"You always can speak to me, Elena."
Am Sonntag liefen wir einfach durch die Stadt und lümmelten später bei ihr zu Hause auf der Couch herum. Nach einer Woche hatten Saskia und ich noch immer keine Verbindung zu Orion gefunden. Jetzt war es ganz sicher, dass die Familie eine andere Nummer hatte. Obwohl die Nummer, die ich mir eingespeichert hatte, die Festnetznummer war.
Das ganze Wochenende hatten wir zusätzlich damit verbracht, in Telefonbüchern zu blättern und im Internet seinen Nachnamen einzugeben. Doch alles war umsonst gewesen.
"Dir bleibt nur mehr eine Lösung ...", meinte Saskia am Mittwoch.
"Und die wäre?", fragte ich.
"Du musst wieder nach London fliegen."
"Ach ja? Und wer kauft mir ein Ticket?" Wie stellte sie sich das vor?
"I don't know ...", seufzte meine Freundin und ließ ihre Schultern hängen.
Nach der Schule fuhr ich wieder ins Restaurant. Aurelia hatte ihren Job gut gemacht. Sie war zwar etwas langsamer gewesen, war aber dafür supernett und freundlich gewesen. Die Gäste waren sehr zufrieden. Überhaupt das Brautpaar am Samstag.
Als ich an meiner Arbeitsstelle ankam, erblickte ich die alte Dame. Sie saß an ihrem gewohnten Platz und las wieder die Zeitung. Gleichzeitig trank sie einen Nespresso.
"Guten Tag, Frau Bennet. Wie geht es Ihnen heute?", wollte ich wissen.
Sie schaute auf. "Oh, Elena-Schatz. Hallo! Mir geht es gut, und Ihnen?", antwortete sie.
"Im Moment okay ..."
"Was ist denn passiert? Oh, was für eine dumme Frage! Ihre Mutter ...", meinte Aurelia.
"Ja, das auch. Aber ich habe noch ein anderes Problem ..."
"Du kannst immer mit mir reden, Elena."
"Ja danke, ich weiß." Sollte ich es ihr erzählen? Gerade waren nicht viele Gäste hier. Mein Chef hatte endlich eine zweite Kellnerin aufgespürt. Sie hieß Helen und bediente gerade die Leute an Tisch drei. Ich hatte also Zeit.
"Ich habe einen Freund, und ... äh ... von dem bin ich jetzt ..." Ich brachte das Wort nicht heraus!
"Etwa schwanger?!", erriet Aurelia.
Ich nickte und starrte auf die Ketchupflasche.
"Oh, je. Aber Sie werden es schaffen! Ich unterstütze Sie. Im wievielten Monat?"
"Danke. Im Dritten. Leider weiß ich nicht, wie ich zu meinem Freund komme ...", erzählte ich weiter.
"Wo ist er denn?", wollte Frau Bennet wissen. Ich seufzte. Ironie des Schicksals. Irgendwie geschah alles in London.
"In London. Er wohnt dort mit seiner Familie. Ich war in den Sommerferien für vier Wochen dort, weil ich sozusagen auf einem 'Englischcamp' war. Ich wohnte bei einer Gastfamilie, und deren Sohn ist mein Freund. Ich war noch nicht bereit dafür! Ich hätte das nicht tun sollen!" Wieder kam das ungute Gefühl zurück.
Aurelia legte ihre Hand auf meine. "Haben Sie keine Angst. Wenn Sie es schön gefunden haben, dann war es nicht falsch", versprach Frau Bennet.
"Ja, es hat sich gut angefühlt ..." Ich merkte erst jetzt, dass es wirklich schön gewesen war. Wir hingen beide unseren Gedanken nach.
"Wie heißt Ihr Freund?", fragte Aurelia plötzlich.
"Äh, Orion ..."
"Was für ein Zufall ...", murmelte Frau Bennet.
"Was? Wieso Zufall?", wollte ich wissen und setzte mich gerade hin. Irgendetwas sagte mir, dass jetzt gleich eine tolle Nachricht kommen würde ...
"Orion heißt auch mein Enkel. Sein großer Bruder heißt Jack, seine kleine Schwester Alice, sein Vater Elliot und seine Mutter - meine Tochter - Angelina. Ist es die gleiche Familie?" Ich war sprachlos. Ich stotterte nur herum: "I-ist der F-familienname W-whitehouse?"
Aurelia nickte. Angelina und Aurelia waren vom Charakter her vollkommen gleich. Plötzlich fing Frau Bennet an zu lächeln. "Ich habe eine Idee. Ich fliege in drei Wochen nach London. Wie wäre es, wenn Sie statt mir fliegen?" Ich riss die Augen auf. "Meinen Sie das ernst? Jetzt tun Sie mir schon wieder einen Gefallen!" Ich konnte es nicht glauben. Das würde sie wirklich für mich machen?! Ich hätte die Frau gegenüber von mir abknutschen können.
"Danke! Das ist so toll!" Ich strahlte übers ganze Gesicht. Ich würde meinen geliebten Orion wieder sehen! Ich könnte die Welt umarmen. Das mit der Schwangerschaft würden wir schon schaffen. Meine Freunde und meine Familie wollten mir helfen, und das war schließlich das Wichtigste!
Als ich um acht nach Hause kam, lief ich gleich weiter zu Saskias Haus. Ich klingelte Sturm. Als die Tür endlich von meiner Freundin aufgemacht wurde, fiel ich ihr um den Hals.
"Aurelia, sie fliegt in drei Wochen nach London! Ich darf statt ihr fliegen!", jubelte ich und wollte Saskia nicht mehr loslassen.
"Echt? Das ist ja geil!", freute sich auch meine beste Freundin. Wir vollführten einen Freudetanz. Saskias Mutter kam in den kleinen Raum herein und begutachtete uns mit einem seltsamen Blick.
"Was freut euch denn so?", wollte sie nun lachend wissen. Saskia und ich schauten uns an. Der Blick meiner Freundin verriet: sollen wir es ihr sagen, oder nicht?
Ich zuckte mit den Schultern. Saskias Mum war wirklich nett, aber so viel hatte ich dann auch nicht mit ihr zu tun.
"Äh, Elena darf in drei Wochen nach London fliegen, und das freut sie, weil sie dann wieder ihren Freund sieht", erklärte Saskia. Gott sei Dank hatte sie die Schwangerschaft weggelassen! Die Mutter meiner Freundin nickte. "Das ist ja toll. Viel Spaß, aber ... was machst du wegen der Schule?" Scheiße! Saskia und ich schauten uns wieder an. Dieses mal verzweifelt.
"Keine Ahnung ... Das überlegen wir uns noch ...", meinte meine beste Freundin.
"Wir? Fliegst du etwa auch mit?!", bohrte Saskias Mama weiter.
"Nein! Das ist einzig und allein ... Elenas Sache." Was? Ich sollte das allein machen?! Sie durfte mich jetzt nicht im Stich lassen! "Welche Sache?", fragte Saskias Mutter nun.
"Mum, bitte ...", bettelte meine Freundin. Ihre Mutter seufzte, dann ging sie wieder. Ich sah Saskia fragend an. "Lässt du mich ehrlich im Stich?"
"Was? Nein! Ich ... oh, man. Nein, natürlich nicht! Ich werde mich um dich sorgen und dich jeden Tag anrufen, versprochen", versprach sie und umarmte mich. Ich war erleichtert. "Außerdem hast du dann ja Orion ..."
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