Kapitel Vierunddreißig

Sternchen nicht vergessen; Ein sehr langes Kapitel erwartet euch ❤️


Harry POV (Surprise)

"Hey, bist du fertig? Können wir abhauen?", fragte mich Wren, welcher seinen Autoschlüssel in der Hand hielt und damit in der Luft herum wirbelte.

Es fiel mir schwer, meinen Blick von Louis zu nehmen, welcher mit seinem Blick Alec durchbohrte und diesem für meinen Geschmack viel zu nahe war. Fast automatisch ballten sich meine Hände zu Fäusten und ich seufzte kurz, ehe ich mich zu Wren umdrehte, welcher mich mit einem mitleidigen Blick ansah.

"Schau mich nicht so an", murrte ich ein wenig beschämt, schüttelte den Kopf und lockerte meine Hände, ehe ich einen letzten Blick auf Louis warf, welcher sich mit einem traurigen Gesichtsausdruck von seinem Exfreund wegdrehte und sich auf den Weg zum Bus machte.

"Wie schau ich dich denn an?", fragte Wren verwirrt und ich drehte mich einfach von ihm weg, um zu seinem Auto in der ersten Etage des Parkhauses zu gehen. Ich hörte ihn hinter mir her laufen, doch mein Kopf machte sich gerade zu viele andere Gedanken, als das ich vernünftig darauf eingehen könnte.

"So, als würde ich gleich anfangen zu weinen", sagte ich genervt und wartete, bis er das Auto aufgeschlossen hatte, um mich patzig auf den Beifahrersitz zu setzen und das Bild von eben aus meinem Kopf zu verbannen.

Ich weiß, dass Louis mir bereits gesagt hatte, dass er nicht vor hatte, wieder mit Alec zusammen zu kommen, aber wann genau plante man so etwas denn? Es war nicht schwer zu erkennen, dass Alec immer noch Gefühle für Louis hatte, auch, wenn ich mir anders herum nicht so sicher war. Aber Louis war einfach ein zu guter Mensch, um Alec abzuwimmeln, wenn dieser wieder etwas mit ihm anfangen wollte. Er wollte immer für alle da sein und allen helfen und ließ sich dabei selbst etwas außen vor. Deswegen hatte ich für mich beschlossen, ihn zum allerwichtigsten zu machen, wenn er mich nur lässt.

"Naja, ein bisschen sah es schon so aus. Aber okay, dann schaue ich dich halt nicht mehr so an", grinste Wren nun und ich verdrehte nur mit einem leichten lächeln die Augen, da dieser Depp einfach immer wusste, wie man die Stimmung eines Menschen von jetzt auf gleich ändern konnte. Von traurig auf glücklich mit seinen Späßen, und von glücklich auf traurig durch seine Songs.

Ich hatte noch nie einen so begabten Songschreiber kennengelernt und es war mir wirklich eine Ehre, das er mit mir zusammen schreiben wollte. Wenn er seine Lieder schrieb und sie rappte, hatte man das Gefühl, seinen ganzen Schmerz zu fühlen und das war es, was ich mit meinen Liedern erreichen wollte. Deswegen half er mir nebenbei auch noch bei meinen Songs, die ganz speziell für Louis waren, auch, wenn ich sie ihm vielleicht niemals Vorspielen werde. Einfach nur für mich, ist es schon ausreichend.

Bei Wren Zuhause angekommen, war ich wie immer erstaunt davon, wie groß das Grundstück seiner Eltern war. Sie waren beide erfolgreiche Anwälte und hatten deswegen fast jeden Tag zu tun, saßen in ihrem Arbeitszimmer und diskutierten irgendwelche Fälle, während Wren in seinem eigenen kleinen Tonstudio saß. Geld zu haben schien wirklich toll zu sein, aber noch lieber hatte ich eine Mum, mit der ich zu Abend essen konnte und die mich nach meinem Tag fragte.

"Guten Tag Wren", lächelte die nette Haushälterin, die ich öfter als Wrens Eltern sah, uns an und ich erwiderte ihre Begrüßung, während Wren ihr lediglich min einem lächeln zunickte. "Möchtet ihr beide etwas essen? Soll ich was kochen?" Ihre braunen Haare, die sich so langsam grau verfärbten, waren heute zu einem Dutt geflochten und man konnte die Lachfalten erkennen, die sich über die Jahre bei ihr angesammelt hatten. Ich glaubte tatsächlich, dass sie Wren sehr gut tat und fast schon so was wie eine zweite Mutter für ihn war.

"Nein, mach dir keine zusätzliche Arbeit. Kannst du uns nur Pizza bestellen und sie dann vielleicht runter ins Tonstudio bringen? Harry und ich werden dort wahrscheinlich den ganzen Tag verbringen."

"Ja das kann ich machen. Das selbe wie letztes Mal?" Sie stellte, wahrscheinlich aus reiner Gewohnheit, unsere Schuhe parallel nebeneinander, ehe sie sich wieder aufrichtete.

"Ja, vielen Dank."

Ich folgte Wren nach unten ins Tonstudio und er atmete erleichtert auf, sobald er die Tür hinter sich schloss und wir beide alleine waren. Ich konnte es nicht verhindern, dass sich bei mir augenblicklich der Gedanke breit machte, dass er froh war, seinen Eltern nicht begegnet zu sein und sofort kam Mitleid in mir auf, welches ich zu verbergen versuchte.

"Was ist das?",  fragte ich und nahm einen der vielen Zettel in die Hand, die auf dem Tisch vertraut lagen. Ich wusste bereits, dass er oft irgendwelche Ideen hatte und viele Songs lediglich angefangen und nie beendet waren, doch alles war so großartig. Dieser hier hatte den Namen 'How could you leave us' und schon der erste Satz versetzte mich in seinen Bann.

"Ich habe diesen gestern Abend angefangen zu schreiben..", murmelte Wren und nahm mir den Zettel ab, um ihm keine Aufmerksamkeit zu schenken und sich stattdessen unserem Song zu widmen, doch so einfach ließ ich mich nicht abwimmeln. Ich suchte den Zettel also wieder raus und drückte ihn Wren in die Hand, welcher mich fragend ansah.

"Kannst du es mir bitte vorsingen?", bat ich ihn also und ich sah in seinen Augen, wie sehr er mit sich kämpfte und eben das zeigte mir, dass eine Geschichte hinter diesem Sing stecken musste, welche ihm sehr nahe ging.

"Okay..", er ging zu seinem Mikrofon und setzte die Kopfhörer auf, ehe er etwas abspielte und die erstem Sätze sang. Er musste die ganze Nacht durchgemacht haben, wenn er sogar schon einen Beat für die Musik hatte.

[Hier müsste ein GIF oder Video sein. Aktualisiere jetzt die App, um es zu sehen.]

"How could you leave us so unexpected?
We were waiting, we were waiting
For you but you just left us
We needed you, I needed you"

Ich fühlte die Gänsehaut, die sich bereits jetzt auf meinem Körper breit machte und zog die Ärmel meines Pullis nach unten, damit er es nicht bemerken würde. Doch Wren hatte die Augen geschlossen und schien den Text zu wissen, ohne ihn ablesen zu müssen. Ich hatte noch nie jemanden getroffen, der so musikalisch begabt war, da fing er an zu Rappen.

"Yo, I don't know what it's like to be addicted to pills
But I do know what it's like to be a witness it kills
Mama told me she love me, I'm thinking this isn't real
I think of you when I get a whiff of that cigarette smell, yeah
Welcome to the bottom of hell
They say pain is a prison, let me out of my cell
You say you proud of me, but you don't know me that well
Sit in my room, tears running down my face and I yell
Into my pillowcases, you say you coming to get us
Then call 'em a minute later just to tell us you not, I'm humiliated
I'm in a room with a parent that I don't barely know"

Ein Laut, fast wie ein Schluchzen, verließ seinen Mund und doch hielt er tapfer seine Augen geschlossen. Vielleicht tat er das aber auch nur, um mich auszublenden, ich weiß nicht, Fakt war nur, dass dies unglaublich war. Ich fühlte mich ihm näher als jemals zuvor, als ich das Gefühl hatte, dass er mir all seine Empfindungen vorlegte und danach keine Geheimnisse mehr überbleiben würden.

"Why would you leave us? Why would you leave us here?
How could you leave us here?
How would you leave us? Why would you leave.."

Er hörte auf zu singen und schüttelte den Kopf, während die Tränen nur so seine Wange herunter rollten und ich sprang sofort von meinem Stuhl auf, um ihn in meine Arme zu ziehen.

*****

"Es ist wirklich spät, vielleicht solltest du hier schlafen", meinte Wren und schaute nach draußen, wo der Regen seit gefühlt einer Stunde nicht aufgehört hatte.

Tatsächlich hatten wir es nach seinem kurzen Gefühlsausbruch geschafft, unseren Song zu Ende zu schreiben und das Thema zu verschwiegen, doch für mich war das Ganze noch nicht beendet und weil es ihn so sehr beschäftigte, wollte ich ihm damit irgendwie helfen. Außerdem würde es mich von dem Fakt ablenken, dass Louis mir immer noch nicht geschrieben hat und ich deswegen das Gefühl nicht los wurde, dass er vielleicht mit Alec unterwegs war.

"Ja, ich schreibe meiner Mum nur eben eine schnelle SMS", antwortete ich also und nahm mein Handy raus, um meiner Mum zu schreiben und dann gingen Wren und ich auch schon in sein Zimmer, wo er mir die Bettwäsche aufs Schlafsofa legte und mir ein paar Klamotten von ihm raus legte, ehe wir beide uns schnell umzogen und trotzdem noch zusammen auf seinem Bett saßen, während wir noch einmal über die Noten und die Lyrics schauten.

Ein kurzer Blick meinerseits zu ihm zeigte mir, dass er immer noch mit seinen Gedanken wo anders war und ich beschloss, ihn jetzt einfach zu fragen, was mit ihm los war, da sang er die nächsten Zeilen unseres Songs.

"Tears on my face I can't take it
If lonely is a taste then it's all that I'm tasting
Do you hear my cry? I cry, oh"

"Was war eben los? Und jetzt sag nicht 'nichts', sondern sprich bitte mal mit mir. Du kannst nicht behaupten, dass all deine Songs keinen persönlichen Hintergrund haben", unterbrach ich ihn und er hörte sofort auf zu singen, atmete einmal tief durch und sah mich dann mit Tränen in den Augen an.

"Heute ist der Todestag eines, mir sehr wichtigen Menschen", murmelte er vor sich her und als er in meinem Gesicht sah, dass mir das nicht reichte, seufzte er und setzte sich etwas auf. "Ich war damals in Therapie, weil ich Selbstmordgedanken hatte und dort habe ich dieses Mädchen kennengelernt.. Erst waren wir nur beste Freunde, vielleicht waren wir auch immer nur beste Freunde und was wir hatten war lediglich Einbildung von uns beiden aber..", er stoppte und eine Träne rann über seine Wange, die ich mit meiner Hand wegwischte. "Jedenfalls haben wir beide die Therapie erfolgreich absolviert, naja.. angeblich." Er sah weg und trotzdem blieb meine Hand noch an seiner Wange, weswegen ich spürte wie er schluckte und sah, wie er seine Augen schloss. "Zwei Tage später ist sie durch eine Überdosis gestorben, die Ärzte kamen zu spät. Ich kam zu spät.. sie hat die ganze Zeit schon Andeutungen gemacht ich hätte.. ich hätte da sein müssen."

"Du konntest nichts tun", unterbrach ich ihn und legte nun auch meine andere Hand auf seine Wange, um sein Gesicht zu meinem zu drehen und den Kopf zu schütteln.

"Ich hätte da sein müssen."

"Wenn Menschen wirklich sterben wollen, dann tun sie das und niemand kann sie daran hindern", stellte ich klar und wurde mir da bewusst, wie nahe wir uns gekommen waren.

"Ich kann nicht aufhören daran zu denken und heute war es besonders schlimm.. ich..", seine Augen fielen auf meine Lippen und mein Herz stoppte kurz unsicher. "Ich hätte an ihrer Stelle sein sollen. Ich bin meinen Eltern nur eine Last und sie.. ihre Eltern haben sie von vollstem Herzen geliebt."

Keine Sekunde später lagen meine Lippen auf seinen, um seine Selbstzweifel zu unterbinden und tatsächlich dauerte es nicht lange, bis er meinen Kuss erwiderte. Und bis mehr passierte. Mehr, was ich bereute, sich aber in diesem Moment okay anfühlte.

'Is the only reason you're holding me tonight, Cause we're scared to be lonely?'

[...]

Den smut wollte ich jetzt wirklich nicht ausschreiben :D

Wie fandet ihr das Kapitel aus Harrys Sicht?
Wird er Louis alles erzählen und wenn ja, wie wird dieser reagieren?

So, jetzt wissen manche von euch auch, wie ich mir Wren vorstelle; nämlich als den Rapper NF. Er hat für mich perfekt in die Rolle gepasst und seine Musik.. ich bin sprachlos.

Danke für die unglaublich vielen Kommentare unter dem letzten Kapitel, mein grinsen wollte gar nicht mehr kleiner werden. Auch eure ganzen Vermutungen.. vielen vielen vielen Dank.

Lots of love ❤️

xoxo Michelle

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