchzt auf.
Er möchte doch nur geliebt werden, aber wie kann er schon geliebt werden?
Niemand will ihn.
Er wird immer nur als zweite Wahl gesehen, von jedem ersetzt.
"Es fühlt sich eher so an als könnte jeder ohne mich leben, aber ich nicht ohne sie. Als wäre ich abhängig von ihnen. Dabei stoße ich sie alle weg. Ich stoße Jisung von mir, schreibe ihm nur minimal. Dabei ist heute sogar sein Geburtstag und ich packe es nicht einmal an diesem Tag für ihn da zu sein.
Ich rede kaum noch mit Seungmin...die meiste Zeit rede ich mit dir oder mit Wooyoung..Das ist nicht mehr normal, Chan."
"Du bist verletzt und dein Kopf macht es auch nicht besser.", sagt der ältere, streicht ihm ein paar Strähnen aus dem Gesicht.
"Wie läuft es denn mit Changbin, mhm?", fragt Chan, versucht den jüngeren damit abzulenken.
Doch mehr als ein Schulterzucken bekommt er nicht als Antwort.
"Wie du weißt es nicht? Du musst doch wissen wie es läuft."
"Er kommt das Wochenende vielleicht her. Vielleicht auch nicht, keine Ahnung.", brummt Minho, reibt sich über die Augen, versucht so mit weinen auf zu hören.
Das alles macht ihn doch tatsächlich fertig.
Die Schule, der Stress zu Hause, die Psyche.
Er hat noch nicht einmal für die Arbeit am morgigen Tag gelernt.
Es interessiert ihn einfach nicht.
Über seine Alben kann er sich auch nicht mehr freuen.
Es ist so als würde ihm alles aus der Seele gezogen wurden sein.
Jeder einzelne kleinste Funken von Lebenskraft wurde ihm ausgesaugt.
Seine Panikattacken kommen wieder, werden immer stärker.
Genauso wie sein overthinken.
Im nächsten Augenblick aber spürt er absolut gar nichts.
"Ich weiß nicht einmal ob er mich wirklich noch will.", murmelt Minho.
"Warum denn nicht? Ohne Grund wollte er sicherlich nicht wieder Kontakt mit dir, Min."
"Was weiß ich. Ich meine..ich bin ein nichts im Gegensatz zu ihm. Er hat so viele Freunde, so viele Menschen um sich herum. Mich braucht er doch gar nicht."
"..und doch hat er dich wieder angeschrieben.", sagt Chan, drückt den jüngeren an sich.
"Er wird seine Gründe dafür haben, Min...aber mach dich nicht abhängig von ihm. Das würde es nur wieder schlimmer machen."
"Ich habe das Gefühl es hat sich absolut nichts geändert.", murmelt Minho. "Wir haben noch immer riesen Probleme damit zu reden..Es nervt mich, aber im gleichen Moment kann ich mich nicht beschweren, weil ich nicht besser bin. Ich kriege meine Fresse auch nicht auf.", murmelt Minho, drückt seinen besten Freund von sich, nimmt sein kleines Spielzeug und steht auf.
"Wo willst du hin, Minho?"
"Raus. Ich brauche frische Luft. Habe das Gefühl hier drin zu ersticken."
"Pass auf dich auf.", sagt Chan, sieht seinen besten Freund nach, welcher die Wohnung verlässt.
Draußen angekommen atmet er die frische Luft ein, umklammert sein Handy zitternd.
Es ist kalt, doch hilft ihm die Kälte.
Die Kälte tut unglaublich gut, lässt ihn kurz klar und deutlich lesen.
-Du bist nicht mehr zu retten. Was glaubst du wie Chan reagieren würde das du wieder rückfällig geworden bist? Oder wie glaubst du würde Changbin darüber denken?-
"Würde es überhaupt jemanden interessieren?", fragt Minho sich leise, blickt zu seinem unteren Bein, welcher wie Hölle schmerzt.
Vielleicht hätte er es nicht tun sollen, konnte jedoch nicht widerstehen.
Es hat so gut getan.
Jedenfalls für ein paar Minuten.
Es war so toll wieder einen klaren Kopf zu haben, nicht denken zu müssen.
Wütend auf sich selbst, schlägt er immer wieder gegen seinen Kopf, will diese Gedanken nicht mehr haben.
Sie sollen aufhören ihn so fertig machen zu wollen.
Sie sollen aufhören zu versuchen wieder alles kaputt machen zu wollen.
Er möchte nichts kaputt machen.
Nicht mit Chan, Jisung, Seungmin oder Changbin.
Erst Recht nicht mit Changbin..
-Aber würde es ihn überhaupt interessieren?-
"Hör doch endlich auf!", schluchzt Minho, schlägt sich wieder gegen den Kopf, eh sein Handy kurz vibriert.
Müde von sich und seinen Gedanken blickt er drauf, muss kurz lächeln, während ihm immer mehr Tränen über das Gesicht laufen.
So ein Idiot.
Er wünscht sich absolut nichts.
Seinen größten Wunsch hatte dieser ihm doch schon letztes Jahr erfüllt.
Er braucht absolut nichts.
Nichts außer eine Umarmung und klare Gedanken.
Vielleicht auch eine Ahnung ob er noch hoffen soll oder ob er aufhören soll.
Soll er weiter leben und neue Menschen kennenlernen, was verdammt schwierig ist.
Wie schaffen Menschen das ständig neue Freunde zu machen?
Er packt es nicht einmal seine Freunde bei sich zu behalten...oder ob er noch hoffen soll.
Darauf hoffen das er irgendwann wieder geliebt wird.
Ach was weiß er schon.
Er ist fertig.
Fertig mit sich und dieser Welt.
Wahrscheinlich ist es besser nicht geliebt zu werden.
Wer weiß wie lange er noch auf dieser Welt bleiben würde.
Stumm blickt er wieder auf sein Handy, liest Changbin seine Nachricht.
Binnie: Irgendwelche Wünsche zu Weihnachten?
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