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„Hi, ... wer bist du denn? Ich habe dich noch nie gesehen. - Mein Name ist Lilly. Bist du nur zu Besuch oder wohnst du auch hier?"

Elian riss seinen Blick aus großen Augen von dem Fenster los und ließ ihn zu der hellen und aufgeweckt klingenden Mädchenstimme zu seiner Linken fliegen, während sich zur gleichen Zeit das Polster des Sofas senkte und ihm ein junges blondhaariges Mädchen, er schätzte sie so auf sieben oder acht Jahre, mit großen Locken und blauen Augen ansah und seinem Blick mit einem neugierigen standhielt.

Eli ließ seinen Kopf überrascht zur Seite kippen und runzelte die Stirn, ohne dass das schiefe Lächeln aus seinem Gesicht verschwand und lachte unterdrückt. „Oh - hey. - Lilly. Ich bin Elian.
Was machst du denn hier? Ich habe dich gar nicht hereinkommen hören."

„Meine Mama muss mit Mister Alarich sprechen, hat sie gesagt -." Die Beine des Mädchens baumelten in der Luft und trommelten leise gegen das Sofa, während sie über das ganze Gesicht strahlte und nun ihrerseits den Kopf leicht schief legte. „Du hast meine Frage gar nicht beantwortet!" Was Eli wiederum zum Lachen brachte. „Tut mir leid. Ich war nur etwas verwundert.
Ich bin nur zu Besuch hier -." Elian lächelte sanft und entspannte sich wieder. „Ein Freund von mir muss ebenfalls mit Mister Alarich sprechen ... und ich warte hier auf ihn."

„Hmmm ... okay -", Lilly summte glücklich. „Was bist du eigentlich?"

Die Augen des Omega weiteten sich überrascht, nur wenige Sekunden, bevor sie sich verengten und sich seine Lippen zu einem Schmollmund verzogen. „Woher willst du denn wissen, dass ich kein Vampir bin?! - Ich verrate dir nur, was ich bin, wenn du mir auch erzählst, was du bist."

Doch Lilly kicherte nur und wippte leicht vor und zurück. „Das ist doch klar -!", die junge Blondine grinste und ihre Augen funkelnden freudig. „Ich bin ein Mensch wie Mama. Jetzt musst du mir aber auch verraten, was du bist." Nun war es Eli, der leise kicherte. „Natürlich! Versprochen ist versprochen."

„Und?" Voller Erwartung waren die Augen der Jüngeren auf Elian gerichtet, der über diese kindliche Neugier nur grinsen konnte. „- Ich bin ein Wolf."

„Ohhh, wow -. Echt? Wie cool!" Lilly hauchte die Worte ehrfürchtig und rutschte sofort ein paar Zentimeter näher an Elian heran. „Darf ich es sehen? Dein Fell ist bestimmt total weich! Welche Farbe hast du?"

Doch der junge Wolf zog nur seine Nase hoch, kräuselte sie, währenddessen seine Wangen einen leichten Rotschimmer bekamen und schüttelte bedauernd seinen Kopf. „Es tut mir leid, Lilly -.
Aber - meine Klamotten, ... sie verwandeln sich nicht mit! Ich kann nicht einfach so meine Wolfsgestalt annehmen und mich im Anschluss wieder zurückverwandeln, wenn - wenn es nichts gibt, was ich mir drüberziehen kann. - Verstehst du?" Elian räusperte sich. „Aber ich kann dir sagen, dass mein Fell einen ganz hübschen Braunton hat. So wie dunkle Schokolade."

„Lilly - Spätzchen -." Elians Augen schweiften zu der offenen Tür, durch die in diesem Augenblick eine freundlich lächelnde Frau hereinkam, deren Gesicht ebenfalls von einer wilden blonden Lockenpracht eingerahmt wurde.
Ein Grinsen bildete sich in Elis' Gesicht, als er Lilly dabei beobachtete, wie diese unverkennbar gut gelaunt von der Couch rutschte, währenddessen ihre Mutter weiter auf sie zulief. „Ich habe alles mit Mister Alarich besprochen. Wir können wieder nach Hause."

„Heißt das, wir gehen nicht von hier weg? Wirklich?!" Die stille Hoffnung war deutlich aus der glockenspielartigen Mädchenstimme herauszuhören, als Lilly voller Freude auf die jung aussehende Frau zuhüpfte und erwartungsvoll nach oben sah, als sie vor ihr zum Stehen kam.
„Ja, wir bleiben hier Spätzchen. - Wir ziehen nicht um. Mit wem hast du dich denn da bis eben unterhalten?" Lillys Mom nickte lächelnd und legte ihre Hand auf die blonde Haarpracht ihrer Tochter, was Lilly dazu veranlasste, enthusiastisch ihren Kopf von ihrer Mutter zu Elian und wieder zurückzudrehen. „Das ist Elian, Mami, ... er ist ein Wolf -."

„Oh -." Nun waren es die Augen der älteren Frau, die auf Eli gerichtet waren, als hinter ihnen die dunkle, raue Stimme Elrics die Luft durchschnitt. „Elian ist mit mir hier!"
Was Lillys Mutter dazu veranlasste, sich überrascht umzudrehen.

Eli indessen nutzte den günstigen Moment, um sich zu erheben, lief auf die beiden weiblichen Geschöpfe zu und reichte Lillys Mom die Hand. „Elian Rice, ... freut mich."

„Victoria Reinle -."

Elians' Augen ruhten auf dem Gesicht der sympathisch wirkenden Frau, die soeben seine Hand ergriff, als genau in diesem Moment Enno Alarich in das Zimmer platzte, und sofort den Blick des GEN2 suchte. Welcher das ganze Geschehen bis eben, sichtlich zufrieden, von der Seite aus beobachtet hatte.

„Wir werden angegriffen, Elric!"
Es dauerte nur wenige Wimpernschläge, bis Leben in den GEN2 kam und dessen zusammengekniffene Augen zum Leiter des dunklen Hortes schossen. „Was?! Weißt du wer?!" Doch Enno schüttelte schnell den Kopf. „Nein, nicht genau. Laut meinen zwei Mitarbeitern seien es jedoch Jäger und mindesten einer unserer Rasse. Sie haben mich vor wenigen Sekunden auf dem Flur abgefangen, nur um mir das mitzuteilen, und sind im Anschluss sofort wieder nach draußen - und ich hierher!"
Dann wandte er sich an Victoria und ihre kleine Tochter, sichtbar gehetzt und auf dem Sprung. „Ihr bleibt besser hier. Ich weiß noch nicht, was da draußen los ist -. Ihr solltet kein Risiko eingehen! Diese Räume bieten zumindest ein wenig mehr Sicherheit!"

„Du bleibst bitte ebenfalls zusammen mit den beiden hier, Elian!" Mit diesen Worten überbrückte Elric mit wenigen großen Schritten die Distanz zwischen ihnen, hob das Kinn des Jüngeren mit zwei Fingern unter diesem etwas an und drückte ihm einen schnellen Kuss auf die Stirn.

„Aber -!"

Elian schluckte und sah zu Elric auf, doch dieser atmete nur tief ein und schüttelte den Kopf. „Nein. Enno hat recht. Hier ist es sicherer. Ich will erst sehen, was da los ist!"

Kaum waren die Worte des GEN2 verklungen, waren sie allein in dem spärlich eingerichteten Raum, der an Mister Alarichs' Büro grenzte. Eli schluckte und sah zu Victoria und Lilly, die ebenso geschockt an Ort und Stelle standen und zu ihm sahen.
So vergingen die Sekunden ... Minuten - die sich in die Länge zogen wie Kaugummi und ein schreckliches Gefühl in der Magengegend verursachten. Passend zu den Geräuschen eines Kampfes, welcher außerhalb des Gebäudes zu toben schien, und gedämpft an ihre Ohren drang.

*

Verdammt - er hatte sein Handy im Wagen liegen lassen, ... ausgerechnet heute!

Elric atmete tief ein, ohne den Blick von seinem Gegenüber abzuwenden. Welcher jede seiner Bewegungen mit stoischer Miene beobachtete, und ließ seine Finger über alle vorhandenen Taschen seiner Klamotten gleiten, in der Hoffnung, dass er sich irrte.

Elric knurrte wütend, fauchte und ließ seine Zunge demonstrativ über einen seiner voll ausgefahrenen Fänge gleiten. Während er langsam mit einer Hand, statt des erhofften Smartphones, um seinen Bruder anzurufen, seine Beretta Px4 Storm aus seinem Waffenholster zog und entsicherte.
Nicht, dass er als Vampir unbedingt eine bräuchte, um seinen Gegnern Schaden zuzufügen oder sie schnell zu erreichen.
Wenn er es darauf anlegte, waren menschliche Augen nicht einmal dazu in der Lage, seine Bewegungen überhaupt nachzuverfolgen.
Dennoch waren die Schusswaffen, mit ihrer speziell gegen Mystische entwickelten Munition, eine gewaltige Unterstützung.

Und nun war auch klar, dass die Jäger tatsächlich mit dem Verschwinden der GEN1 zu tun hatten, ... wie auch immer sie es schafften.
Doch sein Gegenüber, der längst eine Spur aus Blut und leblosen Körpern hinter sich zurückgelassen hatte, war ohne Zweifel einer der ersten Generation. Was seine Chancen, diesen unausweichlichen Kampf unbeschadet zu überstehen, gegen null gehen ließ, wenn es ihn nicht sogar sein Leben kostete.
Er als einer der zweiten Generation gehörte zwar zweifellos zu den stärksten seiner Rasse, ... doch gegen einen GEN1 ohne freien Willen -!

Es war wie das Worstcase-Szenario ...
Elrics' Blick schweifte von dem deutlich sichtbaren Halsband, welches mit unterschiedlichen Runen verziert war, zu den trüben Augen des Vampirs. Eine Art Sklavenband - dem war er sich sicher.
Allerdings keines, was er schon einmal zu Gesicht bekommen hatte. - Und nichts, wozu Jäger in der Lage sein sollten, es herzustellen! Dennoch besaßen sie es - und damit eine Waffe, der sie nicht viel entgegenzusetzen hatten. Zumindest er in diesem Moment nicht!

„Worauf wartest du?! Töte ihn endlich! Na los!"

Die Augen des GEN2 schossen zu dem Jäger in voller Kampfmontur, welcher schräg hinter dem älteren Vampir auftauchte, und von diesem zu ihm sah, dabei gehässig lächelnd, als wisse er genau, wie das hier ausging.

All das geschah innerhalb weniger Augenblicke. Lediglich Sekunden, die vergingen, und wenn es hochkam, ein bis zwei Minuten zählten.

Elric knurrte und bleckte seine Fänge, seine voller Hass blitzenden Augen unverwandt auf den hämisch grinsenden Jäger gerichtet. Und griff an -!
Zur gleichen Zeit wie der GEN1 selbst dem Befehl nachkam.

- Bis ihm abrupt der angenehme Duft in die Nase stieg, welcher den kleinen Omega ununterbrochen umgab.

Elric stoppte mitten in seiner Bewegung und sah zur Seite. Gerade noch rechtzeitig, um zu erkennen, dass Elian, dabei animalisch knurrend, auf sie zugerannt kam - mit einem voller Wut verzerrten Gesichtsausdruck - und dass der GEN1 sein Ziel änderte. Den entschlossenen Blick des Omega erwiderte, welcher aussah, als würde er sich jeden Moment im Sprung verwandeln und sich auf den Vampir stürzen!

„NEIN!"

In einem Bruchteil von Sekunden änderte nicht nur der ältere Vampir seine Angriffsrichtung, auch Elric sprintete fauchend in Richtung des Lugaru.
Erreichte ihn nur einen Wimpernschlag vor seinem Gegner. Was jedoch reichte, um ihn mit seinem eigenen Körper vor dem Angriff abzuschirmen. Während er zur gleichen Zeit brüllend auf den Jäger feuerte. Und gerade noch rechtzeitig seinen Arm schützend um Elian legte, nachdem er fast gleichzeitig den Vampir einige Meter weggeschleudert hatte, um ihn vor dem harten Aufprall auf dem Betonboden zu bewahren.

„Elian -!" Elric keuchte auf und fauchte leise vor Schmerz, als er sich leicht bewegte, um den Kleineren besser ansehen zu können. Der seinen Blick mit vor Schock geweiteten Augen und hektisch atmend erwiderte, nachdem sie seinen Oberkörper wohl nach Verletzungen abgesucht hatten. „Elric - Ich -!"

Der GEN2 sah, wie Elian schluckte, als er das Blut bemerkte, kümmerte sich allerdings nicht weiter darum. Sie hatten schlicht keine Zeit. Der Sekundenzeiger tickte unaufhörlich.

„Elian - du musst von hier weg! - Hörst du! Lauf zu Ravyn! Ich weiß, dass du den Weg findest!" Ein Knurren verließ Elrics' Kehle, als er Elian aus seinem Griff entließ und sich abstützte. Sich auf einen erneuten Angriff gefasst machte und seinen Blick schnell zu seinen Angreifern fliegen ließ, bevor er ihn erneut auf den Omega richtete. Dessen weit aufgerissene Augen immer noch auf seinem Gesicht ruhten, während er verängstigt fiepte und sich an ihm festhielt. „Beeil dich, kleiner Wolf - ich weiß, dass du es schaffst!"

Der Ausdruck in Elrics Gesicht wurde sanft und seine Augen strahlten nichts als Zuversicht aus, woraufhin Eli seine Nase hochzog und kurz nickte, während ein Schauer seinen Körper erzittern ließ.
Dann rappelte er sich schnell vom Boden auf, ebenso wie Elric, der sich nur Sekunden später erneut zwischen ihn und seinen Angreifer stellte, und rannte Richtung Ausgang, ohne noch einmal zurückzublicken.

*

Sein Herz schlug wild in seiner Brust und die ersten Tränen lösten sich aus seinen Augenwinkeln. Welcher Teufel hatte ihn da bloß geritten, und ihm den Gedanken kommen lassen, dass er Elric helfen musste -! Ihm überhaupt eine Hilfe sein konnte ...
Doch sich selbst zu beschimpfen, half ihm jetzt auch nicht weiter!

Eli - lass mich, ... wir sind sonst nicht schnell genug!

Elian schluckte. Dann nahm sein Gesicht erneut einen entschlossenen Ausdruck an. Er würde es schaffen und Hilfe holen!

Eli legte noch einen Zahn zu, biss die Zähne zusammen und ließ Nelio die Kontrolle übernehmen.
Knochen knackten, während er mit dem Kopf nach vorne sprang, die Hände weit von sich gestreckt, nur um einen Moment später wieder mit zwei Pfoten auf dem Boden aufzukommen.
Ein tiefes Knurren kämpfte sich aus Nelios Kehle. Der sich nur kurz schüttelte, ohne dabei stehen zu bleiben und dann schnell, mit angelegten Ohren, entschlossen durch das Chaos um sie herum sprintete und einen Weg vom Gelände suchte.

Nur um hinterher durch die Straßen und an den Menschen vorbeizupreschen, mit einem einzigen Ziel vor Augen.
Zum Glück war er als Omega nicht sonderlich groß. Sie würden ihn alle mit Sicherheit für einen entlaufenen Hund halten, weswegen er sich darüber im Moment nicht viele Sorgen machte, ... und langsamer zu werden, hatte er sowieso nicht vor.

Er war so fokussiert auf seinen Weg. Sprintete mit einem regelrechten Tunnelblick immer weiter und über die nächste Straße, dass er die schwarze Limousine völlig übersah.

Reifen quietschen laut, was Nelios Kopf herumfliegen und in letzter Sekunde einen gewaltigen Satz machen ließ, bevor das Auto sie frontal erwischen konnte. Jedoch verhinderte es nicht, dass sie über die Motorhaube und gegen die Frontscheibe knallten.
Das letzte, was sie wahrnahmen, waren laute, hektische Stimmen und zufliegende Autotüren, bevor alles um sie herum schwarz wurde.

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Sooo... das waren die ersten Kapitel von 41 (≧◡≦) ♡ und damit der zweite Band meiner Boyslove- Romanreihe.

Ich hoffe sie haben euch gefallen? Wenn ja, und ihr Lust habt mehr zu erfahren -  Alle drei Bände 'Two Souls, Two Hearts und Two Lives', sind als eBook und Taschenbuch erhältlich. Bei Fragen könnt ihr mich auch gerne anschreiben. Ansonsten würde mich, falls ihr es euch tatsächlich bestellt *herzchenaugenhab*, tierisch über eine Rezi bei eurem Händler freuen.

Liebe Grüße
Katharina

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