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„Wir haben Nachricht aus Rom erhalten. Soeben angekommen -!" Niam Kenana, ein neunundzwanzig Jahre alter und um die 1,85 Meter großer, schlanker Mann, mit dunkelgrau gefärbten Haaren, von denen ihm einige Strähnen unordentlich in sein kantiges Gesicht fielen, stürmte soeben durch die Tür zum Büro seines Vorgesetzten. Zu seinen dunkelgrauen Haaren trug er eine ebenso dunkelgraue Brille auf seiner Nase und mindestens immer sechs unterschiedlich große und teilweise lange Ohrringe auf einer Seite, die er je nach Lust und Laune wechselte.
Außerdem war er die rechte Hand des derzeitigen Managers des Jägerhauptquartieres in Kapstadt. Vor dessen Schreibtisch er in diesem Moment über das ganze Gesicht grinsend und schwer atmend stehen blieb, dabei einen Brief auf Höhe seiner Brust in die Luft haltend.
Insgesamt gab es vier Hauptquartiere. Eines in Colorado, Moskau, Canberra und dieses hier in Kapstadt - Südafrika, welche allesamt von einem sogenannten Manager geleitet wurden. Denen wiederum die Direktoren der anderen und um einiges kleineren Anlaufstellen für Jäger unterstanden. Je nachdem, wo sich die hotelähnlichen Gebäude auf der Weltkarte befanden.
Die vier Hauptquartiere waren ein sicherer Hafen und Ausbildungsplatz zugleich, in welchen die Jäger oder Reaper, wie sie noch genannt wurden, im Kampf unterrichtet, ausgebildet und alles Wissenswerte über die Mystischen beigebracht bekamen. Ebenso wie über ihre eigene Rasse.
Denn im Gegensatz zu dem weitverbreiteten Irrglauben, entschieden sich Menschen nicht einfach mal so dazu, ein Jäger zu werden. Sie wurden, wie zum Beispiel Vampire, Dämonen oder Wölfe, als solche geboren und verfügten über unterschiedliche Fähigkeiten. Obwohl sie den Menschen von allen Kreaturen ohne Zweifel am ähnlichsten waren.

„- außerdem läuft alles wie geplant! Keine Komplikationen. Das Runenband funktioniert tadellos."

Kiano Bothas' Augen verharrten einen Moment lang auf dem Wachssiegel, welches den Briefumschlag verschloss und eindeutig durch das Hineindrücken des Fischerrings des derzeitigen Papstes Constantinus II. entstand. Eine seit 1843 nicht mehr allzu gebräuchliche Methode, ein Schreiben zu versiegeln, doch mit Abstand die beeindruckendste.

Ein zufriedenes Lächeln breitete sich im Gesicht des in die Jahre gekommenen Managers aus, während er sich leicht über seinen Schreibtisch nach vorne lehnte, seine Hand ausstreckte und den Brief entgegennahm. „Das sind ausgezeichnete Nachrichten, Niam."
Kiano Botha lehnte sich entspannt zurück und sah zu seinem Sekretär auf. „Damit werden wir endlich in der Lage sein, die Welt zu säubern und sie von den Kreaturen der Dunkelheit zu befreien. Ganz so, wie es sein soll.
Ich möchte, dass alles so weit vorbereitet wird, dass wir in spätestens zwei Tagen -." Der Manager des Hauptquartieres verstummte, als seine Augen, denen jegliche Wärme fehlte, die Zeilen des Briefes überflogen, welchen er zwischenzeitlich geöffnet hatte. „- morgen - mit dem ersten Angriff beginnen können." Kianos' nun freudig funkelnde Augen richteten sich erneut auf den anderen, welcher ebenfalls breit lächelnd vor dem Schreibtisch stand.
„Wir bekommen hohen Besuch aus dem Vatikan. Ein Mitglied des Kardinalsrats wird in den nächsten Stunden eintreffen. Sich von der Richtigkeit unserer Worte überzeugen und Papst Constantinus II. Bericht erstatten. Wir dürfen uns keine Fehler erlauben, Niam."

„Es ist ein wenig ärgerlich, dass wir von Erzengel Michael nur drei dieser Halsbänder bekommen haben, ... wir könnten seinem Wunsch schneller nachkommen, wenn wir mehr -."
Doch Kiano winkte ab und legte den Brief auf dem großen schweren Holztisch ab. „Wir müssen froh sein, Niam - und sehen, was wir mit drei GEN1-Vampiren, die sich unter unserer Kontrolle befinden, erreichen können. Nach dem morgigen Test werden wir uns zudem um den dritten kümmern. Und wenn es nicht ausreicht, gibt es immer noch die Möglichkeit, dem Vatikan einen Besuch abzustatten, in der Hoffnung auf weitere Hilfe.
Nun zu einer anderen Frage - gibt es Neuigkeiten aus Colorado?"

Niam nickte, währenddessen sein Blick ununterbrochen auf seinem Vorgesetzten lag, der dem grauhaarigen und recht furchteinflößend aussehenden Manager des Hauptquartiers in Colorado, Rodewik Alastor, unheimlich ähnlich sah. „Bei meinem letzten Telefonat vor ein paar Stunden hat es sich angehört, als hätten sie endlich einen handfesten Anhaltspunkt, an welchem Ort Cassiel Danels festgehalten wird."

„Endlich einmal gute Nachrichten, in diesem Zusammenhang." Der großgewachsene Mann, dessen dunkelbraune Haare längst mit grauen Strähnen durchzogen waren, wirkte sichtlich zufrieden. „Ich hoffe nur, sie schaffen es, den jungen Engel unbeschadet nach Hause zu holen. Es wird Zeit, dass er an unserer Seite kämpft. Er dürfte nun endlich alt genug sein."

„Kannst du sagen, um welche Zeit das Mitglied des Kardinalsrats ankommt?" Niams' Augenbraue hob sich fragend. Doch Kiano Botha bewegte seinen Kopf nur einmal von links nach rechts, sichtlich in Gedanken. Dann richtete sich sein stechender Blick wieder auf den jungen Reaper. „Nein. Wir werden benachrichtigt, sobald sich das Flugzeug auf dem Landeanflug befindet. Was auch der Grund ist, weshalb wir schauen sollten, dass alles für die Ankunft unseres Gastes arrangiert ist."

„Selbstverständlich - ich werde mich sofort um alles Weitere kümmern."

Damit wandte sich der Mann ab und verließ mit schnellen Schritten und einem zufriedenen Ausdruck im Gesicht das Büro.

***

Zur gleichen Zeit, nur war es durch die sechs Stunden Zeitverschiebung in Atlanta erst halb acht Uhr am Morgen, reckte sich Elian zufrieden seufzend unter der kuschelig warmen Bettdecke und blinzelte ein paarmal gegen das grelle Licht der Morgensonne.
Er lag allein in dem riesigen Bett und lauschte dem Geräusch des prasselnden Wassers der Duscheinheit im angrenzenden Badezimmer. Lange konnte der Vampir nicht wach sein, denn die Stelle neben ihm war noch warm.

Elian lächelte und drehte sich auf den Rücken, sich die Decke dabei bis unter die Nasenspitze ziehend. Er war ausgeruht - so gut wie letzte Nacht hatte er definitiv schon seit Ewigkeiten nicht mehr geschlafen.
Das Gespräch vom Vorabend kam ihm wieder in den Sinn, als das Geräusch einer sich unerwartet öffnenden Tür ganz in seiner Nähe all seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte.

Der Kopf des jungen Omega fiel zur Seite, genau in dem Moment, als Elric, nur mit einem um seine schlanke Hüfte gewickelten, schwarzen Handtuch, in sein Blickfeld trat, und prompt anfing belustigt zu glucksen, als sich ihre Blicke trafen.

Eli schluckte schwer, während seine Augen über Elrics' Erscheinung schweiften, unfähig, sie abzuwenden. Die dunklen Haare noch feucht vom Duschen, ... der stählerne, durchtrainierte Oberkörper ...

„Nun, ... selbst, wenn ich es nicht sehen würde, dein Herzschlag verrät alles, mein kleiner süßer Omega." Elric summte und fuhr sich mit einer Hand durch seine Haare, um sie etwas nach hinten zu kämmen. „Vielleicht solltest du auch besser aus dem Bett und duschen, bevor ich alle guten Vorsätze über Bord werfe und wieder zu dir ins warme Bett komme."

Elians' Augen weiteten sich, als die Bedeutung der Worte in seinen Verstand einsickerte.
Ohne lange zu überlegen, schlug er die Bettdecke zurück. Krabbelte mit wild klopfendem Herzen aus diesem und tappte auf Elric zu, den Blick dabei auf den Boden gerichtet, welcher die gesamte Zeit über weiterhin schmunzelnd vor der Tür stand und ihn beobachtete.

„Hat dir jemand Klamotten besorgt, seitdem du hier bist?" Die Finger des GEN2 griffen nach Elians Kinn, sobald er auf Höhe des Vampirs war, und drückten es mit überraschend sanfter Gewalt nach oben, was den Jüngeren dennoch dazu zwang, den älteren Mann anzusehen.
Einige Sekunden lang passierte nichts, in welchen Elis' Gehirn die Frage verarbeitete, doch bevor er antworten konnte, senkte Elric plötzlich seinen Kopf etwas und legte seine Lippen auf die Elians'.

Der junge Omega keuchte erschrocken, während sich seine Augen weiteten, als er spürte, wie sich ein Arm locker um seinen Rücken legte und sich im selben Moment weiche Lippen sanft gegen seine bewegten. Nur um den Moment, als Eli vor Überraschung seinen Mund einen Spalt weit öffnete, augenblicklich auszunutzen und mit seiner Zunge in den fremden Mundraum zu schlüpfen. Wo er anfing, jeden Winkel ausgiebig zu erkunden und im Anschluss daran Elians Zunge zu einem langsamen Tanz aufzufordern.

Die Brust des jungen Lugaru zog sich zusammen, als ohne Vorwarnung Bilder seines Gefährten vor seinem inneren Auge auftauchten. Was dazu führte, dass er leicht mit seiner flachen Hand gegen Elrics nackte Brust drückte, um sich von dem Älteren zu lösen. Tief einatmete und seinen Kopf mit zusammengekniffenen Augen seitlich auf die Brust des Vampirs legte. Dem langsamen beruhigenden Herzschlag unter seinem Ohr lauschte und gleichzeitig versuchte, seinen eigenen wieder zu beruhigen.

„Tut mir leid!" Elians' Worte waren leise und passten wunderbar zu dem Gefühl, welches ihn so abrupt überwältigt hatte. Langsam öffnete er seine Augen einen Spalt weit, woraufhin sein Blick sofort auf seine Hand fiel, welche immer noch auf der Brust des Mannes ruhte.
Es war nicht so, dass es ihm unangenehm war oder nicht gefiel, obwohl es ihn völlig unvorbereitet getroffen hatte. Jetzt im Nachhinein hätte er sich am liebsten selbst geohrfeigt und konnte nur darauf hoffen, dass Elric es ihm nicht übelnahm.

Doch anstatt ihn anzuschreien, oder ihn in anderer Form dafür zu bestrafen, spürte Elian, wie sich auch der zweite Arm des GEN2 um ihn legte. Sich dessen Finger in seinen Haaren vergruben und er etwas fester an den anderen gedrückt wurde.
Ein kaum hörbarer Seufzer verließ Elrics' Lippen, dann wurde er losgelassen.

„Es ist okay, Elian." Eli sah nicht sehr überzeugt zu Elric auf, der jedoch nur sanft lächelte und eine Augenbraue nach oben zog. „- nun ... Klamotten?"

„Luc hat welche besorgt -." Elian überlegte einen Moment. „Sie sind in dem Gästezimmer, neben dem Schlafzimmer deines Bruders."
Kaum hatte der junge Lugaru ausgesprochen, wandte sich Elric ab und lief in Richtung Tür. „Gut. Ich werde sie holen gehen und du gehst in der Zwischenzeit duschen." Und war kurz darauf verschwunden.

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