"When do we say it to your family?"
Es fühlte sich an wie ein Stromschlag, nur viel, viel schöner. Es war ein leichter Schubser, der mich einfach nur überglücklich machte. Als es passierte, stieß ich einen Überraschungsschrei aus. Wir hatten gerade Mittag gegessen. Die Familie war erschrocken gewesen. Dann hatte ich es verkündet. Nun waren alle wieder sorgenlos.
Orion und ich drehten eine Runde in der Stadt. "Wann sagen wir es deiner Familie? Ich meine die Namen", wollte ich wissen, während wir auf der Bank an unserem Lieblingsplatz saßen und die Sonne genossen. "Mhhh ..." Ich schaute ihm ins Gesicht. Mein Freund hatte die Augen geschlossen und war anscheinend gerade beim Einschlafen. Ich ließ ihn. Ich schloss ebenfalls die Augen und spürte die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Nach einiger Zeit, als ich die Augen wieder öffnete, musste ich mich erst an das grelle Licht gewöhnen. Orion saß noch genauso da wie vorher. Ich betrachtete ihn. Er sah so süß aus, wenn er schlief. Als würde mir unser Baby zustimmen, bewegte es sich wieder in meinem Bauch. Ich legte meine Hand darauf und musste lächeln. Ob Mama gerade vom Himmel auf mich herabblickte? Ich stellte mir vor, wie sie aus ihrem Fenster in den Wolken schaute, und mich sah, wie ich neben meinem Freund saß, der mir das Schönste auf der Welt schenkte. Ob sie sich freuen würde? Oder würde sie eher wieder sauer werden? Die Bilder in meinem Kopf machten mich so traurig, dass ich zu weinen anfing. Ich schluchzte einfach still vor mich hin. Ich konnte mich noch daran erinnern, wie sie mich in die Küche gerufen hatte, und mir gesagt hatte, dass ab jetzt nur noch Englisch gesprochen werden würde, und dass ich nach London fliegen musste. Ich war überhaupt nicht einverstanden gewesen. Und dann hatte ich Orion kennengelernt. Durch Mum. Sie hatte es mir ermöglicht, meine erste Liebe zu treffen und mein erstes Baby zu bekommen. Na ja, das hatte sie wahrscheinlich noch nicht erwartet ... Irgendwann versiegten die Tränen und ich starrte in den Himmel. Die Sonne hatte sich inzwischen hinter den Wolken versteckt, und die Gegend wurde wieder grau und langweilig. Ich vernahm die ganze Zeit die Bewegungen des Kindes. Es war einfach ein wunderschönes - und ungewohntes - Gefühl.
Nach wenigen Minuten wachte Orion auf. Er rieb sich über die Augen und gähnte. "Bin ich jetzt echt eingeschlafen?", fragte er grinsend.
"Ja, eine Stunde lang", bestätigte ich ihm. "Oh, sorry. Du hättest mich aufwecken können", beteuerte er. Ich winkte ab. "Dafür hast du viel zu süß ausgesehen." Mein Freund lachte. Ich auch. Wir fuhren mit einem Taxi nach Hause. Dort hatten wir vor, unsere Namen vorzuschlagen.
"Okay. Elena and I have examples for names for the baby", kündigte mein Freund an. Angelina lächelte gespannt, so wie die ganze restliche Familie. "If it's going to be a boy, his name will be Jamie." Wir warteten auf die Reaktion der Familie. Alle schienen den Namen süß zu finden, denn Angelina und Elliot redeten miteinander, und ich hatte den Satz: "A very sweet name" herausgehört. Nun war ich mit dem Mädchennamen dran. Ich warf Orion einen nervösen Blick zu. Der nickte nur aufmunternd und streckte seinen Daumen nach oben.
"And if it will be a girl, her name is Kim." Das Lächeln verschwand sofort auf den Gesichtern und die Stimmung wurde bedrückt. Ich hatte es doch gewusst! Orion hatte gemeint, es wäre besser, wenn ich es sage, denn dann würden sie es, falls es nicht so ankam wie vorgestellt, nicht so schlimm finden, sondern nett. Doch natürlich war der Plan nach hinten losgegangen. Ich schaute hilflos zu meinem Freund. "Mum, Dad? Elena thought that you'll be happy about it. She's so sad about our Kim, that she wanted to give the baby the name Kim", erklärte Orion. Elliot sprang blitzschnell auf - sodass der Sessel umfiel - und brüllte: "Don't say that name, Orion!!! You know that!!" Ich war erschrocken und stolperte vor Überraschung einen Schritt zurück. "Kim is our baby, not Elena's, okay? The child isn't going to have this name! Elena, go out of this room, I can't see you at the moment!" Ich drehte mich abrupt um und lief hinaus vor die Tür, die ich schnell hinter mir schloss. Ich hatte richtige Angst vor Elliot bekommen. So hatte ich ihn noch nie erlebt.
Er schrie weiter: "Why is Elena going to have a baby? Orion, you know, that your family hasn't forgotten the death of your sister?! The memories are coming back, and that's not easy for us. That's terrible! That was a big mistake! Elena's baby will bring bad memories! Why are you doing this to us? Your mother cries every night and now you are coming with the news that you will be father soon!" Ich konnte die Verzweiflungstränen nicht mehr im Zaum halten. Was hatte er da gesagt? Mein Baby wird böse Erinnerungen mit sich bringen? Das hieß doch, dass Orions Familie kein neues Familienmitglied mehr wollte ...
"Dad, the baby is Elena's and my child! And it's so wonderful! I'm proud of Elena and our baby, but you? You ruin everything! And I'm very sad about Kim, too. But what should we do? We can't get back the time or whatever! We can't get back our little Kim, because it is how it is! One day, Jack and Alice will be parents, too!", schrie mein Freund zurück. Ich hörte Angelina weinen. "Be quiet, Orion! Get away from here and stay at your room! Speak with your girlfriend. It was a mistake. Your dad is right", brachte Angelina heraus, doch ihre Worte verletzten mich noch mehr. Die Familie hasste mein Kind! Orion riss wütend die Tür auf, und hätte sie mir fast ins Gesicht geknallt. Er rannte an mir vorbei, trampelte die Treppen hinauf und knallte seine Zimmertür zu. Ich stand wie versteinert da. Als Elliot wieder zu fluchen begann, hatte ich entgütlig genug. Ich versteckte mich in meinem Zimmer. Ich hätte kein weiteres Wort mehr ertragen.
Ich wählte Saskias Nummer und wartete. Endlich meldete sie sich. Sofort, nachdem ich 'Hallo' gesagt hatte, merkte sie, dass ich weinte. "Was ist los?"
"Warum läuft immer alles schief?", heulte ich meine beste Freundin an. Dann erzählte ich ihr wie schon so oft alles haargenau. Die Tränen kehrten immer wieder aufs Neue zurück.
"Das ist echt gemein! Hast du mit dieser alten Frau gesprochen? Wie hieß sie noch gleich ...?"
"Aurelia?"
"Ja, genau die. Ich hab erfahren, dass sie dir nachgeflogen ist. Was ist mit der? Du könntest doch mal mit ihr sprechen."
"Ja ... Aber was ist, wenn sie genau der gleichen Meinung ist?", befürchtete ich.
"Dann musst du nach Deutschland fliegen. Außerdem ist das deine und Orions Sache, wie ihr euer Baby nennen wollt. Das müsste doch vor der Geburt keiner wissen!"
Ich überlegte. So schnell nach Hause fliegen?
"Stimmt, wir hätten es ihnen nicht erzählen sollen. Aber ich versuche es mal mit Aurelia. Danke, Saskia. Ich vermisse dich."
"Ich dich auch, Eli."
Ich klopfte an die Zimmertür der alten Dame. Sie machte mir auf. "Oh, Elena. Komm doch herein. Du hast ja ganz rote Augen! Hat es damit zu tun, dass sie unten in der Küche so herumschreien? Was ist da los? Ich wollte der Diskussion schon beinahe beitreten, aber dann habe ich es mir anders überlegt."
Als ich auf ihrem Bett saß, erkundigte ich das Zimmer. Es war klein und weiß gestrichen. Eine Kommode stand gegenüber des Bettes. Die Vorhänge an dem Fenster links des Raumes waren beige mit dunkelbraunen Blumenmustern. Die Bettwäsche war weiß - natürlich. Wem gehörte das Zimmer, wenn ich das Eigentliche von Aurelia besetzte?
"Deine Familie hasst mein Baby."
"Was?", fragte die alte Frau ungläubig. Auch ihr erzählte ich die ganze Sache.
"Natürlich war es kein Fehler! Ich meine ... Ja, es hätte nicht sein müssen, aber was passiert ist, ist eben passiert. Da kann man nichts ändern. Wenn das Kind erst mal da ist, dann wird es sicher allen Recht sein, glaub mir. Jetzt sind alle dagegen, weil noch alle zurückdenken. Doch später werden alle so begeistert sein von dem Baby, dass es alle lieben werden", sagte Aurelia und lächelte. "Wie weit bist du jetzt?"
"Fünftes Monat. Ich hab es heute das erste Mal gespürt."
"Oh, wirklich? Endlich! Ich war ja beim Essen nicht da. Deswegen hab ich es versäumt. Da bin ich aber froh, dass es endlich entdeckt hat, die Mami schlagen und treten zu können." Aurelia zwinkerte mir zu. Ich war schon ein bisschen besser drauf. Ich schniefte leise und wischte mir meine Wangen ab.
"Möchtest du über irgendetwas reden? Ich meine, von Frau zu Frau? Mit Orion geht das ja schlecht ..."
"Ich mach mir Vorwürfe. Wieso musste das passieren? Alles könnte doch so schön sein! Wenn doch die Familie an diesem einen Abend nicht weggefahren wäre ...", sagte ich wieder einmal hilflos.
"Ach was! Du bist vielleicht noch ein bisschen jung, aber es kommt doch ganz darauf an, wie bereit du dazu bist." Ich dachte nach. War ich bereit für ein eigenes Kind? Ich hatte früher in den Sommerferien manchmal auf ein Nachbarskind aufgepasst, aber so richtig hatte ich mich noch nie um ein Baby gesorgt.
"Vier Monate noch. Die Hälfte ist schon geschafft. Und das mit dem Namen ... Ich bin sicher, dass Angelina und Elliot noch mal mit dir reden werden. Vielleicht spreche ich auch noch einmal mit ihnen. Sie können doch so ein junges, freundliches Mädchen nicht so beleidigen!", meinte sie bestimmt. Ich schmunzelte, doch dann verschwand das kleine Lächeln wieder.
"Na, komm schon! Geh jetzt einfach einmal zu Orion und denkt euch einen anderen Mädchennamen aus. Wenn meine Tochter und ihr Mann ihre Meinung ändern, dann könnt ihr die Namenauswahl lassen. Okay?" Ich nickte. "Danke", sagte ich und lächelte nun doch. Danach machte ich mich auf den Weg zum Zimmer meines Freundes.
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