Kapitel Neun
"Das funktioniert einfach nicht", seufzte ich genervt und fuhr mir wütend durch die Haare, als ich zum gefühlt hundertsten Mal die falschen Saiten gespielt hatte.
Keiner der anderen schien es wirklich mitzubekommen und sah mich deswegen einfach nur verwundert an, während ich nur den Kopf schüttelte. Niemand sagte ein Wort, als ich die Gitarre ablegte und mein Kopf in meinen Händen vergrub, ich hörte lediglich wie Harry neben mir aufstand und sich räusperte.
"Vielleicht sollten wir für heute Schluss machen. Wir werden alle müde."
Ich hörte ein zustimmendes murmeln der anderen, traute mich jedoch immer noch nicht, aus meinen Händen wieder aufzusehen. Stattdessen wartete ich, bis ich mir ausmalen konnte, wie alle anderen außer Harry den Raum verließen und ich endlich mit ihm alleine war. Kurz darauf spürte ich auch seine Hand, die sich um meinen Unterarm schlang und somit meine Hände von meinem Gesicht entfernte.
"Lou-"
"Ich bin einfach nicht gut genug", seufzte ich und fühlte mich erbärmlich damit, wie ich offensichtlich was anderes von ihm hören wollte.
Sein Blick wurde weicher und er strich vorsichtig über meinen Arm, während ich ihn etwas überfordert anschaute.
"Du bist so unfassbar gut, Louis", gab er zurück und wirkte mit seiner ruhigen Stimme so sicher, dass ich mich von Grund auf besser fühlte. "Ich glaube, du machst dich einfach zu verrückt und deswegen verspielst du dich. Du denkst zu viel nach. Lass doch einfach dein Herz spielen und ich kann dir versprechen, das alles gut laufen wird."
"Ich habe einfach Angst, dass ihr mich raus schmeißt, wenn ich etwas falsch spiele."
"Das wird natürlich nicht passieren." Harry zog seine Augenbrauen zusammen und schüttelte den Kopf. "Wir passen alle aufeinander auf und glaub mir, es sind alle begeistert von dir. Keiner würde dich rausschmeißen, außer, du ziehst dir vor dem Auftritt einen Drogen-Cocktail rein und kannst keinen einzigen Ton mehr spielen." Er stand auf und hielt mir seine Hand hin, die ich kurz darauf ergriff und mich dann in seine Arme ziehen ließ. Ich hörte sein Herz schlagen, als ich mich in seiner Halsbeuge vergrub die Sicherheit aufnahm, die er mir spendete. "Denk dran, Alec wird da sein und ich werde auch die ganze Zeit hinter dir stehen. Wenn du dich unsicher fühlst, sieh einfach zu mir."
Ich löste mich von ihm und lächelte ihn dankbar an, ehe ich nickte und tief durchatmete. Ja, vielleicht hatte er Recht und es würde wirklich alles gut gehen. Ich musste einfach damit aufhören, immer alles perfekt machen zu wollen, denn damit wurde es irgendwie nur noch schlimmer.
"Danke Harry."
"Natürlich. Willst du noch mit zu mir kommen? Meine Mum würde dich wirklich gern mal wieder sehen. Sie liegt mir damit in den Ohren, seitdem ich erzählt habe, dass wir beide sozusagen wieder Freunde sind."
"Sozusagen?", fragte ich gespielt empört und stemmte die Hände in meine Hüfte, ehe ich angeblich beleidigt von ihm weg stampfte.
"Du Drama-Queen", grinste Harry, schulterte seine Tasche und übergab mir im selben Zug meine, die ich von ihm annahm und ihn danach dankend anlächelte. "Was ist nun, kommst du mit?"
"Ja natürlich, ich würde Anne auch gerne mal wieder sehen. Und natürlich dein Zimmer."
Bestätigend nickten wir beide und verließen kurz darauf den Musikraum der Schule, wo der Hausmeister bereits wartete, um nach uns abschließen zu können. Wir nickten uns zum Abschied zu und automatisch erleichterte es mich, dass ich nun mit dem Auto gefahren wurde anstatt mit dem Bus fahren zu müssen. Ich hatte zwar nichts dagegen und sah es auch nicht in der Not, mir ein eigenes Auto zu kaufen oder den Führerschein zu machen, meine Lieblingsbeschäftigung war es aber trotzdem nicht.
"Ist das dein eigenes Auto?", fragte ich Harry, sobald ich mich auf den Beifahrersitz plumpsen ließ und mich umsah. Ich war ja noch nicht bei ihm mitgefahren und fand es immer wieder interessant, wie unterschiedlich schon die Leute in meinem Alter fahren. Die einen waren unglaublich vorsichtig; wie zum Beispiel Amalia und Luke gehörte zu denen, die schon zwei mal geblitzt wurden und trotzdem noch zu schnell fuhren. Dadurch das ich mich schon öfter bei ihm beschwert hatte, weil es nicht unbedingt dabei half, mich im Auto sicher zu führen, verhielt er sich nun sozialer im Straßenverkehr, wenn ich neben ihm saß.
"Ja", antwortete er stolz und ich konnte trotz der Seitenansicht, seine Grübchen in den Wangen erkennen. "Meine Mum und ich haben uns Anfangs ein Auto geteilt, aber dann ist uns aufgefallen, dass es mir nicht wirklich viel bringt. Immer wenn ich es gebraucht hätte, war sie arbeiten und lediglich am Wochenende manchmal zu fahren, fördert meine Fahrkünste auch nicht. Also haben wir uns zusammengesetzt, ein bisschen im Internet geschaut und dann war es eigentlich schon entschieden."
"Es ist wirklich beängstigend, dass du jetzt schon Auto fährst.."
Meine Stimme klang bedrückt, weswegen Harry mir einen kurzen Seitenblick zuwarf und dann mit den Schulter zuckte.
"Die Zeit vergeht echt viel zu schnell."
"Ich bin so ein Idiot", seufzte ich und schüttelte, von mir enttäuscht, den Kopf und sah aus dem Fenster.
"Bist du nicht, hör auf so was zu sagen", ermahnte mich Harry, "An so etwas sind immer zwei Schuld. Hätte ich dir damals nicht das Gefühl gegeben, dass ich der einzige Freund für dich sein darf, dann wäre es auch anders gelaufen."
"Und trotzdem schauen mich die meisten davon nicht mal mehr mit dem Arsch an." Ich klang wütender als ich eigentlich wollte und doch, konnte ich nichts daran ändern. Wenn ich im Kopf hatte, dass ich wegen so selbstsüchtigen Menschen meine Freundschaft mit Harry in Gefahr gebracht hatte, konnte ich nur wütend werden. Schulfreunde schön und gut, aber ein Nicken in der Stadt schadet nun wirklich niemandem. "Danke, dass du mir verziehen hast."
"Jetzt halt die Klappe", grinste Harry und drehte an dem Lautstärken-Regler, um das Radio lauter zu stellen. Kurz darauf begann er, ebenso laut mitzusingen und stupste mich immer wieder an, bis ich ihm damit folgen würde.
Mit einem großen grinsen auf dem Gesicht, sah ich auf dieses Geschehen und könnte vor Freude in die Luft gehen, wenn mir bewusst wird, wie mein Leben gerade verläuft. Mein Freund versuchte für mich mit dem Alkohol aufzuhören, was bedeutet, dass er einfach nur der liebevollste Mensch auf Erden für mich ist. Ich konnte endlich meiner Leidenschaft zum Musik machen vollkommen nachgehen und hatte Menschen gefunden, die diese Leidenschaft mit mir teilen und durch welche das Spielen nur noch mehr Spaß macht. Im gleichen Atemzug habe ich meinen besten Freund wiedergefunden, der nun wieder eine größere Rolle in meinem Leben spielt und den ich auch nicht vorhatte, wieder gehen zu lassen.
Alles in allem, lief gerade alles perfekt und ich versuchte die Angst davor, dass dies jeder Zeit zunichte gemacht werden könnte, einfach für diesen Moment zu verdrängen.
[...]
Hello Freunde der Sonne und des Mondes
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen? Harry und Louis bauen ihre Freundschaft tatsächlich aus und bei Alec scheint auch alles bestens zu sein.
Ich habe es noch nicht überarbeitet, das mache ich erst später, aber ich wollte unbedingt updaten. Außerdem habe ich eine neue Geschichte veröffentlicht; sie heißt „Lost in the woods" und ist ebenfalls auf dem Account zu finden. Ich werde versuchen, diese beiden Geschichten immer gleichzeitig zu updaten also wer Bock hat, kann gerne mal reinschauen :) ❤️
Lasst mir was kleines da ❤️
xoxo Michelle
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