"You are too ... fat."

Um dreiviertel sieben stiegen wir ins Auto ein und fuhren zum Restaurant, wo wir meine Großeltern, also Mamas Eltern, treffen würden. Meine Laune war am tiefsten Tiefpunkt und ich wollte mir gar nicht erst die Mühe machen, freundlich zu sein.

"Oh, hallo meine Lieben!", zwitscherte Oma und umarmte alle. Ich kam zum Schluss dran - war ja klar!

"Ach, herrje ... Elena, du hast einen zu tiefen Ausschnitt. Du bist doch nicht auf Aufriss?! Schäme dich! So ein junges Mädchen wie du sollte sich nur für ihre Noten interessieren", flüsterte Oma mir ins Ohr und legte ihre Stirn in Falten. Wieso hakte eigentlich immer jeder auf meinen Schulleistungen herum?! Mein Opa ignorierte mich einfach. Ich fand das auch besser so.

Ich bestellte einfach ein Schnitzel mit Pommes. "Aber Kind! Das ist doch nicht gesund. Iss lieber eine Gemüsepfanne. Die ist viel besser für dich. Du bist sowieso schon etwas zu ... dick." Die Wut kochte in mir hoch. "Ach ja? Das sagst genau du?! Du fettes Schwein! Halte dich einfach aus meinem Leben raus, kapiert?!", brüllte ich und ignorierte die Gäste, die mich alle anstarrten. Meine Mutter hatte einen hochroten Kopf. Sie sprang auf und zerrte mich in die Damentoilette. Dann legte sie auch schon los: "Was ist denn in dich gefahren? Jetzt hast du es aber zu weit getrieben! Viel zu weit! Du bekommst eine Woche Hausarrest! Wehe du sagst jetzt noch ein böses Wort zu deiner Großmutter!"

"Sie hat angefangen! Sie hat zu mir gesagt, ich soll keine T-Shirts mit weitem Ausschnitt mehr anziehen. Und sie hat gesagt, ich sei dick!", behauptete ich genau so laut.

"Du bist doch kein kleines Kind mehr! Du tust ja, als wärst du fünf!"

"Das bin ich ja auch ... fast!" Mama warf einen blick auf mein Dekolleté.

"Außerdem hat deine Oma Recht. Zieh dir gefälligst ein T-Shirt darunter an. Und jetzt gib Frieden! Was haben die mit dir in London eigentlich gemacht? Du bist ja noch schlimmer geworden als du schon früher warst!"

Was? Ich verstummte. "Aha ... Toll. Deswegen hast du mich also nach London geschickt. Damit ich andere Leute treffe. Du wolltest doch nur Ruhe von mir haben! Gib's zu!" Mir traten Tränen in die Augen. "Wie konntest du nur? Du bist doch meine Mutter. Du wolltest mich ... los werden ..." Als die ersten Tränen an meinen Wangen hinunterliefen, stürmte ich aus dem Lokal und rannte irgendwo hin. Ich hatte bald die Orientierung verloren. Ich war irgendwo in einem Wald. Irgendwann blieb ich stehen und ließ mich an einem Baum hinuntergleiten. Ich weinte. Was sollte ich nun tun? Meine Mutter. Ich musste mit ihr reden ... oder auch nicht. Im Moment hatte mein Leben keinen Sinn. Ich musste plötzlich an Angelina denken. Ich wurde erneut von einem Weinanfall überwältigt. Ich konnte nicht verstehen, warum mich Mama wegschicken wollte. Ich meine ... es war nie richtig anstrengend mit mir gewesen, oder? Aber Kinder können ihre Eltern nicht verstehen, weil sie einfach anders ticken. Wie eine Zeitbombe ...

Ich weiß nicht wie lange ich da draußen im Wald saß, doch irgendwann kamen ein paar Männer und brachten mich nach Hause. Von Papa erfuhr ich, dass ich die ganze Nacht draußen war. Ich hatte mir eine Lungenentzündung eingefangen, denn in der Nacht hatte es ein Gewitter gegeben, dass ich nur halb mitbekommen hatte. Jetzt lag ich in meinem Bett und starrte an die Decke. Mama kam herein und sagte: "Wie geht es dir? Ich habe einen Fehler gemacht, ich weiß, aber es war halt ... es war nicht einfach mit dir und ich dachte mir, es wäre vielleicht gut, wenn wir uns für vier Wochen einmal nicht sehen. Es tut mir wirklich leid, aber das soll doch nicht die Mutter-Kindbeziehung zwischen uns zerstören, oder? Wenn du wieder mit mir sprichst, können wir miteinander reden." Doch ich wusste, dass es nichts bringen würde. In nur wenigen Tagen würden wir wieder streiten. Das konnten wir eben nicht ändern. Ich musste eine Woche im Bett bleiben. Orion meldete sich nie. Ich war enttäuscht. Vielleicht galt die Telefonnummer nicht mehr? Ich bekam ein ungutes Gefühl im Magen. Am Dienstag besuchten mich Alexa und Saskia. Sie erzählten von ihrem Ausflug in die Berge mit ihren Familien. Es hörte sich interessant an. Ich bekam etwas bessere Laune. Am Nachmittag, als meine beiden Freundinnen weg waren, durfte ich aus dem Bett und wanderte ein bisschen im Haus herum. Mir fiel ein, dass sich der Hausarrest nichts gebracht hatte. Ich hatte sowieso nicht aufstehen dürfen.

In der Küche holte ich mir etwas zu essen. Doch bei diesem Anblick gab es mir einen Stich in die Magengrube. Meine Brust zog sich schmerzhaft zusammen, und mir blieb die Luft zum Atmen weg. Ich ließ mich auf einen Sessel nieder und versuchte meinen stockenden Atem zu beruhigen ...

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