Pläne - Teil 1

Kapitel 51

Ian

Ian drückte das Telefonat weg, während er mit dem unauffälligsten Wagen, den er besaß, einen einfachen Mercedes, genau an der Stelle hielt, die die Standortbestimmung, die Emily ihn gesandt hatte, es ihm anzeigte.
Er stand keine drei Minuten da, als Emily plötzlich hinter einer Mauer herausgeschossen kam, die Kapuze ihrer Regenjacke tiefe in ihr Gesicht gezogen, als hätte sie gerade einen Diebstahl begangen und zu ihm ins Auto schlüpfte.
Ian hätte nicht für möglich gehalten, wie schnell ausgerechnet Emily, mit ihrer Aversionen gegen das Fahren, in einen Wagen flüchten konnte. Aber Paparazzi schienen ihr gerade mehr zuzusetzen als ihr Trauma.
"Wo ist dein Fahrrad?" fragte Ian und Emily, die schnell nach dem Sicherheitsgurt griff und sich panisch umsah, als würde sie hinter jeden Busch lauernde Paparazzi vermuten, sah ihn erst mit großen Augen, bevor sie die Frage überhaupt zu verstehen schien.
"Bleibt erstmal hinter der Mauer. Mrs Simpson hat sicher nicht dagegen. Ich danke dir, dass du mich abholst", sagte sie und sah tatsächlich so aus, als würde der Gedanke von hier wegzukommen sie beruhigen. Ian konnte sich ein Lächeln dabei nicht verkneifen und wollte ihr gerade etwas sagen, als abermals sein Handy klingelte und die Bezeichnung "Mutter" kurz aufblinkte, bis er den Anrufer erneut wegdrückte.
Sofort stöhnte Emily auf.
"Oh Gott, du auch? Meine Eltern sind auch nicht begeistert", stöhnte Emily, während sie sich in das Leder des Sitzes kuschelte.
"Ich würde mich ja entschuldigen, aber die alternative wäre nicht mit dir zusammen zu sein und das kommt für mich nicht in Frage!", beschloss er, worauf Emily ihn kurz ansah und sichtlich ruhiger wurde.
Für eine Sekunde saßen sie einfach so da. Er sah sie an und sie ihn und Ian ahnte, dass er den Wagen starten sollte, bevor er den Drang erlag, sich zu ihr herüber zu lehnen und sie erneut zu küssen.
Seit dem Mittag konnte er an nichts anderes mehr denken. Eigentlich schon seit dem Augenblick, als sie sich das erste Mal gesehen hatte, aber nun wo er wusste, wie es sich anfühlte, machte ihn die Vorstellung fast wahnsinnig.
"Es ist nichts Persönliches. Du bist einfach nur Kerl, der mit ihrer Tochter zusammen ist", meinte Emily beruhigend und brachte ihn so zum Thema 'Eltern' zurück. Aber so ganz kaufte Ian ihr das nicht ab. Ian konnte sich nicht vorstellen, dass Emilys Eltern bei jeden dahergelaufenen Mann so reagiert hätten, es lag ziemlich sicher an ihm persönlich, aber diesen Kampf schien Emily alleine austragen zu wollen und das respektierte er.
Wieder klingelte sein eigenes Telefon und abermals drückte er seine Mutter weg. Dann startete er den Wagen und fuhr in Richtung seines Stadtappartements.
"Was ist mit deinen Eltern?", fragte Emily dann und Ian verzog das Gesicht, weil er nicht wusste, wie viel er ihr sagen sollte.
Sein Vater wusste es wahrscheinlich noch nicht, aber seine Mutter hatte die Klatschpresse verfolgt und war alles andere als begeistert davon, dass Ian Donna für Emily hatte sitzen lassen. Denn genau so war es gewesen und genau so legten die Zeitungen es gerade aus.
Zuerst hatten sie Ian sogar einen Seitensprung angehangen, weil die Trennung von Donna noch nicht bekannt gewesen war. Als Donnas Sekretärin allerdings ein Statement angegeben hatte, dass sie sie und Ian 'seit einiger Zeit' bereits nicht mehr liiert waren, sind die Schlagzeilen in die richtige Richtung abgedriftet.
"Meine Mutter mochte Donna. Nicht weil diese sie wirklich gekannt hätte, sondern wegen ihres Status. Meiner Mutter ist sowas wichtig", meinte Ian und Emilys Blick wurde traurig. Mist. Das war das Letzte, was er gewollt hatte. Wahrscheinlich hätte er es einfach für sich behalten sollen, wie auch sie es getan hatte. Also versuchte er schnell sich zu erklären.
"Ich liebe meine Mutter, Emily, aber das ist ein Charakterzug an ihr, denn ich nie akzeptiert habe. Der äußere Schein war ihr immer sehr wichtig gewesen, wäre es anders, hätte sie längst den Mut gehabt, sich von meinem Vater zu trennen. Ich habe vor langer Zeit akzeptiert, dass ich ihr über diese Ansicht nicht hinweg helfen kann und werde es wohl auch in Bezug zu dich nicht können, aber das spielt keine Rolle. Lola mag dich, das ist mir wichtiger.", erklärte Ian ihr und Emily wirkte tatsächlich etwas fröhlicher.
"Ach ja? Ist es ihr nicht peinlich, dass ihr Bruder mit der Stipendiatin geht?", fragte sie verschmitzt und Ian musste wieder lächeln.
"Lola ist nicht so, wie sie sich in der Öffentlichkeit präsentiert. Sie verkauft sich in den sozialen Median als Party-Girl und mag diese Rolle sicherlich auch, aber mit dem ganzen zur schau Stellung von Luxus tut sie etwas Gutes. Sie versteigert ihre Sachen und spendet den Erlös an eine gemeinnützige Organisation. Vorher hatte sie direkt gespendet, aber unser Vater hat ihr den Geldhahn deswegen zugedreht. Also kauft sie stattdessen von seinem Geld teure Kleidung, verkauft sie so hoch wie möglich wieder und gibt das Geld dann weiter."
Für einen Moment sah Emily ihn skeptisch an und Ian konnte nur hoffen, dass dies etwas von den Vorurteilen nahm, die Emily gegenüber seiner Schwester empfinden könnte, denn es war ihm tatsächlich wichtig, dass sie sich verstanden. Seine Schwester hatte eine gute Seele, besser als seine eigene und sie verdiente es von Emily gemocht zu werden.
"Das ist beeindruckend. Dieser Aufwand, nur um weiter spenden zu können..." meinte Emily, hielt dann inne, schloss dann plötzlich die Augen und gab einen frustrierten Laut von sich.
"Oh Gott, die Schuhe von damals. Ich hab ihr die Schuhe versaut und die hat sie auch weiterverkauft, oder? Ich muss mich bei ihr entschuldigen, das hat ihr sicherlich ein paar hundert Dollar gekostet, die deswegen nicht gespendet werden konnten und..."
"Beruhig dich, das ist schon in Ordnung. Du könntest es ja nicht wissen und Lola hatte es bis jetzt auch nicht aufgeklärt, also wird darf sie dir deswegen gar nicht böse sein. Ist sie auch nicht, das verspreche ich dir. Zudem hattest du allen Grund, sauer auf sie zu sein. Ich weiß, wie nervig meine Schwester sein kann", versuchte Ian Emily zu beruhigen und legte aus einem Instinkt heraus seine Hand auf ihre.
Er wäre nicht wütend gewesen, wenn sie ihre zurückgezogen hätte, war aber froh, dass sie es nicht tat und hatte somit das Gefühl, dass Emily und er alles überstehen konnten. Diese Klatschreporter, die Aversion seiner Mutter und ihrer Eltern und damit auch hoffentlich alles, was Ians Vater sich ausdenken würde.


komplette Neuauflage meines Skandalbuches. Komplett neu geschrieben zur vorbereitung der Veröffentlichung Ende 2025. 😊

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