Chanlix
//Es ist Nacht. Wieder eine dieser Nächte, in denen ich einfach nicht schlafen kann, weil sich alles in mir anfühlt wie ein wildes, drängendes Chaos. Mein Kopf schreit, mein Herz pocht so laut, als würde es aus meiner Brust springen wollen, und doch ist da diese Stille – diese unsagbare, schmerzvolle Stille in mir, die alles übertönt. Es ist, als ob all diese Gefühle in mir erstickt werden, als ob ich zu eng in meiner eigenen Haut bin, um all das zu fühlen, was in mir schlummert. All diese Gedanken, die sich wie ein Knoten in meinem Inneren verfangen haben, machen mich müde, aber irgendwie auch wach und rastlos, als könnte ich nie zur Ruhe kommen.
Manchmal frage ich mich, wie ich überhaupt an diesen Punkt gekommen bin. Wann habe ich angefangen, all das in mich reinzufressen? Wann hat sich diese Leere in mir breitgemacht, diese Leere, die sich wie ein schwerer Stein anfühlt, den ich ständig mit mir rumschleppe? Ich erinnere mich kaum noch daran, wie es war, frei zu sein, frei zu reden, ohne diese ständige Angst im Hinterkopf, dass mich jemand auslacht oder nicht versteht. Irgendwann – und ich weiß nicht mehr, wann genau – habe ich diese Mauer um mich herum aufgebaut. Es war wie ein selbstverständlicher Schutz, fast wie eine zweite Haut, die ich mir angezogen habe. Aber jetzt sitzt sie wie ein Gefängnis um mich herum, und ich habe das Gefühl, dass ich da nie wieder rauskomme.
Es ist so seltsam, wie selbstverständlich dieses Gefühl von Einsamkeit geworden ist. Jeden Tag spiele ich meine Rolle – das Lächeln, die freundlichen Worte, die flachen Gespräche, die kaum mehr als die Oberfläche berühren. Jeden Tag bin ich diese Version von mir, die scheinbar nichts fühlt, nichts will, nichts braucht. Aber innen drin schreie ich, so laut, dass es fast schmerzt, und trotzdem hört mich niemand. Es fühlt sich an, als hätte ich mich so sehr in mir selbst versteckt, dass ich unsichtbar geworden bin, selbst für die, die mir nahe stehen. Ich will jemanden haben, der mich wirklich sieht, jemanden, der durch all die Schichten blickt, die ich aufgebaut habe, und versteht, was ich selbst nicht in Worte fassen kann.
Aber irgendwie bleibt dieser Wunsch nur ein Gedanke – eine Illusion, die sich anfühlt wie ein flüchtiger Traum, den ich festhalten will, obwohl ich weiß, dass er mir immer entgleiten wird. Und genau dieser Gedanke macht mich einsamer, macht mich kleiner und leerer, weil ich weiß, dass es so jemanden wahrscheinlich nie geben wird. Niemand, der so tief in mich blickt, der die Dunkelheit in mir ansieht und bleibt, ohne sich abzuwenden.
Dann sitze ich da, allein in meinem Zimmer, und diese Leere wird wie eine zweite Person, die sich neben mich setzt und nicht mehr weicht. Sie legt sich um mein Herz, wie ein kalter Nebel, der in jede Ritze kriecht, in jede kleine Öffnung, die ich je zugelassen habe. Das Gefühl, dass da so viel in mir ist, was ich nicht rauslassen kann – als wäre ich eine tickende Zeitbombe, die immer weiter tickt, immer lauter, immer schneller, ohne dass jemand merkt, wie kurz vor der Explosion ich wirklich bin.
Ich wünschte, ich könnte einfach alles rauslassen. Einfach schreien, weinen, alles sagen, was ich fühle, ohne Angst, was die anderen denken könnten. Aber da ist immer diese Angst, diese furchtbare Angst, schwach zu sein, verletzlich zu sein. Weil Schwäche in dieser Welt nicht akzeptiert wird. Weil Schwäche etwas ist, das man verbirgt, das man versteckt und leugnet, bis man selbst daran glaubt, dass man unverwundbar ist. Aber genau das ist es: Ich fühle mich so unendlich schwach, so verloren, so zerbrochen, dass ich mich selbst nicht mehr wiedererkenne. Als hätte ich mein wahres Ich irgendwo auf dem Weg verloren und jetzt suche ich nach etwas, das nicht mehr existiert.
Ich frage mich oft, ob irgendjemand da draußen auch nur ansatzweise verstehen könnte, was in mir vorgeht. Die Welt um mich herum scheint so anders zu sein – so leicht, so unbeschwert. Alle lachen, leben ihr Leben, als wäre alles so einfach, als könnte nichts sie berühren. Und ich? Ich stehe daneben und fühle mich wie ein Geist, wie ein unsichtbares Wesen, das niemand wahrnimmt. Ich sehe zu, wie das Leben an mir vorbeizieht, und ich kann nichts tun, außer in meiner eigenen Dunkelheit zu stehen und zuzusehen. Ich will so viel sagen, will gehört werden, will, dass jemand mir die Hand reicht und sagt, dass es okay ist, kaputt zu sein. Dass es okay ist, zerbrochen zu sein und trotzdem weiterzumachen.
Doch jedes Mal, wenn ich die Worte formen will, wenn ich den Mut aufbringen will, alles rauszulassen, bleibt es stecken. Die Worte sitzen wie ein Kloß in meinem Hals, als würde mich diese unsichtbare Hand zurückhalten. Und dann ist da wieder diese Kälte, diese lähmende, erdrückende Kälte, die sich um mein Herz legt und mich daran hindert, irgendjemandem zu vertrauen. Ich will vertrauen, ich will wirklich, aber diese Kälte hat sich so tief in mir festgesetzt, dass ich nicht mehr weiß, wie ich sie loswerden kann.
Vielleicht liegt es an mir. Vielleicht bin ich einfach zu kompliziert, zu tief in meinen eigenen Gedanken und Ängsten verstrickt, dass niemand wirklich zu mir durchdringen kann. Vielleicht habe ich so viele Schichten und Masken aufgebaut, dass ich selbst nicht mehr weiß, wer ich bin. Und vielleicht ist das mein größtes Problem – dass ich mich selbst nicht mehr kenne, dass ich in diesem Labyrinth aus Gefühlen und Gedanken verloren gegangen bin, ohne eine Ahnung, wie ich wieder herausfinde.
Aber ich kann das nicht ewig so weitermachen. Ich kann nicht ewig alles in mir behalten, immer weitermachen, als ob nichts wäre, während sich diese Dunkelheit in mir immer weiter ausbreitet. All diese Gefühle, die ich vergraben habe, verschwinden nicht einfach. Sie tun es nicht. Sie bleiben, sie wachsen, sie fressen sich tiefer und tiefer in mich hinein, bis ich kaum noch atmen kann. Es fühlt sich an, als ob ich ertrinke in all dem, was ich nicht ausspreche, in all dem, was ich mir selbst verbiete zu fühlen.
Also schreibe ich das hier auf. In der Hoffnung, dass es mir vielleicht etwas leichter macht. Vielleicht lese ich das irgendwann später und merke, dass es nur eine Phase war, dass ich es überlebt habe und weitergegangen bin. Vielleicht werde ich eines Tages darüber lachen können und mir selbst sagen, dass ich stärker war, als ich dachte. Oder vielleicht wird es immer so bleiben – diese Qual, dieses ständige Verlangen, gehört zu werden, aber auch die Angst davor, wirklich gesehen zu werden.
Vielleicht, eines Tages, finde ich den Mut, das alles jemandem zu sagen. Vielleicht finde ich jemanden, der wirklich zuhört. Aber bis dahin bleibt nur das Schreiben, diese Worte, die auf dem Papier verbleiben und ein wenig von dem Schmerz in mir tragen. Auch wenn niemand sie jemals liest...denn genau das ist es ja nur...ein Safeplace für mich...wer sollte das hier jemals lesen? Eher würde ich sterben, als Menschen sehen zu lassen wie es mir geht.
Funfact: ich weiß selbst nicht einmal wie es mir geht, weil ich alle Gefühle unterdrücke...
Weiterer funfact: je länger man Gefühle unterdrückt umso schlimmer wird das Gedächtnis. Man fängt an alles zu vergessen.
Wortwörtlich alles...so geht's mir schon.
Ich vergesse alles, aber kann ich auch nicht mehr aufhören damit.
Es ist wie eine sucht...
Nichts zu sagen...nicht zu sagen was man fühlt oder denkt...es ist eine Art Selbstverletzung.
Man verletzt sich selbst damit und man kommt da niemals wieder heraus..
Menschen sollten lernen wieder miteinander zu kommunizieren, ehrlich miteinander zu kommunizieren...aber dies wird wohl nie wieder passieren.
Wir werden alle aussterben...und die Technik gewinnen..
Bye.//
Chan saß auf seinem Bett, in der Hand ein zerknittertes Blatt Papier, das er zufällig in seinem Zimmer gefunden hatte.
Doch während er las, kam ihm der Gedanke, dass er selbst diese Worte geschrieben haben könnte. Es fühlte sich an, als ob jemand in seinen Kopf geschaut und all das aufgeschrieben hätte, was er niemals auszusprechen wagte...
Doch je mehr er las umso bewusster wurde ihm, dass er dies wirklich geschrieben hatte...Es war ein alter Text seinerseits, als er nicht mehr konnte.
Je mehr er las, desto stärker wurde das Gefühl, dass dieser Text mehr mit ihm zu tun hatte, als er zunächst dachte...kein Wunder, er hatte ihn vor Jahren geschrieben und gerade wieder gefunden gehabt.
Diese ständige Unruhe, das Gefühl, zu ersticken unter all dem, was in einem verborgen liegt, weil niemand wirklich weiß, wie man sich fühlt. Er erinnerte sich an all die Nächte, in denen er allein in seinem Zimmer saß, genau wie jetzt, mit einem Kopf voller Gedanken, die niemals stillstehen wollten. Gedanken, die so laut und chaotisch waren, dass selbst die Dunkelheit sie nicht mehr dämpfen konnte. Jedes Wort, jeder Satz klang so vertraut, als ob es ein Teil seiner eigenen Seele wäre, die jemand vor ihm entblößt hatte.
Er dachte an all die Male, in denen er sich gefragt hatte, ob es jemals jemanden geben würde, der ihn wirklich sehen könnte. Jemand, der in ihn hineinschauen könnte und nicht einfach nur die Fassade sah, die er den meisten Menschen zeigte. Die Fassade, die stark und fröhlich wirkte, als könnte er alles bewältigen, was das Leben ihm entgegenwarf. Doch die Wahrheit war, dass hinter dieser Fassade eine tiefe Einsamkeit lag, eine Leere, die er nicht erklären konnte. So oft hatte er dieses Gefühl von Leere gespürt, ein Gefühl, das wie ein kalter Schatten in seinem Inneren wuchs und ihn von innen heraus aufzufressen schien.
Es schmerzte ihn, zu lesen, wie der Verfasser des Textes mit dieser Dunkelheit lebte, ohne jemanden zu haben, dem er sich anvertrauen konnte...achja, er war ja der Verfasser..vor einigen Jahren.
Er wusste, wie es war, Worte zurückzuhalten, weil die Angst, verletzt zu werden, größer war als der Wunsch, ehrlich zu sein. Wie oft hatte er selbst geschwiegen, aus Angst, dass jemand die Wahrheit sehen könnte? Wie oft hatte er seine eigenen Gefühle weggeschlossen, damit niemand sah, wie verloren er sich wirklich fühlte?
Chan atmete tief ein und drückte das Papier leicht zwischen seinen Fingern. Es war seltsam beruhigend, zu wissen, dass er nicht der Einzige war, der so fühlte. Er hatte sich immer so allein in seinem Schmerz gefühlt, als ob niemand auf der Welt verstehen könnte, was in ihm vorging. Doch dieser Text zeigte ihm, dass es jemanden gab, der denselben Kampf führte, und auf eine Art fühlte sich das tröstlich an.
Vielleicht würde er es irgendwann schaffen, diese Gedanken zu teilen, vielleicht nicht. Aber allein die Vorstellung, dass andere ähnliche Kämpfe durchmachten, gab ihm einen Hauch von Trost. Chan legte das Papier vorsichtig auf seinen Nachttisch und starrte eine Weile gedankenverloren an die Decke. Es war eine dunkle Nacht, aber irgendwo in ihm leuchtete ein schwaches Licht – die Hoffnung, dass er nicht allein durch diese Dunkelheit gehen musste.
Als Chan das Papier auf den Nachttisch legte und sich gedankenverloren zurücklehnte, hörte er ein leises Klopfen an der Tür. Ohne den Blick von der Decke zu nehmen, murmelte er: "Herein." Die Tür öffnete sich vorsichtig, und Felix schob sich ins Zimmer, seine Augen schimmerten warm und besorgt im dämmrigen Licht.
"Hey, ich hab gesehen, dass hier noch Licht brennt," sagte Felix leise und setzte sich ohne zu zögern neben Chan aufs Bett. "Alles in Ordnung? Du siehst... irgendwie nachdenklich aus." Er legte eine Hand sanft auf Chans Knie und wartete, ohne zu drängen, auf eine Antwort.
Chan seufzte und griff nach dem Papier, das neben ihm lag. Er wusste, dass er Felix vertrauen konnte, wusste, dass sein Freund immer für ihn da war, aber irgendwie fehlten ihm die Worte. Er reichte Felix das Papier, ohne etwas zu sagen. Felix nahm es behutsam, überflog den Text, und seine Stirn zog sich leicht zusammen, als er las.
Als er fertig war, sah er Chan mit einem Ausdruck an, der Schmerz, Verständnis und Liebe gleichzeitig zeigte. "Hast du das geschrieben?" fragte Felix leise.
Chan nickte langsam. "Vor langer Zeit… Ich hab’s gerade wiedergefunden. Ich weiß nicht mal, ob ich’s wirklich geschrieben habe oder nur gedacht hab… aber alles darin fühlt sich so echt an. So nah." Er seufzte, und die Worte kamen schwer, als ob sie jahrelang zurückgehalten worden wären. "Manchmal fühl ich mich immer noch genauso. Eingesperrt… wie wenn alles zu laut ist in meinem Kopf, und ich weiß nicht, wie ich das stoppen soll."
Felix schwieg einen Moment, seine Hand hielt Chans fester. "Du weißt, dass du nicht allein damit bist, oder?" Er sprach sanft, aber bestimmt, und seine Stimme war wie ein Anker in dem Chaos, das Chan verspürte. "Ich bin hier, immer. Du musst das nicht alles in dir behalten, Chan. Du hast mich. Egal, wie dunkel es sich anfühlt, ich werde bei dir sein."
Chan konnte die Tränen in seinen Augen kaum zurückhalten. Felix’ Worte drangen tief in ihn ein und brachten eine Wärme mit sich, die ihm fast fremd vorkam. Es war, als ob all die Wände, die er über die Jahre aufgebaut hatte, für einen Moment zusammenzubrechen drohten. Langsam lehnte er sich an Felix, und der legte beide Arme fest um ihn, hielt ihn fest, als ob er niemals loslassen wollte.
"Danke," flüsterte Chan, seine Stimme kaum mehr als ein Hauch. "Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde."
Felix lächelte und küsste ihn sanft auf die Stirn. "Du musst es nicht alleine schaffen. Egal, wie laut oder schwer es wird – ich bin bei dir." Sie blieben so, in der stillen Dunkelheit des Zimmers, fest umschlungen, und Chan spürte, wie das Chaos in ihm für einen Moment verstummte, beruhigt von der Wärme und Liebe, die Felix ihm gab.
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