Kapitel Dreiunddreißig
Sternchen nicht vergessen ❤️
"Okay", fing ich langsam an, "vorerst möchte ich, dass du weißt, dass ich dich nicht hasse. Ich weiß, das du dir vorstellen könntest, dass ich es tue, aber dem ist nicht so. Als ich dir das an den Kopf geworfen habe, war ich einfach so verdammt wütend auf alles und jeden; hauptsächlich aber auf mich und du warst eben genau in diesem Moment da. Ich könnte dich niemals hassen."
"Du hast Recht, es hat für mich in diesem Moment Sinn gemacht", meinte er bitter und schüttelte mit einem traurigen lächeln den Kopf. "Ich hab dir so viel Leid angetan... du könntest mehr tun, als mich nur zu hassen."
"Alec-"
"Zayn hat mir zwar gleich gesagt, dass du das nicht Ernst gemeint hast, aber das war nicht einmal das schlimmste in diesem Moment. Es war einfach das Gefühl, dich damit für immer verloren zu haben." Er biss die Zähne aufeinander und wandte den Blick von mir ab, um auf seine Hände in seinem Schoß zu sehen. "Als ich mich von dir getrennt habe, hatte ich trotzdem nie das Gefühl, dass ich dich aus meinem Leben streichen würde. Aber als du aus dem Auto gestiegen bist und.. in dem Moment dachte ich mir nur 'Scheiße, jetzt hast du ihn endgültig verloren'. Und ich hätte dir deswegen nicht einmal böse sein können, weil du diesen Schritt schon viel früher hättest machen sollen."
"Hältst du deswegen von uns allen Abstand? Weil du denkst, dass du ein schlechter Mensch bist?" Ich runzelte die Stirn, um ihm zu zeigen, wie absurd das war. Niemals würden wir denken, dass er aufgrund dieser Taten ein schlechter Mensch ist, denn natürlich, kennen wir ihn auch anders. Zayn hatte ja nicht einmal etwas von dieser Seite gewusst.
"Nicht direkt. Ich halte Abstand weil..", er seufzte und kniff die Augen zusammen, um wahrscheinlich nicht zu weinen. Tatsächlich hielt ich die Tränen bisher tapfer zurück und das schien auch noch eine ganze Weile so weitergehen zu können. "Ich halte Abstand von euch, weil es mir weh tut zu sehen, wie ihr alle zusammen Schritte vorwärts geht und ich immer öfter einen zurück. Dadurch wird der Abstand noch größer und ich dachte, wortwörtlich, dass es einfacher sein würde, wenn ich mich einfach umdrehe und euch gar nicht mehr sehe."
Diese bildliche Darstellung seiner Sichtweise brachte mich dazu zu schlucken, ehe nun auch ich meinen Blick von ihm abwandte und zur Tür blickte. Ich hatte ihn nie so unsicher eingeschätzt, immerhin wusste er doch, wie viel er nicht nur Zayn, sondern auch Liam und mit bedeutete. Liam versuchte ja sogar, Kontakt mit ihm zu halten und wurde dabei bitter enttäuscht. Ich war mir also sicher, dass es etwas mit seiner Therapie zu tun haben musste.
"Es tut mir Leid, wenn es für dich so rüber kommt, als hätten wir dich alle alleine gelassen", gab ich also betrübt zu und griff nach seinem Unterarm, welcher sich daraufhin sofort anspannte, weswegen ich meine Hand wieder weg nahm und seufzte. "Wie läuft denn die Therapie so? Hat man schon etwas herausgefunden?"
"Eine ganze Menge sogar..", murmelte er und rückte wieder ein Stück von mir weg, wahrscheinlich, weil ihm unsere Nähe nun bewusst geworden war, jetzt, wo ich ihn berührt hatte. Ich versuchte wirklich, mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich das verletzte.
"Möchtest du mir davon erzählen? Vielleicht tut es ganz gut, mal jemandem davon zu erzählen?", meinte ich und versuchte mich an einem aufmunternden lächeln, welches jedoch von meinem Exfreund nicht erwidert wurde. Stattdessen nickte er lediglich und schien kurz zu überlegen, ehe er mich wieder ansah.
"Ich weiß nun, das mein leiblicher Vater abgehauen ist, als ich ein kleines Kind war. Meine Mum hatte mir ja immer nur erzählt, dass es Meinungsverschiedenheiten gab, aber damit hat sie sowas von untertrieben." Er lachte bitter und schüttelte den Kopf, so als könnte er es selbst nicht glauben, was er mir jetzt gleich erzählen würde. "Mein leiblicher Vater hat ebenfalls getrunken und meine Mutter des öfteren.. verletzt", er machte eine kurze Pause und sah auf seine Finger, "wenn er wütend war. Meine Mum dachte immer, dass sie es mir nicht erzählen muss, weil ich noch so jung war und sie immer dachte das.. das ich mich daran nicht erinnern kann. Und das kann ich auch nicht, also, nicht direkt." Er stoppte und ich wusste schon was er meinte, trotzdem blieb ich weiterhin still und hörte ihm zu, während er anscheinend seine Sätze im Kopf sortierte und einmal aufseufzte. "Mein Therapeut meint, dass diese Erinnerungen ganz tief in meinem inneren verankert sind und lediglich hochkommen, wenn ich trinke. Also, nicht direkt die Erinnerungen, aber das 'Gewalt die einzig wahre Lösung ist' ", zitierte er seinen Therapeuten mit abschätziger Stimme.
"Aber wieso hast du mich verletzt, obwohl du mich geliebt hast? Ich hatte selten das Gefühl, dass ich irgendwas falsch gemacht habe, weswegen du mich jetzt..", ich konnte den Satz nicht beenden aber das musste ich auch gar nicht, denn Alec's schmerzverzerrter Blick zeigte, dass er bereits wusste, wovon ich sprach.
"Liebe. Obwohl ich dich liebe", verbesserte er mich und ich schluckte, als ich seinen Blick auf mir spürte und meinen nun stattdessen abwandte. "Meine Mum meinte, das mein leiblicher Vater sie auch geliebt hat. Keine Ahnung, mein Therapeut sagte, dass nicht unbedingt du in dem Moment der Auslöser bist, sondern eher mein.. Boxsack? Ich weiß nicht, so weit sind wir noch nicht.." Er klang so verletzt, dass es mir im Herzen weh tat und ich wollte ihm irgendwie Trost spenden, wusste aber nicht, was zu weit ging und was in Ordnung war. Deswegen verband ich einfach meine Finger miteinander und behielt meinen Blick auf eben diesen.
"Hätte ich irgendwas anders machen können?", fragte ich mehr mich selbst, als tatsächlich ihn und sah wieder nach oben, um in seine dunklen Augen zu sehen, die nun schon fast liebevoll wirkten, als er langsam den Kopf schüttelte.
"Du hast nie etwas falsch gemacht. Naja, außer dir eben einen Freund auszusuchen, der im inneren ein Monster ist."
"Du bist kein Monster." Meine Stimme klang überzeugt, denn das war ich. Ja, er hatte mir schreckliche Dinge angetan, aber jetzt war klar, dass es nicht nur seine Schuld war und ansonsten zeigten seine Aktionen ja mehr als deutlich, dass er eben kein Monster war, sondern lediglich Pech in seinem Leben hatte und naja.. hatten wir das nicht alle schonmal?
"Ich wünschte, ich hätte für dich ein besserer Mensch sein können", flüsterte er und als sein Blick zu meinen Lippen wanderte, wartete ich auf das Bauchkribbeln, welches nicht erschien. Stattdessen machte sich Unbehagen in mir breit, ein Gefühl, welches ich bei ihm noch nie verspürt hatte.
"Du bist einer der besten Menschen, du musst es nur aufarbeiten." Meine Stimme war ebenfalls leise und meine Augen trafen auf seine, die sich so vertraut anfühlten.
Aber.. auf eine andere Art und Weise. Eine freundschaftliche Art und Weise. Und als sein Gesicht meinem wieder näher kam, handelte mein Körper schneller als mein Hirn und ich stand vom Bett auf, um mit dem Rücken zu meinem Exfreund zu stehen und einmal tief durchzuatmen.
Kein Bauchkribbeln, keine Gänsehaut. Wohlbefinden, ja, aber ich wollte ihm nicht mehr auf eine andere Art und Weise nah sein.
"Ich habe verloren, oder?" Seine Stimme klang weit weg, obwohl er lediglich einen Meter von mir entfernt saß. "Ich weiß, ich habe gesagt du sollst dir lieber jemand anderen suchen, aber ich hatte immer etwas Hoffnung das..-"
"Es tut mir so Leid", unterbrach ich ihn und drehte mich zu ihm um, doch er schüttelte nur traurig den Kopf und lächelte dabei.
"Alles gut. Also ich meine, natürlich tut es weh aber.. ich werde klarkommen müssen. Ihr passt wirklich gut zusammen. Du und Harry." Er stand auf und öffnete seine Zimmer Tür, was für mich ein deutliches Zeichen war, dass ich gehen sollte. "Danke das du hergekommen bist."
"Der Abstand wird bleiben, hmm?", murmelte ich, als ich mich in Bewegung setzte und kurz im Türrahmen stehen blieb.
"Zeit heilt alle Wunden." Er lächelte. "Wir sehen uns, Louis."
Ich machte Anstalten dazu, ihn zu umarmen, doch ich konnte in seinem Blick und seiner Körpersprache lesen, dass er dies nicht wollte und das war für mich absolut verständlich, wenn auch, ich mir eine Umarmung wirklich gewünscht hatte.
Aber wenigstens, war ich mir einer Sache jetzt sicher.
*****
"Harry", rief ich über den Spielplatz, als ich ihn bereits auf der Vogelnestschaukel sitzen sah und sofort blickte er auf, welches das kribbeln in meinem Bauch verstärkte, das auf dem Weg hier hin gar nicht aufhören wollte.
Natürlich hatte ich Harry sofort geschrieben, dass wir uns treffen mussten und er war extra zum Spielplatz in der Nähe von Alec's Haus gefahren, damit ich nicht so weit laufen oder den Bus nehmen musste. Ich war mir nicht sicher, was er von meinem Besuch bei meinem Exfreund hielt, aber bisher hatte er einfach nur sein strahlendes lächeln auf den Lippen, welches mich unglaublich glücklich machte.
Ich schmiss mich auf seinen Schoß und somit in seine Arme, woraufhin er lachen musste und mir sofort eine Gänsehaut beschaffte, als sein Atem meinen Nacken striff.
"Was verschafft mir die Ehre?", fragte er lachend und als ich mich aus der Umarmung löste, strich er mir ein paar meiner Haare aus dem Gesicht und sah mich verträumt an, woraufhin ich nach seiner anderen Hand griff und diese fest drückte.
"Ich bin mir jetzt sicher", antwortete ich freudestrahlend und Harrys Blick wurde fragend, während ich mir kurz auf die Unterlippe biss, um mein grinsen zu verdecken.
"Sicher womit?"
"Ich war bei Alec und.. er hat versucht mich zu küssen. Also nicht direkt versucht, aber ich glaube, dass er es vor hatte und es hat sich.. falsch angefühlt." Ich sah auf, direkt in Harrys grüne Augen, welche mich nun fast schon beschämt anschauten und lächelte leicht. "Es hat sich nicht so angefühlt, wie bei dir. Es war-"
"Ich muss dir etwas erzählen", gestand Harry und unterbrach mich deswegen, weswegen ich eine Augenbraue hob und ihn verwirrt ansah.
"Jetzt? Ist das wirklich so wichtig? Ich versuche gerade-"
"Ja, es ist wichtig. Es ist etwas passiert, was ich dir erzählen muss, bevor du weiterredest.."
[...]
Ich glaube, das war das längste Kapitel bisher.
Wie fandet ihr das Gespräch zwischen Louis und Alec?
Und natürlich.. ganz wichtige Frage.. was könnte Harry Louis erzählen wollen?
Lasst mal ein paar Vermutungen da (:
Lots of love ❤️
xoxo Michelle
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