Pläne- Teil 2
Kapitel 52
Emily
Nur zögerlich betrat sie Ians Appartment und spürte sofort, wie ihre Kehle trocken wurde.
Sie hatte natürlich gewusst, dass er ganz anders lebte als sie und mit einem Luxus aufgewachsen war, denn sie nur aus dem Fernseher kannte, aber es zu sehen war dennoch ein Schock. Inklusive der Erkenntnis, dass ihr dieses unfassbar teure Appartment, das so kalt und farblos wirkte wie aus einer Zeitschrift, ihr absolut nicht gefiel.
Ians Wohnung war einfach zu ordentlich. Keine benutzten Gläser in der Spüler, seine alltäglichen Gegenstände wohl in Schubladen und Schränken verstaut, keine Familienfotos an der Wand.
Zu ordentlich, ganz so als würde hier niemand leben.
Emily dachte daran, wie ihre Regale in ihrem Zimmer voller kleiner Kleinigkeiten standen, die sie besaß, nur, um sie zu besitzen. Figuren ihrer Großeltern, alte Stofftiere, Urlaubssouvenirs.
Nicht bei Ian. Als hätte er trotz seines Geldes nie ein Leben geführt.
"Lass deine Schuhe einfach hier stehen. Du kannst dich in Ruhe umsehen, wenn du willst. Wenn die Sonne untergegangen ist die Aussicht schön, sofern man auf Skylines steht", erklärte Ian und Emily zögerte seinen Anweisungen folge zu leisten, empfand aber eine merkwürdige Befriedigung dabei, ihre abgewetzten Sneaker unordentlich in eine Ecke stellen zu können und auch ihre Tasche dort zu deponieren.
Dann machte sie sich auf Socken daran, den Rest des Appartments zu inspizieren. Ihr erster Eindruck revidierte sich etwas als sie verschiedene Wirtschaftsmagazine in einer Ablage unter dem Couchtisch fand. Ian schien Printmagazine zu bevorzugen.
Sie freute sich über diesen kleinen Einblick in seinen Charakter und streckte den Hals über das Wohnzimmer mit anschließender Kochinsel hinweg zu der versprochene Aussicht.
Emily war niemand, der Skyline liebte, aber sie musste zugeben, dass es schön aussah, wie die Wolken hinter den Häusern verschwanden und wie klein die Welt von hier oben aus wirkte.
"Ich habe uns etwas zu essen bestellt. Meine Assistentin kommt noch einmal lang und bringt mir etwas Arbeit und ich hoffe dann auch deine Sachen", erklärte Ian von der Küche aus und stellte zwei Tassen unter einem Vollautomat, zögerte aber dabei den Startknopf zu drücken.
"Ich hab nur starken Kaffee und keine Milch", stellte er fest und Emily sah zu ihm herüber und war erstaunt, wie konzentriert Ian auf diese Maschine starrte. Als wäre er der Verzweiflung nahe. Es war irgendwie niedlich.
"Hast du Tee oder Kakao oder so?", fragte sie, um ihm von dem Druck zu erlösen, ihr einen ihrer geliebten Milchkaffees machen zu müssen. Doch er schüttelte den Kopf und seine Miene wurde noch finsterer.
"Tut mir leid, ich habe nie Besuch und nur meine Sachen hier. Ich glaube nicht, dass dir davon etwas schmecken würde. Ich schreibe meiner Assistentin, sie soll mitbringen, was du brauchst", meinte er und griff schnell zu seinem Handy, um diese Aufgabe zu delegieren, wie es scheinbar seine Angewohnheit war.
Kurz wollte Emily Einspruch erheben, weil sie fremden Leuten keine Mühe machen wollte, aber dann fiel ihr wieder ein, dass selbst einkaufen zu gehen, keine Option war. Nicht, solange die Presse ihnen im Nacken saß.
"Kakao, Milch, was möchtest du noch?", fragte Ian dann und Emily legte den Kopf schief. Um ihm diese Frage zu beantworten, müsste sie erst einmal wissen, was er hatte, also ging sie lächelnd zu seinem Kühlschrank, zog die Tür auf und oh.
Er hatte recht.
Nichts davon hier drinnen würde sie je essen. Sie wusste nicht einmal, ob Wasser, Marmelade und etwas Toast als eine vollwertige Mahlzeit galten. Er hatte nicht einmal Eier oder Orangensaft für das Frühstück.
"Ich sagte doch, ich habe nichts, was du essen würdest", meinte er und als Emily nun den Kopf hob, sah Ian ihr starr ins Gesicht und erwartete...tja was? Einen Vorwurf?
"Du isst nicht zu Hause?" fragte Emily stattdessen und schloss den Kühlschrank wieder. Er schüttelte den Kopf.
"Ich lasse mir Essen bringen. Es gibt ein gutes Restaurant in der Nähe meines Büros und ansonsten reicht mir ein Joghurt oder ein Marmeladensandwich."
Letzteres ohne Rinde, nachdem übrig gebliebenen halben Sandwich zu urteilen, das noch im Kühlschrank lag. Emilys Mundwinkel zuckten, als sie daran dachte, dass ihr Freund denselben Geschmackssinn wie ihr kleiner Bruder zu haben schien.
"Darf ich eine Liste schrieben? Ich würde gerne morgen früh etwas Frühstücken. Etwas Richtiges, nicht nur Joghurt", sagte sie und Ian überreichte ihr stumm sein Telefon, wo die Nachricht für seine Assistentin noch offen war.
Etwas nervös blieb er vor ihr stehen, während sie tippte und sie spürte seinen Blick auf ihren gesenkten Kopf.
"Es gefällt dir hier nicht", meinte er dann aus heiteren Himmel.
"Wie kommst du darauf?", fragte sie und Ians Gesichtsausdruck blieb ernst, als sie kurz von der Nachricht zu ihm aufsah.
"Die paar Mal, in denen Frauen hier waren, waren sie so begeistert von dem Appartment, dass sie nicht aufhören konnten darüber zu reden, du aber hast nicht gesagt. Es gefällt dir nicht", meinte er und Emily wünschte sich wirklich, sie könnte ihm etwas anderes sagen, aber sie wollte ehrlich bleiben. Also versuchte sie das Gefühl, das sie hier hatte, in Worte zu fassen.
"Es ist eine schöne Wohnung, aber es fühlt sich nicht so an, als würde sie dir gehören oder irgendjemanden. Sie wirkt unpersönlich. Ich mag die Zeitschriften unter dem Couchtisch, weil sie etwas über dich aussagen. Ich mag den Inhalt deines Kühlschrankes. Das bist du. Aber der Rest ist...wie aus einem Katalog", erklärte sie und Ian sah sich in seinem Appartment um und schien zu versuchen zu verstehen, was Emily damit sagen wollte. Zu ihrem Erstaunen nickte er.
"Ich schlafe hier nur. Mein Büro ist ein Chaos, ich lasse da nicht einmal das Reinigungspersonal hinein", bestätigte er ihren Verdacht und sein Blick wanderte zur Skyline.
"Ich habe das Appartment wegen der Aussicht gekauft", gestand er und Emily nickte.
"Ja, die ist schön. Sehr sogar", stimmte sie zu und dann begegneten sich ihre Blicke wieder und plötzlich sah Ian sie noch intensiver an. Solange, bis sie begann sich zu fragen, ob sie etwas im Gesicht hatte.
"Was?" fragte sie und reichte ihm das Handy zurück. Er überflog die Einkaufsliste, während er den Kopf schüttelte und ihre Frage Übergang.
"Popcorn-Kornflakes?" fragte er amüsiert und Emily schob die Unterlippe nach vorne.
"Nicht meckern, bevor du sie nicht probiert hast!", forderte sie und rechnete mit allem, nur nicht damit, dass er seine Hand einfach in ihren Nacken legte und sie küsste. Schon gar, nicht dass dieser Kuss so sanft sein würde, so ... ergebend und an den Purzelbäumen, die ihr Magen dabei schlug, erkannte Emily deutlich, dass dieser Kuss genügte, um sie noch weiter in seinen Bann zu ziehen.
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