Kapitel Siebenundzwanzig
Sternchen nicht vergessen ❤️
Ich wusste, wie flehend mein Blick sein musste, als ich Harry so ansah und ich merkte, wie er Sekunde für Sekunde brach. Es war zu erkennen, was für einen innerlichen Kampf er betrieb, als er aufhörte, das Colaglas auf dem Tisch zu drehen und seufzte.
"Okay. Aber hier, ich möchte nicht mit dir alleine sein im Moment."
Autsch. Es brauchte all meine Selbstbeherrschung, damit mir nach diesem Satz nicht alle Gesichtszüge entglitten und er sehen konnte, wie sehr das gerade wirklich weh getan hatte. Trotzdem hatte er mir das Okay gegeben, das war besser als nichts, oder? Er wollte mir tatsächlich zuhören.
Doch jetzt wusste ich gar nicht so wirklich, wo ich überhaupt anfangen sollte. Natürlich hatte ich dieses Gespräch im Kopf schon hunderte male durchgesprochen, aber in einer echten Situation mit echten Antworten seinerseits, wusste ich einfach nicht, was auf mich zukam. Nicht einmal in meiner Vorstellung ist jedes Gespräch so ausgegangen, wie ich es gerne hätte und genau das, machte mir eine Heiden Angst.
"Erstmal solltest du wissen, dass es mir unglaublich Leid tut, was da vorgefallen ist. Ich habe mich wie ein Arsch verhalten und dafür gibt es keine Rechtfertigung. Nur solltest du wissen, dass ich wirklich niemals vor hatte, dich zu verletzen, das war nie meine Absicht gewesen", fing ich an und war wirklich froh, dass unsere Freunde mit anderen Dingen beschäftigt waren und uns nun nicht unterbrachen.
An Harrys Gesichtsausdruck hatte sich nicht wirklich viel verändert, er wirkte immer noch sehr starr und aufmerksam. Wahrscheinlich hatte er mit so etwas schon gerechnet.
"Wieso hast du mich geküsst, wenn du keine wirklichen Gefühle für mich hast? Es war nicht nur ein Kuss, es wäre sogar fast mehr geworden, wenn ich es nicht unterbrochen hätte-"
"Weil ich mich einsam gefühlt habe!", unterbrach ich ihn wahrscheinlich etwas zu laut, doch irgendwo musste ich ja anfangen und es brachte ihn tatsächlich dazu, zu stoppen und mir erneut seine Aufmerksamkeit zu schenken. "Ich weiß, dass du und Amalia euch die Mühe gemacht habt, mich von Alec abzulenken und es hat ja auch funktioniert, wenn ihr dabei wart. Aber Abends lag ich alleine im Bett und es tat so weh.. ich wollte einfach mal wieder Nähe spüren und dann war da dieses tolle Gefühl, als du mich beim Konzert geküsst hast..", ich wurde wieder leiser und sprach langsamer, um mehr Zeit dafür zu haben, nachzudenken, was ich ihm jetzt erklären sollte. Meine Gefühle ihm gegenüber konnte ich nicht in Worte fassen, zumindest nicht in Worte die ihm zeigen würden, wieso ich so gehandelt habe, wie ich es getan hatte. "Es hat sich so.. vertraut angefühlt und alles wirkte plötzlich so.. befreiend.." Ich schüttelte den Kopf, komplett fertig mit meinen Worten und Gedanken und trotzdem sah ich in seinem Gesicht, dass es nicht auszureichen schien.
"Wieso bist du gegangen, als ich dir meine Gefühle geschildert habe? Es war so verletzend zu sehen, wie du danach ins Auto deines Abusiven Freundes steigst und mir nicht einen Blick mehr geschenkt hast", meinte Harry nun, aber zumindest sah er nicht mehr ganz so wütend aus.
"Weil ich überfordert war..", gab ich zu und zuckte unwissend mit den Schultern, ehe ich seufzte. "Ich wollte Nähe ohne Verpflichtung spüren, mich einfach mal wieder rundum wohl fühlen. Doch dann wurde mir bewusst, dass, obwohl ich etwas für dich fühle, es nicht das ist, was du gerade fühlst und das es dich verletzen würde. Das heißt nicht, dass es das niemals sein könnte, es heißt nur, dass es jetzt zu früh ist und ich einen Freund brauche.. Es tut mir so weh, wenn du abweisend zu mir bist und ich vermisse dich schrecklich Harry." Meine Stimme brach und ich spürte die Tränen, wie sie sich den Weg in meine Augen suchten, obwohl ich versuchte, diese zurückzuhalten.
Viel zu lange herrschte danach eine Stille, die mich innerlich zerriss, da ich nun endlich wissen wollte, ob alles wieder okay war. Nicht gut, aber okay, denn dann könnten wir wenigstens daran arbeiten. Und nur weil ich jetzt noch keine Liebe für Harry empfinde, heißt es ja nicht, dass ich diese niemals empfinden würde, denn ich wusste ja, dass da etwas war. Etwas starkes, was aber einfach noch Zeit brauchte. Um über Alec und seine Misshandlungen hinweg zu kommen, um dann durch Harry noch stärker zu werden.
"Bitte.. verzeih mir", hauchte ich nun also leise und gebrochen, ehe ich nach seiner Hand griff und sein Blick nun von meinem Gesicht, zu unseren Händen wanderte. "Lass mich dir beweisen, dass es mir Leid tut und das ich einfach nur etwas Zeit brauche, um über meine letzte Beziehung hinwegzukommen.. Denn das wäre es doch gewesen, was du gewollt hättest, oder?"
"Ich möchte dich, Louis. Ich brauche keinen festen Status für das, aber ich möchte wissen, dass du nicht bei jedem Konflikt zu deinem Exfreund rennst, denn das hilft keinem weiter. Auch er muss die Chance bekommen, über dich hinwegzukommen." Harry nahm seine Hand unter meiner weg und fuhr sich damit einmal durch die Haare, ehe er den letzten Schluck seiner Cola trank und das Glas dann wegschob. "Danke, dass du es mir erklärt hast."
"Danke, dass du mich erklären lassen hast", gab ich zurück und nickte, um all das zu bestätigen, was er davor gesagt hatte. Ich würde jetzt nicht aufbringen, dass ich bei Alec sowieso verschissen hatte, denn das war jetzt nicht das Thema. Harry und ich waren das Thema. "Können wir wieder Freunde sein?"
"Wie stellst du dir das vor, Louis?", fragte Harry abwertend und lachte etwas sarkastisch auf. "Du weißt über meine Gefühle zu dir Bescheid, glaubst du echt, wir könnten einfach nur Freunde sein? Jetzt wo ich weiß, wie es sich anfühlt, dich zu küssen?" Harry Klang verletzt und für einen kurzen Moment fuhr sein Blick zu meinen Lippen, ehe er wieder zu unseren Freunden sah und den Kopf schüttelte.
"Du musst mir nur Zeit geben", sagte ich schnell und drehte meinen Körper mehr zu ihm. "Gib mir Zeit, um meine Gefühle zu ordnen und dann werden wir sehen, wohin das führt. Ich brauche dich Harry.. jetzt wo ich dich endlich wieder meinen Freund nennen konnte.."
"Okay", unterbrach er mich und ich blickte erstaunt auf.
"Okay?", fragte ich aufgeregt und Harry lachte kurz, ehe er nickte.
"Okay. Aber ich kann nicht ewig warten, dass tue ich bereits seit ein paar Jahren."
Ich quiekte einmal vor Freude auf, ehe ich mich einfach in seine Arme warf und mein Gesicht in seinem Nacken vergrub. Er war anscheinend so verwirrt, dass seine Arme erst Sekunden später den Weg um meinen Rücken fanden und er mich letztendlich noch näher an sich drückte, weswegen ein glückliches lächeln auf meine Lippen trat. Mein Herz fühlte sich plötzlich so viel leichter an und mein Bauch kribbelte vor Freude, da er diese schon so lange nicht mehr empfinden konnte.
"Danke", flüsterte ich in seinen Nacken und umarmte ihn noch fester, ehe ich mich langsam löste und mich wieder auf meinem Stuhl niederließ.
"Das wird die anderen aber freuen", murmelte Harry mit einem leichten schmunzeln im Mundwinkel und auch mein Blick wanderte zu unseren Freunden, die immer wieder unauffällig zu uns schauen wollten, was nicht wirklich funktionierte.
"Die anderen sind mir egal.. ich wollte das für uns klären. Sie sind nur ein Bonus", gab ich zu und Harry schüttelte lachend den Kopf, ehe ich ihm ein wenig meines Biers in sein leeres Colaglas kippte, wir unsere Gläser erhoben und dann anstießen.
[...]
Das lief doch gut, oder nicht? Ist Harry zu schnell eingeknickt?
Könnt ihr Louis nun auch etwas besser verstehen, oder hat er immer noch überreagiert?
Mir fehlen die Kommentare zum anspornen ein bisschen.. Falls euch die Finger nicht weh tun, würde ich mich über eine kleine Rückmeldung wirklich freuen :) ❤️
xoxo Michelle
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