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Viel Spaß bei diesem Kapitel ✨
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Alec
Ich war immer noch komplett fertig mit den Nerven. Doch ich hievte mich zu meinem Drehstuhl. Ich wusste nicht wie lange ich geweint hatte. Aber ich verfluchte mich jetzt schon dafür. Tränen waren eine Schwäche und genau das wollte ich nicht sein. Schwach.
Eigentlich wollte ich heute nur meine Ruhe, doch es klopfte an meiner Tür. „Herein." Mr. Williams kam in das Büro. Er sah schlecht aus, ungefähr so wie ich. Komplett verheult, Augenringe und blass. Sofort machte ich mir sorgen. „Gideon, sie sehen genau so schlecht aus wie ich." Er versuchte zu Lächeln. Doch es klappte nicht wirklich. Auch ich konnte nicht Lächeln.
„Ich wollte spazieren gehen. Begleiten Sie mich ein Stück?" Da ich wusste das ich spätestens heute Abend die Kündigung erhalten würde, nickte ich nur.
Wenig später liefen wir neben einander. „Meine Frau ist vor ein paar Tagen gestorben. Sie hat den Kampf nicht geschafft. Ich fühl mich irgendwie leer." Mein ehemaliger Chef wirkte sonst immer stark und klug. Fast schon anbetungswürdig. Man hatte schon allein durch sein Auftreten immer Respekt vor ihm. Jetzt wirkte er so wie ich mich fühlte klein und gebrochen. Ich verstand ihn. Wer will schon seinen Partner an einer Krankheit verlieren? Ich hatte Respekt vor ihm. Denn wenn ich Magnus verlieren würde, dann wäre das ebenfalls mein Ende. Ich wäre zwar am Leben. Doch innerlich tot.
„Ihr letzter Wunsch war das ich weiter lebe und noch das mache was ich schon immer mal machen wollte. Es ist schwer ihren letzten Wunsch zu erfüllen, denn alles was ich wollte ist, das sie lebt, das sie keine Schmerzen hat, das sie glücklich ist."
Meine Tränen schossen mir wieder in die Augen. Es erinnerte mich an meinen kleinen Bruder Max, der mir ebenfalls von einer Krankheit genommen wurde. „Wissen sie noch. Dort wo sie jetzt ist, ist sie glücklich und hat keine Schmerzen. Sie lebt weiter in ihrem Herzen und solange das für Ihre Frau schlägt, wird sie immer bei Ihnen sein."
Genau das hatte mir Mr. Williams damals gesagt und tatsächlich lächelte er leicht. „Ich wusste das sie etwas beeindruckendes an sich haben. Schon als ich sie damals im Kaffee kennen gelernt hatte."
Flashback Anfang
Warum hatte ich mich nur für dieses Studium entschieden? Immer wieder stellte ich mir genau die Frage und immer wieder schossen mir die ganzen Antworten durch meinen Kopf. Es war mein Traumberuf und was tat man nicht alles dafür. Außerdem hatte ich einen sehr verständnisvollen Freund, der einen immer ermutigte. Gerade jetzt brauchte ich ihn. Doch er war gerade mit seinem eigenen Studium beschäftigt.
Deswegen saß ich auch in diesem kleinen Café am Rande von New York. Es war gemütlich und man hatte seine Ruhe.
Immer wieder versuchte ich mir Notizen zum Familienrecht zu machen. Aber die Paragraphen waren so kompliziert. Gerade zum Adoptionsgesetz. Eigentlich wollte ich nur schlafen aber das ging nicht. Ich musste das verstehen.
„Kann man ihnen helfen?" Vor meinem Tisch stand ein älterer Herr. Er trug ein Poloshirt und eine normale Jeans. Irgendwie wirkte er Respekt einflößend. Lächelnd schüttelte ich meinen Kopf. „Ich glaube hier könnte mir nur ein Anwalt helfen." Nun lächelte er auch und hielt mir seine Hand hin. „Rechtsanwalt Williams." Bei manchen Menschen würde jetzt der Mund aufklappen, denn das war wohl der beste und bekannteste Anwalt in ganz New York und Brooklyn. Er hatte Mandaten aus der ganzen Welt.
Ich erhob mich und schüttelte meine Hand. „Ich bin Alec. Es freut mich sie kennen zu lernen, eine wirkliche Ehre." Meine stimme war normal. Ich hasste dieses überhöfliche. „Ah, sind sie Gideon? Der viel zu gut für die ersten zwei Semester des Jura Studiums war und deswegen diese übersprungen hat?" Ich ließ mir meine Überraschung nicht anmerken. Das durfte man nie als Anwalt. „Ja, aber ich bevorzuge Alec." Ich deutete mit einer Hand an, das er Platz nehmen sollte, was er auch dann tat. „Ja und ich bevorzuge Gideon. Wo brauchen sie Hilfe?"
Damit erklärte ich ihm mein Problem und sofort half der mir. Ich mochte diesen Mann. Er war so weise und freundlich. Irgendwie hatte er was von einem Vater.
Flashback Ende
„Sie haben sich damals nichts anmerken lassen wen sie da gerade vor sich stehen hatten. Obwohl viele vor die Knie gegangen wären, waren sie so menschlich. Fast so wie ein Sohn dem man beim lernen hilft. Sie wissen das ich keine Kinder habe, deswegen war ich wahrscheinlich auch so sehr von ihnen eingenommen."
Leicht wurde ich rot. Ich mochte kein Lob und vor allem keine Komplimente. Natürlich wusste ich das Mr. Williams jetzt nichts mehr dazu hören wollte.
„Ich hab alles verhauen. Aber komplett alles."
Mein ehemaliger Chef musterte mich. „Naja wenigstens leben sie noch, also doch nicht komplett alles."
Er grinste mich an und auch ich musste leicht Lächeln. „Ich bin zwar am Leben aber gerade komplett zerrissen innerlich. Magnus und ich hatten so einen heftigen Streit und jetzt... wir wollen Abstand, also ich will das nicht. Ich brauch ihn."
Wieder musterte mich mein Chef. „Sie erinnern mich irgendwie an meine Frau und An mich selbst. Wenn wir jemanden lieben, dann richtig und nur einmal. Aber warum haben sie sich denn gestritten?"
Ich kannte seine Frau nicht, doch was er immer erzählt hatte, war sie wundervoll.
„Ich habe ihn angelogen und verletzt. Aber ich war so fertig von dem Aldertree, ich hab gelitten und habe mich dadurch entfernt. Ich habe mich in allen verrannt und wollte Magnus nicht belasten. Das war falsch. Ich bin mal wieder gegen eine Wand gerannt und eigentlich drückt mir Magnus immer Helm und Hammer in die Hand, doch das habe ich dieses Mal nicht zu gelassen. Er sollte sich auf seinen Job konzentrieren."
Ich wusste das ich Mr. Williams alles erzählen musste. Wir hatten das schon immer getan, uns alles erzählt. Nicht um einen Rat einzuholen sondern um darüber richtig nachdenken zu können.
„Wissen sie meine Frau wollte, das ich das mache worauf ich Lust habe und was ich schon immer mal machen wollte. Ich wollte in meinem ganzen Leben schon immer mal jemanden kündigen. Das habe ich vorhin mit diesem Aldertree gemacht."
Wieder zeigte sich keine Reaktion in meinem Gesicht. Doch mir fiel schon ein Stein vom Herzen. „Aber wie? Ich meine sie sind ja..." Schnell unterbrach er mich.
„Er hat das Kleingedruckte nicht gelesen. Er war nur mein Vertreter bis zu dem Zeitpunkt wo ich wieder einsteige. Ich habe ihn fristlos entlassen. Ich möchte wieder arbeiten. Das ist alles was ich will und sie werden mein Vertreter. Ich meine sie kennen fast alle meine Fälle."
Mr. Williams war tatsächlich wieder mein Chef. Das waren seit langem mal wieder gute Neuigkeiten.
„Wie sieht es eigentlich mit ihrer Verlobung aus?" Kurz lachte ich auf. Meine Beziehung stand gerade vor dem Ruin. „Warum fahren sie nicht zu Magnus, entschuldigen sich und fragen ihn gleich. Hören sie auf mich, ich habe gemerkt wie schnell die Zeit vergeht. Warten sie nicht auf den perfekten Moment, sondern nehmen Sie einen Augenblick und machen sie ihn einfach perfekt und wundervoll. Das Leben wird uns nie sagen können wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Das muss man schon selbst entscheiden. Also worauf warten sie?"
Ungläubig schaute ich meinen Chef an. „Sie bekommen sogar heute frei und morgen will ich im Büro alles wissen. Na los, Laufen sie schon los."
Kurz blieb ich stehen. Er hatte recht. Damit konnte ich Magnus beweisen das er alles war was ich wollte. Den Ring hatte ich auch einstecken. Kurz drückte ich meinen Chef einen Kuss auf die Stirn. Natürlich freundschaftlich. „Sie sind ein Held."
Damit rannte ich los. Wird doch jetzt alles wieder gut?
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Wie fandet ihr es? ✨
Lg an alle Leser
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