"You should tell your dad."

Saskia und ich waren danach in ihr Zimmer gegangen. Wir mussten einiges besprechen. "Was machen wir wirklich wegen der Schule?", fragte ich und wartete auf eine Antwort.

"Du musst es erst einmal deinem Vater sagen, damit meine ich aber alles! Orion musst du natürlich auch erwähnen. Ich bin mir nicht sicher, ob er es gecheckt hat, als du von London zurückgekehrt bist und deine Eltern erfahren haben, dass du einen Freund hast. Dann musst du noch sagen, dass du nach London musst, weil dort der Vater des Kindes ist. Er wird dich schon verstehen."

"Kommst du mit zu mir?"

"Sorry, aber ich glaube nicht, dass ich um neun Uhr noch raus darf. Du kannst das schon. Nachher berrichtest du mir alles, okay?", bestimmte meine Freundin. Ich nickte.

"Gut, das wird ihm gerade noch fehlen ...", meinte ich. Plötzlich vibrierte etwas in meiner Hosentasche. Mein Vater rief an.

"Hallo, Dad."

"Elena, wo bist du denn?"

"Bei Saskia, ich mache mich aber schon auf den Weg nach Hause."

"Okay, bitte beeil dich. Es ist Besuch da." Dann hatte er aufgelegt. Um neun Uhr Abends kam noch jemand zu uns? Ich verabschiedete mich von Saskia und rannte dann die hell erleuchtete Straße hinunter zu meinem Haus. Im Wohnzimmer brannte Licht. Ich sah meinen Dad, der gerade zwei Kaffetassen brachte. Ich war schon gespannt wer da war.

Ich wünschte, ich hätte nie den Raum betreten. Mamas Mutter saß auf der Couch und nippte gerade an ihrem Gestränk. Als ich sie sah, blieb ich stehen und drehte mich wieder um. Schnell weg von hier!

"Ah, Elena! Komm doch bitte einmal her!", bat Papa und winkte mich zu sich. Meine Großmutter musterte mich kritisch. Ich musste mich leider neben sie setzen, weil sonst kein Platz mehr frei war. Lieber hätte ich mich auf den Boden gesetzt, als neben dieser alten Schachtel zu sitzen.

Mein Vater musste kurz in die Küche, weil meine Oma etwas Milch brauchte. Das hatte sie sicher nur gemacht, damit Dad nicht hier war, und sie mich nerven konnte. Das tat sie dann auch: "Elena-Kind! Ich kann es nicht fassen, wie du zugenommen hast. Das ist ja schrecklich. Hast du so viel Kummer wegen deiner Mutter? Außerdem ... sieh dir doch einmal deinen Bauch an! Wie viel hast du in den letzten Tagen gegessen?!", fragte sie und legte ihre Hände an ihre Wangen und machte ein erschrockenes Gesicht.

Ich werde bald noch dicker werden, dachte ich mir und die Wut kochte wieder in mir hoch.

"Warum wirst du bald noch dicker sein?", wollte Oma wissen. Scheiße! Ich hatte laut gedacht. Papa kam gerade herein und fragte: "Elena, hast du etwa vor, mehr zu essen?"

Shit, shit, shit! Jetzt konnte ich nicht mehr aus der Sache hinaus. Ich hasste diese Frau! Ich hätte sie erwürgen können! Ich schrie ihr die Worte ins Gesicht: "Verdammt noch mal, weil ich schwanger bin!" Mein Vater schaute mich verwirrt an, meine Oma geschockt. Sie stand auf und kam auf mich zu.

"Was hast du nur angestellt! Das ist doch ein Witz, richtig? Ich kann es nicht glauben, Lukas! Wie hast du nur dein Kind erzogen?!" Den letzten Satz schrie sie. "Ich wusste doch schon immer, dass du keine Kinder erziehen kannst. Das wusste ich schon, als meine Tochter dich das erste Mal angeschleppt hat!" Mein Vater stand auf und legte seiner Schwiegermutter eine Hand auf die Schulter. "Ist schon gut, bitte beruhige dich. Möchtest du uns vielleicht kurz allein lassen?" Ich konnte nicht fassen, wie ruhig er auf ihre Beleidigungen reagierte. Meine Großmutter schnaubte, ging dann aber doch.

Ich fing an zu weinen. Dad schaute mich ratlos an. "Wie konnte das passieren, Elena?"

Ich zuckte mit den Schultern. Ich schluchzte auf. "I-Ich weiß n-nicht ..." Schrecklich peinlich ...

Papa nahm mich in den Arm. Ich atmete seinen Geruch ein. Er roch so gut. Es beruhigte mich. Nach ein paar Minuten erzählte ich ihm alles. Von Anfang an bis zum Schluss. Nach zehn Minuten war ich fertig. Oma hatte gelauscht - das war ja klar gewesen. Sie blieb nur mehr zehn Minuten, um ihren Kaffee auszutrinken, dann fuhr sie so schnell aus der Einfahrt, dass es staubte und die Kieselsteine hochgewirbelt wurden. Papa hatte seinen Arm um meine Schulter gelegt.

"Dad, was machen wir jetzt wegen der Schule?", fragte ich, als wir wieder im Wohnzimmer waren.

"Ich weiß nicht, wie lange willst du denn in London bleiben?", stellte er als Gegenfrage.

"Ich weiß es nicht. Ich denke, dass es am besten wäre, wenn wir das spontan machen. Also wann ich heimkomme. Das mit der Schule ... Wir könnten es ja sagen. Irgendwann werde ich sowieso nicht mehr in die Schule gehen können, oder?"

"Ja, da hast du Recht", stimmte mir Papa zu.

"Also rufst du in einer Woche oder so - das genügt sicher - in der Schule an und sagst der Direktorin, dass ich für ein paar Monate nicht mehr komme."

"Elena, du musst auch bedenken, dass du auch nach der Geburt zu Hause sein wirst. Und das nicht nur für ein paar Monate, sondern ein, zwei Jahre."

"Oh, ach ja ...", fiel mir ein. Somit war meine gesamte Zukunft verbaut.

"Wir müssen es der Direktorin sagen, sonst wird sie sich wundern. Ich rufe sie in den nächsten Tagen an. Warst du eigentlich schon beim Arzt?"

"Ja, einmal. In zwei Wochen hab ich den nächsten Termin."

"Wäre es nicht besser, wenn dein Freund nach Deutschland käme? Ich meine, hier kennst du alles, und außerdem, was tust du wegen den Arztbesuchen?"

Irgendwie machte es mir mein Vater nicht gerade einfacher ...

Ich seufzte. "Ich hab keine Ahnung. Ich hab aber schon ein Ticket."

"Woher?"

Nun erzählte ich auch die Geschichte von Aurelia.

"Und ihr kann man vertrauen?", fragte Papa nach einer Weile misstrauisch.

"Ja, ganz bestimmt. Sie ist die Oma von dem Vater meines Kindes, oder deines Enkels." Mein Vater überlegte kurz.

"Ah, jetzt verstehe ich deinen Satz." Er schmunzelte. Also hatte ich das jetzt auch geschafft. "Also werde ich mit fünfundvierzig Großvater?", erriet er.

Inzwischen war es schon viertel nach zehn. Ich wusch mich und zog mir meinen Schlafanzug an. Ich war gerade dabei, mein T-Shirt überzuziehen, als ich an meinem Spiegel vorbeiging. Ich blieb stehen und betrachtete meinen Bauch. Ich hatte wirklich zugenommen. Man konnte eine klitzekleine Wölbung sehen. Ein Glücksgefühl durchfuhr mich auf einmal. Irgendwie freute ich mich jetzt sogar. Ich konnte es einfach nicht fassen, dass in mir ein Mensch heranwachste. Ich lächelte und sagte zu meinem Bauch: "Ich verspreche, dass ich mich gut um dich kümmern werde, und dass ich dich jetzt schon liebe, und dass du das Wichtigste auf der Welt für mich bist." Dann zog ich mir mein T-Shirt an und schlüpfte unter die Decke. Ich dachte die ganze Zeit an Orion, und an mein, oder besser gesagt: Unser Baby ...

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