Verwirrt

Kapitel 45

Ian

Ian betrachtete Emily eingehend und wurde wieder einmal absolut nicht schlau aus dieser Frau. Gerade hatte sie noch darauf bestanden, dass er mit Donna Schluss machte und nun regte sie sich darüber auf, dass sie es tatsächlich tat? Emily Watson konnte einen Mann wirklich in den Wahnsinn treiben.

"Du verwirrst mich, Frau!", meinte Ian und wusste selbst, dass seine Stimme ziemlich knurrig und definitiv wie ein Vorwurf klang, der nur dazu führte, dass Emily noch etwas trotziger wurde. Mein Gott, was würde das nur für eine Beziehung werden? Würde es je einen Tag geben, an dem sie nicht aneinandergeraten würden?

"Man macht nicht über eine Nachricht Schluss. Man klärt das persönlich!", erläuterte Emily ihren Einspruch und bei dieser doch sehr naiven Auffassung von dem 'richtigen' Beenden einer Beziehung musste Ian lächeln.

"Ich soll also einen Termin mit ihr machen und ihr persönlich zu sagen, dass ich die Beziehung mit ihr beende?" fragte er und konnte sich das Lachen in der Stimme nicht verkneifen.

Emilys Augen verengten sich erzürnt weiter, dann trat sie auf ihn zu und packte wieder die Kravattenenden, an denen sie ihm bereits hier herauf gezerrt hatte.

Das würde sie wohl ab jetzt öfter tun und Ian stöhnte innerlich, wenn er daran dachte, wie viele Krawatten sie ihm ruinieren würde.

"Anständige Männer machen das!", meinte sie und versuchte tatsächlich ihn mit ihren Worten und ihrer Geste einzuschüchtern. Lächerlich! Emily konnte ihn noch so weit zu sich herunterziehen und sich bedrohlich geben.

Sie war ein Zwerg! Sie könnte ihm gegen das Schienbein treten und er würde sie immer noch einfach nur niedlich finden.

"Hast du eine Ahnung, wie lange das dauern könnte? Donna, hat nicht mal die Zeit meine Telefonate anzunehmen, wahrscheinlich wird sie sich die Nachricht von ihrer Sekretärin vorlesen lassen und dabei nicht mal mit der Wimper zucken. Ich werde sicher nicht darauf warten, bis ihr und mein Personalmanager einen Termin ausgemacht haben!", entgegnete er und nun war es offensichtlich Emily, die Verwirrte, denn ihre Stirn warf Wellen.

"Sie ist deine Freundin, sie wird doch einem spontanen Spaziergang oder so zustimmen."

In ihrer Welt vielleicht, aber nicht in seiner!

"Em, süße, niedliche Em. Ich weiß nicht mal, ob sie gerade auf demselben Kontinent ist, wie wir", meinte er und Emily ließ seine arme, überstrapazierte Krawatte los und verschränkte die Arme über ihren üppigen Brüsten.

Als sein Blick für einen Moment darauf fiel, war er glatt noch einmal sehr viel sicherer, dass er nicht darauf warten würde, Donna persönlich zu treffen. Er hatte nämlich keine Ahnung, ob er lange die Finger von Emily lassen könnte.

"Nenn mich nicht süß und deine Beziehung mit ihr ist ganz schön kaputt, weißt du das eigentlich? Das klingt so, als wärt ihr Geschäftspartner und nicht in einer Beziehung. Du weißt, dass ich erwarte, dass du meine Telefonate persönlich annimmst und ich sicherlich keinen Termin bei irgendwem machen würde, oder?" fragte sie, und Ian nickte lediglich, bevor der die Nachricht an Donna versendete.

Zu seinem Erstaunen kamen sofort zwei Häkchen, als Bestätigung dafür, dass es irgendwer gelesen hatte. Dann vergingen ein paar Sekunden.

&gt;&gt;In Ordnung. Danke für alles.<< kam.

Wow.

Ian hatte mit einer pragmatischen Antwort gerechnet, aber das war sogar für ihn eine Kälte, die tatsächlich absolut gar nichts mit einer Beziehung zu tun hatte. Besonders weil er sicher war, dass Donna das nicht einmal selbst geschrieben hatte. In zwei einzelne Sätzen schrieb in der Regel lediglich ihre Sekretärin.

"Was ist? Was ziehst du für ein Gesicht?", fragte Emily und starrte dann ebenfalls auf seinen Bildschirm.

"Danke für alles? Wow, die Frau ist echt hart. Tut mir leid", meinte sie und Ian runzelte wieder die Stirn.

"Es tut dir leid?" fragte sie, und Emily zuckte mit den Schultern.

"Klar. Du hast sie sicher gemocht und sie nimmt die Tatsache, dass du sie verlässt, quasi nur zur Kenntnis. Das ist nicht schön.", erwiderte Emily und zeigte damit so viel Einfühlungsvermögen und Empathie, dass Ian es kaum fassen konnte.

Diese Frau war so anders als Donna, wie es auch nur möglich zu sein schien. An Emily gab es nichts Pragmatisches oder Kaltes. Sie war jemand, der auf sein Herz hörte, auch wenn sie dabei versuchte, nicht kopflos zu handeln.

Für einen Moment starrte er Emily einfach nur an. Mit ihr würde es anders sein. Sehr anders und noch bevor Ian selbst wusste, was er tat, steckte er das Telefon wieder ein, griff nach Emilys Gesicht und küsste sie.

Er war von seiner Handlung ebenso überrascht wie sie wahrscheinlich selbst, aber das spielte keine Rolle, denn zu seinem unermesslichen Glück erwiderte Emily den Kuss sofort.

Ihre Lippen waren weich, anschmiegsam und warm. Dieser Kuss war nichts im Vergleich zu den flüchtigen Bekundungen, die er mit Donna gehabt hatte. Er liebte Emily Geschmack und wollte darin ertrinken und spätestens als sie ihre Arme um seinen Nacken schlang, wusste er, dass es ihr auch so ging.

Ihre Lippen waren nicht weniger gierig und als sie sich an ihn presste. Es war die richtige Entscheidung gewesen, nicht auf einen Termin mit Donna zu warten. Er wollte nicht auf Emily verzichten, nicht eine verfluchte Sekunde lang.

Als er von ihr abließ, um ihnen beiden das Luftholen zu ermöglichen, sah er einen undefinierbaren Glanz in Emily Augen, der ihn dazu verleiten wollte mehr zu tun, als sie nur zu küssen, aber noch bevor er den Kopf wieder senken konnte, zerriss ein Räuspern die Luft.

Ian wandte sich dem Störenfried zu und begegnete das freundliche Lächeln von Emily Mutter, das ihre Augen allerdings nicht erreichte. Sie versuchte freundlich zu wirken, aber sie brachte dem Anblick wenig Verständnis entgegen und Ian fragte sich, ob er es jetzt bereits bei Emily Mutter verdorben hatte.

Was sollte man auch davon halten? Gerade war Emily noch angegriffen worden, Ian hatte sich eingemischt und stand nun in dem Zimmer von Cat Watsons Tochter und küsste sie. Ein optimaler Start sah anders aus.

"Emily, ich will mit dir zum Arzt, wegen deiner Lippe", sagte sie und erst jetzt wurde auch Ian klar, dass Emily ja noch Schmerzen haben musste und er hatte sie geküsst, ohne auch nur eine Sekunde daran zu denken. Verdammt.

"Entschuldige, ich wollte dir nicht wehtun", sagte er, aber Emily schüttelte den Kopf.

"Nein, ich hab es auch vergessen und dann..."

"Emily- Rose Watson!", forderte ihre Mutter ein weiteres Mal und Emily machte sich schnell von ihm los, wobei sie das Gesicht verzog, als könnte sie ihren zweiten Vornamen nicht leiden. Ian aber war noch verwirrter. Ein zweiter Vorname? Hätte der nicht in ihren Akten stehen müssen.

"Emily-Rose?", fragte er und Emily sah böse zu ihm herauf.

"Meine Großmutter aus Übersee' hieß so, es ist nicht wirklich ein zweiter Name. Ich hab ihn nachträglich einfach aufgedrückt bekommen", erklärte sie schnell und ihre Mutter wurde noch ungeduldiger.

"Ich sollte dann vermutlich auch gehen, ich will die Gastfreundschaft deiner Eltern nicht überstrapazieren", meinte Ian und versuchte damit Cat Watson etwas gnädiger zu stimmen, aber ihr Lächeln blieb aufgesetzt.

"Ich ruf dich an, wenn ich fertig bin", warf Emily ihm nach und Ian lächelte.

"Ich werde ran gehen, versprochen", versprach er seinerseits und verließ mit wenigen freundlichen Worten das Haus seiner ...ja was? Freundin? War er jetzt mit ihr zusammen?

Ian dachte darüber nach, wüsste aber keinen Grund, warum das nicht so sein würde, aber er würde Emily definitiv danach fragen, denn schließlich schien sie ganz andere Vorstellungen zu Beziehungen zu haben als er und das Letzte, was Ian wollte, war sie zu vergraulen. Nicht jetzt wo alles so kurz davor war gut zu enden.

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