too young
⭐️, 💬?
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Verzweifelt blickte ich auf mein Handy und sträubte mich davor auf das Telefon-Symbol zu klicken, um den Anruf zu starten.
Ich wollte einfach nicht.
Neben mir auf einem kleinen Zettel hatte ich schon vor lauter Verzweiflung meinen Namen gekritzelt und den Grund für meinen Anruf. Andernfalls würde ich es vor Nervosität einfach vergessen und sinnlos herumstottern.
Es war nicht das erste Mal, das ich diese Nummer wählte, doch ich konnte diese innere Panik einfach nicht ablegen. Es war eine Sache die Laborleitung anzurufen, wenn es ein Problem im Labor gab, aber selbst für das Problem verantwortlich sein?
Vielleicht sollte ich anrufen, wenn ich vor Ort war? Oder direkt zum Büro laufen? Das konnte doch alles nicht wahr sein... Shit.
Ich nickte mir selbst zu und schob das Handy in meine hintere Hosentasche, wendete mich von der Kommode im Flur ab und kniete mich zu meiner Tochter, welche sich vehement dagegen wehrte, ihre Schühchen anzuziehen.
"Papa, will nich", schniefte sie und fing wieder an zu weinen. Schon seit Tagen wollte sie nicht mehr in den Kindergarten und niemand wusste was vorgefallen war. Sobald ich Lily darauf ansprach wurde sie ganz still.
"Spätzchen... Ich muss aber in die Uni und ich kann dich nicht mitnehmen..." Warum musste ich heute auch die Prüfung in der Analytik haben?
"Will nich", wiederholte sie schluchzend, warf mir ihren Schuh entgegen und ließ sich auf den Teppich fallen. Fast schon schreiend trommelte sie mit ihren kleinen Fäusten auf dem Boden herum und hörte gar nicht mehr auf.
"Lily!"
Doch egal was ich sagte, sie hörte einfach nicht auf. Es kam sogar so weit, dass sie anfing zu hicksen und sich herumwälzte. Dieses Mädchen war sowas von meine Tochter... Ein Vaterschaftstest wäre eine Verschwendung.
Vollkommen fertig mit den Nerven sah ich zu Liam, welcher verschlafen in den Flur trat. "Sie will schon wieder nicht?" Ich nickte und entschuldige mich bei ihm. "Tut mir leid, dass du das hier mitmachen musst", murmelte ich und atmete erleichtert auf, als meine Tochter wenigstens mit dem Schreien aufhörte.
"Ich würde dir echt gerne helfen Louis", fing mein Mitbewohner an und ich wusste schon was er sagen wollte. "Li, du hast gestern schon auf sie aufgepasst. Ich bin dir dankbar, dass wir vor ein paar Wochen überhaupt hier einziehen konnten."
Zuvor war ich nämlich überall abgelehnt worden. Aber wer wollte auch schon einen Studenten mit Tochter in der WG? Nahezu niemand. Doch Liam hatte damit absolut kein Problem und mochte es sogar, dass es hier nicht wie in anderen WGs ablief.
Denn dieses ganze Partyzeugs war überhaupt nicht seins und ich hatte nach der Geburt von Lily mit all dem eh abgeschlossen. Das Kiffen hat auch mehr zerstört als das es mir irgendwas Positives gebracht hatte.
"Vielleicht kannst du sie ja mitnehmen? Wäre doch nicht das erste Mal, dass du mit ihr in der Uni bist", schlug er vor und lehnte sich gegen den Türrahmen.
"In der Bibliothek ist das auch etwas anderes... Da spielt sie dann unter dem Tisch mit ihrer Puppe oder sitzt auf meinem Schoß und malt. Aber wo soll ich sie denn im Labor unterbringen? Ich kann sie ja wohl kaum in eine Kiste setzten. Während der Prüfung kann ich auch nicht auf sie achten. Die werden mich bestimmt rauswerfen..."
Verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare. Ich hatte noch eine Stunde und dann musste ich bereits vorbeireitet vor dem Labor stehen. Was soll ich denn machen?
"Lily?", fragte ich vorsichtig und hielt ihr meine Hand hin. Sie zog sich direkt daran hoch und tapste in meine Arme. "Versuchen wir es nochmal mit dem Kindergarten?"
"Nich Kinnergartn", schniefte sie und als ihre Unterlippe anfing zu zittern konnte ich einfach nicht anders und nickte. "Dann kein Kindergarten", murmelte ich und hielt meine Tochter so lange in den Armen bis sie aufhörte zu weinen.
"Vielleicht hilft dir Styles ja."
Als Liam seinen Namen nannte machte mein Herz direkt einen Sprung und ich versuchte meine roten Wangen zu verstecken. "I-Ich glaube nicht", erwiderte ich leise und nahm Lilys Schühchen. Ich setzte meine Tochter auf die Bank und zog ihr die Socken richtig hoch und half ihr dann die Schuhe.
"Versuch es einfach."
Damit verabschiedete sich Liam ins Badezimmer. Seufzend sah ich zu Lily, welche versuchte in ihre rosane Jacke zu schlüpfen. Mit etwas Hilfe von mir schaffte sie es. Ich kontrollierte nochmal, ob ich alles in meiner Tasche hatte und ob auch alles Wichtige in ihrem Rucksack verstaut war.
"Wo ist dein Hase?", fragte ich sie und sah nervös zur Uhr. Mit dem Bus brauchten wir eine gute halbe Stunde. Wir mussten unbedingt los.
"Hase", erwiderte meine Tochter nur und nahm ihn vom Boden auf. Ich nickte nur und hob sie auf meine Arme. Normalerweise ging Lily immer an meiner Hand, damit sie das Laufen übte, doch jetzt hatten wir einfach keine Zeit dafür.
Wir beide verabschiedeten uns von Liam und ich ging schnell zur Haltestelle. Auf dem Weg zur Universität wurde ich immer unruhiger und biss mir auf die Lippe. Obwohl ich wusste wo das Büro der Laborleitung war, schaute ich auf der Webseite noch einmal nach. Als ich dann jedoch das Bild von ihm sah wurde mir etwas komisch. Ich konnte ihn doch nicht mit meinem Problem belästigen.
Zu gerne würde ich einfach wissen, warum Lily nicht mehr in den Kindergarten wollte. Sie schien auch immer so gestresst zu sein, wenn ich sie fragte. Ob etwas so Schlimmes vorgefallen war?
Der Weg von der Haltestelle war nicht weit und als ich auf meine Uhr sah hatten wir noch 15 Minuten Zeit. Mit Bauchschmerzen machte ich mich auf in den zweiten Stock. Mit jedem Schritt schlug mein Herz schneller und ich hatte das Gefühl, das ich mich gleich übergeben musste.
Bevor ich an der äußerst hässlichen Holztür klopfe setzte ich Lily ab und wischte meine schwitzigen Hände an der Jeans ab.
"Papa?", fragte Lily leise und sah mich mit ihren blauen Augen ängstlich an. "Noch lieb?" Direkt nickte ich und strich ihr über den Kopf. "N-Natürlich habe ich dich noch lieb mein Engel. Ganz doll sogar."
Sie schien mit meiner Antwort zufrieden zu sein und hielt sich mit ihrer Hand an meinem kleinen Finger fest.
Ich atmete noch einmal tief durch und klopfte. Direkt erklang die tiefe Stimme, welche ein unglaubliches Kribbeln in meiner Bauchgegend auslöste und mich hereinbat. Leider wurde mir dadurch nur noch schlechter.
Als ich die Tür öffnete sah die Laborleitung mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an und stand auf. "Tomlinson... Haben Sie wieder etwas vergessen? Brauchen Sie nochmal meinen Kittel?"
Schwer schluckte ich und dachte kurz an vergangene Woche, wo ich von Herrn Styles die Arbeitskleidung ausleihen musste. Ich hatte meine Tasche einfach Zuhause stehen lassen. Wie peinlich es war in einem zu großen Kittel zu arbeiten... Von seinem Aftershave war ich vollkommen benebelt und konnte mich im Labor nur schwer konzentrieren.
"Nein, es geht um etwas anderes", traute ich mich dann endlich zu sagen und deutete auf Lily, welche sich fester an meine Hand krallte und alles neugierig beobachtete. Ihren Schnuffelhasen hielt sie dabei eng an sich, hatte das eine Ohr im Mund und kaute darauf herum.
"Sie haben ein Kind gefunden? Gehen sie damit doch lieber zur Information." - "Lily ist meine Tochter..." Ich wollte noch weitersprechen, aber Herr Styles sah mich so komisch an, dass es einfach nicht ging. Das was sich in seinen Augen widerspiegelte konnte ich auch kaum deuten.
War das Trauer? Aber warum?
Doch als er sich räusperte machte mein Herz einen Aussetzer und schlug noch schneller weiter. Es war schon so schlimm, dass ich das Pochen in meinem ganzen Körper spürte. Mir wurde auch unangenehm warm und mein Mund ganz trocken.
Ich musste gerade aussehen wie der letzte Depp.
In seiner Nähe war ich eh nicht ich selbst. Anfangs hatte ich nur einen kleinen Crush... Aber mittlerweile wusste ich, dass ich ihm hoffnungslos verfallen war und wenn man den Gerüchten glaubte war er leider vergeben.
"Ihre Tochter?", fragte er ungläubig und sah mich mit unglaublich viel Schmerz in den Augen an. Schnell nickte ich und sah noch einmal zu Lily, welche sich näher an mich drückte und Styles beobachtete.
"J-Ja und ich habe heute die P-Prüfung und... u-und-"
"Jetzt kommen Sie endlich mal zur Sache Tomlinson, das ist ja nicht auszuhalten."
Ich stockte und brauchte nochmal einen Moment, um mich zu sortieren. Er war immer so direkt und seine Stimme brachte mich aus dem Konzept. Ich wischte meine schwitzige Hand am Oberschenkel ab und atmete tief durch. "K-Könnte Lily so lange bei Ihnen im B-Büro warten?"
Es befand sich ein zusätzliches Büro innerhalb des Labors, abgegrenzt von dicken Glasscheiben. So konnte ich Lily die gesamte Zeit sehen und naja sie fühlte sich vielleicht auch nicht so allein, wenn er es überhaupt erlaubte.
"Haben Sie es schon bei der Kinderbetreuung versucht?"
"Dazu fehlt mir das Geld... Und so spontan wollen die kein Kind annehmen...", murmelte ich und schluckte. Das konnte ich mir nämlich schon gestern anhören und war von diesem Service unglaublich enttäuscht.
Von wegen Studieren mit Kind...
Ich war ja schon froh, dass meine Mutter den Kindergarten bezahlte. Nur tat sie es für Lily und nicht für mich.
Schließlich war es ja nicht ihre Schuld, dass ich bekifft die Nachbarstochter geschwängert hatte.
"Dann haben wir wohl für heute eine kleine Mitarbeiterin im Labor."
Ungläubig sah ich ihn an und konnte nicht ganz verarbeiten was er da gerade gesagt hatte. "Nun schauen Sie nicht so. Ich kann Sie doch wohl kaum vom Labor ausschließen, weil sie ein Kind haben und wenn die von der Kinderbetreuung kein Herz haben kann ich da nicht wegsehen. Für wen halten Sie mich?"
"D-Danke", wisperte ich und strich mir mit meinem Arm über die Augen in der Hoffnung er würde die aufkommenden Tränen nicht sehen.
Wie peinlich.
"Sie brauchen doch nicht weinen", sprach er mit seiner langsamen und ruhigen Stimme. Ich schluckte als er näherkam und der Duft von seinem Aftershave zu mir waberte. "Dann gehen Sie sich mal umziehen, ihre Sachen haben sie doch diesmal dabei, oder?" Ich nickte und sah zur Tasche, welche über meiner Schulter hing. Herr Styles nickte nur und sah dann zu Lily.
Ich kniete mich zu meiner Tochter, strich ihr eine wirre Strähne nach hinten und fixierte sie wieder mit einer ihrer glitzernden Spangen.
"Spätzchen? Würdest du heute eine Ausnahme machen und mit Herrn Styles-"
"Harry", unterbrach er mich und lächelte mich schief an. Wie konnte er so perfekt aussehen? Allein seine rosanen Lippen und diese Grübchen... Ich schob die Gedanken beiseite und sah wieder meine Tochter an.
"W-Würdest du mit Harry mitgehen? Wir sehen uns gleich wieder. Versprochen." Meine Tochter sah skeptisch zu dem Mann neben uns und sah dann wieder zu mir. Direkt füllten sich ihre Augen mit Tränen. War es so schlimm sich von mir zu trennen? Wollte sie deswegen nicht den Tag über in den Kindergarten?
"Lily... Bitte. Für Papa ist der Tag heute sehr wichtig", versuchte ich es ihr zu erklären. Ich stockte, als Harry sich zu Lily herunterbeugte und ihr seine Hand hinhielt.
"Hallo Lily, ich bin der Chemieprofessor von deinem Papa, würdest du den heutigen Tag mit mir verbringen? Ich hab' auch was zum Basteln und Malen da."
Direkt strahlen ihre Augen und ich atmete erleichtert auf, als sie ihre Hand nach der von Harry ausstreckte.
Ich drückte ihr noch einen Kuss auf die Stirn, stelle mich hin und konnte kaum glauben, dass ich mir für heute keine Sorgen mehr machen musste.
"Hat Lily noch eine Tasche? Irgendwelche Allergien oder etwas, worauf ich achten sollte?" Ich gab Harry Lilys Rucksack und schüttelte meinen Kopf.
"Danke", murmelte ich und sah zu meiner Tochter, welche sich jedoch wieder interessiert umsah.
"Schon gut und jetzt los, oder soll ich eine Verspätung notieren?"
"Nein, lieber nicht..." Schnell verließ ich das Büro, blieb jedoch nochmal stehen und sah den beiden hinterher.
Warum lächelte er meine Tochter denn so traurig an?
Doch als ich auf die Uhr sah zuckte ich erschrocken zusammen und lief in die Umkleide, um meine Klamotten zu wechseln.
Mit Sicherheitsschuhen, entsprechender Hose, Kittel, Schutzbrille und meinen unzähligen Unterlagen lief ich zum anderen Laboreingang und wurde direkt von Zayn begrüßt.
"Na, musstest du zu Styles?", grinste er und wackelte mit seinen Augenbrauen. Seufzend stieß ich ihm gegen die Schulter und rollte mit meinen Augen.
"Es war wegen Lily", flüsterte ich an ihn gewandt und hoffte, dass die anderen es nicht gehört hatten. Vermutlich wäre es gleich eh hinfällig, aber dann arbeitete jeder für sich und konnte mich nicht mit Fragen bombardieren, wofür wir eigentlich gar keine Zeit hatten.
Aber jetzt wollte ich nicht vor versammelter Mannschaft erklären müssen, warum ich mit meinen 19 Jahren schon eine fast vier Jahre alte Tochter hatte.
"Ich weiß. Ich wollte nur dein Gesicht sehen", lachte er und drehte seine Zigarette zu Ende, welche er dann hinter sein Ohr klemmte. Er wusste genau, dass Styles das nicht duldete und dennoch drehte er sich jedes Mal vor dem Praktikum eine Zigarette.
"Liam?"
"Natürlich weiß ich es von Liam. Nur weil wir Sex haben heißt es nicht, dass wir nicht miteinander reden."
"Ach, ihr habt also Zeit über meine Tochter zu sprechen, aber könnt nicht über eure Beziehung reden und endlich zugeben, dass es mehr als Sex ist? Wann gesteht ihr es euch endlich mal ein das ihr euch liebt?"
"Fresse Tomlinson", erwiderte er angesäuert und drehte seinen Kopf weg. "Zaynie..." - "Lass gut sein, ich will da nicht drüber reden."
Besorgt sah ich meinen Kumpel an und legte meine Hand auf seine Schulter. "Wenn du reden magst bin ich da. Lily knuddelt dich auch bestimmt durch", lächelte ich und musste bei dem Gedanken, dass sie für den Schwarzhaarigen immer alles stehen ließ schmunzeln.
Bevor Zayn etwas erwidern konnte hörte ich das herzerwärmende Kinderlachen meiner Tochter und sah zur Labortür, welche von Harry geöffnet wurde.
Lily trug einen viel zu großen Kittel, welcher ihr wie eine Schleppe hinterherging. Auch hatte sie eine zu große Brille auf der Nase, welche sie mit einer Hand festhielt.
Bei dem Anblick musste ich breit lächeln und war froh, dass sie sich bei Harry wohl fühlte. Auch er schien nicht mehr so traurig zu sein... Oder er konnte es gut verstecken.
"Guten Morgen zusammen", fing Harry an und sah zu Lily hinunter, welche sich - wie bei mir immer - an seinem kleinen Finger festhielt. "Heute haben wir einen besonderen Gast, weswegen ich Sie alle bitte etwas mehr Rücksicht zu nehmen."
"Ist das Ihre Tochter?", fragte Eleanor direkt und sah gebannt zur Laborleitung. Direkt spannte ich mich an und biss mir auf die Lippe. "Entspann dich", flüsterte mir Zayn zu und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln.
"Nein, leider nicht. Ich habe nur die Ehre auf unsere kleine Mitarbeiterin aufzupassen. Das ist für die heutige Prüfung aber gänzlich irrelevant Frau Calder. Bitte konzentrieren Sie sich. Wir werden heute-"
Leider nicht?!
Perplex starrte ich Harry an und konnte kaum glauben was er da gesagt hatte. "Z-Zayn? Sag mir bitte, dass er das nicht gesagt hat." Doch er grinste nur und nickte wieder nach vorne. "Hör lieber zu, Lover Boy."
Ich schluckte und konzentriere mich wieder auf Harrys Worte. Als er seine kleine Ansprache und den Ablauf der Prüfungen erklärt hatte wurde ich dann doch etwas nervös. Mir lag das alles, das wurde mir schon oft gesagt und dennoch war ich aufgeregt. Hoffentlich lief alles glatt.
Bevor wir ins Labor durften gab Harry uns noch die Aufgabe für den heutigen Tag. Jedoch verteilte meine Tochter die Zettel und wünschte jedem mit ihrer hohen Stimme viel Spaß und kicherte.
Bei Zayn erstarrte sie aber und reichte ihm ohne Ton eines der Blätter. "Danke kleine Maus", lächelte er und warf ihr einen Luftkuss zu.
Nach dem ich meine Aufgabe in der Hand hielt hätte ich vor Freude weinen können. Das war genau das, was ich vergangenes Wochenende geübt hatte.
Der Tag hätte tatsächlich nicht besser laufen können. Alles lief wie am Schnürchen und erschöpft lehnte ich nun am Waschbecken und wusch die Glasgeräte. "Sieh mal", flüsterte Zayn und stupste mir mit seinem Ellenbogen in die Seite, wobei ich beinahe die Vollpipette fallen ließ.
"Pass doch auf", murrte ich. Auf gar keinen Fall wollte ich wieder für ein kaputtes Glasgerät aufkommen. Die Glasstäbe von vor zwei Wochen sorgten dafür, dass ich Lily bisher ihre verschwundenen Haargummis nicht ersetzen konnte.
Das ich ihr so wenig bieten konnte versetzte mir einen schmerzhaften Stich durchs Herz.
"Jetzt sieh endlich hin, sonst ist es vorbei", meckerte Zayn mich an und nickte zum Büro hin. Verwirrt sah ich auf und blickte zu Harry, welcher die schlafende Lily an seiner Hüfte hielt und mit der freien Hand schon die Ergebnisse der heutigen Beurteilung an der Pinnwand befestigte.
Alle anwesenden sahen ebenfalls zu Harry und plötzlich wurde es unheimlich still im Labor.
"We were too young to know we had everything... too young, I wish I could've seen it all along...I'm sorry that I hurt you, darling, no, oh... We were too young."
"E-Er singt?", fragte ich erstaunt und sah zu Zayn, der es so wie ich nicht glauben konnte. Auch alle anderen waren vollkommen geschockt. Ihre erstaunten Gesichter sprachen Bände.
"Wisst ihr wessen Kind das ist?", murmelte Madlen leise und sah uns verwirrt an. "Seins ist es definitiv nicht, denn sein Sohn ist vor Jahren bei einem Autounfall gestorben und seine Exfrau direkt mit. Woher soll dann so ein kleines Kind kommen?"
Anstatt zu antworten sah ich sie ungläubig an. Er hatte seine Familie verloren? Zayn bekam davon gar nichts mit und rutschte etwas näher herüber als Madlen wieder weg war und die nächsten fragte.
"Ich dachte er sei vergeben..." - "Vielleicht solltest du einfach mal dein Glück versuchen? Wenn er es ablehnt weißt du ja Bescheid."
Das war doch unglaublich geschmacklos... Wenn er doch schon eine Familie hatte... Was sollte ich denn da bieten? Ich hatte gar nichts bis auf meinen kleinen wundervollen Schatz.
Bevor ich antworten konnte lauschte ich wieder Harrys wunderbarer Stimme. "Oh, I can't believe I gave in to the pressure, when they said a love like this would never last. So I cut you off 'cause I didn't know no better..."
Lily gefiel es anscheinend auch das er sang, denn sie war wirklich tief und fest am Schlafen und bekam gar nicht mit das Harry mit ihr durch das Labor spazierte.
"Zayn, er ist unser fucking Professor. Ich bin nicht mal ansatzweise mit dem Studium fertig und außerdem, warum sollte er sich auf mich einlassen? Ich bin viel zu jung. Ist das nicht sogar illegal?"
"Was bist du? 15? Louis du bist 19, da hat es niemanden zu interessieren mit wem du zusammen bist und mit wem du Sex hast."
"Sex?", kreischte ich schon fast und zog die Aufmerksamkeit damit auf mich. Direkt wurde ich rot und spülte meine Materialien weiter ab. "Tommo... Du bist echt dämlich."
Ich antwortete gar nicht mehr darauf und versank in meinen Gedanken. Sex mit Harry? Darüber hatte ich niemals nachgedacht. Oh Gott... Ich war gedanklich immer nur bei seinem Charakter und wie wohl ich mich in seiner Nähe fühlte, wenn ich nicht gerade an der Nervosität kaputt ging. Aber- Meine Chancen waren gleich null... Selbst wenn ich es versuchen könnte... Was wollte ein so erfahrener Mann mit solch einer Lebensgeschichte denn bitte mit mir? Das erste und letzte Mal Sex hatte ich mit Lilys Mutter... und für alles andere...
Ich räumte meinen Arbeitsplatz auf und zuckte zusammen, als jemand pfiff. Direkt lag meine Aufmerksamkeit auf Harry und auf Lily, welche verschlafen neben ihm auf dem Boden saß und mit einem großen Rührfisch und dem entsprechenden Magnetstab spielte.
"Die Ergebnisse hängen aus. Malik und Tomlinson? Kommen Sie beide ins Büro." Seiner Miene nach zu urteilen war er gar nicht begeistert, weswegen ich ängstlich zu Zayn sah. Auch er wirkte nicht mehr so selbstsicher wie sonst.
"Na komm, lassen wir ihn nicht warten... Denkst du wir haben was falsch gemacht? Die Apparaturen waren doch richtig aufgebaut und die Messwerte sind auch plausibel...? Meinst du er hat gesehen, wie ich dir die Lösung angesetzt habe?", fragte ich Zayn und sah ihn besorgt an.
Er hatte nicht so das Händchen für das Ansetzen von Lösungen und da wir zum Glück dieselbe Aufgabe hatten habe ich für uns beide direkt alles angesetzt. "Vermutlich... Partnerarbeit wird ja gar nicht geduldet."
Bevor wir noch weiter spekulieren konnten traten wir ins Büro ein und Lily tapste direkt zu mir. Da die Jalousien zum Labor hin heruntergelassen waren (niemand mochte es, wenn sich Neugierige die Nase an der Scheibe plattdrückten), nahm ich sie ohne weitere Gedanken auf meinen Arm und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen.
Zayn und ich setzten uns hin. Lily schien jedoch nicht so geduldig zu sein und rutschte von meinem Schoß hinunter.
"Haben Sie sich ihre Note angesehen?", fragte Harry und schloss die Tür. Ach ja... Da hatten wir in der Sorge gar nicht drauf geachtet. "Am liebsten hätte ich ihnen beiden eine 5,0 gegeben."
Ich schluckte und sah zu Zayn, welcher die Zigarette von seinem Ohr nahm und sie in den Kittel gleiten ließ. Sein Selbstbewusstsein schrumpfte gerade auch extrem.
"Aber ihre Fähigkeiten überraschen mich jedes Mal aufs Neue. Auch wenn ihr geschummelt habt, seid ihr den anderen weit voraus. Ihr habt die Vorgaben perfekt erfüllt und die Messwerte haben zu meinen Lösungen nicht mal einen Prozent Abweichung. Die Studierenden hier arbeiten normalerweise nicht so exakt. Daher hab ihr die heutige Prüfung mit 1,3 bestanden. Tomlinson, wenn sie schon die Lösungen für Sie beide ansetzen und Malik, Sie die Apparatur bis auf den kleinsten Millimeter exakt aufbauen... Lassen Sie sich gefälligst nicht erwischen."
Wir hatten bestanden? Er sprach keine Warnung wegen dem Betrug aus?
Perplex starrte ich ihn mit offenem Mund an und sah dann ungläubig zu Zayn, welcher anfing zu grinsen. "Geil, wir können Schummeln." Gedanklich klatschte ich mir gegen die Stirn und lachte leise als Lily ihm nachsprach.
"Nein", erwiderte Herr Styles und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Sie sollen sich nur nicht erwischen lassen. Nochmal kommen sie nicht so leicht davon."
"Ist doch das gleiche", grummelte Zayn und stand dann auf. Ich tat es ihm gleich, jedoch hielt Harry mich auf.
"Louis, warte bitte noch einen Moment."
Hilfesuchend blickt ich zu Zayn, doch er fing an zu grinsen und symbolisierte mit seiner Zunge und der Faust einen Blowjob.
Das war doch nicht sein Ernst...
"Malik, denken sie an Ihre Note und lassen Sie den Mist", warnte Harry ihn. Oh Gott, er hat es gesehen? Ich traute mich nicht mehr mich umzudrehen und blieb einfach stehen.
"Louis?"
Kurz schloss ich meine Augen, atmete tief durch und nahm all meinen Mut zusammen. Ich sah noch einmal zu Lily, welche auf dem Boden saß und fest verschlossene Reagenzgläser schüttelte, worauf hin die Flüssigkeit innerhalb des Glases die Farbe wechselte.
Anscheinend dauerte es Harry zu lange, denn er stand auf und kam mir plötzlich ganz nah. Als er seine Hand auf meine Wange gelegte hielt ich meine Luft an und hoffte einfach, dass mein Herz nicht aus meinem Brustkorb sprang.
Er stand so unglaublich nah und als ich mich traute wieder zu atmen, legte sich der Duft von seinem Aftershave auf meine Zunge.
Blinzelnd sah ich zu ihm hoch und es drehte sich alles. Ich spürte wie meine Hände anfingen zu zittern, schob sie in die Taschen meines Kittels und griff nach dem Spatel und der Dose mit dem pH-Papier, um mir nicht aus Nervosität die Haut abzuknibbeln.
Ich konnte meinen Blick von seinen strahlenden Augen lösen, sah jedoch dann auf seine Lippen und schluckte. Mein Blick wanderte weiter hinunter auf seine Brust und auf die Regenbogenflagge, welche hinter seinem Namen in den Kittel eingestickt war.
"Louis?"
Wie er meinen Namen sagte... Als er auch noch mit seinem Daumen über meine Wange strich war mein Kopf wie leergefegt.
"Würdest du mit mir einen Kaffee trinken gehen?"
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[3959 Wörter 13/04/2021]
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