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Der Rest des Abends verlief im Anschluss an das Abendessen überraschend unspektakulär, ebenso wie der nächste Tag. Womit Elian absolut nie gerechnet hätte, nachdem er nun wusste, in welchen Kreisen er verkehrte. Doch das einzige, was sein Herz dazu veranlasste, ihm bis hinunter in die kleine Fußzehe zu rutschen, war der Moment am nächsten Tag, als er das erste Mal auf den Hausherren und GEN1 Cristiano della Rovere persönlich traf. Welchen die gleiche einschüchternde Aura umgab, wie die anderen, die er bisher getroffen hatte. Und welche ihn besonders an Kitais Ausstrahlung und Pheromone erinnerten, die der Mann verströmte, ohne auch nur einen Finger zu rühren. Doch bis auf die einschüchternde Aura, welche ihn als Omega automatisch schlucken ließ, schien der Mann ganz in Ordnung zu sein.
Zuvor hatte er die Erlaubnis bekommen, nachdem sie, nach einer kleinen Sightseeing-Tour vom Auto aus, auf Mister della Roveres etwas höher gelegenen Anwesen angekommen waren, den restlichen Abend auf ihrem Gästezimmer zu verbringen. Während Elric seinem Bruder und ihrem Gastgeber den Rest des Abends noch Gesellschaft leistete. Was er sofort genutzt hatte, um den in den Boden eingelassenen Whirlpool im Badezimmer einer ausgiebigen Inspektion von innen zu unterziehen. Bis er vor Müdigkeit beinahe eingeschlafen wäre. Woraufhin er sich im Halbschlaf etwas Bequemes angezogen und ins Bett geschleppt hatte. Und erst gegen Mittag, mit dem Kopf auf Elrics Brust, wieder aufwachte.
Dann hatten sie die restlichen Stunden auf der riesigen Terrasse verbracht. Wo er die Möglichkeit hatte, den Gesprächen der Vampire als stiller Zuhörer zu lauschen, während er die von einem Dienstmädchen zubereiteten Sandwiches verputzte. Was so einige neue Fragen aufwarf, die er sich vornahm, Elric zu einem späteren Zeitpunkt definitiv zu stellen.
Und nun, wie der GEN2 am Vortag schon erwähnte, saßen sie, nur wenige Stunden später, erneut in Ravyn und Elrics Millionen teuren Blechkübel auf dem Weg zurück nach Atlanta. In welchen er sich gezwungenermaßen erneut hatte begeben müssen.
Ich hasse fliegen!
Nelio winselte leise in seinem Kopf, was nicht dabei half, dass sich Eli selbst besser fühlte.
Da würde ich lieber tagelang durch einen Wald laufen -! Wenn wir abstürzen, war es mir eine Freude, ein Teil von dir gewesen zu sein!
Jetzt mal doch nicht gleich den Teufel an die Wand!
Elian schnaubte genervt, wandte seinen Blick wieder in Richtung Fenster und ließ seinen Kopf in seine aufgestützte Hand fallen.
Schau mal, die Wolke sieht aus wie ein Drache -.
„Was hast du denn, Elian?"
„Da draußen ist ein Drache!"
„Kann nicht sein - unsere Mutter lebt nicht mehr."
„Was?!" Elis' überraschter Blick flog zu Elric, der diesen lächelnd erwiderte.
„Das heißt ‚Wie bitte'." Ravyn ließ sich mit gehobenen Augenbrauen neben seinen Sekretär sinken, überschlug lässig seine Beine und lehnte sich entspannt zurück. Während Elric nur Sekunden später belustigt gickelte, kaum sichtbar den Kopf schüttelte, und von seinem Bruder wieder in Elians Richtung blickte.
„Das war ein Scherz -. Zumindest das mit dem Drachen. Obwohl unsere Mutter sich ab und an tatsächlich wie einer benommen hat. Sie hatte unseren Vater definitiv im Griff.
Magst du nicht herkommen? Ich sehe doch, dass du dich nicht wohlfühlst, und auf dem Hinflug hat es dir auch geholfen. Dein Wolf, ... nicht wahr?"
Elric streckte seine Hand in Richtung des Jüngeren. Woraufhin Elian sich schwer ausatmend und mit dazu passendem Gesichtsausdruck erhob, leicht nickte und sich von dem Vampir zu sich ziehen ließ.
„Ja. Nelios Unruhe ist nicht hilfreich. Er denkt, dass wir nicht heil ankommen." Was die Vampire in seiner unmittelbaren Umgebung wiederum zum Lachen brachte. Elric eingeschlossen. „Keine Sorge, Elian, ... das wird nicht passieren!"
„Das hoffe ich -!" Eli schmollte und zog seine Nase hoch, währenddessen er so unauffällig wie möglich noch etwas näher an den stämmigen GEN2 heranrückte. „- ich hänge an meinem Leben!"
Dann schweifte sein Blick zu Ravyn, über Luc Durand und blieb schließlich an Elrics Gesicht hängen. „Darf ich wissen, was los ist -? Ihr habt euch lange über die Jäger unterhalten, ... ich bin da nicht ganz mitgekommen."
Einige Momente lang herrschte Stille, dann war es Elric, der tief durchatmete und nach einem schnellen Blick zu seinem Bruder, der nur kurz nickte, anfing, mit gefasster Stimme zu sprechen. „Weißt du über die Jäger Bescheid? - Was sozusagen ihre Aufgabe ist?"
Erneut war es kurz still, dann antwortete Elian nachdenklich. „Soweit mir bekannt ist, sorgen sie dafür, dass die Existenz der Mystischen auf Erden vor den Menschen verborgen bleibt. Es ist nicht so wie in vielen Büchern und Filmen, dass sie uns alle jagen und töten, sondern nur diejenigen, die riskieren, dieses Geheimnis zu offenbaren."
Elric nickte. „Im Großen und Ganzen stimmt das, ja. Da sie in der Lage sind, von Geburt an Mystische zu erkennen und mit viel Übung die Gedanken der Menschen zu verändern - die zum Beispiel Zeuge von etwas wurden, dass sie nicht hätten sehen sollen - sorgen sie dafür, dass keine Massenpanik ausbricht, die alles um uns herum ins Chaos stürzen würde. Und jagen diejenigen von uns, die Ärger machen. Doch im Moment scheint ihnen das nicht mehr genug zu sein.
Laut Cristianos Quellen greifen sie derzeit vermehrt Clubs und andere Locations an, die ausschließlich von Mystischen besucht werden. Ebenso wie sie ganze Rudel auslöschen.
Im Moment hält jeder, den wir kennen, die Füße still. Da sich der Schaden derzeit noch in Grenzen hält. Abgesehen von den abgeschlachteten Wolfsrudeln selbstverständlich -. Was womöglich damit zusammenhängt, dass sie, durch ihre Lebensweise, recht angreifbar sind. Allerdings gibt es auch nicht viele von uns, die eine enge Freundschaft mit den Lugaru pflegen.
Je nachdem, wie es weitergeht, könnte es jedoch gut auf einen Krieg hinauslaufen."
„Du willst also sagen, dass die Hüter des Friedens auf Erden, eine von Gottes Schöpfungen, ... angefangen haben, Unschuldige zu töten - Mystische hin oder her?!" Elian keuchte fassungslos und starrte den Älteren mit weit aufgerissenen Augen an. Doch Elric nickte nur bestätigend. „Ja, um es auf den Punkt zu bringen. Bei uns Mystischen ist sich zwar jeder Clan selbst der Nächste. Zumindest im Moment. Weshalb jedes Oberhaupt derzeit erst einmal damit beschäftigt ist, die Sicherheitsmaßnahmen seiner eigenen Geldquellen und Gebäude zu verstärken, um so wenig Verluste wie möglich hinnehmen zu müssen.
Wenn es allerdings so weitergeht, sich die Angriffe und Verluste häufen, ist es nicht ausgeschlossen, dass wir uns zusammenschließen.
Viele von uns kennen sich untereinander, geschäftlich sowie privat. Was nicht nur uns Vampire mit einschließt. Aaran Igarashi zum Beispiel ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wenn es heißt, Freund- und Bekanntschaften mit hochrangigen Mitgliedern anderer Rassen zu pflegen.
Cristiano hat erzählt, dass Igarashi längst dazu übergegangen ist, befreundeten Rudeln seinen Schutz anzubieten und Mitglieder seines Clans zu denjenigen zu entsenden, die seine Hilfe angenommen haben. Hinzu kommt, dass zwei GEN1 verschwunden sind -.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Jäger dem Vatikan unterstehen, ganz nach dem Film ‚Van Helsing'. Doch keiner von uns weiß, was sie tatsächlich damit bezwecken. Der Versuch, uns alle zu vernichten, gleicht einem Himmelfahrtskommando. - Zumindest ohne Hilfe.
Wenn sie jedoch einen Weg gefunden haben ... und alles zusammenhängt -! Es würde immens hohe Verluste auf sämtlichen Seiten bedeuten!"
Elric brummte und massierte sich mit zusammengekniffenen Augen den Nasenrücken, bevor er mit einem verkniffenen Lächeln wieder zu Eli sah.
„Doch das ist nichts, worüber du dir deinen hübschen Kopf zerbrechen musst, mein kleiner Omega.
Erst einmal bleibt uns eh nichts anderes übrig, als abzuwarten, zu beobachten ... und, wie alle anderen, die Sicherheitsvorkehrungen zu verschärfen. Sobald wir in Atlanta landen, werden wir Enno Alarich, er ist der Leiter des dunklen Horts in Atlanta, ... der Mann, der an dem Abend meines Geburtstags ganz in meiner Nähe saß -."
„- dunkler Hort?! ... Was ist -?!" Elian runzelte die Stirn, währenddessen Elric eine Augenbraue Richtung Haaransatz zog, die Unterbrechung ansonsten jedoch nicht weiter kommentierte.
„Eine Art gesicherte Wohnsiedlung, in der ausschließlich Vampire mit ihren Familien leben. Unter anderem einige Mitglieder unseres Clans.
Abgeschottet vor neugierigen Augen und unter den neuesten Sicherheitsstandards. Die jüngsten unserer Rasse müssen schließlich wie alle anderen in den Kindergarten und zur Schule.
Die Familien brauchen einen Ort, an dem sie ein normales Leben führen können. Ohne ständig in Angst zu leben. Einem, an dem sie ausreichend geschützt sind. Schließlich sind die Partner der Vampire alles Wesen, vom Menschen bis hin zum Neko-Hybrid, ... wie du mit Sicherheit weißt.
Ein normales Leben unter den unwissenden Menschen wäre zu kompliziert und gefährlich. Aus diesem Grund die dunklen Horte, die von einem Manager geleitet und organisiert werden - und die meist von den mächtigsten unter uns die notwendige Unterstützung erhalten. So wie Ravyn und ich unseren dunklen Hort in Atlanta und damit Enno Alarich soweit unter die Arme greifen, wie wir können.
- Und eben diesem werden wir einen Besuch abstatten, um zu sehen, ob es noch Sicherheitsmaßnahmen gibt, die verstärkt werden können, sobald wir gelandet sind."
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