"I'll never forget you."
In der Nacht konnte ich überhaupt nicht schlafen. Ständig musste ich an einen einzigen Gedanken denken: Was wäre, wenn ich schwanger bin? Dieser Satz wollte mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Um mich abzulenken, lernte ich Englisch. Es war 2:08 Uhr. Das zeigte meine Digitaluhr an. Heute hatte ich meine Schularbeit. Hoffentlich würde ich gut abschneiden, doch ich hatte gerade andere Probleme ...
"Good morning, my darling!", begrüßte mich Angelina am Morgen. "Are you hungry?"
Ich nickte, um sie nicht zu beleidigen oder ihr Angst einzujagen. Orion saß mir gegenüber und lächelte mich an. Ich zwang mich zu einem etwas missgelungenen Lächeln und beobachtete dann wieder meine Finger. Sie waren wirklich sehr interessant.
"How was the movie, Angelina?", lenkte ich von Orion ab.
"Oh , it was great. I loved the film. And the fodd in the restaurant is very tasty, too."
In der zweiten Stunde teilte uns die Lehrerin je einen Bogen mit zwei Seiten aus. "It's not difficult at all, but I hope that you've studied. I wish you the best!" Ich las mir die erste Aufgabe durch. Die war einfach. Ich sollte die 'Past tense' einsetzen, also die richtigen Wörter in der richtigen Zeitform in die leeren Lücken einfüllen. Dann wurde es immer schwieriger. Bei den letzten beiden Aufgaben war ich mir überhaupt nicht mehr sicher, ob das richtig sein würde. Ich riet einfach.
"How was your test? ", fragte mich Claudia gleich in der darauffolgenden Pause aus. "I don't know. The last two questions were a bit difficult, but the others were okay." Ich glaube, das war der längste Satz, den ich jemals zu Claudia gesagt hatte. "Okay. I've learned so much and it was easy for me! I loved this test!" Sie strahlte. "I knew everything. I think they are all true." Ich schnaubte und setzte mich wieder auf meinen Platz. Da brauchte mir niemand mehr erzählen, dass Claudia nicht eingebildet war. Die letzten drei Stunden überlebte ich irgendwie. Schließlich läuteten die Schulglocken. Ich ging auf den Parkplatz hinaus. Orion wartete auf mich. Ich stürmte auf ihn zu und schlang meine Arme um seinen Hals. Ich hatte es nicht erwarten können, ihn zu küssen und seine warmen, weichen Lippen auf meinen zu spüren. Wie lange ist es schon her, dass er mich von der Schule abgeholt hatte, und dass wir beide glücklich waren? Ich hatte im Moment meine Sorgen total vergessen.
Wir gingen auf die Straße zu und bestellten uns ein Taxi und fuhren nach Hause. "Wie ist es dir bei der Schularbeit gegangen?", wollte Orion wissen und hinterließ einen sanften Kuss auf meiner Nasenspitze. "Ganz gut. Die letzten beiden Nummern waren Scheiße", gab ich zurück. "Ich bin stolz auf dich, obwohl du wahrscheinlich zwei Aufgaben nicht richtig hast." Mein Freund zwinkerte mir zu. "Jaaa. Mal sehen. Morgen wissen wir das Ergebnis. Und wir haben morgen nur drei Stunden Schule. Um die Schularbeiten zurückzubekommen und um uns von allen zu verabschieden."
Orion nickte. "Dann haben wir ja noch etwas Zeit. Aber du solltest auch mit den anderen meiner Familie noch einen Ausflug machen - sie werden dich vermissen."
Die Trauer überkam mich wieder. "Mhm", machte ich.
Am Abend gingen wir alle essen. Orion, Angelina, Elliot, Jack und Alice. Es schmeckte köstlich. Ich durfte sogar einmal bei Jacks Sekt kosten. Ich streckte meine Zunge heraus und verzog das Gesicht, sodass alle lachten. Ich fühlte mich überglücklich. Diese Familie war irgendwie so ... witzig ... und auch lieb! Ich hatte sie ins Herz geschlossen. Ich nahm noch ein paar Schlucke von dem Sekt und war nach einer halben Stunde ziemlich übermütig. Ich hatte ein ganzes Glas ausgetrunken, obwohl ich es gar nicht hätte trinken dürfen, obwohl ... Ich war ja schon fünfzehn! Ab sechzehn darf man Alkohol trinken. Die Familie drückte ausnahmsweise ein Auge zu. Meine Mutter wäre da viel strenger gewesen. Orion legte seinen Arm um meine Schulter. Ich schmiegte mich an ihn. Angelina schaute uns mit Tränen in den Augen an, Elliot amüsiert, Jack musste sich das Lachen verkneifen und Alice streckte ständig die Zunge heraus. Wenn doch nur Kim hier wäre ... Dann wäre die Familie komplett. Es wäre bestimmt lustig, mit so einem kleinen, quirligen Mädchen.
Um elf Uhr kamen wir vergnügt nach Hause. Orion blieb noch eine Weile bei mir im Zimmer. "Hast du den Abend schön gefunden?", fragte mein Freund und deckte mich wie ein kleines Kind zu. "Ja. Sehr. Es war lustig. Ich liebe dich, Orion", flüsterte ich und war im nächsten Moment eingeschlafen.
"Aufwachen. Elena, es ist schon Viertel nach sieben!" Ich öffnete meine verklebten Augen und blinzelte verschlafen. "Hi", sagte mein Freund und küsste mich ganz leicht. "Schon so spät?", murmelte ich und schlug nun meine Augen ganz auf. "Ja. Die Uhr lügt nicht", scherzte er und streckte mir seine Hände hin. Ich umfasste sie und er zog mich hoch. Ich klammerte mich wie ein kleines Äffchen an seinen Rücken und dachte, er würde mich ins Badezimmer tragen, doch nein! Er trug mich in die Küche! Ich hatte nur meinen Pyjama an. Wie peinlich. "Orion! Lass mich runter. Das ist echt peinlich!", zischte ich und zappelte hilflos auf seinem Rücken herum. Er ließ mich irgendwie über seine rechte Schulter in seine Arme rutschen. Jetzt trug er mich im Braut-Style. Angelina meinte: "Oh, are you married?" Sie grinste. Ich wurde rot im Gesicht. Orion ließ mich lachend auf die Bank gleiten und wuschelte mir durch die Haare. Ich zeigte Orion die Zunge, sodass er noch mehr lachte.
Ich aß ziemlich viel. "You both ... You are so cute!" Angelina kicherte. Ich grinste. "Haha."
In der Schule verabschiedeten sich alle voneinander. Claudia schien heute irgendwie verändert. Sie quatschte mich nicht ständig voll, und überhaupt ... Sie schien so weggetreten zu sein. Womöglich war sie einfach traurig, weil die vier Wochen bald zu Ende waren? Zum Abschied umarmte ich sie sogar. Sie lächelte mich leicht an und wandte sich dann jedoch von mir ab. Ich hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen.
Die Schularbeit fiel besser aus als ich gedacht hatte. Die letzten beiden Aufgaben hatte ich wirklich falsch. Die anderen hatte ich alle richtig. Also eine Eins mit einem vermerkten Minus! Um zwölf Uhr aß die Familie, doch ich war so satt, dass ich keinen Bissen hinunterbrachte. Den Nachmittag verbrachte ich mit der ganzen Familie. Elliot kam zwar erst am Abend nach Hause, aber wir schauten uns Filme an, spielten Brettspiele, und am späten Abend kuschelten Orion und ich uns in sein Bett und streamten auf seinem Laptop einen deutschen Film.
Am nächsten Tag war ein Spaziergang angesagt. Zuerst ging es in die Stadt. Ich wollte für meine Mutter und meinen Vater etwas Schönes kaufen. Saskia und Alexa vergaß ich natürlich auch nicht. Jeder bekam etwas hübsches, kleines. "Das ist toll. Gehen wir jetzt zum Park?" Ich nickte. Ich verschränkte meine Finger mit denen meines Freundes und gemeinsam schlenderten wir zu unserem Lieblingspark. Wir setzten uns auf die Bank, auf der wir uns das erste Mal geküsst hatten. Ich lehnte mich an Orions Schulter und schloss die Augen. Der Himmel war bewölkt und die Sonne versteckte sich dahinter. Es war etwas kalt, doch Orion wärmte mich. Er bot mir seine Jacke an, die ich dankend annahm. "Ich liebe dich, Elena", sagte mein Freund und küsste mich lange und leidenschaftlich. Ich legte meine Hände in seine. Er wärmte sie ebenfalls. Ich legte meine Stirn an seine Brust und atmete tief ein. Es war wirklich schön gewesen, diese vier Wochen. Morgen in der Früh musste ich zusammenpacken, dann würden wir sofort zum Flughafen fahren. Vielleicht sollte ich schon heute damit beginnen. Dann hätte ich wenigstens nicht so viel Stress, doch wenn ich etwas vergessen sollte, würde sich bald die Chance bieten, es mir zurückzuholen. Ich hatte auf jeden Fall vor, die Familie Whitehouse irgendwann mal zu besuchen. Noch besser würde es sein, wenn sie nach Deutschland kämen.
Eine Stunde später befanden wir uns in der Residenz meiner Gastfamilie (die ich eher schon als meine richtige Familie ansah), und beschäftigten uns mit Orions kleiner Schwester. "Wollen wir uns einen Film ansehen?", schlug Orion vor und warf sich Alice über die Schulter, die vor Lachen kaum noch Luft bekam. "Okay." Ich lächelte ihn an. Mir fiel auf, dass er sich ziemlich gut mit seiner Schwester verstand. Womöglich lag das auch an Kim.
Um ein Uhr in der Nacht schlief ich in den Armen meines Freund ein und träumte von Flugzeugen, Lichtern am Flughafen und meiner Familie. "Aufwachen! Es ist halb sechs. Du musst zusammenpacken." Ich gähnte, bereute, dass ich gestern nicht mehr zusammengepackt hatte, und entfernte mir den 'Sandmannsand' von den Augen. Ich putzte mir die Zähne, zog mich an und kämmte mir dir Haare. Schließlich packte ich alles in meinen blauen Koffer. Dann stiegen wir alle ins Auto und fuhren Richtung Flughafen. Ich war nervös. Mein Bauch kribbelte und mir war schlecht. Als ich mein Gepäck abgegeben hatte, sahen wir uns alle an.
"Okay, I will make the beginning. Elena, thank you for the four weeks. It was a great time and I never thougt that we will have such a young guest as you for so a long time. Have fun at home in Germany and think at us, okay?" Ich umarmte Elliot und lächelte ihn an. "Oh, Elena. I'll miss you so much! It was very great with you. I hope you had a good time here in London. Bey!" Angelina ließ mich lange nicht los. Sie weinte, als ich ihr wieder in die Augen blickte. Jack klopfte mir kumpelhaft auf die Schulter und wüschte mir Glück für die Zukunft. Das konnte ich brauchen! Alice stürzte sich auf mich und schlang ihre dünnen Arme um meinen Hals. "Bey, Alice. I'll never forget you. Maybe we will see us again one time?", verabschiedete ich mich und drückte sie an mich. Sie stimmte mir erfreut zu.
Als letzter kam Orion. Wir schauten uns an. Die anderen verstanden und winkten mir noch einmal zu. Mir traten Tränen in die Augen, doch ich konnte sie gerade noch zurückhalten. Orion und ich standen jetzt voreinander. Er nahm meine Hände und legte sie auf seine Wange. Er küsste mich. Es war ein sehr nasser Kuss, denn ich konnte meine Tränen dann doch nicht mehr halten. Er drückte seine Stirn gegen meine und betrachtete mich. "Wir haben nicht mehr viel Zeit. Dein Flug geht bald. Komm, gehen wir ein bisschen näher zur Kontrolle heran. Dann musst du nicht mehr so weit laufen."
Vor der Glastür umarmte er mich. "Wir werden in Kontakt bleiben, versprochen. Ich liebe dich, okay? Vergiss das bitte nicht." Ich lächelte. Dann verschwand ich hinter der Tür und ging durch die Kontrolle. Orion winkte mir noch zu.
Dann saß ich endlich auf meinem Platz im Flugzeug. Ich war schon gespannt was mich daheim erwarten würde. Und hoffentlich würde ich die Familie Whitehouse wieder sehen!
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Tjaaa ... Die Story ist finish! Wie hat sie euch gefallen? Danke für die Votes und Kommis. Eine Fortsetzung gibt es ganz bestimmt, also einen zweiten Teil.
Update: Die Fortsetzung heißt "Two hearts, one love 2"! Sie ist ab nun auf Wattpad zu finden!!!
Beyy! Lina_Cel_
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