"Elena, you should search for a job."
In den nächsten Tagen geschah nicht viel. Papa und ich saßen nur herum und weinten ab und zu. Nach drei Tagen rief mein Vater den Bestatter an. Er machte sich einen Termin aus. Mama sollte verbrannt werden. Ich konnte es noch immer nicht fassen. Wo war Mum?! War sie jetzt wirklich weg? Für immer? Würde sie wirklich nie wieder kommen? Ich vermisste sogar die Streitereien mit ihr.
Eines Abends saßen Dad und ich im Wohnzimmer.
"Papa? Was hat Mama endgültig dazu gebracht, sich ein Messer an den Hals zu setzen?"
Mein Vater schwieg einen Moment. "Ach, Elena. In den letzten Jahren sind so viele Dinge passiert, von denen du nichts mitbekommen hast. Deine Mutter war schwanger, als du dreizehn warst, und verlor das Kind aber nach wenigen Wochen. Es brach eine Welt für uns zusammen, aber besonders für deine Mutter. Dann folgten diese ständigen Streitereien zwischen dir und ihr. Sie hatte noch nie starke Nerven. Ich schätze, sie ist einfach nicht mehr mit sich selbst zurecht gekommen. Wir hatten auch eigentlich vor, uns in Zukunft scheiden zu lassen, aber wir wollten noch warten. Und Elena, deine Mutter hat dich nicht abgeschoben. Sie hat einfach gedacht, dass alles zwischen euch zwei besser wird, wenn ihr euch eine Weile nicht seht, aber sie hat gespürt, dass sich nichts verändert. Du konntest manchmal sehr abweisend sein, und sie sehr aufbrausend."
"Also hatte sie psychische Schmerzen, wenn man das so sagen kann?"
"Ja, mein Schatz. So kann man es nennen. Elena, du musst wissen, dass ihr niemand hätte helfen können. Es war ihre Entscheidung. Sie war jahrelang bei einem Psychiater. Oh, und du kennst doch ihre Eltern. Vor allem ihre Mutter. Deine Mum hatte auf jeden Fall keine leichte Kindheit. Es kommt einfach so vieles zusammen, von dem du bis jetzt noch nie etwas gehört hast. Es tut mir so leid, dass meine eigene Tochter das alles überstehen muss."
"Dad, wir schaffen das", sagte ich unter Tränen. Mir war jetzt einiges klarer. Ich hatte ja sowas von keine Ahnung gehabt!
Nach einer Woche war das Begräbnis. Meine ganze Familie war da. Papa hielt mich die ganze Zeit in den Armen. Saskia war auch mitgekommen und hatte auch ein paar mal heimlich geweint. Sie schämte sich anscheinend.
Der Pfarrer hatte beruhigende Worte gesprochen. Ich hatte eine Rede gehalten und hatte Mama alles Gute gewünscht. Ich hatte mich auch ein bisschen bei ihr beschwert, aber nur im Stillen.
Danach gingen wir essen. Doch keiner hatte besonders großen Hunger. Alle würgten das Essen hinunter und versuchten, sich gegenseitig aufzumuntern, was kläglich scheiterte. Am Nachmittag fuhren alle nach Hause. Saskia kam mit. Sie machte mir Mut. Ich musste in die Zukunft blicken. Das tat ich auch.
Am ersten Schultag begrüßten wir alle Leute und Lehrer. Es war wieder alles so wie immer ... Nur bei mir nicht. Es war schon komisch. Ich kam heim und kein Essen stand auf dem Tisch. Das Haus musste ich jetzt putzen. Mein Vater half mir natürlich, aber er musste mehr arbeiten. Früher hatte Mum auch eine Arbeit gehabt und verdiente Geld. Papa musste nun alles allein bezahlen. Dad und ich hatten ein wöchentliches Ritual. Jeden Sonntag Abend setzten wir uns zusammen und guckten einen Film, oder spielten Spiele.
"Elena, du musst dir eine Arbeit suchen. Ich kann das Ganze nicht mehr bezahlen. Ich bin auch nur Taxifahrer", sagte Dad eines Tages Ende September zu mir.
"Aber Papa. Du weißt doch, dass ich zur Schule muss."
"Ja, was soll ich machen? Ich kann mir das alles nicht mehr leisten. Heizkosten, die Miete, deine Schule, Lebensmittel und das andere Zeugs. Ich komme nicht mehr zusammen ..." Mein Vater schaute verzweifelt aus. Ich kaute auf meiner Unterlippe herum. Er tat mir so leid.
"Okay. Ich suche mir einen Teilzeitjob."
"Danke, Elena. Du bist ein Schatz!" Papa gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ich lächelte matt. Ich hatte jetzt schon keine Zeit zum Lernen, wie sollte ich das jetzt mit einem Job schaffen?! Aber mir blieb nichts anderes übrig ...
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