Kapitel Sechs

"Ich bin mir immer noch nicht so ganz sicher", murmelte Harry, als wir mit der Band, Amalia und Alec in der Reihe zum Club standen.

Es hatte seine Zeit gebraucht, bis Alec mich überredet hatte, ihn jetzt schon vor diese Herausforderung zu stellen. Doch er hatte mir versichert, dass er das jetzt schon könnte und ich ihm einfach vertrauen sollte; und das tat ich natürlich. Der einzige der noch weniger überzeugt schien, war Harry, welcher somit noch angespannter war, als sonst schon. Man konnte ihm ansehen, wie unwohl er sich fühlte und das, obwohl er ja öfter feiern ging.

"Es wird alles gut gehen", versprach ich ihm und drückte kurz seine Hand, die an seiner Seite baumelte. "Er hat es versprochen."

"Ich will einfach nicht, dass du enttäuscht wirst."

Noch bevor ich antworten konnte, stand mein Freund wieder neben mir und schlang seinen Arm um meine Hüfte. Ein glückliches lächeln auf den Lippen, während er von all den strahlenden Farben angeleuchtet wurde, die der Club ausstrahlte. Mein Herz begann schneller zu schlagen, als ich begriff, dass er sich wirklich ändern wollte. Das er mich so sehr liebte, dass er mit etwas aufhören wollte, was ihm sonst so einen Spaß bereitete.

"Ich liebe dich", flüsterte er mir ins Ohr, küsste danach sanft meine Schläfe und ich ließ mich in seine Umarmung fallen, ehe ich Harry einen Blick zuwarf, der einfach nicht ganz zu entziffern war.

Kennt ihr diese Mauern, in den Augen anderer? Wenn sie alle Gefühle einschließen und für niemanden sichtbar machen wollten?

"Ich liebe dich auch", antwortete ich also, ohne den Blick von Harry abzuwenden, ehe ich seufzte und dann doch zu meinem Freund sah. "Wir sind dran."

*****

"Will Harry gar nicht tanzen?", fragte mich Amalia nach einer Weile, die wir beide schon auf der Tanzfläche verbracht hatten. Teilweise hatte sich mein Freund dazu gesellt, doch jetzt gerade saß er mit Tim auf den Barhockern, und trotzdem waren die beiden ziemlich weit entfernt von Harry. Oder Harry hatte sich von Ihnen entfernt; je nachdem, wie man es sehen möchte.

Tatsächlich hatte sich Alec bisher an seinen Plan gehalten. Ich denke aber, dass es ihm einfacher fiel, da die ganze Truppe keinen Alkohol trank und seine Mannschaft nicht dabei war, die ihn förmlich dazu nötigte, sich zu betrinken. Trotzdem schien er Spaß zu haben, suchte immer mal wieder mit seinen Blicken nach mir, damit ich nicht verloren ging und grinste dann in sein Cola-Glas hinein, wenn ich seinen Blick erwiderte.

"Weiß nicht", ich zuckte mit den Schultern und sah zu Harry, welcher gerade auf den Boden blickte. "Ich gehe ihn mal fragen", sagte ich laut in ihr Ohr und sofort wurde mein Platz von Amy eingenommen, die nun ausgelassen mit Amalia tanzte.

Ich kämpfte mich also durch die Menge an Menschen bis zu der Bar vor, versuchte, von den Blicken meines Freundes verschont zu bleiben und gesellte mich dann neben Harry, welcher meine Ankunft direkt bemerkte.

"Na", sagte er gerade so laut, dass ich es bei genauem hinhören verstehen konnte.

"Na." Ich grinste bei seinem Gesichtsausdruck, als ich seine stumpfe Begrüßung ebenso erwiderte. Mit einem Handgriff hatte ich ihm die Cola aus der Hand genommen, einen Schluck getrunken und mitbekommen, wie er grinsend die Augen verdrehte, ehe er mir sein Glas wieder abnahm. "Kommst du mit tanzen?"

"Ich tanze nicht."

Natürlich nicht. Nun war es an mir, die Augen zu verdrehen, und kurz darauf meinen Hundeblick aufzusetzen.

"Bitte bitte. Dann hast du einen Wunsch frei", grinste ich und wackelte mit den Augenbrauen, woraufhin Harry laut lachte.

Dieser Fakt ließ mich glücklich aufatmen, da er plötzlich viel offener und näher schien, als noch vor ein paar Minuten. Außerdem wusste ich, dass dieser Wunsch niemals eingelöst werden würde und somit fiel es mir leicht, diese Erpressung zu nutzen. Tatsächlich trank Harry in einem Satz seine Cola leer, gab sie dem Barkeeper und nickte dankend, ehe er näher an mich trat und seine Lippen an mein Ohr legte.

"Dann löse ich den Wunsch erst ein und dann gehen wir tanzen."

"Versprochen?"

Skeptisch sah ich ihn an, doch er nickte selbstverständlich und legte seine Hände an meinen unteren Rücken, um mich ein wenig vorzuschieben. Da wir an meinem Freund und Tim vorbei gingen, drückte ich Alec einen schnellen Kuss auf die Lippen, der dadurch ein wenig verwirrt schien, aber nichts weiter dazu sagte oder unternahm.

Erst als Harry und ich in der Außenlage des Clubs standen, wo es deutlich ruhiger war, fiel mir auf, dass Harry seinen 'Wunsch' gar nicht geäußert hatte. Doch ich vertraute ihm, immerhin hatten wir uns in den letzten zwei Wochen oft gesehen und miteinander geschrieben. Er hielt sich zwar sehr mit privatem zurück und man schien immer nur kleine Fetzen von dem zu erhaschen, was in seinem Leben vor sich geht, aber diese saugte ich unfassbar gerne auf. Es fühlte sich einfach wirklich gut an, ein Stück Kindheit mit ihm zurückzugewinnen.

"Was machen wir hier draußen?", fragte ich ihn, sobald wir uns auf einer Bank außerhalb niedergelassen hatten und er seine Hände miteinander verknotete.

"Ich musste da einfach mal für ein paar Minuten raus. Ich gehe nicht so gerne feiern", gab er leise zu, schenkte mir ein leichtes lächeln und atmete einmal tief aus.

"Aber du bist doch öfter hier? Ich habe dich zumindest schon öfter hier gesehen." Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen, ehe ein leichter Windzug kam, der mich frösteln ließ. Hoffend, dass die Gänsehaut von Harry unbemerkt blieb, rutschte ich näher an ihn heran und versuchte meine Körperfläche zu verkleinern, indem ich auch meine Arme dicht an meinen Körper presste.

"Ja, aber dafür gab es eigentlich nur zwei Gründe."

"Die wären?"

"Einmal Niall. Er hat zwar viele andere Freunde, aber irgendwie scheint er trotzdem nie etwas ohne mich machen zu wollen", er schaute mich wieder grinsend an und für einen Augenblick, schien er ganz wo anders, ehe er weiter redete. "Irgendwie, erinnert mich Niall an dich. Ihr seid beide so vernarrt in Menschen.. ich verstehe das nicht."

"Wieso nicht? Es ist doch toll, viele Menschen um sich zu haben und sich nicht einsam fühlen zu müssen", gab ich bedrückt zurück und mochte es irgendwie überhaupt nicht, in welche Richtung sich das Ganze hier entwickelte. Ich wollte ihn lächeln sehen.

"Menschen sind grausam. Sie sind von Natur aus grausam", sagte Harry angewidert und zog die Augenbrauen zusammen, sodass sich die Sorgenfalte auf seiner Stirn zeigte, die er schon als Kind gehabt hatte. "Nicht nur mit dem, was sie Tieren und der Umwelt antun, nein auch mit dem, was sie einander antun. Ich fühle mich nicht wohl bei Menschen. Ich bin weniger einsam, wenn ich alleine bin."

"Hör auf. Du klingst so traurig", meinte ich darauf. Ich war gerade nicht in der Stimmung, traurige innige Gespräche zu führen. "Außerdem hast du mir den zweiten Grund noch nicht genannt." Ich lächelte leicht, wollte somit die Stimmung etwas aufbauen und ihm außerdem zeigen, dass ich wirklich daran interessiert war, es zu erfahren.

"Lass uns rein gehen. Ich schulde dir noch einen Tanz", sagte er stattdessen, stand auf und hielt mir seine Hand hin, die ich kichernd ergriff und mich dann von meinem Platz zog.

"Nicht so kitschig Edward."

Grinsend verdrehte er die Augen, ließ meine Hand wieder los und wir beide gingen nebeneinander her, in den Club zurück, wo Alec anscheinend schon gewartet hatte. Seine Miene hellte sich auf, sobald mein Blick den seinen streifte und ich konnte es mir nicht nehmen lassen, vor dem Tanzen, noch einen Abstecher zu ihm zu machen.

"Was habt ihr gemacht?", fragte er mich, sobald ich bei ihm angekommen war und umfasste wieder meine Hüfte, um mit seinem Daumen sanft über die freigelegte Haut unter meinem T-Shirt zu streichen.

Selbst jetzt, wenn er saß, was er größer als ich.

"Geredet", gab ich knapp zurück, strich ihm die Haare aus dem Gesicht und küsste ihn kurz. "Schläfst du heute bei mir?"

Lächelnd nickte er, küsste mich auch noch einmal und dann befreite ich mich aus seinem Griff, um zu Harry auf die Tanzfläche zu gehen, welcher schon von Amalia und Amy eingenommen wurde. Während sich die beiden prächtig zu amüsieren schienen, war Harry immer noch ziemlich unsicher und schien vollkommen überfordert damit, was er tun sollte. Hilfesuchend blickte er zu mir und ich lachte nur laut los, ehe ich begann wie ein verrückter um ihn herum zu hüpfen und zu tanzen, was die Stimmung ganz schön aufhellte.

Ja, die Kindheit neu aufleben lassen.

[...]

So so, den zweiten Grund hat Harry also ausgelassen... Ich denke aber, dass ihr euch diese Frage selbst beantworten konntet :3

Bis jetzt scheint Alec sich ja sehr gut zu schlagen.. denkt ihr, er wird es schaffen? Oder trinkt ihr auch mehr, wenn ihr mit Menschen unterwegs seid, die ebenfalls trinken?

Durch das Gewitter gestern, ist es zum Glück abgekühlt und ich fühle mich gleich ein wenig fitter. Die letzten Tage konnte ich wirklich nichts machen und deswegen, auch erst jetzt updaten. Es war cool zu schreiben, während man dem Regen zuhören konnte :)

Danke für die vielen Kommentare, die ein paar Personen von euch da lassen. Vielleicht können sich ja noch ein paar mehr aufraffen :3

Lasst mir was kleines da ❤️

xoxo Michelle

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