Jilix

Leere.
Pure Leere.
Das ist alles was ich seit Tagen spüre.
Nein das ist gelogen.
Es ist das Gefühl was ich seit Wochen, wenn nicht sogar seit Monaten spüre.
Vielleicht ist dieses Gefühl der leere auch schon immer in mir gewesen, aber hab ich es in den letzten Monaten erst so richtig mitbekommen.
Ich habe mich noch nie so Leer gefühlt wie in den letzten Wochen, Monaten.
Mein gesamtes Leben fühlt sich dadurch einfach nur so surreal an...so unnötig.
So als wäre ich gar nicht am Leben, sondern würde komplett neben mir stehen.
Ergibt das überhaupt einen Sinn?

Ergibt überhaupt irgendwas einen Sinn was ich denke?
Was denke ich überhaupt?
Ich denke so vieles und dann doch wieder nichts.
Das ist alles so verwirrend.
Das Leben ist so verwirrend.
Hört es eigentlich jemals auf so verwirrend zu sein?

Wann findet man heraus wie die Spielregeln von dem Leben funktionieren?
Wieso gibt es dafür keine Anleitung?
Für jeden anderen scheiß gibt's das ja auch...wieso dann also nicht fürs Leben?
Warum muss man alles selbst herausfinden?
Ist das nicht ein bisschen sehr unfair?

Wir Menschen wissen doch eigentlich auch nichts.
Wir kommen ohne Wissen, ohne Kenntnisse auf die Welt.
Wir kommen wortwörtlich leer auf die Welt...
So leer wie ich mich fühle.
Wann verschwindet dieses Gefühl wieder?
Wie kann ein Mensch sich überhaupt so leer fühlen?

Kommt es dadurch wenn man einen Menschen verliert, welchen man überalles geliebt hat?
Kommt es von dem ganzen Schmerz, welchen man als Kind erleiden musste und der Kopf einen versucht zu schützen?
Ist das überhaupt logisch?
Warum finde ich keine Antwort auf dieses Gefühl?

Warum ist es da?
Dabei möchte ich dies doch gar nicht haben.
Es...es macht mich krank.
Wortwörtlich.

Durch diese Leere in mir, fühlt es sich so an, als wäre ich jetzt nur noch anfälliger um krank zu werden.

Ich möchte endlich wieder etwas anderes spüren als die Leere.
Mich nicht mehr so leer fühlen.
Irgendwas.

Vielleicht hab ich deswegen wieder angefangen mir weh zu tun.
Um irgendwas, in diesem stumpfen leben, zu spüren.
Nicht mehr das Gefühl zu haben nicht zu leben, komplett neben mir zu stehen.

Diese Leere in mir wächst mit jedem Tag, jedem Augenblick, in dem ich mir die gleichen Fragen stelle und doch keine Antworten finde.
Es ist, als ob mein Leben in einer endlosen Schleife gefangen ist, in der sich alles wiederholt, ohne dass sich etwas verändert.
Die Welt um mich herum bewegt sich weiter, Menschen lachen, weinen, leben – aber ich stehe still, gefangen in diesem Vakuum aus Emotionen, oder besser gesagt, dem Fehlen davon...Es macht irgendwas mit mir was ich einfach nicht beschreiben kann...
Keine Ahnung was es ist...aber es raubt mir so viel Kraft...so verdammt viel Energie...
Es zerfickt meinen Kopf, meine Launen.. einfach alles.

Ich erinnere mich an Zeiten, in denen ich Freude empfand, echte Freude.
Wo sind diese Momente geblieben? Es fühlt sich an, als hätte ich sie verloren, als wären sie mir aus den Händen geglitten, ohne dass ich es bemerkt habe.
Vielleicht habe ich mich damals schon getäuscht, vielleicht war diese Freude nur eine Illusion, eine Fassade, die ich aufrechterhalten habe, um nicht komplett zu zerbrechen...um nicht genau da zu stehen, wo ich jetzt stehe...
Allein.
Leer.
Das Gefühl zu haben Luft zu sein.
Ein Versager zu sein...und doch ist es dafür jetzt zu spät.
Ich bin genau da angekommen, wo ich nie wieder hin wollte...
An einer Seele, welche nichts mehr zum festhalten hat, sich nur noch leer und kaputt fühlt.
Keine Motivation mehr zu irgendwas hat..
Ist das nicht total bescheuert?

Oder vielleicht habe ich diese Freude wirklich gefühlt und es ist das Leben selbst, das sie mir genommen hat. Mit jedem Rückschlag, jedem Verlust, hat das Leben mir ein Stück mehr von meiner Lebendigkeit geraubt, bis nur noch diese Leere übrig blieb.

Aber warum bin ich dann noch hier?
Warum trage ich diese Leere weiter in mir, anstatt sie abzulegen?
Es ist, als ob sie ein Teil von mir geworden ist, als ob sie mein ständiger und treuer Begleiter ist, der mich nie verlässt.
Diese Leere, so schmerzhaft und unerträglich sie auch ist, ist viel zu vertraut geworden.
Sie ist wie ein alter Freund, der mich immer wieder daran erinnert, dass ich noch da bin, auch wenn ich mich nicht lebendig fühle...
Das ist eigentlich auch weg sein könnte...also joar... irgendwie schon kacke, nh?
Bin ich der einzige der sich so fühlt?
Fühlen sich auch andere Menschen so wie ich?
Bitte...
Bitte lasst noch andere Menschen so denken wie ich...

Manchmal frage ich mich, ob es anderen genauso geht. Ob auch sie diese Leere in sich tragen, aber es einfach besser verstecken können. Vielleicht haben sie die Antworten gefunden, nach denen ich so verzweifelt suche. Oder vielleicht haben sie einfach aufgegeben, aufgehört, nach einem Sinn zu suchen, und sich mit der Leere abgefunden. Ist das die Lösung? Aufhören zu kämpfen und die Leere akzeptieren?

Ich weiß es nicht.

Was ich jedoch weiß, ist, dass ich nicht ewig so weiterleben kann. Diese Leere, so sehr ich mich auch an sie gewöhnt habe, frisst mich von innen auf. Sie lässt mich vergessen, wer ich einmal war, wer ich sein wollte..wer ich überhaupt sein sollte..
Wenn ich immer weiter zulasse, dass sie mich komplett einnimmt, wird nichts von mir übrig bleiben – nicht einmal die Erinnerung an das, was ich hätte sein können...keine Erinnerung für irgendwen.
Es fühlt sich so leer an...so als würde mich niemand wollen, mich niemand brauchen.
Als wäre ich nur so eine NPC Figur, die sowieso jeder vergisst..
So war es schon immer.
Jeder vergisst mich...also...

...Also was bleibt mir?
Eigentlich doch absolut gar nichts, nicht wahr?
Eigentlich ist es so unnötig noch länger auf dieser Erde auszuharren.
Diese Leere macht mich innerlich so kaputt...sie lässt es zu, das ich langsam aber qualvoll am sterben bin..
Es sieht nur niemand.


"-ung! Han Jisung!"

Erschrocken schaut Jisung hoch, findet sich nicht mehr in seinen eigenen, viel zu dunklen Gedanken wieder.
Gedanken die ihm keiner beantworten kann.
Aber das beste ist ja, das diese niemand lesen kann.
Würde jemand diese Gedanken lesen können, wäre er sicherlich schon längst in der geschlossenen.
Aber zum Glück kann dies nur Edward Cullen und der ist zum Glück nur eine hässliche Filmfigur.
Ernsthaft...
Nie hat er den Hype um Edward oder Jacob verstanden.
Hätte er sich entscheiden müssen, wäre es Jasper oder Alice gewesen.
Dadurch ist ihm auch erst so richtig aufgefallen das er nicht ganz Hetero ist.
Er mag beide Geschlechter, aber irgendwie ist ihm der Charakter auch wichtiger als das Geschlecht.
Hat sich in den letzten Jahren noch immer nicht geändert.
Nur das er jetzt keinerlei Kraft mehr für Menschen hat.
Nicht nachdem was in den letzten anderthalb Jahren passiert ist.
Dafür ist er...er zu schwach.
Außerdem müsste er sich dann auch erstmal wieder für Menschen interessieren.

"Du bist schon wieder mit deinen Gedanken zum Neptun gewandert.", sagt Felix, setzt sich neben Jisung.
Jisung sein einziger wahrer Freund in der Schule..im Leben.
"Tut mir leid...was möchtest du?", fragt Jisung, reibt sich den Nacken.
Das er in Gedanken verschwindet passiert oft ohne das er es merkt.
Es passiert immer zu schnell und zu Unterbewusst.
Daher ist es auch oft schwer dem Unterricht zu folgen.

"Hast du die Aufgabe von Mr. Min kapiert?", fragt Felix, sieht den braunhaarigen verzweifelt an.
Die Ausbildung wird immer schwerer und das macht ihn fertig.
Aber nicht nur ihn. Auch Jisung.
Dieser war ganze sechs Wochen Zuhause und von einem Tag auf den anderen musste er urplötzlich wieder umgeben von Menschen sein.
Wie sehr er Menschen doch verachtet.
Niemand ist mehr real.
Keiner zeigt sein wahres Ich.. wirklich niemand.

"Hab ich...erkläre es dir später für dumme."

"So dumm bin ich nicht.", schmollt Felix, legt seinen Kopf gegen Jisung seine Schulter, blickt nach draußen.
"Glaubst du manchmal das sie auch an uns denken?"
"Keine Ahnung, Lixie...keine Ahnung.", murmelt Jisung, doch bevor es weiter deep werden kann, setzt sich sein bester Freund wieder auf, klatscht in die Hände.
"Scheiß drauf, wir können auch unsere Exfreunde glücklich werden."

-können wir? Ich habe das Gefühl nicht ohne ihn Leben zu können. Als wäre er der einzige, welcher mich so glücklich machen konnte.-

"Du hast Recht.", sagt Jisung, drückt Felix sein Oberschenkel kurz und atmet tief durch.
"Wir können auch ohne sie leben und glücklich werden. Wer braucht schon Menschen die einem das Herz gebrochen haben?"

"Und nicht wissen ob sie einen überhaupt wirklich lieben? Niemand braucht so etwas. Niemand hat so etwas verdient..kein Wunder das diese Gesellschaft immer weiter den Bach herunter läuft und sich so denkt die Geschichte zu wiederholen."

"Nur das es dort Pflicht war verheiratet zu sein."

"Verheiratet zu sein, bedeutet nicht gleich geliebt zu werden.", schmunzelt Felix, schaut seinen besten Freund an.
Seine Augen strahlen endlich wieder etwas...doch dies kann Felix nicht von den Augen Jisungs sagen.
Sie sehen so trüb und müde aus.
So leer..
Ganz gleich wie sehr Jisung etwas verstecken möchte... seine Augen zeigen Felix die Wahrheit.

Felix' Lächeln verblasst, als er in Jisungs Augen blickt. Die Leere, die dort herrscht, ist unübersehbar, selbst für jemanden, der nicht so nah an ihm dran ist. Es ist eine Leere, die sich wie eine Mauer zwischen ihnen aufbaut, eine Mauer aus all den unausgesprochenen Worten, den unbeantworteten Fragen, die in Jisungs Gedanken wie ein Nebel hängen.

"Jisung…" Felix' Stimme wird leiser, fast wie ein Flüstern, als er den Mut aufbringt, das auszusprechen, was er schon lange denkt. "Du weißt, dass du nicht allein bist, oder?"

Jisung dreht den Kopf leicht, sieht Felix an, aber seine Augen sind immer noch weit weg, verloren in einem Labyrinth aus Erinnerungen und Schmerzen.
Er nickt mechanisch, doch Felix merkt, dass die Worte ihn nicht wirklich erreichen. Es ist, als ob er durch eine dicke Glasscheibe spricht, und alles, was er sagt, prallt einfach ab, ohne wirklich durchzudringen.
Wieso fühlt es sich dann so an als wäre er allein?
Wenn er es doch nicht ist?
Das Gefühl kann ihm keiner nehmen.

Felix seufzt leise und greift nach Jisungs Hand, um ihm zumindest kurz das Gefühl zu geben, dass er nicht allein ist, auch wenn Worte im Moment nicht ausreichen.
Jisung lässt die Berührung zu, aber er erwidert sie nicht.
Er starrt nur auf die ineinander verschlungenen Finger, als ob sie das Letzte wären, was ihn an die Realität bindet..
Als ob Felix sein letzter Anker fürs Leben wäre.

"Weißt du noch, als wir früher zusammen durch die Stadt gelaufen sind? Einfach so, ohne Ziel? Wir haben gelacht, haben uns über jeden Unsinn unterhalten, als ob die Welt uns gehört. Damals warst du… glücklicher, oder?"

Jisung schließt die Augen, versucht, die Erinnerung heraufzubeschwören, aber alles, was er sieht, ist ein grauer Nebel. Die Freude, die er damals gefühlt haben mag, ist verblasst, genauso wie die Farben seiner Erinnerungen. Alles ist jetzt so... fern, so unwirklich.

"Vielleicht", murmelt dieser schließlich, aber seine Stimme klingt hohl, fast tonlos. "Vielleicht war ich glücklicher. Oder vielleicht habe ich es mir nur eingebildet. Vielleicht haben wir uns alle nur eingebildet, dass es einen Unterschied macht, ob man glücklich ist oder nicht."

Felix' Griff wird fester, als ob er Jisung daran erinnern will, dass das Leben mehr ist als diese Leere, die er spürt. "Es macht einen Unterschied. Es muss einen Unterschied machen. Sonst… sonst würden wir doch alle einfach vollkommen aufgeben, oder?"

-so wie es schon so viele Menschen getan haben-

Jisung öffnet die Augen, und für einen Moment scheint es, als würde etwas in ihm aufblitzen, ein kleiner Funke, der kurzzeitig die Dunkelheit vertreibt. Aber dann senkt er den Blick wieder, und das Licht in seinen Augen verlöscht erneut.

"Vielleicht haben wir schon aufgegeben. Vielleicht kämpfen wir nur noch, weil wir Angst haben, was passiert, wenn wir es nicht tun."

Felix schluckt schwer, versucht, die richtigen Worte zu finden, um Jisung aus diesem Abgrund zu ziehen, in den er immer tiefer zu stürzen scheint. Aber es gibt keine einfachen Antworten, keine Worte, die diese Art von Schmerz einfach so heilen könnten.

"Ich gebe dich nicht auf", sagt Felix schließlich, seine Stimme fest, aber sanft. "Egal, was passiert. Egal, wie dunkel es wird. Ich bin hier, Jisung. Und ich werde nicht weggehen...niemals. Du bist mein bester Freund und ich werde alles dafür tun, damit du wieder glücklich wirst."

-Ich denke nicht das du dies hinbekommen wirst.-

Doch sagt Jisung nichts weiter dazu.
Was hätte er auch sagen können?
Es kann ihm niemand nehmen.
Niemand kann ihm dieses Gefühl oder diese Gedanken nehmen.
Am Ende des Tages ist es seine Schuld und er muss irgendwie mit all dem klar kommen.
Irgendwie bekommt er das schon hin.
Tut er doch schon die ganze Zeit und irgendwann wird es auch schon wieder bergauf gehen..
Nach jedem Down gibt's ein Up und nach jedem Up gibt's ein Down.
So wird es immer sein.
Irgendwie muss man nur lernen damit klar zu kommen.
Etwas woran Jisung noch arbeiten muss.
Aber irgendwie wird das schon.
Es wird schon alles wieder gut werden, nicht wahr?

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